ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Die älteste Inschrift Athens1).

Von E. Kalinka.

Gerade vor dreißig Jahren habe ich während meines ersten athenischen Aufenthaltes den Schluß der eingeritzten Inschrift, deren erster Vers lautet ös νῦν ὀρχηστῶν πάντων ἀταλώτατα παίζει, genau untersucht in der Hoffnung, eine befriedigende Deutung des Nachsatzes zu gewinnen. Das ist mir nicht gelungen, und ich habe Zeichnung und Photographie an Studniczka abgetreten, der sich damals mit demselben Denkmal beschäftigte. Freilich war ich auch mit seiner Lesung Touto dɛzav uv (Athen. Mitt. 1893, XVIII, 225 ff.) nicht einverstanden, teils weil sie in Widerspruch stand mit meinen Beobachtungen, teils weil ich aus sprachlichen Gründen an ihr Anstoß nahm. Schon Wackernagel, der sprachwissenschaftliche Berater Studniczkas, hat gefühlt, daß mindestens dozav statt dɛzāv zu erwarten sei. Natürlich läßt sich einwenden, daß derartige Augenblicksbildungen oft in wunderlicher Weise gegen Sprachgesetze verstoßen. Unwillkürlich aber drängt sich die Frage auf, wozu der Gelegenheitsdichter überhaupt sich ein eignes Verb schuf, wiewohl das geläufige déze69a ebensogut seinen Zweck erfüllt hätte; denn uv nach dɛzav ist völlig entbehrlich, ja noch mehr als das. Gesundes Sprachgefühl sträubt sich gegen die unattische Form innerhalb der rein attischen Äußerung des Atheners und nur der vorangehende epische Vers entschuldigt den epischen Anklang. Vollends ist nach dem relativen Vordersatz das schwache, enklitische v unerträglich: entweder gar keine Rückverweisung auf das vorangegangene ös, da der Relativsatz für sich allein schon als Glied des Hauptsatzes empfunden werden konnte, oder wenn ⚫ schon dann dem natürlichen Sprachgebrauch entsprechend ein eigentliches Demonstrativ. Auch im Deutschen ist es anstandslos, zu sagen: „ Wer jetzt am zierlichsten tanzt, (der) soll dies bekommen"; sprachwidrig aber wäre: „Wer jetzt am zierlichsten tanzt, dies soll er bekommen." Da überdies eine Form von outos den Nachsatz zu eröffnen scheint, so erwartet man darin unbedingt eine Beziehung auf ds; und eine solche Empfindung mag v. Wilamowitz und Kirchhoff bestimmt haben, den Nachsatz mit tov zu beginnen. Tatsächlich habe ich, ohne von einer bestimmten Deutung voreingenommen zu sein, nach ToTo weder A gelesen, dessen linke Hälfte fehlen würde, noch dessen oberster Querstrich bedenklich schief geraten wäre, sondern И, wie schon der erste Herausgeber Kumanudis; und Reisch, der auf meine Bitte die Stelle nachprüfte, glaubte gleichfalls bei günstiger Beleuchtung das obere Ende des kleinen Schlußstriches zu erkennen; der wagerechte Grundstrich innerhalb des Bruches dagegen scheint auf Täuschung zu beruhen. Es wird also bei MoToT TOUTOV sein Bewenden haben.

=

Der vierte Buchstabe danach, den Studniczka für erklärte, ist vielmehr, wie gleichfalls schon Kumanudis, der die Inschrift vielleicht doch noch in weniger beschädigtem Zustande vor Augen hatte, erkannt hat. Auch

[1) Um dieselbe Zeit, als die Inschrift in meinem Seminar behandelt wurde (vgl. ob. S. 262 Anm. 3), brachte ich deren Schwierigkeiten in der Graeca Aenipontana zur Sprache. Meiner Anregung, seine mir daraufhin auf Grund seiner Autopsie gemachten Mitteilungen niederzuschreiben, hat Kollege E. Kalinka bereitwillig entsprochen. C. F. L.-H.] 18*

Reisch hat mir bestätigt, daß er in scharfem Sonnenlichte das obere Ende des schrägen Striches zu sehen glaubte.

