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Ein weiteres Fragment aus den Sabinerinnen besitzen wir nicht1). 2. Annales. Daß Ennius in den Annalen die Geschichte des Königs Romulus ausführlich behandelt hat, wäre auch dann sicher, wenn wir keine Spuren davon hätten. Es gibt aber auch Spuren davon und zwar in viel größerem Umfange, als man bisher geahnt hat.

а.

Der Sabinerkrieg mit der Tarpejasage.

Ich gehe aus von Varro ling. 5, 55: ager Romanus primum divisus in partis tris, a quo tribus appellata Titiensium, Ramnium, Lucerum. nominatae, ut ait Ennius, Titienses ab Tatio, Ramnenses ab Romulo, Luceres, ut lunius, ab Lucumone; sed omnia haec vocabula tusca, ut Volnius, qui tragoedias tuscas scripsit, dicebat.

Varro zitiert hier drei Etymologen, die sich an den drei uralten Namen Titienses, Ramnenses, Luceres versuchten. Ennius etymologisierte zwei dieser Namen, die Titienses (ab Tatio) und die Ramnenses (ab Romulo). Diese zwei Etymologien erkannte, wie es scheint, Iunius (Congus Gracchanus) an und fügte die dritte Etymologie hinzu: Luceres ab Lucumone. Alle drei Etymologien verwarf Volnius und erklärte die drei Namen für etruskisch.

Recht hatte zweifellos Volnius, wie wir jetzt durch Wilhelm Schulze 2) wissen. Aber bei unserer Untersuchung interessiert uns vor allem, daß Ennius nur zwei von den drei Namen etymologisierte und den dritten unerklärt ließ3). Darin berührt er sich mit Livius 1, 13, 8: eodem tempore et centuriae tres equitum conscriptae sunt: Ramnenses ab Romulo, ab T. Tatio Titienses appellati; Lucerum nominis et originis causa incerta est. Also Livius kennt nur die ennianischen Etymologien; daß ihm die Etymologie des Iunius Gracchanus unbekannt ist, sagt er uns mit ausdrücklichen Worten.

Die Version, die Livius mitteilt, unterscheidet sich aber in einem wichtigen Punkte von der varronischen Darstellung. Livius spricht nur von centuriae tres equitum der Ramnenses, Titienses und Luceres. Varro dagegen spricht von den drei Tribus der Titienses, Ramnes und Luceres,

1) Macrob. sat. 6, 5, 5: ita Ennius in libro Sabinarum quarto eqs. ist offenbar Satirarum zu lesen, denn ein Drama hat keine vier Bücher. Irrtümlich bezog noch diese Stelle auf unser Drama Schwegler, Röm. Gesch. I (1853) S. 460 Anm. 1.

2) Zur Gesch. lat. Eigennamen S. 218. 581.

3) So ist die Stelle zweifellos aufzufassen, vgl. Nitzsch, RE VI 1 (1. Aufl.; 1852) S. 548, E. Bormann, Eranos Vindobonensis (1893) S. 349. Falsch interpretieren die Stelle E. Pais, Storia di Roma I 1 S. 235, 2 (= Storia critica di Roma I 2 [1913] S. 386, 1) und L. Holzapfel, Klio I (1901) S. 231 Anm. 3. Auch J. Vahlen, Ennius? (p. CLXV, ann. frg. LIX [p. 18]) verkennt den Sinn der Worte Varros.

Klio, Beiträge zur alten Geschichte XVII 1/2.

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in die das römische Gebiet zuerst eingeteilt worden sei. Niese und Bormann haben schon betont, daß Livius hier die ältere Tradition repräsentiert 1). Wir können hinzufügen, daß es die Tradition des Ennius ist.

Wir dürfen also die Werte des Livius centuriae tres equitum conscriptae sunt: Ramnenses ab Romulo, ab T. Tatio Titienses appellati als ennianisches Gut in Anspruch nehmen 2). Die Fassung der Worte ist natürlich livianisch; der Chiasmus (Ramnenses ab Romulo, ab T. Tatio Titienses) allerdings könnte ganz gut ennianisch sein"). Indes dürfen wir von vornherein annehmen, daß Livius die Sprache des Ennius, wo sie ihm vorlag, nicht unverändert übernommen hat.

