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ganz anderer Einfluß des Parzival auf den Simplicissimus zugege: ben werden könnte, der nåmlich, daß das Werk Wolframs den Grundgedanken, aus dem das Grimmelshausensche Werk hervorges gangen, mit angeregt und seine Ausführung gefördert habe. Allein es ist schwerlich zu glauben, daß Grimmelshausen den Parzival ges kannt hat, und Nichts in seinen Schriften weist darauf hin. Des Königs Artur erwähnt er überhaupt fünfmal, dreimal im Simplicissimus, einmal Buch 4, Kap. 24, wo er Oliviers Schwert mit dem Schwerte des Königs Artur Caliburn vergleicht; und dann Buch 6, Kap. 6 und Kap. 8, an welchen Stellen ihm der Glanz der Hofhaltung und die Freigebigkeit des Königs Artur zum Vergleichungspunkt dienen. Am allerwenigsten dürfte Grimmelshausen hoffen mit einer Parodie des Parzival von seinen Zeitgenossen verstanden zu werden. Auch das darf ich wohl noch mit in Anschlag bringen, daß ein Mann von dem tiefen sittlichen Ernst wie Grimmelshausen, und der selbst (z. B. in Dietwalts und Amelindens Lieb- und Leidsbeschreibung) mit sichtbarem Wohlgefallen in der sagenhaften Ritterwelt sich be: wegt, nicht wohl das Rittergedicht, den Parzival, in einem Werke parodiren, ja persiffliren konnte, welches mit jenem von demselben ernsten Grundgedanken ausgegangen ist. Eine Beziehung endlich der Ueberschriften im Simplicissimus zu denen im Parzival (nach der Ausgabe von 1477, die hier allein in Betracht kommen könnte), wodurch die von Echtermeier ausgehende Ansicht bestätiget würde, habe ich nirgend finden können; vielmehr erscheinen die im Simplicissimus ohne alle Rücksicht auf den Parzivol gemacht. Zur Beståtigung dieses Urtheils können die Ueberschriften solcher Abschnitte dienen, welche der Persifflage am meisten Raum geben würden. So hat der Abschnitt, welcher den Aufenthalt des Parzival bei Gurnamanz enthält, die Ueberschrift: Hie kam her partzival zu gurnas manh von grahars den herhogen der lerte in wise." Der entspres chende Abschnitt im Simplicissimus, worin der Aufenthalt des Sims plicissimus bei dem Gouverneur in Hanau dargestellt wird, zerfällt in 30 Kapitel mit Ueberschriften, und geht von Buch 1 Kap. 18 bis Buch 2 Kap. 14. Von diesen Ueberschriften werde ich diejenis gen mittheilen, welche noch am meisten anzuklingen scheinen könnten: Buch 1. Kap. 25:,,Dem seltsamen Simplicio kommt in der Welt

alles seltsam vor, er hingegen der Welt auch."

Buch 2. Kap. 3: Der andere Page bekommt sein Lehrgeld und Simplicius wird zum Narren erwählt.“

Kap. 6: Simplicius kompt in Himmel und wird in ein

Kalb verwandelt."

Tap. 7:,,Wie sich Simplicius in diesen bestialischen Stand geschickt."

Doch das wird genügen.