Als ich mir die Buchstabenfolge ToToMFKAYMEN vor kurzem wieder einmal durch den Kopf gehen ließ, verfiel ich auf tovtov szavμiv (in den habe ich mich verliebt), wies aber diesen Lösungsversuch sofort mit Entrüstung zurück, weil in so früher Zeit noch ganz offen gesprochen und noch lange nicht mit wiedergegeben wurde. Um so freudiger war meine Überraschung, als ich bei neuerlicher Besichtigung der Photographie entdeckte, daß es mit dem eine eigene Bewandtnis habe. Nicht nur unterscheidet es sich von den zwei andern Iota dieser Inschrift (2), wie auch andre ihrer Buchstaben keineswegs gleichmäßig sind (Z und sechsmal neben einmaligem A), sondern der zweite der vier Striche erscheint weit über seinen Schnittpunkt hinab verlängert. Das hat man so erklärt, daß der Griffel ausgefahren sei; aber genauere Betrachtung sowohl der Zeichnung wie der Photographie lehrt, daß diese scheinbare Verlängerung des Striches ihn keineswegs fortsetzt, wie sie es tun müßte, wenn der Griffel wider Willen des Schreibers ausgeglitten wäre; sondern es ist ein feiner Strich, der am rechten Rande des zweiten Querstriches von ansetzt, also offenbar mit Absicht später hinzugefügt ist. Das läßt sich nur als Ausbesserung oder Ausbesserungsversuch verstehen. Ich vermute, daß der Schreiber aus Versehen geschrieben hatte und an dessen Stelle setzen wollte; da aber in dem brüchigen Firniß eine völlige Umänderung von zu undurchführbar schien, so begnügte er sich mit dem langen Hauptstrich des

Darf man somit glauben, daß

beabsichtigt war, so

ist damit eine Verbalform gewonnen, die, wenn auch nicht belegt, doch ganz gesetzmäßig vom Stamme zav gebildet ist wie zɛluny von zɛ- oder zráμyv von ztv: ein athematisches Präteritum. Die erotische Bedeutung von zaiɛodaı kommt auch sonst vor, wenngleich sie nicht so häufig ist wie die der lateinischen Verba uror incendor flagro ardeo. Hermesianax hat einmal zaiɛoda in diesem Sinne mit dem Genetiv verbunden (zaiɛto μèv Navvous, s. Athen. 598 a); aber dieser vereinzelte Fall, der sich mit Anlehnung an toav erklärt, beweist natürlich nicht, daß nicht vier Jahrhunderte früher ein Athener zaiɛo9a mit dem Akkusativ verbinden konnte in Anlehnung an qikɛiv yaлāv und die zahlreichen Verben der Gemütsbewegung, zu denen der Akkusativ hinzutritt, um anzuzeigen, auf wen sie hinzielt. Das Präteritum offenbart einen tiefern Einblick in das Erlebnis: es erzählt, daß der anmutige Tänzer es ist, den der Schreiber nicht erst jetzt durch den Tanz lieb gewonnen hat, für den er entbrannt ist. Es ist ein stilles Geständnis, das er der Kanne anvertraut, vielleicht um es einem guten Freunde zu zeigen. Zweifellos ist es eine fein gebildete Gesellschaft, in der sich der Vorgang abgespielt hat, schon dadurch über die оo erhaben, daß in ihr die Schreibkenntnis verbreitet war, die damals der Wende vom VIII. zum VII. Jahrhundert noch eine Art Geheimwissenschaft war.

an

Innsbruck.

Aus und um Konstantinopel1).

Von C. F. Lehmann-Haupt.

2. Ein Nachklang der Argonauten-Sage?

Zu den zahlreichen Orten, die nach dem unter Septimius Severus abgefaßten 'Аváлλovç Вooлógov des Dionysios von Byzanz) in ihrem Namen oder gemäß der Überlieferung Erinnerungen an die Argonautensage festhalten), gehören auch

1) Vgl. Klio XV, S. 434 ff.

2) Siehe oben Bd. XVII, S. 62.

[ocr errors]