Im Einklang mit den bisherigen Ergebnissen unserer Untersuchung steht, daß wir den Lucumo, der nach einem Teile der Tradition 4) dem König Romulus gegen den Sabinerkönig Titus Tatius zu Hilfe gekommen. ist, bei Livius nicht finden. Denn das stimmt ja ausgezeichnet dazu, daß Livius die Etymologie Luceres a Lucumone nicht kennt. Es scheint demnach, daß dieser Lucumo sich erst aus der Etymologie Luceres a Lucumone heraus entwickelt hat. Daß Livius diese Figur nicht kennt, eröffnet uns die erfreuliche Perspektive, daß Livius nicht blos an der einen

4

1) B. Niese, Gött. gel. Anz. 1888, S. 958, Grundr. der röm. Gesch. 1910, S. 34; E. Bormann, Die älteste Gliedernng Roms. (Eranos Vindobonensis 1893) S. 345 ff. Gegen die Annahme Nieses und Bormanns, daß die (ciceronianische und) varronische Tradition von drei Tribus der Ramnes, Tities und Luceres rein konstruiert sei, haben sich ausgesprochen Ettore Pais, Storia di Roma I (1898) S. 279 Anm. 1 (Storia critica I 2 S. 435 Anm. 1); Holzapfel, Klio I (1901) S. 228 ff.; Eduard Meyer, Kl. Schr. S. 362 Anm. 1; Rosenberg, Der Staat der alten Italiker (1913) S. 124. Rosenberg betont, daß wir uns z. B. die Entstehung der sechs alten Ritterzenturien ohne die Voraussetzung der drei Tribus gar nicht denken könnten'. Nun, die sechs alten Ritterzenturien sind zunächst wohl (durch Verdoppelung) aus drei Ritterzenturien entstanden; daß man aber drei Ritterzenturien nicht ohne drei Tribus habe schaffen können, will mir nicht einleuchten. Hirschfeld, Kl. Schr. (1913) S. 248 will es unentschieden lassen, ob die Existenz der Romulischen Stammtribus erwiesen oder eine erst von Varro aufgebrachte Hypothese ist.

2) Vahlen, Ennius p. 18 (frg. LIX) hätte also besser statt der Varrostelle die Liviusstelle in den Text gesetzt. Eine Untersuchung darüber anzustellen, ob Livius den Ennius direkt oder durch eine oder mehrere Mittelquellen benützt hat, ist für meine Zwecke glücklicherweise nicht nötig. Mir genügt es, das ennianische Gut aus Livius (oder wer es sonst sei) herauszuschälen. Die Ansicht, daß Livius das ennianische Gut in der Hauptsache aus späteren Annalisten entnommen habe, vertritt z. B. Kroll, Teuffels Gesch. d. röm. Lit. II6 (1910) S. 129, vgl. I.(1916) S. 191 (s. auch unten S. 24 Anm. 4).

3) Vgl. Stolz-Schmalz, Lat. Gramm.1 (1910) S. 642.

4) Vgl. Schwegler, RG I 507, 5. Schwegler scheidet jedoch diesen Lucumo und Caeles Vibenna nicht genügend. Caeles Vibenna ist eine Fortbildung der Figur des Lucumo. Dionysius bringt den Lucumo und den Caeles Vibenna, die ältere und die jüngere Schicht der Tradition, nebeneinander.

Stelle 1, 13, 8, sondern auch sonst, jedenfalls bei der Darstellung des Sabinerkrieges des Romulus, sich an die älteste Tradition gehalten und die spätere Tradition überhaupt nicht gekannt oder wenigstens nicht berücksichtigt hat ').

Livius steht damit in schroffem Gegensatz zu Cicero. Dieser schreibt nämlich (rep. 2, 14): Romulus populum . . . et suo et Tati nomine et Lucumonis, qui Romuli socius in Sabino proelio occiderat, in tribus tris curiasque triginta descripserat, quas curias earum nominibus nuncupavit, quae ex Sabinis virgines raptae postea fuerant oratrices pacis et foed ris. Also Cicero kennt die Etymologie des Iunius Gracchanus Luceres a Lucumone, er kennt auch den Lucumo, der Romulus zu Hilfe kam und er spricht von den drei Tribus der Ramnes, Tities und Luceres. Cicero kennt somit die antiquarische Tradition, die mit Iunius Gracchanus beginnt und die uns Varro aufbewahrt hat. Welche Vorlage Cicero benutzte, ist hier nicht der Ort zu untersuchen. Daß es nicht Varro war,

hat L. Holzapfel gezeigt3).

Cicero bringt in der zitierten Stelle die (angeblichen) Tribus der Ramnes, Tities und Luceres in Verbindung mit den dreißig Kurien. Diese, behauptet er, seien genannt nach den Namen derjenigen unter den geraubten Sabinerinnen, die die oratrices pacis et foederis gewesen seien. Eine ähnliche Notiz finden wir auch bei Livius (direkt vor dem Enniusfragment über die drei Reitercenturien). Dort lesen wir (1, 13, 6): Romulus cum populum in curias triginta divideret, nomnina earum (sc. Sabinarum) curiis imposuit. id non traditur, cum haud dubie aliquanto numerus maior hoc mulierum fuerit, actate an dignitatibus suis virorumve an sorte lectae sint. Es besteht aber, wie man sieht, zwischen der Darstellung des Livius und der des Cicero ein charakteristischer Unterschied. Livius findet in seiner Quelle nur, daß man die dreißig Kurien nach den Sabinerinnen benannt habe. Er findet aber nicht, welche Auswahl zu diesem Zwecke unter den Sabinerinnen getroffen wurde (daß es mehr als dreißig geraubte Sabinerinnen waren, ist ihm zweifellos). Cicero dagegen kennt diese Auswahl; es sind die oratrices pacis et foederis, die Gesandtschaft, die unter Führung der Hersilia die feindlichen Heere versöhnte (von dieser Gesandtschaft hat Livius natürlich auch sonst keine Kenntnis). Auch hier vertritt Livius die ältere Tradition; denn sie ist

1) Vgl. Schwegler, RG I 511: 'Die erste Einwanderung (der Etrusker), die Sage von dem romulischen Lucumo, ist überhaupt nur schwankend und unsicher bezeugt ... Livius, der sich sonst treu an die alten Annalen hält, sagt kein Wort von ihr.'

2) Klio I (1901) S. 230 ff. Vgl. auch die folgende Anmerkung.

3) Zuerst scheint von einer Gesandtschaft geredet zu haben der Annalist Cn. Gellius (Gell. 13, 23, 13: vgl. Schwegler, RG I 463, 10, wo die übrigen Stellen aufgezählt sind). Nebenbei gesagt, weicht Cicero von Varro ab, wenn er an2*

die einfachere und die naivere1). Wir dürfen wohl annehmen, daß auch die Worte (Romulus) cum populum in curias triginta divideret, nomina earum curiis imposuit auf Ennius zurückgehen.

Wenn wir auf diesem Wege weiter gehen und den Anfang von Liv. I 13 ins Auge fassen, das Eingreifen der geraubten Sabinerinnen in den Kampf, so finden wir auch hier eine einfache und naive, jedoch keineswegs kunstlose Form der Tradition. Wie schon erwähnt, weiß Livius nichts von einer Gesandtschaft der Sabinerinnen, die sich an die Führer der feindlichen Heere wandten 2). Nach ihm sind es die geraubten Sabinerinnen schlechthin, die dem Kampfe ein Ende machen. Tum Sabinae mulieres, quarum ex iniuria bellum ortum erat, crinibus passis scissaque veste victo malis muliebri pavore ausae se inter tela volantia inferre, ex transverso impetu facto dirimere infestas acies, dirimere iras, hinc patres hinc viros orantes, ne se sanguine nefando soceri generique respergerent, ne parricidio macularent partus suos, nepotum illi, hi liberum progeniem. 'si affinitatis inter vos, si conubii piget, in nos vertite iras. nos causa belli, nos vulnerum ac caedium viris ac parentibus sumus. melius peribimus quam sine alteris vestrum viduae aut orbae vivemus'. So handeln. und sprechen bei Livius die geraubten Sabinerinnen.

Ich habe oben S. 16 darauf hingewiesen, daß die Worte ne se sanguine nefando soceri generique respergerent eine gewisse Verwandtschaft mit dem einzigen uns überlieferten Fragment aus den Sabinerinnen des Ennius zeigen. Da anzunehmen ist, daß Ennius bei der Abfassung der Annalen die Sabinerinnen (vorausgesetzt, daß diese früher sind) benutzte, so können wir vielleicht in den obigen Worten des Livius einen Abglanz der Ennianischen Darstellung sehen. Allerdings sind die Worte des Livius gegenüber den Worten des Ennius weniger anschaulich3).

