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sein Ruhm, die Gunst und Liebe der Orgeluse, standen auf dem Spiele. Es blieb ihm kein Ausweg, den verhängnißvollen Knoten anders zu lösen, als durch unbedingte Unterwerfung unter die strenge Nothwendigkeit. - Wir überlassen den Helden, der bei uns Allen gewiß.die innigste Theilnahme gefunden hat, seinem guten Genius und seinem Glücke, indem wir die Beschreibung von Terre marveile mit den Worten beschließen, welche jüngst noch Plippalinot ihm zugerufen hatte (5083-11):

Herr! Das ist so Brauch

Hier auf dem Plan, im Forst und auch,

Wo jener Klinschor Herrscher ist.
Verzagt Jhr, übt Ihr tapf're List,

Doch geht es anders nicht, als so

Fürwahr: Heut traurig, morgen froh (vgl. 10324).
Euch ist's vielleicht noch unbekannt:

Ein Wunder ist dies ganze Land.

So währt es immer, Nacht und Tag;

Nur Glück bei Mannheit helfen mag."

Bevor wir unsern Blick von der Betrachtung dieses Wunderlandes abwenden, wollen wir uns noch umsehen, ob nicht irgendwo auf der Erde eine Gegend liegt, welche dem Dichter zu diesem poetischen Landschaftsgemälde Vorschub leisten konnte. Einen Fingerzeig enthielt schon früher die Andeutung, daß Klinschor eine freie Copie Abålard's sei; jeßt möge diese Hypothese unsre Führerinn sein!

Abålard*), aus einem Flecken nicht weit von Nantes, dem Mittelpunkt des Sagenkreises der Tafelrunde, gebürtig, lebte in den Jahren 1079-1142, seine Leidensgefährtinn Heloise bis 1163. Da nun Wolfram von Eschenbach seinen Parzival um 1205, seinen Willehalm um 1217 schrieb und nachweislich bis 1227 lebte, so reichte er in der Zeit so weit hinauf, daß er als ein Knabe aus den gebildeten höheren Stånden an den Erzählungen und wunderbaren Sa: gen über den berühmten und selbst von den lernbegierigen Männern und Jünglingen Deutschlands einige Jahrzehnte früher vielbesuchten

*) Man lese die in Berlin 1850 herausgekommene populär gehaltene, aber gediegene Schrift: „Abälard und Heloise,“ vom Professor I. E. Jacobi.

Abalard das lebhafteste Interesse nehmen mußte*). Wie sollten nun die aus früher Jugend bewahrten Erinnerungen und Phantasiebilder Wols fram's nicht auf die Gestaltung seines mit so reichhaltigem, histori schem und antiquarischem Stoff erfüllten Gedichtes einen merklichen Einfluß geübt haben! Was insbesondere die Angaben der Ges schichte über den unglücklichen Abålard betrifft, so darf man dieselben nur mit der Schilderung, welche unser Dichter im Parzival von Clinschor macht, vergleichen und sich dabei das wissenschaftliche Treis ben des Mittelalters, desgl. die Urtheile des ungelehrten, aberglaus bigen großen Haufens, der sich überall und zu allen Zeiten dem Wesen nach gleich ist, über die geheimnißvolle geistige Gewalt der Gelehrsamkeit vergegenwärtigen, um selbst in den poetischen Umbil dungen und Verhüllungen, welche sich Wolfram im Parzival bei der Charakteristik Clinschor's erlaubt hat, ähnliche, vorbildliche Züge aus Abålard's Leben, Zeitalter und Wirkungskreise zu erkennen. Sowohl Abalard, als Clinschor waren von Natur mit den vorzugs lichsten Eigenschaften des Leibes und der Seele ausgerüstet und machten dieselben in den höchsten Kreisen der menschlichen Gesells schaft geltend; aber beide zogen sich durch einen Fehltritt eine ents ehrende Leibesstrafe zu, welche ihrem ganzen Leben eine andere Rich tung gab. Abålard widmete sich als Gelehrter außer den alten Sprachen besonders dem Studium der dogmatischen Theologie und der Philosophie, in dieser aber rang damals die Schule der Platos niker (Nominalisten), die sich für die Gültigkeit der allgemeinen Ber griffe erklärt hatten, mit den Anhängern des Aristoteles (den Rea listen), welche den allgemeinen Begriffen ihre Bedeutung absprachen und nur den besonderen einen Werth beilegten. Abålard konnte diese Parteiungen nicht umgehen. Anfangs war er Nominalist, spåter jes doch eifriger Bekämpfer dieser Secte und eine Zeit lang die Haupt