c) Der

3) Es sind namentlich die folgenden: a) Baoßions, der Eponym des heute Kiathane-su genannten östlicheren von den beiden Flüssen, die sich von Norden her in das goldene Horn nahe bei dessen westlichstem Winkel ergießen; ihn betrachteten viele“ nach Dion. Byz. (ed. Wéscher, Paris 1884) § 24, p. 12 ob. als Ἰάσονι καὶ τοῖς σὺν αὐτῷ Μινύοις ἡγεμόνα τοῦ πλοῦ. b) das Ἰασόνιον, Dion. Byz. § 46, zwischen dem heutigen Kabar-tasch und Orta-köi ('Aozɛtov Dion. Byz. § 48, s. P. Gyllius, Geogr. Graec. Min. (GGM) II, p. 37a Anm. Tipov Alios (Senex Marinus), der auf dem Klidion genannten Kap, türk. Defterdar-burnu, stand (GGM II, 37b) und der als Nereus, Phorkys, Proteus gedeutet wurde ... οἱ δὲ Ἰάσονι καὶ τοῖς σὺν αὐτῷ φραστῆρα τοῦ πλοῦ. d) Dion. Byz. § 68 (§§ 57-95 fehlen bekanntlich in dem von Wescher edierten Codex und sind nur in Gyllius' lateinischer Übersetzung erhalten): Sinus nuncupatus Pharmacias a Medea Colchide quae in hoc loco reposuit pharmacorum arculas, das heutige Therapia. - e) Beim Fanum Europaeum, Ἱερὸν τῶν Βυζαντίων, Ἱερὸν Ρουμηλίας (Gyllius, GGM II, 56b), daraus wohl (vgl. u. sub h) Imros Kalessi, das genau dem Fanum Asiaticum gegenüberliege, habe Iason den zwölf Göttern geopfert (Dion. Byz. § 75). f) Dion. Byz. § 87: Ex Cyaneis Europaeis traiicienti in Asiam primum quidem est promontorium nuncupatum Ancyreum: ab hoc enim aiunt lapideam ancoram accepisse navigantes cum Iasone vatis admonitu (heute neugr. Tómov, türk. Jum burnu, GGM II, 71a). g) Darauf folgt bei Dion. Byz. (§ 88): Pyrgos Medeae Colchidis, petra rotunda, in directum tumulum elata. h) Dion. Byz. § 92: Post Chelas est nuncupatum Hieron a Phryxo, Nephele et Athamantis filio, aedificatum quum navigaret ad Colchos, Supra templum est murus in orbem procedens; in hoc est arx munita... Possessio autem fani controversa fuit, maxime omnium Chalcedonii hunc locum sibi hereditarium asserere conabantur; verumtamen possessio semper remansit Byzantinis. § 93: In fano . . . statua aerea est antiquae artis, aetatem puerilem prae se ferens: das genau dem auf der europäischen Seite belegenen. Ἱερὸν τῶν Βυζαντίων (ob. sub e gegenüber befindliche berühmte Ἱερὸν Χαλκηδονίων oder to Xalandóviov (Strabo XII, 412. C. 563), bei dem nach Polyb. IV, 39, 6 Iason auf der Rückkehr von Kolchis den zwölf Göttern geopfert habe, mit dem Kultbild des Zeus Urios (Cic. :n Verrem IV, 58. § 129), der mit und vor Poseidon unter den zwölf Göttern die Hauptrolle spielte. Die Stelle der Burg nimmt heute das vielbesuchte „Genuesenkastell" Anadolu Kawak ein, das zum ersten Mal genauer von Karl Lehmann-Hartleben, Das Kap Hieron und die Sperrung des Bosporus (Festschrift zu C. F. Lehmann-Haupt's sechzigstem Geburtstag Ianus I, S. 168 ff.) beschrieben worden ist. Die Bezeichnungen Geroköi und Ioros Kalessi sind nach ihm wohl beide Ableitungen von „Hieron“ (vermutlich nach ihm auch Imros Kalessi ob. sub e). Die jetzige Anlage kann nicht alter sein als das 6 Jahrhundert v. Chr. Aber aus Dionysios' Bericht geht her

=

...

Kálanos zai Bv9ias1), deren Lage dem heutigen Kurutscheschme entspricht 2), letztere Örtlichkeit ausgezeichnet durch einen von Medea gepflanzten Lorbeer1). Als daher im Jahre 1915 E. Forchheimer, dem wir

[ocr errors]

