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esse exclamant degrediunturque et inter patres con

sidunt.

So sprachen und handelten kleine deutsche Fürsten gegenüber dem riesigen Rom, dem kein jeßiger Koloß gleicht. Und dieser Volksund Fürsteneinheit erlag endlich Rom.

Berlin, am 18. April 1850.

H. F. Maßmann.

V.

Ueber die Bedeutung des Simplicissimus

von

Chr. v. Grimmelshausen.

Die Mittheilungen von Theodor Echtermeier (in den Hallischen

Jahrbüchern 1838. Nr. 52-54), so wie die tiefer eingehenden Uns tersuchungen W. A. Passows (in den Blåttern für literarische Unterhaltung 1843. Nr. 259-264, mit den Nachträgen 1844. Nr. 119 und 1847. Nr. 273) über den Verfasser des Simplicissimus und dessen sonstige Werke haben nicht verhindern können, daß noch in der 3. Auflage des 3. Theils von Gerwinus Geschichte der poetischen Nationalliteratur der Deutschen, Leipzig 1848. andere Werke des Christoffel von Grimmelshausen außer dem Simplicissimus, z. B. der teusche Joseph, der satirische Pilgram u. a. zu den wahrscheinlich verlorenen gerechnet, der Trußsimplex aber und der Springinsfeld dem Philarchus Grossus von Trommenheim, als einem von Grims melshausen verschiedenen Verfasser, zugeschrieben werden. Ja, Dr. Georg Weber in seinem verdienstlichen Grundrisse der Geschichte der deutschen Literatur, 2. Auflage, Leipzig 1850. nennt auch jetzt noch Samuel Greifenson von Hirschfeld als Verfasser des Simplis cius Simplicissimus, ohne auch nur jenem Namen, wie doch Gers winus bereits gethan, hinzuzufügen:,,(eigentlich Grimmelshausen).“ Bei dem großen Gewicht des Gerwinischen Buches und der Vers breitung, welche der Webersche Grundriß sich erworben hat, dürfte den Entdeckungen jener erstgenannten Månner noch lange die völlige Anerkennung fehlen, weshalb es Pflicht wird wiederholt auf ihre Arbeiten hinzuweisen. Aber auch das kann leider nicht geradehin geschehen ohne damit neuen Irrthümern Bahn zu machen, welche

zum Theil bereits, offenbar aus den Aufsäßen von Passow und Ech. termeier, in die 9. Auflage des Leitfadens zur Geschichte der deuts schen Literatur von Pischon, Berlin 1848, S. 108. übergegangen sind. Die Bemerkung daselbst, daß Grimmelshausen Protestant ger wesen sei, ist das Ergebniß einer Untersuchung Passows v. J. 1843, welches dieser selbst zwar 4 Jahre später als ein falsches nachweist, aber in einer kurzen Bemerkung, die leicht übersehen werden kann und wirklich, wie die Angabe bei Pischon zeigt, übersehen worden ist. Mit jenem Ergebniß aber fällt zugleich die Auffassung Passow's (Bl. f. lit. Unterhaltung 1843 Nr. 261) von dem Verhältnisse, in welchem Grimmelshausen steht zu dem ohne Namen des Verfassers in der Gesammtausgabe der Grimmelshausischen Schriften abges druckten Gespräche:,,Warumb er nicht katholisch werden könne?" Darauf jedoch jeßt nåher einzugehen ist meine Absicht nicht. Dar': legen nur möchte ich hier den Grundgedanken und die Stellung des Simplicissimus, so daß daraus zugleich das Irrthümliche der aus dem Aufsage Echtermeiers entnommenen Angabe Pischons, daß Grimmelshausen in seinem Simplicissimus den Parzival parodire, erhelle, so wie hervorgehe, daß man die Bedeutung des Werkes nicht mit Passow darin seßen dürfe, daß der Simplicissimus der Eulenspiegel des 17. Jahrhunderts sei.

Allerdings ist das Verhältniß des Simplicissimus zum Parzis val Wolframs von Eschenbach ein ganz bestimmtes. Beide Werke haben in dem innersten Gedanken, der sie gestaltet, ihren Berüh rungspunkt; beide stellen in dem Leben ihrer Helden dar den Kampf zwischen Geist und Welt, Glaube und Leben, der zuleht mit dem Frieden des Kämpfenden endet. Sollte dieser Kampf rein und an schaulich dargestellt werden, so mußten beide mit einem starken zwar, aber einfältigen, weder durch innre Erfahrung, noch durch den Gedanken mit der Offenbarung des Geistes in der menschlichen Gesellschaft und deren Verhältnissen vermittelten Glauben in das Leben hinaustreten. So geht Parzival von der Einsamkeit, in wels cher die Mutter das Glaubensleben des Kindes gepflegt, in die glåns zende Ritterwelt, Simplicissimus nach dem Tode des Einsiedlers, der ihn unterrichtet, aus seiner Hütte in das rohe, wüste Leben des Krieges. Da nun tritt der große Unterschied ein, durch welchen Simplicissimus in dem weiten Gebiete deutscher Dichtung nicht ein Gegenbild, sondern die nothwendige Ergänzung des Parzival wird.

