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ich die Inschrift vom 7. September 1783 des Liedes, das Du auf den Fittichen der Musik so lieblich beruhigend in alle Welt getragen hast:

,,Ueber allen Gipfeln ist Ruh'" 26.

Nach so vielen Jahren war denn zu übersehen: das Dauernde, das Verschwundene. Das Gelungene trat vor und erheiterte, das Mißlungene war vergessen und verschmerzt. Die Menschen lebten alle nach wie vor, ihrer Art gemäß, vom Köhler bis zum Porzellanfabrikanten“ u. s. w.

Auf dem geräumigen Vorsale zu den oberen Gastzimmern des Goldenen Löwen traf ich 1839*) den Hauptmann Quenzel, der schon manches Jahr in disem Gasthofe wonte und sich gern mit den Gästen unterhielt. Der erzålte mir auch von diser lehten Anwesenheit Goethes mit seinen Enkeln hier, und wie er ebenso wie wir beide, mit ihm auf dem Vorsale im Gespräche auf und abgegangen, und er, auch schon ein Achtziger, wie Goethe, sich nur über die Beschwerden des Alters beklagt habe; worauf Goethe, in seiner eigentümlichen geraden Haltung, wie das kleine Standbild von Rauch ihn darstellt, die Hände auf dem Rücken zusammens fassend, gesagt: „Ja, das Alter, das ist freilich eine schlimme Sache. Aber sehen sie, machen Sie's wie ich: ich gehe immer so gerade vor mich hin, und kehre mich gar nicht an das Alter."

Gewis bleibt auch der alte Goethe für uns ewig jung.

*) Vgl. Germania Vd. 5, S. 263.

v. d. Hagen.

XIV.

Bericht

über die in den Jahren 1852 und 1853 in der Gesellschaft für Deutsche Sprache u. f. w. zu Berlin gehaltenen Vorträge.

1 8 5 2.

Januar. Der scheidende Ordner, Prof. Maßmann, gab eine übersichtliche Darstellung von der Thätigkeit der Gesellschaft in dem verflossenen Jahre.

Der neue Ordner, Pred. Klåden, entwarf ein Bild von dem außeren und inneren Leben des Oberlehrers Dr. Emil Lütcke, langjährigen Schriftführers und Bücherwarts der Gesellschaft. Derselbe war am 4. Febr. 1805 zu Berlin geboren und ward uns am 2. Septbr. 1851 durch den Tod entrissen. Der Vortragende, welcher 24 Jahre mit ihm in freundschaftlichem Verkehr gestanden, wies auf die ehrenvolle Thätigkeit hin, welche der Verstorbene auf jeder Stufe seines Lebens ausgeübt habe, so wie auf die Ver: dienste, die er sich um die Büchersammlung dieser Gesellschaft, be: sonders aber um die des Gymnasiums zum grauen Kloster, erworben. In dieses Gymnasium sei er als neunjähriger Schüler eingetreten, und ebendort habe er als Mann den Wirkungskreis des Lehrers und Erziehers still aber vollständig ausgefüllt. Der Grundzug seines Wesens, im Verhältnis zu seinen Eltern wie zu seinen Schülern, zu den Freunden und Amtsgenossen wie zum Staate und

zum größeren Vaterlande, sei die Treue, die Deutsche Treue ges wesen; diese werde auch die Gesellschaft, der er 18 Jahre angehört, in liebendem Andenken ihm bewahren.

Dr. Kuhn eröffnete in einem launigen, besonders den anwes senden Frauen gewidmeten Vortrage, eine Reihe von Gebräuchen, welche aus der heidnischen Zeit stammen, meistentheils dem Landvolke eigen sind und sich nach den Gegenden unterscheiden. Sie kommen bei Brautwerbungen und Hochzeiten, bei der Pflege junger Kinder, bei der Wahl der Speisen für gewisse Wochentage, u. s. w. vor, wurden auch wol auf christliche Festtage übertragen, und be gleiten gewissermaßen den Menschen von der Wiege bis zum Grabe.

Uebrigens ward angedeutet, daß diesen Gebräuchen, welche als thörichter Aberglaube erscheinen, doch großentheils eine Erfahrung des thätigen Lebens oder eine Regel für gewisse Lebensverhältnisse zum Grunde liege.

Prof. von der Hagen legte die von ihm mit K. Mathieu. in Paris besorgten Gleichbildungen der Manesseschen Handschrift vor, mit ihren bildlichen Darstellungen der Sånger, in denen die Innigkeit und Sinnigkeit, die kindliche Unbefangenheit das Gemüth anspricht und die Farbenpracht das Auge ergökt.

Bei des Ordners Erinnerung an mehrere große Deutsche Månner gedachte v. d. Hagen auch des hier in seiner Vaterstadt fast 80jährig lebenden L. Tieck, dessen ihm übergebene handschriftliche Bearbeitungen der Nibelungen er vorlegte und Einiges daraus mittheilte. *)

Februar. Dir. Kannegießer führte den fruchtbaren Grundsaß aus, daß bei der Verdeutschung einer Fremdwörterfamilie, namentlich in der Wissenschaft, von einem Deutschen Grundworte ausgegangen werden müsse, von welchem dann für alle verwandte Begriffe Ableitungen zu machen seien. Er zeigte dieß an der Vers deutschung von Philosophie mit den Ableitungen, wofür er einmal Weisheit, einmal Wissenschaft seßte, und nun weisheiten, weisheit lich, Weisheiter u. s. w. bildete. **)

Die ursprünglich ehrende Bedeutung der Benennung unseres Volkes als des Deutschen Michels wurde vom Prof. Maßmann

*) Gedruckt mit dem Anfange der lezten Bearbeitung, in vorliegendem Bande Nr. I.

**) Gedruckt in diesem Bande Nr. X, 5.

dargethan, indem derselbe außer Zweifel seßte, daß das Wort das Mittelhochdeutsche michel (goth. mikls, Althochdeutsch mihbil, gleichen Stammes mit dem griech. μɛyas),,groß, reich" sei; woher auch zu erklären, daß die Berge, auf denen früher Wodansdienst gehalten worden, Michelsberge hießen, so daß der Stammvater Wodan der erste Deutsche Michel gewesen. Nahe habe es dann gelegen, daß bei diesem Ausdrucke mit der Zeit auch an den Drachens tödter St. Michael gedacht wurde, so daß Stårke, Tiefe und Frömmigkeit, wie die Grundzüge des Deutschen Volkes, so die Beteutung des Deutschen Michels wåren. Schon im 17. Jahrh. habe indes der Begriff des Ungeschlachten angefangen, sich dem Namen beizufügen, sodaß er am Ende jenes Jahrh. allgemein im Ges brauch war.

Dir. Odebrecht legte aus seiner reichen Sammlung von Kas lendern, von 1540 bis 1669, einige zu Nürnberg, Berlin u. s. w. herausgegebene vor. Der Inhalt derselben berührt vielfach das Leben und Treiben in Deutschland während jener Zeit und zeigt den Standpunkt der damaligen allgemeinen Bildung.

März. Prof. von der Hagen wies, mit Hinblick auf die Sprachen verwandter Völker, nach, wie zugleich mit den Störungen in der natürlichen Entwickelung der Sprachen selbst eine Trübung auch der Schreibung eintrete, und daß die Zeiten, in denen die geschichtliche Erkenntnis des Sprachbaues abhanden gekommen, zus gleich die Zeiten der größten Verwilderung der Rechtschreibung seien, die größten Schwankungen aber dann sich zeigen, wenn, wie zu unseren Zeiten, der Zusammenhang zwischen dem Alten und Neuen wieder anfange begriffen zu werden. Er rieth, dieß Schwans ken zu benußen und das Natürliche, so weit es zum Bewußtsein gekommen, zu wählen, indem er seine Anwendung dieses Grunds sakes in vielen Beispielen nachwies. *) Derselbe machte auch darauf aufmerksam, daß die neue Art der,,Kurzschrift“ von Stolze gleichfalls dahin gerichtet sei, den Bau der Wörter nach Stamm und Ableitungsendung u. s. w. dem Auge darzustellen, und so die Einsicht in den Bau der Sprache zu fördern, was denn weiter auf die Schreibung vortheilhaft einwirken werde.

*) Weiter ausgeführt in den Abhandlungen der Berliner Akademie der Wifsenschaften 1853.

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Um das Verhältnis darzulegen, in welchem Goethe zu Hamann, dem Schriftsteller, stand, und die unveränderte, hohe Beachtung, die er den Schriften desselben widmete, deren Sammlung und Ausgabe er, vor Roth, beabsichtigte, las Pred. Klåden einen ungedruckten Brief Goethe's an Dorow vor; woran eine Erörterung der Lebensverhältnisse Dorows und Hamanns durch Prof. Schubert aus Königsberg sich schloß.

April. Einen Beitrag zur Geschichte der Bühnendichtung gab Dir. Odebrecht durch Bekanntmachung und theilweise Vors lesung eines Schauspieles von Leonhard Frisch, Subrector des Berlinischen Gymnas. zum grauen Kloster und Verf. des noch nicht übertroffenen Deutschen Wörterbuchs, v. J. 1700, worin auf ergdhs liche, oft ernste und tiefere Weise die Sprachmengerei verspottet, der häufige Gebrauch der heidnischen Götter in der Dichtung misbilligt und von Zeitungssingern die Geschichte des leßten Mönchs des grauen Klosters abgesungen wird.

Mai. Prof. Maßmann stellte in Gruppen diejenigen Ausdrucksweisen zusammen, welche das Aufsteigungsverhältnis von i zu a, oder von i durch a zu u enthalten, und wies nach, wie diese Zweis und Drei-Klänge, als eine Grundtonreihe, so vielfältig, und namentlich in der Kinder- und Volkssprache, anklingen. Wie geeigs net dieselben sind, gewisse Bilder in der Seele zu erwecken und besondere Saiten antönen zu lassen, ergibt sich, wenn man nur etwa den Tonfall in klinge, klang, geklungen, finge, sang, gesungen, mit bim, bam bum - piff, paff, puff zusammenstellt, und die vol len, abgeschlossenen Tonreihen mit denen vergleicht, in welchen das lehte Glied fehlt, wie in: Sing Sang Kling Klang - wickel wackel. Der Vortragende durchwanderte das weite Gebiet der Ammenmärchen und Kinderspiele, ging dann zum Räthsel und Volksliede über, woran sich die Erzählungen der Spinns und Warte-Stuben, nebst den Handwerksgebräuchen reihten, und schloß mit der Predigt. Dieses Ganze durchwebte er mit den mannig fachsten Beispielen aus den verschiedensten Zeiten, und ließ während des Vortrages ein vollständig ausgearbeitetes Wörterbuch dieser Bildungen unter den Anwesenden umhergehn. Die Aufstellung der tieferen Bildungsgesehe versprach er für eine spåtere Versammlung

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Juni. Ueber die Schriften und Lebensverhältnisse des für die Geschichte der Deutschen Bühnendichtung wichtigen Ayrer, zu

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