gemeinsam mit

vor, daß zu Ende des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts „an der Stelle des Genuesenkastells bereits eine große Befestigung vorhanden war“. — i) Dion. Byz. §§ 94-97: Sub Fani... promontorium subit et Argyroni (c) um (vgl. GGM II fr. 60 p. 81a nebst Anm.) nominatum... 95: Post... succedunt et subeunt loca nuncupata Herculis Kλivŋ et Nymphaeum; ubi nominata Insana laurus apud quam aiunt Amycum Bebrycum regem habitare pugillatus pagna omnibus suae aetatis hominibus praestitem nisi a Polluce victus fuisset. . . poenasque dedit contra externos crudelitatis, exortaque planta illius insaniae signe divinius quam humana mens assequi queat. Nam si quis hanc laurum intulerit in convivium, convivos insania afficit et contumelia implebit. Hoc sane experientia didici, naturam immortali memoriae regis illius iniquitatem ex ipsa lauro. 96: Nach dem Wahnsinns-Lorbeer die Bucht Mukaporis und das Kap Alɛtov Ρύγχος. 97. Ἔνθεν κόλπος Άμυκος ἐπίκλησιν. Die nach dem Bebrykerkönig genannte Bucht ist die von Beikos. Über die Lage der Aáøvn Þvzóvovs, des „WahnsinnsLorbeers", herrschen Zweifel. Doch ist er am wahrscheinlichsten an der nach einem Feigenbaum genannten Quelle Sy kia in der Vallis Divae Galatinae zu suchen. Gyllius, GGM. 84b: Cum ad hunc fontem accessissemus et laurum vicinam decerpsissemus, eamque in navem attulissemus, tot contentiones inter remiges et vectores exortae ut putarem Syciam olim appellatam fuissi Fvzóvovv (id est Laurus Insana), ut appellat Dionysius. Der Hafen, an dem die Argonauten anlegten und wo gleichfalls ein Lorbeer unmittelbar am Ufer stand, in dessen Nähe die Argonauten sich nach der Besiegung des Amykos an Orpheus' Gesang erfreuten, wird Argyronium gewesen sein. Dieser Anlegeplatz war nach Schol. Apol. Rhod. II, 159 vom Nymphaeum fünf Stadien entfernt, was zu der Entfernung bis zur Sykia stimmt (s. Müller, GGM p. 82b, Anm. 2). Die Herculis Kaivn liegt auf dem 'Riesenberge', den die Türken Juša-dagh nennen und das „Riesengrab" (bei einer Kapelle auf dessen Gipfel) gilt ihnen als Grab des Josua. Ich vermute, daß man im Altertum dieses Grab wie dem Herakles und dem „Riesen" Amykos (Valer. Flaccus nennt ihn gigantem, s. Müller, GGM p. 81, Anm. 1 zu Fragm. 61) so auch dem Iason zuschrieb: die Zuweisung an Josua, der hier nichts zu suchen hat, wird sich aus dem Umstande erklären, daß bei der Hellenisierung der jüdischen Namen seit Antiochus Epiphanes Iason für Josua eintrat: die Muhammedaner konnten daher unter Iason den Josua verstehen. Übrigens erklärte mir bei meinem Besuch ein anwesender Türke, der Riese liege nur zur Hälfte darin, der Oberkörper sei anderswo begraben. [Korr.-Zusatz. Die Argonauten hatten ja auch bei Kyzikos mit (sechsarmigen) Riesen zu kämpfen (Apoll. Rhod. I, 942 ff.) Vielleicht hat" (K. Lehmann-Hartleben) „hier Iason einen Riesen besiegt, dessen Grab man zeigte. An dem haftete dann der Name des Riesen und seines Bezwingers, welch letzterer als der bekanntere sich durchsetzte."] - k) An der asiat. Küste dann noch der Poišov Luv (Dion. Byz. § 99), dazu GGM II, 8b.

[ocr errors]

1) Dion. Byz. $ 51: Ἔνθεν Κάλαμος καὶ Βυθίας ὁ μὲν ἀπὸ τοῦ πλήθους (sc. καλάμου)· ὁ δὲ, σκέπῃ τῶν ἀκροτρίων ἀπὸ τοῦ βυθοῦ κατὰ περιτροπὴν ὠνόμασται δάφνη δὲ ἐν αὐτῷ, Μηδείας τῆς ̓Αιήτου φυτόν, ὡς λόγος.

2) Das zeigen sowohl die Lage zwischen dem Archeion = Ortaköi und der § 53 beschriebenen Strömung, die eindeutig auf Arnaut-köi führt (vgl. u. S. 280 Anm. 1), wie die näheren Angaben des Dionysios (s. Gyllius, GGM II, 38).

Strzygowski - das ausgezeichnete Werk über die antiken Wasserbehälter Konstantinopels verdanken, in einer Ecke des Vorhofes der türkischen Moschee von Kurutscheschme das beifolgend abgebildete (Abb. 1), jetzt im Altertumsmuseum zu Konstantinopel befindliche, in ungewöhnlicher Weise mit Lorbeerzweigen ge

[graphic][ocr errors][merged small]

schmückte Kapitell erblickte, stieg ihm sogleich die Vermutung auf, daß es sich hier um eine Erinnerung an den Lorbeer der Medea handle1).

1) Ich verdanke die Mitteilung zunächst Forchheimer selbst, der hinzufügte, er habe die Leitung des Antikenmuseums darauf aufmerksam gemacht, und daraufhin sei das Kapitell ins Museum verbracht worden. Auch J. H. Mordtmann wies mich auf den Forchheimerschen Fund hin. Andererseits teilte mir E. Unger mit, daß er seinerseits auf das Kapitell an seinem Wohnorte Kurutscheschme aufmerksam geworden sei und für die Überführung ins Museum Sorge getragen habe. Es scheinen also der erste Beobachter Forchheimer und

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »