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gemeinsames ist. Diese Einrichtung hat sowohl in lauen als in wild aufgeregten Zeiten sich bewährt; ihr verdanken wir das Bestehen eine Reihe von bereits 35 Jahren hindurch, ihr die Feier des heus tigen fröhlichen Stiftungsfestes, ohne sie wåren störende Neuerun gen, Versuche, Spaltungen kaum zu vermeiden, auf jeden Fall würde uns die schöne Sicherheit und die heitere Ruhe des Lebens fehlen, deren wir bedürfen. Die Arbeit, das Mittheilen und Em pfangen, fållt naturgemåß in die monatlichen allgemeinen Versamm lungen, und wenn wir diese mit einem heitern Male schließen, so zeigen wir damit nur, daß wir nicht bloß Verståndnis haben der deutschen Art, sondern auch selbst nicht aus der Art geschlagen sind. Denn so sehr es dem Deutschen eigenthümlich ist, in den großen, schönen oder heitern Gestaltungen des diesseitigen Lebens, in irgend erhöhtem Sinnengenusse an sich Befriedigung nicht zu suchen, noch zu finden, da dies Alles dahinschwindet und vergeht, eben so eigen thümlich ist es ihm, daß er, des Bleibenden im Wechsel sich bewußt, rückhaltlos von ganzem Herzen an diesen Gestaltungen und Ges nüssen und in ihnen sich erfreut. Darum konnte Luther, wie er es war und blieb, so unbedingt ein Mann des deutschen Volkes wers den, weil er Mensch in vollem Sinne ein kräftiger, lebensvoller Mann, weder der heitern sinnlichen Freude sich entzog, noch den menschlichen Schmerz zurückhielt. Auch hierin war Luther ein Gegenbild von Calvin, welcher der Sinnlichkeit fast gar kein Recht und keinen Einfluß über sich einräumte, nnd daher nie eigentlich ein Mann des deutschen Volkes war und sein konnte.

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Es bleibt nun noch eine Gestaltung unseres gesellschaftlichen Lebens zu erwähnen. Wie der einzelne Mensch, so bedarf jede lebens volle Gemeinschaft solcher den gewöhnlichen Wechsel der Arbeit und des Genusses unterbrechender wiederkehrender Zeiten, in welchen sie entweder mit Dank zurückblickend des Erreichten sich freut und vom Erreichten vorwårts dem Ziel entgegen das Auge wendet, oder er: höhte Lebensthätigkeit gewinnt durch den begeisternden Hinblick auf ein Ereignis, eine Zeit, einen Menschen, an welchen auf irgend eine Weise herrlich zur Erscheinung gelangte, was der Mittelpunkt ist ihres Strebens und der Bewegung in ihr. Das sind Zeiten, von denen aus Licht und Wärme auf die übrigen sich vertheilt, Zeiten, die auch äußerlich vor den gewöhnlichen ausgezeichnet werden müssen, Festzeiten, Feiertage. Solche Zeiten hat auch die deutsche Ges

sellschaft nach den beiden angegebenen Richtungen hin in ihrem Stiftungsfest und ihrem Gdthefest. Beide sind ausgezeichnet, nicht nur durch das dem Gegenstande der Feier gewidmete Wort und reichere Genüsse, sondern auch durch die Gegenwart und freundliche Theilnahme edler Frauen und Jungfrauen. Diese sind der noth wendigste Schmuck unserer Feste, die ohne sie trüber und beraubt des natürlichen Ausdrucks dessen, was sie erfüllen soll, verlaufen würden. Wo deutsches Leben und deutsche Begeisterung ist, da ist auf der einen Seite Wirkung auf der andern Huldigung der Frauen. Davon zeugen vaterländische Geschichte und Dichtung bis auf die lehten verworrenen Zeiten herab. Ja, wahrlich, kein åchter, begün stigter Sohn unseres Volkes, mag er einsamer am Abend seines Lebens stehn, oder mag ihm aus den ́leuchtenden Augen des um ihn aufwachsenden Geschlechtes seine eigene Kindheit und Jugend wiederstralen, kein deutscher Mann kann des Besten, was er ist und hat, sich bewußt werden, ohne in dankbarer Verehrung anzuz erkennen und zu preisen, wie weiblicher Einfluß und weibliche Mächte ihn gebildet und reich gemacht, von dem ersten Blicke an, womit die Mutterliebe ihn segnete, hindurch durch die Zeit, in welcher er, wie einst sein Volk, das Urbild der Schönheit und Güte zur Königin des Himmels erhob, nur daß der Himmel sein Herz war. Und Göthe? - an dem wir nach so vielen Seiten hin die reichste Entfaltung des Geistes bewundern, der uns hier zusammenführt und zusammenhålt, der es sich bewußt war, wie irgend Jemand, daß Einflüsse edler Weibs lichkeit von Anbeginn seiner schaffenden Thätigkeit das schöne Maaß gegeben und die herrlichsten Keime in ihm zur Blüte entfaltet haben, so daß er noch als Greis das Wort sprach in überschwänglicher Weise: ,,Das ewig Weibliche zieht uns hinan "können wir würdig sein Fest feiern ohne die erfreuende Theilnahme derer, die er mit den edels sten Umrissen gezeichnet, mit seinen seelenvollsten Tönen gefeiert hat? Können seine ewigen Lieder tiefer und lebendiger uns in die Seele dringen, als getragen von den Tönen weiblichen Gesanges?

