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Als nach dem Falle von Perusia die Gegner des Caesar aus Italien flohen, ließen die Spartaner sich nicht durch die Waffenbrüderschaft mit ihm hindern, der Livia und ihrem einjährigen Söhnlein, dem späteren Kaiser Tiberius, ihren Schutz zu gewähren. Sie hatten nämlich zu den Claudiern alte Beziehungen. Bei dem Aufenthalte in Lakonien kamen Livia und ihr Gefolge durch einen Waldbrand in große Gefahr. Livia erinnerte sich noch lange mit Dankbarkeit ihres Aufenthalts in Sparta 1).

Als nach dem Frieden mit S. Pompeius in Misenum, wo diesem der Peloponnesos versprochen worden war, Antonius diese Landschaft mit den schwersten Erpressungen heimsuchte, um dem Rivalen so wenig als möglich übrig zu lassen, wird Sparta auch betroffen worden sein, obwohl es als civitas libera et foederata von ordeutlichen Steuern und Abgaben befreit war2). Später wurde Griechenland wieder der Schauplatz der Rüstungen des Antonius. Von den Messeniern wird berichtet, daß sie seine Sache mit Eifer ergriffen hätten. Die Spartaner verhielten sich dagegen ablehnend. Offener Widerstand zu Lande war wohl nicht möglich, aber das oder die Schiffe des Eurykles stießen zur Flotte des Caesar. Die Hinrichtung des Lachares dürfte in die Zeit dieser Rüstungen fallen.

Die Spartaner erhielten reichen Lohn für ihre Parteinahme auf Kosten der Messenier. Sie bekamen die Städte Thuria und Kardamyle, während wesen sein, denn es griff auf die Westseite des Taygetos über. Das lehrt eben die von Kolbe publizierte Grenzurkunde, die Zeile 39 sagt: Xoigerov, &s òpizer Μεσσήνῃ καὶ Λακεδαίμονι πρὸς Ἐλευθερολάκωνας. Am Nordufer des Flufchens war also neben dem messenischen auch spartanisches Gebiet. Möglich ist, daß ein Streifen spartanischen Landes bis nach Thuria reichte, in welchem Fall die von Augustus verfügte Verbindung dieser Stadt mit Sparta wirtschaftlich und geographisch besser begründet erscheint. Das Zeile 38 der Grenzinschrift genannte Heiligtum der Artemis Limnatis dürfte mit dem von Paus. in der Nähe von Alagonia erwähnten Artemisheiligtum identisch sein: III 26. 11 9éas dè avτόθι ἄξια Διονύσου καὶ Αρτέμιδός ἐστιν ἱερά. Ein Grund, die Entscheidung betreffs des Denthaliatischen Gebiets dem Diktator Caesar zuzuschreiben, wie jetzt allgemein angenommen (Klebs s. v. Atidius Geminus P.-W. II S. 2075, Kolbe IG V 1 p. XV u. S. 260, Ath. Mitt. XXIX S. 377), liegt nicht vor. Daß Antonius später das Gebiet den Messeniern zurückgegeben habe, ist eine müssige Annahme. Die von Augustus nach Actium in diesen Gegenden verfügten Gebietsveränderungen betreffen andere Gebiete als das Denthaliatische. Dieses wurde von Tiberius den Messeniern gegeben, aber trotzdem finden wir bei Pausanias, daß das Land am linken Ufer des Choireios zu seiner Zeit lakonisch war. Die Denthaliatis lag also nicht dort, wenn man nicht einen neuen Wechsel annehmen will, zu dem sonst kein Grund vorliegt. Vgl. auch Mommsen bei Neubauer Arch. Zeit. 1876 S. 138 A. 16. Die Inschrift IG V 1 1448 kann für die Datierung nicht entscheidend sein, wie Kolbe will.

1) Suet. (Ihm), Tib. 6. Lacedaemoniis publice, quod in tutela Claudiorum erant, demandatus. Dio LIV 7. 2. Die Spartaner nennen IG V 1. 375. 2 den Germanicus ἀπὸ προγόνων εὐεργέταν.

2) Dio XLVIII 39. 1.

Leuktra, Gerenia, Alagonia und Pharai dem Bund der lakonischen Städte zugeteilt wurden1). Es scheint richtiger diese Gebietsveränderungen nicht mit dem Besuch des Augustus in Sparta in Zusammenhang zu bringen; dann würde Dio sie nicht übergangen haben, sondern sie gehören eher in die Zeit der Neueinrichtung der Provinz Achaia, die vor dem Jahre 27, wo diese dem Senate übergeben wurde, abgeschlossen gewesen sein wird.

Schließlich erhielten die Spartaner den ehrenvollen Auftrag, die vom Kaiser neu ausgestatteten Actischen Spiele zu leiten, die vom Jahre 28 an jedes vierte Jahr gefeiert wurden2).

Eurykles stand von dieser Zeit an bei dem Kaiser in hoher Gunst. Er erhielt das römische Bürgerrecht und fügte den Namen Gaius Iulius zu dem seinigen.

