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So sangen die Alten

Und Tantal horcht in seiner Höhle,

Denkt seine Kinder und seine Enkel
Und schüttelt das Haupt.

v. d. Hagen.

2. Der Edelknabe und die Müllerin von Göthe und ein Gedicht des Troubadours Marcabrun. *)

Die Herren Dr. W. Holland und Professor A. Keller zu Tübingen haben vor zwei Jahren als einen Beitrag zur Gdthes literatur am 28. August 1849 ein Gedicht des Troubadours Mar: cabrun (1140-1185) in der Urschrift herausgegeben, das, wie sie in der Vorrede sagen, Gdthe zwar schwerlich gekannt habe, das aber der Ballade desselben,,Der Edelknabe und die Müllerin“ nach Ins halt und Anlage auffallend åhnlich sei.**) Ich habe eine Uebersetzung desselben versucht, die aber bei treuer Beibehaltung der Form nur eine freie Nachbildung zu nennen ist. Zur Vergleichung ist Göthe's Ballade vorangestellt.

Der Edelknabe und die Müllerin.

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*) Vorgelesen in der Deutschen Gesellschaft am 20. Februar 1851.

**) Es lebt noch ein änliches Französisch-Flamändisch und ein Hoch-Nieder

deutsch wechselndes Volkslied.

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Mit nichten!

Müllerin.

Denn wer die artige Müllerin küßt,

Auf der Stelle verrathen ist.

Euer schönes dunkles Kleid

Thäte mir leid

So weiß zu färben.

Gleich und gleich! so allein ists recht!
Darauf will ich leben und sterben.
Ich liebe mir den Müllerknecht;
An dem ist nichts zu verderben.

Marcabrun's Gedicht.

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,,Maid, von einem Cavaliere
Stammst Du, der im Dorfreviere
Augen schuf Dir von Sapphire,
Du o holde Maid vom Lande!
Doch daß Dich nur nicht regiere
Falsches Sprödigkeitsgeziere,
Denn das zeugt nicht von Verstande.“-

,,Nie in städtischem Quartiere
Lebte mein Geschlecht; beim Stiere
Nur und Schaf im Dorfreviere,
Herr!-versezt die Maid vom Lande-
Und daß Baur und Hirt handthiere,
Statt zu gehen zum Turniere,
Dient auch ihnen nicht zur Schande.“.

,,Eine Fee hat Dir gegeben
Schönheit, die mich macht erbeben,
Mädchen, als Du tratst ins Leben,
Mehr als sonstger Maid vom Lande.
Doppelt würd' ich Dich erheben,
Dürft' ich innig Dir umweben
Meiner Arme Liebesbande.".

,,Dank, Herr, Eurem Lobbestreben!
Doch ich sag' Euch frei daneben,
Daß es mich gelangweilt eben,
Herr!-versezt die Maid vom Lande.-
Ei, so muß ich das erleben,
Daß man führt an Hirtenstäben
Junker, und am Gängelbande!"

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Im Jahre 1825 befahl der Großherzog von Weimar, daß am 7. November, dem Tage, an welchem vor 50 Jahren Goethe nach Weimar gekommen, das Jubiläum seines Eintritts in den weimars schen Staatsdienst feierlichst begangen werden sollte. Bei dieser Gelegenheit machte Goethe das Gedicht, welches unter der Ueber: schrift: „Vermächtniß an die jüngere Nachwelt“ spåter abgedruckt ward und also lautet:*)

„Ihr sollt nicht mit dem Edeln Kurzweil treiben;

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erst sollt ihr leben
erst sollt ihr dichten und nach diesem malen:

und nach diesem schreiben;

*) Daffelbe Gedicht habe ich in Germania Bd. 9, S. 278 mitgetheilt und gedeutet. Es steht nur in Goethe aus näherm persönlichen Umgange dargestellt. Ein nachgelassenes Werk von Johannes Faik,“ welches erst nach Goethe's Tod erscheinen sollte und erschien, 1832 in Leipzig bei Brockhaus, S. 219. In Goethe's Werken, auch den nachgelassenen, findet es sich nicht.

H.

́sonst spielt ihr nur mit Farben, Kunst und Zahlen,
und seid, obwol von Jedermann gelesen,
doch selbst nur Schrift und Pergament gewesen.

Ein Jeder sehe, wie und was er schreibe!
der Kopf sei angemessen seinem Leibe!
zehntausend Schultern Einem anzupassen,
das nennen sie erfinden und verfassen.
Wir aber nennen dies Manier, ob Viele
fie auch verwechseln mit dem ernsten Style.