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Dieser, ursprünglich begabt mit einem tiefen und edlen Gemüthe, verliert in dem Kampfe mit der Welt, die ihn in ihren feinsten Ges staltungen umgiebt, als er sich mit Schmach bedeckt sieht gerade da er den Gipfel der Ehre erreicht zu haben meinte, zwar der äußern Erscheinung nach den Glauben seiner Kindheit ganz, er zweifelt und verzweifelt an seinem Gotte; aber, und das ist die Hauptsache, er sucht nicht im wüßten Sinnengenuß, nicht in den Tiefen des irdis schen Lebens Ersaß für das, was er auf seinen Höhen verloren hatte: unwandelbar vielmehr blieb er von Seiten der Sitte mit seinem Gotte und dessen Geseße im unverbrüchlichen Zusammenhange. Darum wie das in dem Gespräche Parzivals mit Trevrizent (Lachmannsche Ausgabe S. 225) angedeutet wird-gelangt Pars zival zuleßt, nachdem er, gedemüthigt und gereift durch innerliche Kämpfe nnd Erfahrungen, wie durch außere Belehrung, den Glaus ben seiner Kindheit nur bestimmter und selbstbewußter wieder erhals ten hat, zum höchsten, reinsten Lebensgenuß, indem er die Fülle der Güter als Offenbarungen der Macht und Liebe Gottes empfängt und genießt, zum Besiße des Graal kommt. Simplicissimus dages gen, weniger tief und mehr sinnlich, bewahrt in dem Kampfe mit der entarteten Welt, die ihn überall mit roher Hårte auf der einen und Genuß auf der andern Seite entgegentritt, die Reinheit der Sitte nicht. Er taucht tiefer unter in den Schlamm des Lebens, giebt der Welt sich vollständig gefangen von ihrem Dienste gefesselt; der Glaube aber seiner Kindheit läßt ihn nie ganz außer Verbins dung mit dem Höchsten. Dieser Glaube ist zwar eine Zeit lang unterdrückt, scheint verschwunden, seine Kraft aber tritt hervor in den immer stärker werdenden Regungen des Gewissens, welche ihn endlich zur völligen Umkehr treiben. Allein gewohnt der Welt nachs zugeben, fållt er in ihr, oder in ihrer Nähe immer wieder ihrer Macht anheim, und findet vollen Frieden sachgemäß nur getrennt von ihr in Arbeit, Betrachtung und Gebet auf einer einsamen fruchtbaren Insel. So steht, wie der Zeit, so auch der Bedeutung nach, unser Simplicissimus zwischen dem Parzival und Goethes Faust mits ten inne. Der eine kämpfend verliert den Glauben, der andere die Sittenreinheit und der dritte in dem rastlosen Suchen nach Befries digung entfagt dem Glauben und überspringt die Schranken der Sitte. Für diesen freilich ist, trok des zweiten Theiles des Faust, die Versöhnung nicht gefunden.

Aus dieser kurzen Darstellung wird im Allgemeinen ersichtlich sein, in welchen Punkten dem Grundgedanken des Parzival und des Simplicissimus gemåß das innere und äußere Leben beider Helden sich berühren, in welchen es abweichen muß. Die größte Aehnlichs keit im Verlauf der Geschichten liegt im Anfang.

Nimmt man nun noch hinzu, in welchen Umgebungen und an welchen Lebenskreisen Wolfram den Parzival und Grimmelshausen den Simplicissimus sich entwickeln läßt, so wird vollständig erhellen, ob und in wie fern das eine Werk neben seiner eigenthümlichen Bes deutung auch noch die habe eine Parodie des andern zu sein. Wols fram zur Zeit, da er den Parzival dichtete - ganz im Anfange des 13. Jahrhunderts - im Glanz des Hofes des Landgrafen von This ringen lebend, selbst Ritter, war durch seine eigenen Verhältnisse sos wohl, als auch durch den Sagenkreis, dem er den Stoff zu seinem Gedichte entnahm, für seinen Helden an die durch den Gedanken verfeinerte und durch den Zauber der Dichtung belebte und vers klärte Ritterwelt gewiesen. Grimmelshausen, der selbst als Muskes tier im 30jährigen Kriege Dienste gethan hatte, seßt seinen Sims plicissimus in das wüste Treiben und all' die Roheit und Gemein: heit des damaligen Kriegerstandes. Wie man nun die gemeinste Wirklichkeit entarteter Lebenskreise eine Parodie der Darstellung eben derselben, nur durch die schöpferische Kraft eines dichterischen Gemüthes gehobenen Kreise nennen, wie das wildeste Räuberleben die verfeinerte Ritterwelt parodiren mag, so allerdings könnte man auch die Zustände, welche Grimmelshausen im Simplicissimus ges braucht und darstellt, eine Parodie nennen der Welt, in welcher Pars zival sich bewegt; aber gewiß nicht anders. Von einem bewußten, gewollten Parodiren, ja Persiffliren des Gedichtes Wolframs nach seinem ganzen Verlaufe durch das Werk von Grimmelshausen — wenn dies die Meinung Echtermeiers ist*) - ist so wenig eine Spur zu finden, daß, selbst wenn nachgewiesen werden könnte, daß dem Grimmelshausen Wolframs Parzival vorgelegen habe, nur ein

*) Echtermeiers Worte find:,,Ihre (der 5 Bücher fimplicianischer Geschich; ten) Opposition gegen die Ritterpoesie beschränkt sich nicht nur auf gewisse Züge, sondern diese Bücher des Simplicissimus persiffiren und parodiren das abstraktefte und auf die Spize getriebene Rittergedicht den Parzival in seinem ganzen Vers lauf. um sich davon bestens zu überzeugen braucht man nur die Inhaltsangaben der Bücher und Kapitel in beiden zu vergleichen und den Lebenslauf des Simpler und des Parzival neben einander in halten."

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