*) Ob schon Guiot von Provence (77610. 80510) in seinem nicht mehr vorhandenen Werke, oder Chrétien von Troyes, der 30 Jahre nach Abätard's Tode (1170-90) geblüht und ein Gedicht von Parzival verfaßt hat, das Wolfram kannte, aber wegen ungeschickter Behandlung der Sage tadelte (827 1-14), die Abenteuer Abälard's und den Schauplaß seiner Wirksamkeit, dem jener Chrétien so nahe war, in seine Dichtung mit aufgenommen hat, vermag ich, mit dem franzöfifchen Werke nicht weiter bekannt, nicht zu sagen, bin aber geneigt, es zu vermuthen. Herr Professor Adalbert Kelter in Tübingen, der gelehrte und unermüdliche Vermittler des französischen und deutschen Mittelalters, dem ich für die gütige Mittheilung der von ihm im Jahre 1848 herausgegebenen,,Lieder Guillems IX, Grafen von Peitieu, Herzogs von Aquitanien,“ ergebenst danke, wird unter Anderen leicht darüber Auskunft geben können.

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stüße der Realisten; aber der Neid seiner vielen besiegten Gegner, der Haß, welchen er durch seine strenge Sittenzucht, die er in den Kidstern bei den ihm untergebenen entarteten Mönchen einführen wollte, sich zuzog, und die Behauptung gewisser Theologen, an deren Spike der heilige Bernhard stand, daß Abålard's Philosophie der christlichen Glaubenslehre gefährlich sei, verschafften seinen zahlreichen Feinden endlich den Sieg über ihn, die, um auch das unwissende Volk gegen ihn aufzuheßen, sich nicht scheuten, ihn für einen Ver bündeten des Teufels und gefährlichen Zauberer zu erklären. Auch Clinschor, nach unserm Gedichte Herzog in dem durch Ueberfluß an verführerischen Lebensgenüssen berüchtigten Capua, hatte, wie Abålard, sich dem Studium der alten Classiker gewidmet, weswegen ihn die poetische Sage zu einem Neffen des wunderthätigen Virgilius in Neapel machte; spåter aber ward er wegen eines entdeckten Liebesabenteuers mit der Gemahlinn des Königs von Sicilien auf Befehl desselben entmannt und landesflüchtig*); danach hatte er in der Stadt Perfida, nicht im Lande Persia" (65727. 28) Zauberei erlernt, d. h. die persische Religion und Philosophie, deren dualistische Lehre von einem Reiche des Lichts und der Finsterniß neben der griechis schen Emanationslehre einen Hauptbestandtheil des zu Alexandrien cinst entstandenen Neoplatonismus ausmachte, und die Künste der Magier studirt. Daß er auch dem geistlichen Stande der christlichen Kirche, wie Abålard, angehörte, deutet der Name pfaffe (664) an. In dem von ihm neugeschaffenen Terre marveile benußte er den Zauber seiner Persönlichkeit und seines geheimen Wissens, um eine Anzahl Männer und Frauen seines Standes bei sich gebannt zu halten, gleichwie der von seinen Gegnern verfolgte Abålard durch seine geistige Anziehungskraft Hunderte wißbegieriger Jünlinge bes wog, ihm in die dunklen Wälder von Champagne zu folgen und in dem angenehmen Thale, durch welches das Flüßchen Ardusson rann, unweit Nogent an der Seine, in einer einsamen, wilden Gegend das Kloster Paraklet zu erbauen und mit ihm zu bewohnen, bis ihn die neidische Verfolgungswuth seiner verkehernden Gegner nach einem andern Kloster vertrieb und Heloise mit ihren Nonnen den verlas senen Paraklet bezog. Diese Aehnlichkeit in den Schicksalen des

*) Vergleiche das Leben und Treiben am Hofe des Königs Artus, welchem der grimmige Clinschor die Mutter, eine Schwester und zwei Nichten nach seiner Zauberburg entführte!