Doch ich schließe mit dem bittenden Wunsche: Möge unter uns immer reichlicher aus den Schäßen deutscher Art und Kunst Altes und Neues mitgetheilt, immer frischer gegeben, immer fröhlicher ges nommen werden. Mögen auch in Zukunft zu unsern Festen edle Frauen und Jungfrauen gern herzutreten, duftende Blüten in unsern Ehrenkränzen, unserer Festfreude milde Lebensspenderinnen.

Klåden.

XIX.

Jahresbericht über die Arbeiten der Gesellschaft und Verzeichnis der in den Ver: sammlungen vorgelegten Werke Deutscher Litteratur und Alterthumskunde.

Vom Juli 1848 bis October 1850.

Im Juli 1848 las Prof. v. d. Hagen Bruchstücke aus seiner

Abhandlung über die Schwanensage (gedr. aus den Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften, Berlin 1848). Dr. Holzapfel theilte im Namen des aus den Mitgliedern ernannten Ausschusses einige Vorschläge zur Verdeutschung der im Heerwesen jest vorkoms menden Fremdwörter mit, woran sich eine längere allgemeine Bes sprechung knüpfte *). Aehnliche Vorschläge wurden in der Versammlung im August für die Abfassung des Bürgerwehrgeseßes gemacht. Im September gab Prof. Maßmann einen Bericht über das Gothische Wörterbuch von Schulze, namentlich auch über die Vorrede dazu von Jac. Grimm, in welcher unter Anderm manche Vers muthungen über Pflanzennamen im Dioscorides, die Gothischen Ursprungs sind, gegeben werden. Ferner besprach derselbe den vor kurzem erschienenen siebenten Band der Dichtungen des Deutschen Mittelalters, herausgeg. von Fr. Pfeiffer, und fügte hinzu, daß die

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*) Man vergleiche über die Ergebnisse dieser und mehrerer Besprechungen in den folgenden Monatsversammlungen; den leßten Auffaß im achten Bande des Jahrbuchs S. 392 „Fremdwörter im Heerwesen;" den neunten Auffaß des ge= genwärtigen Bandes: Fremdwörter im deutschen Heerwesen," und die besonders herausgegebene kleine Schrift: Benennungen im deutschen Heerwesen. Verdeutschungsvorschläge der Berliner Gesellschaft für deutsche Sprache. Herausgegeben von R. Holzapfel. Berlin 1850. 8.

ganze Erzählung: Mai und Beaflur, mit dem Enenkel übereinstimme. Zuleht berichtete er über seine Ausgabe der Kaiserchronik. Director Odebrecht theilte aus einem Aufsaße des Nieder: Lausißischen Ma gazins, einen Codex epistolaris betreffend, mit, daß in demselben die Margaretha Maultasche Chriemhilde genannt werde, woraus also eine Bekanntschaft mit dem Nibelungenliede in jener Zeit hervorgehe. - Die Sigung im October wurde mit Besprechung der Uebertragung der fremden Ausdrücke des Heerwesens ausgefüllt. — In der Decembersihung las Dtr. Odebrecht einiges wenig Bes kannte, theilweise auf unsere Zeit Anwendbare, aus dem zweiten Bande des deutschen Museums vor: die Ankündigung der Schiller: schen Thalia; eine Abhandlung von C. F. Klein über den Nugen der Gewalt und des Zwanges in Bezug auf Gesetzgebung; Beis träge zum Stadt und Land Recht; Schilderung des Wieners, in Katechismusform; Gedichte von Moses Kuh.