Wenn nun Passow im Simplicissimus den Eulenspiegel des 17. Jahrhunderts sieht und sein Wesen in eine Perfifflage der vers schiedensten Schwachheiten des deutschen Volkes, in einen mit scherzs haften Waffen geführten Kampf für den schlichten gesunden Mens schenverstand und für einen unverkünftelten aber aufrichtigen Glau ben seht, und die Einkleidung der im Eulenspiegel und Simplicissi mus gleichartigen Grundgedanken nåher so angiebt: „ein reiner urz sprünglich gutgearteter Naturmensch eine Art des jest so beliebs ten deutschen Michels wird ohne allen Anhalt in eine verkün‹ stelte und vielfach zerrüttete Welt hinausgeschleudert, aber nicht um mit derselben auf Leben unb Tod zu kämpfen, sondern um durch diese Vereinigung ganz widerstrebender Elemente, fortwährend in die lächerlichsten Situationen, dann und wann aber auch in ernstere Verlegenheiten zu gerathen" - so macht damit Passow für den Simplicissimus Nebensächliches zur Hauptsache, ganz abgesehen das von, wie diese Darstellung für den Eulenspiegel passen dürfte. Allerdings benußte Grimmelshausen, dem es wollte so behagen mit Lachen die Wahrheit zu sagen," und der dies sehr wohl verstand, vornehmlich den Eintritt des Simplicissimus in die ihm ganz unbes kannte Welt, um den Zusammenstoß des schlichten Menschenverstans des und des ungekünstelten Glaubens mit der verderbten und vers künftelten Welt in heiterer oft lächerlicher Weise darzustellen, und die Gestalt des Simplicisssmus, um mannigfache Schwachheiten des deutschen Volkes zu verspotten; allein das ist so wenig die Hauptsache und der Grundgedanke des ganzen Werks, als man mit Recht den Parzival, der auch anfänglich die Lehren seiner Mutter wörtlich in Erfüllung bringt, dadurch lächerlich wird und ernste Verle= genheiten hervorruft und somit mehr noch als Simplicissimus an Eulenspiegel erinnert, den Eulenspiegel des 13. Jahrhunderts nens nen könnte. Der Kampf mit der Welt wird im Simplicissimus allerdings auf Leben und Tod gekämpft. Die Hauptpunkte in diesem

Kampfe und die Uebergänge vom Siege zum Unterliegen, vom Leben zum Tode und umgekehrt sind mit großer Selenkunde theils darges stellt, theils angedeutet. Daß dieser Kampf dem Grimmelshausen bei seiner Darstellung die Hauptsache war, ergeben unzweifelhaft die Worte, welche Grimmelshausen den Simplicissimus sprechen läßt, als ihn das „nosce te ipsum" zu einem eingehenden Rückblick auf sein vergangenes Leben führt, Buch 5 Kap. 23, verbunden mit der Antwort, welche Simplicissimus giebt, als er aufgefordert wird von seiner einsamen Insel wieder in die Welt zurückzukehren, Buch 6 Kap. 27. Aus der ersten Stelle werden folgende Zeilen für den Zweck dieser Darstellung genügen: „da sagte ich zu mir selber, dein „Leben ist kein Leben gewesen, sondern ein Todt; deine Tage ein schwerer Schatten, deine Jahr ein schwerer Traum.....: du bist ,,durch viel Gefährlichkeiten dem Krieg nachgezogen und hast in ,,demselbigen viel Glück und Unglück eingenommen.....: aber nun ,,du mein arme Seel, was hastu von dieser ganzen Raiß zu wes „gen gebracht? Diß hast du gewonnen. Ich bin arm an Gut, mein Herk ist beschwerdt mit Sorgen, zu allem guten bin ich faul, tråg „und verderbt, und was das allerelendeste, so ist mein Gewissen „ångstlich und beschwert, du selbsten aber bist mit vielen Sünden „überhäuft.....; Als ich nach meines Vattern (des Einsiedlers) sees ,,ligen Todt in diese Welt kam, da war ich einfältig und rein, auff„recht und redlich, wahrhaftig, demüthig, eingezogen, måssig, keusch, „schamhaftig, fromm und andåchtig; bin aber bald boßhafftig 2c. geworden,....."

Die zweite Stelle beginnt mit den auch von Echtermeier in einer andern Beziehung angeführten Worten: „Mein Gott was „wollt ihr mich ziehen, hier ist Fried, dort ist Krieg; hier weiß ich „nichts von Hoffart, vom Geiß, vom Zorn, vom Neyd, vom Eyfer, ,,von Falschheit, von Betrug, von allerhand Sorgen beydes um Nahrung und Kleydung noch umb Ehr und Reputation; hier ist ,,eine stille Einsame ohne Zorn, Hader und Zanck; eine Sicherheit ,,vor eitlen Begierden, eine Vestung wider alles unordentliches Vers „langen; ein Schuß wider die vielfältige Strick der Welt und eine „stille Ruhe, darinnen man dem allerhöchsten allein dienen, seine „Wunder betrachten, und ihn loben und preysen kann 2c.“

C. Klåden.

VI.

Die Schönaunken.

