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Goethe

und sein Jahrhundert.

Er trat ans Licht, als unsers Friedrichs Thaten
die Welt erfüllten, mit ihm Voltaire's Ruhm;
er sah den ungeheuren Sturz der Staaten,
des Reiches Fall, das neue Kaisertum,
das Vaterland in tiefster Schmach, verraten;
er sah das wahre Freiheitsheldentum;
und noch in unsers Weltteils langem Frieden
war ihm des Lebens höchstes Ziel beschieden.

Er war des Friedens Kind," im Reich der Geister beherrscht' er mächtig Kunst und Wißenschaft, in großer Genien Kreis, ihr aller Meister,

in göttergleicher Leibes Schön' und Kraft.

Er war ein Mann des Lichts: der Sonn' entreißt er, was uns sein Geist, Herz, Hand und Sinn erschafft: des ersten Frühlingstages Morgenröte

entführte uns den ewig jungen Goethe.

Es hatt' aufs Neue schon die Welt begonnen
sich zu verwirren, langer blut'ger Streit:
doch trübt es wenig seine lehten Sonnen,
er war zum heitern Tagwerk ståts bereit;
von seiner Sonnenhöhe, klar, besonnen,
schaut' er erhaben auf den Strom der Zeit,
die fort und fort in wilden Strudeln brausend:
nach ihm heißt sein Jahrhundert, sein Jahrtausend!

v. d. Hagen.

Da

XVI.

Vermischte kurze Mittheilungen.

1. Althochdeutsches.

az ih dir hold pin y demo piscophe so mino crephti enti mino chunsti sint si minan vuillun fruma frummenti enti scadun vententi kahorich enti kahengig enti statig piscophtuome so ih mit rehto aphter canone scal.

in sinemo

Bekam der sel. Graff aus einer Oberdeutschen Handschrift.

2. Zwei Fastnachtspiele.

Sie stehn in der Weimarer Liederhandschrift, Pap. 4, des 15ten Jahrhunderts, welche ich zu der Minnesinger-Sammĺnng gebraucht und beschrieben habe, Bd. IV, S. 906, mit Abbildung. Ich verdanke sie Goethe's freundlicher Mitteilung, sowie die zu „Gesamtabenteuer“ III, 775. 793. 794. verzeichnete *), neben_welcher sie auch wegen eines Teils ihres Inhaltes**) anzuführen war. Bl. 125, S. 6. von etwas jüngerer Hand:

Ein hoflich fpil zu der fafenacht

der knecht

Nu hört vnd fweiget vnd feit pey witzen
hie wirt mã ein hoffgericht fitzen

Vgl. Berichtigung zu Bd. 3, S. 21.

8. B. folgt auf diese Fastnachtspiele Ein hofflich spruch von ein Ritt: Deutsches Gedicht zu dem Altfranzöf. schon bei A. Jubinal nouveau recueil de contes et fabliaux (Paris 1839) I, 353.

mit weifen mannen wol gelert
ob ymant an eren wer vorfert

oder was er het fur tzu clagen

das fol er den richter(n) hie für tragen

Ein Weib (mlr=mulier) verklagt ihren Mann, daß er ihr das nacht futer abtrage zu schlechten acker gurren (gegen föln Füllen). Urteil der neun Richter: er soll über Meer gegen die Heiden ziehn, mit scharfer glen reiten

der fol mit frawen nymer reden

pys yms derlaupt dy kunigin von fwedēder futers gnünck hat in fein parn

vnd wil das andern pubin sparn

vnd wil er mer tantzen nach der alten laute
fo wil ich mich fur pas auch laffen prauten

Man soll ihm fein gefchir vos dem arfz abhaüen. Der Mann bekennt, daß er gern andere Weiber über ihre alten und nachtfaulen Männer getröstet: er war barmhertzig und sie gegen ihn fchertzig. Der Knecht beschließt, ermahnt, in der Fastnacht fröhlich zu leben: vnd tzecht nicht vil in d5 miñen tzellen

daz euch der eÿelft fings nicht geswelle
vnd reyft ab ewern fidelbogen

gebt vns vrlaup vnd lat vns furpas tzogen.