Der ernste Styl, die hohe Kunst der Alten,
das Urgeheimniß ewiger Gestalten,

es ist vertraut mit Menschen und mit Göttern;
es wird in Felsen, wie in Büchern blättern;
denn was Homer erschuf und Scipionen,
kann nimmer im gelehrten Treibhaus wohnen.

Sie wollten in dies Treibhaus uns verpflanzen:
allein die deutsche Eich' erwuchs zum Ganzen!
ein Sturm des Wachsthums ist ihr angekommen,
fie hat das Glas vom Treibhaus mitgenommen.
Nun wachs, o Eich', erwachs zum Weltvergnügen:
schon seh' ich neue Sonnenaare fliegen.

Und wenn sich meine grauen Wimpern schließen,
so wird sich noch ein mildes Licht ergießen,

bei dessen Wiederschein von jeneu Sternen
die spätern Enkel werden sehen lernen,

um in prophetisch höheren Gesichten

von Gott und Menschheit Höh’res zu berichten.”

Der Kerngedanke dieses Gedichts liegt in den Worten: „Erst sollt ihr leben und nach diesem schreiben;" das heißt: Ihr sollt überhaupt nur das zur Darstellung bringen, was ihr innerlich erfah ren, was ihr durchlebt und dessen Wesen ihr euch hiedurch ange: eignet habt. Es ist derselbe Gedanke, der in den bekannten Worten ausgesprochen ist: Jedes gute Gedicht müsse ein Gelegenheits: gedicht sein." Es ist bei dem Worte Gelegenheit allerdings nicht an eine bloß äußerliche Situation oder an ein bloß åußerliches Verhältnis zn denken, sondern an ein innerlich,,Ergriffen sein" von einem äußerlichen Zustande, durch welches eben dieser Zustand unter einem neuen Lichte erscheint. In Eckermanns Gesprächen sagt Goethe zur Entkräftigung des Vorwurfs, daß er im Jahre 1813

nicht gegen Napoleon gedichtet und geschrieben habe:,,Was ich nicht lebte, was mir nicht auf die Någel brannte und zu schaffen machte, habe ich auch nicht gedichtet und ausgesprochen. Liebes: gedichte habe ich nur gemacht, wenn ich liebte. Wie hätte ich nun Lieder des Hasses schreiben können ohne Haß!" Dieser Gedanke, daß vor Allem der Dichter durchfühlt und durchlebt haben müsse, was er seinem Volke in künstlerischer Form darstellen will, ist ges wissermaßen Goethe's Lebensgrundsaß gewesen, welcher daher in den verschiedensten Formen und Wendungen überall in feinen Schriften wiederkehrt. So hat das Gespräch zwischen Wagner und Faust nur diesen Gedanken zum Inhalte; so sagt er:

„Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen,
Wenn es nicht aus der Seele dringt,

Und mit urkräftigem Behagen

Die Herzen aller Hörer zwingt."

Und weiter:

„Es trägt Verstand und rechter Sinn

Mit wenig Kunst sich selber vor;

Und wenn's euch Ernst ist was zu sagen,

It's nöthig Worten nachzujagen?

Ja, eure Reden, die so blinkend sind,

In denen ihr der Menschheit Schnißel kräufelt,

Sind unerquicklich, wie der Nebelwind,

Der herbstlich durch die dürren Blätter fäuselt!“

Dieselbe Bewandnis hat es mit dem ganzen Vorspiel zum Faust; denn was der Theaterdirektor fordert und was der Dichter ablehnt, handelt sich um diesen Punkt. Jener will ein äußerlich Zusammengesettes, das durch Reichtum und Abwechselung, durch Glanz und Seltsamkeit die Masse anziehe und befriedige; der Dich ter versichert dagegen nur schaffen zu können, was ihm ein Gott zu fühlen gegeben. Er kann nicht mehr jugendlich singen, weil er nicht mehr die Jugend empfindet. In unserm Gedichte ist dieser Gegens sah unter den Formen des Styls und der Manier dargestellt. Styl ist ihm diejenige Darstellung, welche als der unmittelbare Ausdruck eines im Innern vorhandenen, lebendigen Zustandes erscheint; die Manier dagegen ist die von Außen herbeigebrachte, durch Reflexion gewonnene, also gemachte oder erkünftelte Form, die mit dem Stoffe oder der Seele des Kunstwerkes nicht in einem organischen oder nothwendigen, sondern nur in einem zufälligen und äußeren Zusam menhange steht.

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