Über sein Alter liegen keinerlei direkte Nachrichten vor. Da er aber bis nach dem Tode des Augustus im Regiment war siehe unten S. 57 war er wahrscheinlich jünger als dieser. Andererseits kann er wohl nicht später als 50 v. Chr. geboren sein. Er wäre sonst für eine Führerstellung in der Schlacht bei Actium zu jung gewesen. hältnismäßig späte Ansetzung seines Geburtsjahres empfiehlt sich auch aus dem Grunde, daß sein Sohn Lakon noch unter Claudius in Sparta die Herrschaft führte3).

Zu den Besitzungen, die seine Familie besaß sie muß nach der Bedeutung zu urteilen, die Lachares hatte, nicht unbegütert gewesen sein kam nun die reiche Beute aus der Schlacht und Geschenke des Kaisers. Inbezug auf Reichtum gehörten er und seine Nachkommen zu den ersten in ganz Hellas.

Wir finden ihn im Besitz der Stadt und wohl damit auch der ganzen Insel Kythera 4). Dagegen kam er nicht gleich in den Besitz der Herrschaft über Sparta. Dort sind nämlich Münzen geprägt mit dem Namen und dem Bild des Caesar, aber ohne denjenigen des Eurykles. Sie werden in die Jahre nach Actium zu datieren sein").

Aber es dauerte nicht allzu lange, bis Eurykles, auf die Gunst des Augustus gestützt, die Leitung der Regierung in Sparta übernehmen konnte.

1) Thuria: Paus. IV 31. 1, Kardamyle III 26. 7, Leuktra wird III 21. 7 unter den Eleutherolakonen aufgezählt, die Messenier machen aber darauf Anspruch III 26. 6, Gerenia III 21. 7 und 26. 8, Alagonia III 21. 7 und 26. 11, Pharai IV 30. 2. 2) Strabon VII 325.

3) Weil a. a. O. Münzen Nr. 5-7.

4) Strabon VIII 363 Κύθηρα ... νῆσος εὐλίμενος, πόλιν ἔχουσα ὁμώνυμον, ἣν ἔσχεν Εὐρυκλῆς ἐν μέρει κτήσεως ἰδίας, ὁ καθ' ἡμᾶς τῶν Λακεδαιμονίων ἡγεμών. Beachte den Aorist.

5) Weil a. a. O. S. 16 A. 2.

In die Zeit von Agrippas zweitem Aufenthalt im Orient dürfte, nach Weil, die von ihm als Nr. 2 aufgeführte Münze gehören1). Sie trägt auf der Vorderseite Name und Bild des Agrippa; auf der Rückseite den Namen Evovx2ɛ. Ein Collegium der Agrippiasten finden wir inschriftlich erwähnt, das ihrem Patron eine Statue errichtete, deren Basis zum Teil noch erhalten ist. Der Vorsitzende des Collegs war C. Iulius Deximachos, der Sohn des Pratolaos. Da wir finden, daß ein Sohn des Eurykles auch den Namen Deximachos führte, ist es wahrscheinlich, daß die Familien beider mit einander verwandt waren 2). Die Rückseite der Agrippamünze stimmt mit einer anderen, von Weil nicht erwähnten, überein, deren Vorderseite einen jugendlichen Kopf und die Inschrift AYC sowie ein Monogramm trägt3).

Schon vor das Jahr 27 setzt Weil seine Münze Nr. 1 mit dem Bild und Namen des Kaisers, KAIC.4). Nachdem dieser im genannten Jahre den Titel Augustus angenommen, dürfe dieser Name nicht auf den Münzen fehlen. Aber auf mehreren, die sicher später geprägt sind, fehlt dieser Titel 5). Wir haben also das Recht, die erwähnte Münze auf ein späteres Ereignis zu deuten. Etwa gleichzeitig mit dieser dürfte eine andere sein, die dasselbe Bild und dieselbe Inschrift auf der Vorderseite zeigt. Statt des Adlers finden wir dagegen den Namen Eguzλe von einen Lorbeerkranz umgeben). Dieses läßt sich ungezwungen auf die Erhebung des Eurykles zur Herrschaft beziehen. Das Bild des Kaisers wird ein Zeichen der Dankbarkeit sein, kann aber außerdem noch eine andere Beziehung

1) Weil a. a. O. S. 14. Sämtliche auf Eurykles sich beziehende Münzen sind bei Gardthausen II 1 S. 219 A. 3 aufgeführt, aber wenig übersichtlich. 2) IG V 1. 374 [M. Agrippam cos. tert. [tribuni]c. potest. [... A]grippiastae [et princeps C. Julius [... Dexi]machus, Pratola[i f].

[Μ. Αγρίπ]παν ύπατον [τὸ γ', δημ]αρχικῆς ἐξου[σίας τὸ . . . Α]γριππιασταί [καὶ [zai πρέσβυς) Γάϊος Ιούλιος [... Δε]ξίμαχος Πρα[τύλα].