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1 8 4 9.

Zu Beamten waren für dieses Jahr gewählt: Director August zum Ordner, Prof. Maßmann zum stellvertretenden Ordner, Dr. Lütcke zum Schreiber und Buchwart; Stadtrath Klein zum Schaffs ner. In der Januarversammlung stellte Dr. Holzapfel den Ans trag, ebenso wie unser Heerwesen, so auch das Gerichtswesen von den vielen fremden Ausdrücken zu säubern. Die Gesellschaft ers nannte zu diesem Zweck einen engeren Ausschuß und beschloß, auch Juristen, die nicht ihre Mitglieder wåren, zur Unterstüßung bei dies sen Bestrebungen heranzuziehen. Schließlich las Dir. Odebrecht noch aus dem deutschen Museum eine Rede vor, die Gdthe im Jahre 1784 als Vorstand des Bergamtes in Ilmenau gehalten hatte *). Im Februar wurden mehrere Verdeutschungen von fremden Ausdrücken im Gerichtswesen vom Dr. Holzapfel vorges legt und von den Anwesenden besprochen. Diese Besprechungen wurden auch in den nächsten Versammlungen im März und April fortgeseßt; außerdem wurde ein Schreiben an Se. Maj. den König entworfen, welches den Zweck hatte, denselben mit diesen Bestres bungen der Gesellschaft bekannt und geneigt zu machen, ihnen so viel wie möglich Eingang in das bürgerliche Leben zu verschaffen.

*) In Goethe's Werken Ausgabe in Fol. Bd. II, Thl. 2, S. 634.

In der Sihung des Mai las der als Gast anwesende Oberlehrer Rührmund den Auffah über Wolframs von Eschenbach Beschreis bung von Terre marveile, welcher in diesem Bande unter Nr. II. abgedruckt ist. Im Juni las der Ordner die königliche Ants wort auf die Zuschrift bei Darreichung der Sammlung verdeutschs ter Kriegsausdrücke vor. In Folge eines von Außerhalb einges sandten Aufsages machte Prof. Maßmann den Antrag, alles zum Druck für das Jahrbuch Gebotene von einer Art Ausschuß der Gesellschaft durchsehen und das zum Abdruck sich Eignende bestim men zu lassen. Man ging hierauf ein und übertrug dem Prof. v. d. Hagen, als Herausgeber, mit den Herren Maßmann und Klåden diese Beurtheilung. Ueber die Berlinische Gdthefeier im August, welche, von unsrer Gesellschaft ausgehend, auch vors nåmlich durch sie ausgeführt wurde (vgl. oben S. 279), wurde in der Septembersihung von dem Dr. Holzapfel Bericht erstattet, namentlich ging der Berichterstatter die verschiedenen Festlichkeiten im Schauspielhause, in der Singakademie, in den Gymnasien und im Milenzschen Saale, leßtere am ausführlichsten, durch*). Dar: auf berichteten Prof. Zelle, und Prof. Koch als Augens und Oh ren Zeugen ausführlich über die Gdthefeier in Weimar. — Im Ok tober lasen Prof. Maßmann und Dir. Kannegießer über den Abdruck der Vorauer Handschrift, namentlich besprach der Leßtere das Gedicht von Alexander vom Pfaffen Lamprecht, besonders in Hinsicht auf den Sprachgebrauch und gab eine Probe von seiner Uebersehung dieses Gedichts. Justizrath Straß theilte ein Stück aus dem ersten Akte seines Drama's Hermann mit. Prof. Müller knüpfte an eine von ihm vor kurzem herausgegebene Schrift (Die Kiffhäuser: Sage. Berlin bei Decker. 1849. 8.) einige Bes merkungen über den Namen Kiffhäuser, als Kriegs- oder SchußHaus, sowie über die Bedeutung der Hohenstaufen für Deutschland, namentlich, daß in ihnen das rein menschliche Princip dem rômi schen, papistischen unterliegt. -In der Novembersihung berichtete Prof. Maßmann über einen vom Dr. Förstemann aus Danzig eingesandten Aufsah: Ueber ein künftiges Wörterbuch altdeutscher Eigennamen," welcher sich in diesem 9. Bande des Jahrbuches

*) Vgl. Die Göthefeier zu Berlin im Jahre 1849. Bericht, Gedichte, Festreden, Trinksprüche von August, Bartsch, v. d. Hagen, A. v. Humboldt, Kannez gießer, Kopisch u. A. Berlin 1849, gr. 8. (48 S.)

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