Die fast raffinierte Rhetorik der Stelle bei Livius (wie berechnet ist es um nur ein Beispiel herauszuheben, in dirimere infestas acies, nimmt, daß die Kurien nach Sabinerinnen genannt worden seien. Varro bestritt dies nach Dionys. 2, 47, 4 und leitete die Kuriennamen teils von Männernamen, teils von Ortsnamen ab (vgl. Plut. Romulus 20; Holzapfel, Klio I S. 230).

1) Ob es mehr oder weniger als dreißig Sabinerinnen gewesen waren, nach denen man die dreißig Kurien benennen konnte, darüber machte sich der glückliche Erfinder dieses Mythus keine Gedanken. Erst den späteren kamen Skrupel, ob es wirklich so wenig Sabinerinnen gewesen seien. Vgl. Schwegler, RG I 477.

2) Vgl. Schwegler, RG I 463, 10: es ist dies sichtbar die alte dichterische Form der Sage.

3) A. A. Brodribb (The Classical Review 24 [1910] S. 13) will mit Hilfe von Umstellungen (soceri generique nefando und ähnliches) Hexameterbruchstücke bei Livius finden; Verdacht erweckt gegen diese Methode, daß Brodribb solche Hexameterbruchstücke auch in Partien findet, die sicher nicht auf Ennius zurückgehen (z. B. 1, 10, 6. 1, 12, 5. 7. 9; vgl. unten S. 21f. und S. 29).

dirimere iras das Konkretum acies dem Abstraktum iras gegenüberzustellen) kann ganz gut auf Ennius zurückgehen1). Leben und Bewegung zeigen die Worte: crinibus passis scissaque veste (Sabinae mulieres) ausae se inter tela volantia inferre. Hier haben wir eine plastisch geschaute Situation, ein anschauliches Bild für das Auge, nicht blos klingende Worte für das Ohr. Auf diese Stelle, glaube ich, können wir den Finger legen und sie außer der bereits angeführten Stelle für Ennius in Anspruch nehmen, allerdings nicht Wort für Wort, aber doch als geistiges Eigentum des Dichters.

Das Eingreifen der Sabinerinnen hat die erhoffte Wirkung. movet res, sagt Livius, cum multitudinem tum duces. silentium et repentina fit quies. Und nicht nur das nächste Ziel, die Kämpfenden zu trennen, wird erreicht. inde ad foedus faciendum duces prodeunt, nec pacem modo sed civitatem unam ex duabus faciunt, regnum consociant, imperium omne conferunt Romam. ita geminata urbe, ut Sabinis tamen aliquid daretur, Quirites a Curibus appellati.

Die Versöhnung der Feinde und Verschmelzung der beiden Völker gipfelt nach Livius darin, daß die Stadt zwar ihren Namen Roma behält, die Bürger aber sich nach der Sabinerstadt Cures Quiriten nennen. Die Etymologie Quirites a Curibus 2) ist sehr alt, jedenfalls ist kein Name als der ihres Erfinders überliefert. Wir dürfen annehmen, daß schon Ennius diese Etymologie und den daran geknüpften Mythus von der Verschmelzung der Römer und Sabiner kannte. Ich stehe daher nicht an, auch diesen Passus des Livius auf Ennius zurückzuführen.

Anders steht es mit den darauffolgenden Worten (1, 13, 5): monumentum eius pugnae, ubi primum ex profunda emersus palude equom Curtius in vado statuit, Curtium lacum appellarunt. Diese Worte beziehen sich auf eine Geschichte, die 1, 12, 8-10 erzählt ist. Der Sabinerrecke Mettius Curtius kämpfte zu Pferde gegen die Römer. Er war in siegreichem Vordringen begriffen, als Romulus ihn mit einer Schar besonders tapferer Leute zurückschlug. Auf dem Rückzug nahm Curtius den Weg durch den Sumpf in der Mitte des Forums und rettete sich so. Diese Geschichte, die ersichtlich nichts weiter als ein etymologischer Mythus zur Erklärung des Namens lacus Curtius ist, wird auch von Varro ling. 5, 149 erzählt: Piso in annalibus scribit Sabino bello, quod fuit Romulo et Tatio, virum fortissimum Mettium Curtium Sabinum, cum Romulus cum suis ex superiore parte impressionem fecisset, [Curtium] in locum palustrem, qui tum fuit in foro antequam cloacae sunt factae, secessisse atque ad suos in Capitolium recepisse; ab eo lacum invenisse

nomen.

1) F. Leo, Gesch. d. röm. Lit. (1913) S. 180 ff.
2) Die Stellen bei Schwegler, RG I 494, 1.

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