Von der åltern Hand der Lieder:

Ali9 P curfur

Nue fweygt ein weyl vnd habt ewr rue
vnd höret zweyen eeleuten zue

die hat man gein einander verswatzt
das eins das annder gar gering schatzt
die frawe clagt von jrem eemanne
vnd meint er fey in des bifchoffs banne

fein lieb fey gantz gen jr erlofchen

vnd er hab in fremden schewrn gedrofchen.

Das Weib (ml'r) schilt und droht deshalb. vir erwidert, sie laße sich den hunt vor dem licht vmb lauffen (sich hinters Licht füh. en) und hdre auf ein altes Weib. nuncius bringt einen Brief seines Bruders von Rein her auf aufz niderlant, und meldet, eine Klosterfrau liege von ihm im Kindbette. Der Brief fordert

ihn auf, zur Warnemung ihrer Kaufmannschaft hinzukommen, und er reitet weg. kupplerin tömmt und ladet die Frau zu einem jungen Herrn ins Haus. Ancilla schilt sie eine alte peffein und pfeffein, und råth ab. Die Alte verlangt, der Frau ihren Willen zu laßen. mlr freut sich der Heimkehr ihres Mannes, frolockt: mein hertz in groffen freuden fchockt. vir beschuldigt sie, fie habe sich in das fleifchgaden brechen laßen. Ancilla bezeugt ihre Treue. mulier beteuert, und wil deinem efel ein genüg futer gebn. vir ist zufrieden, und verspricht, seinen efel nicht weg zu leihen, er finde bei ihr ein volle futer crebi (: lebñ). mulier ist vergnügt:

H're der wirt nu heyft ein Schencken

fo wollen wir feint Johanes myn trinckū
vnd wollen vns machen vmifz (?) strafz
vnd das man mer leut herhein zu euch las

P,curfor

Her wirt jr sult vns vrlaub gebō
vnd furt jm hausz ein rechtz lebn
habt jr vyh fo lat fein wol warten

fo gewint jr guten mift jm garten

habt jr ehalten die ewrn willen volbringu

die fult jr bifz jar wiederumb dingū

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Folgen sechs Reime völlig Wiederholung aus dem Schluße des vos

rigen Spiels. Ebenso der Schluß:

vă zecht nicht vil in ir miñen zellen

das euch der eylfft ving iht werde gefwellen
vnd fpert ewrn Efel vnden ein

fo müft jr die vasten ein fromer man sein

Mit dem Anfangsreimpaare dieses Spiels beginnt ein Fastnachts spiel Rosenpluts bei Gottsched (ndth. Vorr. II, 62), ist übrigens jedoch ganz verschieden. Aenliche zum Schweigen ermanende Ans fånge, wie die vorstehenden beiden, haben alle Fastnachtspiele Rosenpluts bei Gottsched. Unter den bisher ungedruckten (Grundr. 524) find obige beide vielleicht von zwei Eheleuten" und der Bauer mit dem Fleischgaden."

"

v. d. Hagen.

3. Mittheilungen aus Westfalen

von

Fr. Woeste zu Iserlohn.

Aus dem Volksmunde aufgezeichnet.

1. Reime beim Bastlösen (Förde bei Attendorn),

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pen.] kättken laip 'n biärch 'erop huålt 'ne kar kese

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was de pipe rain ëut

rump ëut stump ëut.

2. Desgleichen. (Helden bei Attendorn). Lëue lëue peïpe 't sat ies reïpe

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huål

't sap in'n aiken [wëu sall de kau haiten reåuthenne reauthenne bueter

-

op de schüetel ägger innen kauken

då kann me guet

nå raupen -] då kam de Hesfe met dem langen

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då raip de geåus då was de peïpe rain

Die eingeklammerten Zeilen sind wahrscheinlich aus einem
Reime zur Kalberweihe hineingerathen.

3. Desgl. (Werl.)

Sippe sappe sunne

min meåuër is 'ne nunne

min vaër is 'n pape

iek woll en peïpken maken

dat woll mi nitt geråen

då lach'k et oppet water

un lait et flaiten

bit Sünte-graiten

Sünte-graite bock 'n pannekauken

woll mi nix met giewen

då laip 't kättken 'n teåurn 'rop

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