Im Huggel, einem berge zwischen den orten Ohrbeck und Hagen

in der nähe von Osnabrück haben vor alters leute gewohnt, die man die Sgdnaunken, Sgdnhaunken oder Sgdnunken ges nannt, ihnen aber auch wohl die namen Hünnerskes oder wilde ges sellen gegeben. Sie haben sich in den im berge befindlichen höhlen aufgehalten, welche man die wünnerkesgåtter, wüllekeslöcker oder wulweckerslöcker geheißen und man erzählt, daß diese sich noch weit von dem berge fort bis jenseit Osnabrück erstrecken, wo sie bei St. Gertruden wieder ans tageslicht führen, und man früher durch eine große thůr, die jedoch jezt durch davorgelegte große eisenstangen verschloßen ist, in dieselben hat hineingehen können.

Diese Sgdnaunken nun haben den bewohnern der umgegend allerhand geråthe geschmiedet, namentlich pflugeisen und brandrdste, und die waren so vortrefflich, daß gar kein vergang an ihnen war, und viele leute noch dergleichen bis auf den heutigen tag aus alter zeit haben, denn jezt schmieden die Sgdnaunken nicht mehr. Das bei ist noch merkwürdig, daß alle diese brandrdste einerlei form has ben; sie bestehen nåmlich aus långlichen dreifüßen, die an der spißen seite eine handhabe in der gestalt eines sißenden hundes haben und dazu dienen das holz auf dem heerde hohl zu legen.

Man erzählt nun, daß die Sgdnaunken unsichtbar gewesen, und daß wer ein geråthe von ihnen hat haben wollen, seine bestellung habe auf einen zettel schreiben und diesen auf einen vor der hdle stehenden tisch legen müßen, dann habe er das bestellte am andern tage gefunden, aber auch den preis dafür sogleich auf den tisch les gen müßen*).

*) Vgl. Germania VIII, 217. Schwanenfage 533.

Nun ist aber einmal ein Hüggelmeier gewesen, der bestellt bei den Sgdnaunken ein pflugeisen und kommt anderen tages hin um das bestellte zu holen, findet es auch, seßt sich aber statt zu bezahs len auf den tisch und ,,måket sin behoves." Das ist ihm aber fast übel bekommen, denn als er sich eilig auf seinem pferde davon gemacht, ist es ihm in gestalt eines glühenden rades, andere sagen wie ein glühendes pflugeisen, nachgeeilt und er hat nur mit mühe und noth noch seinen hof erreicht, wo in dem thorpfosten noch lange nachher die stelle sichtbar gewesen, an welcher das glühende rad oder pflugeisen hinter ihm hineingefahren. Als er aber in seinem hofe gewesen, hat er draußen eine stimme gehört, die hat ihm nachgerus fen, das solle der neunte Hüggelmeier noch entgelten. Und so ist es auch gekommen, denn es hat den Hüggelmeier und seine nach: kommen viel unglück in der wirthschaft befallen; aber jeßt müßen sie wohl über den neunten hinaus sein, denn jezt geht es ihnen wieder gut.

In Sutthausen bei Osnabrück ist auch einmal ein herr von Stahl gewesen, den hat die neugierde getrieben, zu wißen wie es in der höle aussehe, darum hat er am eingang der Wulweckerslöcker eine schnur befestigt und ist nun hineingegangen. Wie er aber schon tief drinnen gewesen, ist die schnur gerißen und er ist lange darin umhergeirrt, bis er endlich, wie einige sagen, eine große rüde ers blickt hat, der ist er nachgefolgt und in große råume gekommen, wo stühle, bånke, tische und allerlei geråthe an den wånden umherstan den, auch oben an der decke ein gewaltiger eisenstein an einem düns nen faden hing. In dieser höle aber saß eine alte und spann und zu ihren füßen lagen zwei große schlafende doggen; als diese nun den herrn von Stahl erblickte, trat sie auf ihn zu und warnte ihn, die doggen ja nicht zu wecken, sonst würden sie ihn zerreißen; dars auf aber hat sie ihn wieder aus der hole herausgeführt und er hat der kirche zu Hagen für seine glückliche errettung zwei wiesen ges schenkt, weshalb noch allsonntäglich für ihn dort gebetet wird.

Andre erzählen, der herr von Stahl habe, als er so in der hdle umhergeirrt, gelobt alle morgen vor sonnenaufgang unserem herrn zu füßen zu fallen, und da habe er glücklich den ausgang gefunden; noch andere sagen, er habe gelobt, von jedem båcksel, das auf seinem gute gemacht würde, ein brot den armen zu geben, und so sei er denn glücklich aus dem berge gekommen. Es wird auch noch ers

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