Abalard und Clinschor erhält noch mehr Bestätigung, wenn wir die Umgegend des Paraklet mit der eben gegebenen Beschreibung von Terre marveile vergleichen. Ich beziehe mich unter andern auf Cassini's Generalcharte von Frankreich v. J. 1744, die mir aus der Bibliothek des ersten Garderegiments zu Fuß von gefålliger Hand zur Benußung mitgetheilt worden, und auf die i. J. 1835 aus dem Dépôt de la guerre herausgegebene große Charte von Frankreich, deren Einsicht und Vergleichung aus seinem kostbaren Privatbesitze Herr Professor Berghaus mit freundlicher Bereitwilligkeit mir gestattet hat. Hiernach ist der Paraklet vom Ardüsson durchflossen, welcher der Seine oberhalb Nogent s. S. zufließt, nachdem er zwei geräumige Teiche gebildet hat. Jenes Flüßchen und der südwestlich unterhalb Nogent in die Seine sich ergießende Lorrin entspringen südlich nahe bei einander und gewähren nebst ihren Zuflüssen nur einen schmalen Eingang in die Ebene, welche die Seine mit den ges nannten beiden Nebenflüssen bildet. Unweit des Paraklet im We sten erstreckt sich von Süden nach Norden ein kleiner Bergrücken, und etwas nördlicher (bei St. Aubin) führt eine Brücke, die einzige des Flusses, über den Ardüsson nach Nogent s. S., von wo außer diesem mittleren noch 2 Wege nach Troyes gehen, der kürzere, dde Landweg zwischen dem Ursprung des Ardüsson und Lorrin, und die große Heerstraße dftlich in einem Bogen am Saume des von den Armen der Seine bei ihrer Vereinigung mit der Aube durchschnittes nen Erdstriches. Wenn auch nicht alle Einzelheiten zutreffen, was übrigens für den Dichter gerade kein Lob wåre, so darf man doch wohl annehmen, daß der Ardüsson=Sabins, der Lorrin = Poyn zaclins, die Seine nördlich davon = Meer im Parzival, die von den 3 Flüssen eingeschlossene Ebene Terre marveile, der Paras klet, von Heloise und ihren Nonnen bewohnt, = Logrois, Wohnsiß der Orgeluse, der Bergrücken seitwårts vom Paraklet = Schastel mars veil, Nogent s. S. Rosche Sabins. Die beiden noch vorhandes nen, nordöstlich gelegenen Gehölze mögen als Reste des einst am Zusammenfluß der Seine und Aube befindlichen Urwaldes gelten, zwischen welchem und dem Ardüsson (Sabins) sich eine Wiese (die Kampfwiese von Joflanze) bis an die Wassergrånze, welche die Seine in dem Winkel zwischen Nogent s. S. und Pont s. S. (nach Wolfram's Parzival das Meer) bildet, hinauf erstreckte.

Wie man auch über diese Arbeit und mein Unternehmen, die Beschreibung von Terre marveile als ein für sich bestehendes poes tisches Naturgemålde aufzustellen, urtheilen möge, so hoffe ich doch mit dem Vorwurfe, als habe ich durch diese Sonderung des Derts lichen und Geschichtlichen in Wolfram's Parzival dem Studium der mittelhochdeutschen Dichter Eintrag gethan, verschont zu bleiben; denn, gefällt obige Darstellung, so wird der wißbegierige Leser es mir danken, daß ich ihn auf die eigenthümlichen Schönheiten eines Gedichtes aufmerksam gemacht habe, welches in diesem einfachen, daraus entnommenen Landschaftsbilde ihm schon so angenehmen Ges nuß gewährt, so daß nun vielleicht Mancher, von einem auch ihm eingeflößten Vorurtheil befreit, sich angetrieben fühlt, einen durch den Vorwurf der Planlosigkeit und Verwirrung mit Unrecht vers schrienen Abschnitt des erwähnten Epos mit eigener Kraft sicher und freudig zu durchwandern und auch seinerseits irgend welchen bisher unbeachteten, dunklen Theil desselben zu allgemeinerem Nuß und Frommen zu beleuchten und zugänglich zu machen. Sollte aber, was ich gern zugebe, dieses oder jenes Einzelne der Berichtigung oder Ergänzung bedürfen, so würde ich mich freuen, wenn dadurch Genoss fen derselben Beschäftigung Veranlassung fånden, durch unparteiische Kritik und Mittheilung ihres besseren Wissens das Studium unserer vaterländischen Literatur zu fördern. Ich wenigstens gestehe, daß ich durch obige mühevolle Arbeit, die ich, angereizt durch die anmuthige Lecture des zweiten Theils von A. v. Humboldt's Kosmos, ohne anderweitige Hülfe ausgeführt habe, in mancher Beziehung in meines Lieblingsdichters Werken heimischer geworden bin. Zum Schluß übrigens möge es dankbarer Pietåt vergönnt sein, als einen Beweis, welchen ermunternden Antheil jener um Kunst und Wissenschaft so hochverdiente Mann auch an bescheidenen Leistun gen Jüngerer, sofern sie zu seiner Kenntniß kommen, immerdar nimmt, sein Urtheil über obige in der Handschrift überreichte Ab handlung mitzutheilen, wie es in einem Briefe vom 26. December 1848 vor mir liegt: ,,Was ich von dem einen Theile Ihrer Abhandlung des wichtigen Denkmals mittelalterlicher Poesie ges lesen, hat mir viel Freude gemacht. Es ist ein interessantes Unternehmen, ein landschaftliches Ebenbild der Gegend zu ents werfen, die dem Geiste des Dichters vorschwebte, ein Bild, das die

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