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Wirklichkeit im freien Spiel der Einbildungskraft mehr oder wenis ger bedingt. Wie sehr ich daran hange, in den großen Werken der Alten Spuren individueller Auffassungen, bestimmter Localitåten, zu finden, sehen Sie Kosmos Th. II, S. 10. 19. 108. Auch Cicero begeistert durch anmuthige Erinnerungen aus der wirklichen Welt, Kosmos Th. II, S. 18.

Potsdam.

F. W. Rührmund.

III.

Ueber ein künftiges Wörterbuch altdeutscher Eigennamen.

Die in dem Graff'schen Sprachschahe zerstreut verzeichneten Eigen

namen bilden jedenfalls den schwächsten Theil des sonst so verdienstvollen Wertes. Der Grund hievon liegt zunächst in dem Umstande, daß die Quellen für die Sammlung der ahd. Namen fast durchaus andere sind als die für die andern Bestandtheile des Sprachschaßes. Daher kam es denn, daß, während Graff seinen ganzen Eifer auf die lehteren richtete, die Namen unvollståndig an Zahl, ungenau in der Schreibung und nur selten durch Hinweisung auf die Quellen genug gesichert aufgeführt werden, abgesehen davon, daß diese Mångel gegen Ende des Werkes in noch weit größerem Maßstabe als in den ersten Bånden hervortreten. Ein weiterer Mangel ist die un sichere Begrenzung des hieher gehörigen Stoffes. Graff sammelte aus den deutschen Quellen auch die fremden Namen, sogar diejeni gen, welche in Deutschland niemals gastlich aufgenommen sind, und indem er so Deutsches und Undeutsches durcheinander mischte, bes diente er sich nicht einmal eines Kennzeichens zur Unterscheidung dieser beiden Gattungen, so daß man über sein Urtheil, was deutsch und was undeutsch sei, in vielen Fällen im Unklaren ist. Doch köns nen wir bei genauerer Betrachtung erkennen, daß diese Unterschei dung, selbst wenn Graff sie angestellt håtte, durchaus mangelhaft håtte sein müssen. Der Sprachschaß enthält nåmlich wie billig auch die deutschen Namen aus undeutschen Quellen und hier erstaunt

man über den gänzlichen Mangel an Ausscheidung alles Fremden, namentlich des Keltischen, einen Punkt, über den weiter unten noch Mehreres angedeutet werden soll. Ein fernerer Vorwurf ist Graff daraus zu machen, daß er eine Anzahl von Personennamen auf falsche Weise aus Ortsnamen gefolgert hat, so wie ich mir z. B. von einer großen Anzahl seiner Personennamen auf -ing getraue darthun zu können, daß sie niemals existirt haben.

Außer diesen besondern den Namen des Sprachschaßes ans haftenden Uebeln, deren es übrigens noch mehrere giebt, wirken noch die dem ganzen Werke gemeinsamen Mångel nachtheilig. Vor Allem denkt man hiebei natürlich an die Zusammenstellung der Wörter unter gemeinsame Wurzeln, die oft weder concret deutsche noch abstract indogermanische genannt werden können, sondern hals: brechend in der Mitte schweben; ein Punkt, den Maßmann klar erkannt, aber mit gebührender Zartheit behandelt hat*).

Wåre nun eine besondere Sammlung altdeutscher Eigen: namen aus mehrfachen Gründen selbst dann höchst ersprießlich ges wesen, wenn Graff die bezeichneten Klippen håtte umgehen können, so mußte, da dieses nicht geschehen ist, ein dahin einschlagendes Werk geradezu eins der dringendsten Bedürfnisse auf dem Gebiete germanischer Sprachwissenschaft werden. Daher sagt auch unser Meister auf diesem Felde, J. Grimm, im Jahre 1840 in der Vorrede zur dritten Ausgabe der Grammatik: Darf ich bei dieser Ges legenheit einen Wunsch laut lassen werden, der mir sehr am Herzen liegt, so ist es der, daß die unbeschreibliche Menge althochdeutscher Eigennamen, sowol der drtlichen als persönlichen, da beide Graff unvollständig und ungenau verzeichnet, von einem rustigen Bearbeis ter nach wolüberlegtem Plan bald in eine eigne Sammlung gebracht werden möge, ein Buch, aus welchem unsrer Sprache und Ges schichte unfehlbar bedeutender Gewinn erwachsen muß, dessen Auss führung aber ungemeinen Fleiß erfordert: der Vorrath ist fast un übersehlich." Sechs Jahre hindurch nach dieser Anregung ließ sich von keiner Seite her hören, daß ein „rüftiger Bearbeiter" ans Werk gegangen sei; denn um hier mit Aussicht auf Erfolg arbeiten zu

*) Wie ich schon im I. 1844 mit Rücksicht auf einige Sanskritforschungen den Saß aufstellte ,,inter radices vocumque formas Sanscritas et inter IndoGermanicas accuratius solito esse distinguendum," fo wird auch in Bezug auf das Deutsche eine entsprechende Behauptung zu berücksichtigen sein.

fönnen, mußten so manche glücklichen Umstände zusammentreffen. J. Grimm ergriff daher, um die Sache in erwünschten Gang zu bringen, ein anderes Mittel; er beantragte bei der Berliner Akades mie eine Preisaufgabe über diesen Gegenstand und die Akademie erhob diesen Antrag zum Beschluß, was Grimm in einer seiner spås teren akademischen Abhandlungen mit warmem Danke anerkannt hat. Diese im Juli 1846 gegebene Preisaufgabe lautet:

Unser Volk zeichnet sich aus durch einen Reichthum von Eigennamen, der für die Geschichte der Sprache von größtem Belang, aber in den Denkmålern allenthalben verstreut ist. Zu einer genauen und vollständigen Sammlung derselben, die gegenwärtig an der Zeit zu sein scheint, öffentliche Anregung zu geben, hat die Akademie einen Preis dafür auszusehen beschlossen. Die Sammlung soll sich von der ältesten Zeit bis zum Jahre 1100, aber nur auf gothische (zugleich vandalische), langobardische, fränkische, thüringische, alamannische, burgundische, bayerische, altsächsische und friesische erstrecken, mit Ausschluß der angelsächsischen und altnordischen. Deutung der Eigennamen, wie sie erst allmålig aus dem Studium des såmmtli chen Vorraths gründlich hervorgehen kann, wird zwar nicht zur Bedingung gemacht, wo sie aber jest schon mit Besonnenheit und in gedrängter Kürze vorgenommen werden kann, als willkommene und empfehlende Zugabe betrachtet werden. Der Termin der Eins sendung ist der 1. März 1849, die Bewerbungschriften können in deutscher, lateinischer oder französischer Sprache abgefaßt sein. Jede ist zu versehen mit einer Inschrift, welche auf einem beizufügenden versiegelten, den Namen des Verfassers enthaltenden Zettel zu wie: derholen ist. Der Preis ist 100 Dukaten und die Entscheidung ers folgt in der öffentlichen Sizung zum Andenken an Leibniz im Jahre 1849."

Wenn schon bei der großen Jedem einleuchtenden Schwierigkeit der Aufgabe die Zahl der Bewerber auf keinen Fall eine bedeutende sein konnte, so trat auch selbst einer geringen Concurrenz die ein Jahr vor dem Termin der Einsendung losbrechende politische Bes. wegung hemmend entgegen. Wahrscheinlich ist, wie sich der spåtere Bericht der Akademie ausdrückt, mehr als ein Vorsah dadurch erstickt worden, oder die Ausführung auf halbem Wege stehen ges blieben. Mit Bezug auf diese Vermuthung biete ich hiemit allen denjenigen, welche etwa in der Ausführung dieser Aufgabe behindert

worden sind, die Hand zum Bunde und bitte sie, sich mit mir in Verkehr und Verband seßen zu wollen, damit in echt wissenschaftli chem Geiste mit gegenseitiger Förderung ein Werk zu Stande ges bracht werde, das von einer neuen Seite her unserer alten Sprache Hoheit und Reichthum ans Licht stelle. Sehe ich recht, so sind meine mir unbekannten Mitforscher vor Allem nunmehr dazu berus fen, an eine Sammlung der angelsächsischen oder der altnordischen Namen zu gehen; besonders wenn eine solche Sammlung nach demselben Plane angelegt wird, wie das Wörterbuch aus den übri gen Mundarten, verspreche ich mir große Ergebnisse von dem Lichte, das beide Arbeiten durch einander wechselseitig empfangen müssen.

Daß ich selbst (wie sich später zeigte, als der Einzige) es gewagt habe einen rohen Entwurf der Akademie vorzulegen, seßt mich nunmehr fast in Erstaunen, wenn ich an die besondern Hemmnisse denke, die neben den erwähnten allgemeinen grade mir entgegentraten. Erst ein Vierteljahr nach Stellung der Aufgabe davon in Kenntniß geseßt und für dieses Feld so gut als ganz unvorbereitet, zudem grade lebhaft von andern wissenschaftlichen Plänen angeregt, wåre ich nie ans Werk gegangen, wenn nicht das dringende Zureden wohlwollender Freunde mich dazu bestimmt håtte. Weniger bringe ich es in Anschlag, daß ich durch Berufsgeschäfte im höchsten Grade nach mannigfaltigen Richtungen hin in Anspruch genommen wurde und noch werde, denn ich hatte mich in solch einer minder begüns ftigten Lage schon längst gewöhnt, die eigentlich wissenschaftliche Tha tigkeit nur als Erholung und Erfrischung gelten zu lassen. Aber was mich am meisten drückte, war der fast gånzliche Mangel an wissenschaftlichen Hülfsmitteln, den ich hier in Danzig (und ich war an den Ort gefesselt) in einer Weise empfand, daß eine nåhere Schilderung davon fast ans Unglaubliche grenzen würde. Fern von aller Selbstüberschäßung und ohne die geringste Hoffnung den eigents lichen Preis erlangen zu können, sandte ich meine erste Anlage der Akademie ein, nur um von dorther eine Anregung zur eigentlichen Ausführung zu erhalten. Noch war z. B. außer den echt hochdeuts schen Mundarten verhältnißmäßig nur wenig von mir gesammelt, noch hatte ich aus meinen ursprünglichen Auszügen die Belegstellen nicht mit der hier unumgänglichen Schärfe und Gleichförmigkeit in die Vorlage übertragen können, noch waren ferner die Sonderungen der Wortstämme und die Deutungen der Namen auf einer sehr

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