IG III 801 b, Ditt. Syll.3 788 [ó quos Taio] T[o]vλior değiuazov [E]vovxλéovę vìóv. Vielleicht ist der IG V 1. 141. 18 genannte 4ɛsiuazos Evovzhćovę mit diesem identisch, umsomehr, als gleich nach ihm ein gleichnamiger Sohn des Pratolaos erwähnt wird. Dann müßte man aber annehmen, daß der vorher genannte 'Padάuav9vg Evovzλéovę auch ein Sohn des Tyrannen sei. Dieser letztere Vorname sticht aber zu sehr gegen die übrigen in der Familie des Eurykles gebräuchlichen ab, um die Annahme besonders wahrscheinlich zu machen. 3) Imhoof-Blumer, Monnaies grecques S. 172 No. 86. Avoiğevidas? 4) Weil a. a. O. S. 13 u. 16.

5) Siehe z. B. Cohen. Descr. hist. d. monn. frapp. sous l'Empire Romain I S. 77 ff. Nr. 58 Caesar Divi f. Armen. recep. imp. VII., 59 Caesar Divi f. Armen. capt. imp. VIII, beide aus dem Jahre 20 v. Chr., Nr. 229 S. P. Q. R. Imp. Caesari quod viae munitae sunt, 230 dieselbe Inschrift, aus dem Jahre 16 v. Chr., 322 S. P. Q. R. Imp. Caesari vot. p. susc. pr. sal. et red. I. O. M. sacr., 327 S. P. Q. R. Imp. Caesari beide auch aus dem Jahre 16.

6) Imhoof-Blumer a. a. O. Nr. 88. Klio, Beiträge zur alten Geschichte XVII 1/2.

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haben, nämlich auf den Besuch des Augustus in Sparta im Jahre 21. Dies letztere muß aber dahingestellt bleiben, bis andere Gründe gefunden sind, die dafür sprechen, daß die Ehrung des Eurykles bei dieser Gelegenheit stattfand.

Unter der Herrschaft des Eurykles kommen weiter Typen mit dem Kopfe des Zeus und dem der Sparta vor1). Jener ist dem auf spartanischen Münzen gewöhnlichen Lykurgos ähnlich 2). Die Rückseite von Weil Nr. 1, stehender Adler, 2 und der „Avot"-Münze, Kerykeion, kommen oft vor). Weniger gewöhnlich ist die Keule von Nr. 34). Der Kopf der Sparta kommt sonst nicht auf den Münzen vor und das Bild der Rückseite, die Dioskuren zu Pferde, finden wir erst unter Hadrianus wieder"). Es sollte natürlich eine Anspielung auf die Abstammung des Tyrannen von den alten Landesheroen sein.

Die spartanischen Könige Areus und Nabis, die einzigen Könige, von denen Münzen erhalten sind, setzten ihren Namen im Genetiv darauf 6). In der Zeit der ersten Kaiser gebrauchten die dem Gesetze nach höchsten Ämter dieselbe Ausdrucksweise neben dem Nominativ 7). Andere Spartaner kommen fast ausnahmslos nur im Nominativ vor). Eurykles gebraucht

auf der Hälfte der Münzen die Abkürzung Erovzhɛ, die nur als Genetiv gedeutet werden kann, folgt also dem Beispiel der Könige. Auf den übrigen Münzen hebt er den Unterschied gegen andere Beamten durch den Gebrauch der Präposition лi hervor. Hierin ist sein Sohn Lakon seinem Beispiel gefolgt).

Dieses Selbstzeugnis des Eurykles von seiner Ausnahmestellung wird durch Strabon bestätigt. Er nennt ihn ὁ καθ' ἡμᾶς τῶν Λακεδαιμονίων ἡγεμών und spricht von seiner αρχή und ἐπιστασία 10). Iosephus bezeichnet ihn nur als einen in seiner Heimat bedeutenden Mann, und Pausanias kennt ihn nur als Spartiaten11). Strabons Zeugnis ist für uns natürlich maßgebend. Und die Tatsache der Prägung von Münzen im Namen des Eurykles zeigt auch, daß seine Herrschaft irgendwie legalisiert war. Die Un1) Weil a. a. O. Nr. 3 u. 4.

2) Cat. of the coins in the Brit. Mus., Peloponnesus S. 122 Nr. 14-21, 61. Vgl. ebenda Taf. XXIV. 7 mit XXV. 6!

3) Ebenda S. 122 ff. Nr. 22-34, 69 u. Nr. 14-21, 61.

4) Ebenda S. 124 Nr. 41-43.

5) Ebenda S. 129 Nr. 73.

6) Num. Chronicle 1897 Taf. V. 2 u. Ztschr. f. Num. II (1875) S. 285 u. Taf. IX. 1, Jahrg. XXI (1894) S. 213 Taf. IV. 14.

7) Brit. Mus. a. a. O. S. 126 Nr. 51-53, 56–61.

8) Münsterberg, Beamtennamen auf griech. Münzen S. 55 (Sep. aus Numism. Ztschr. Wien 1911 S, 123). Der Genetiv liza macht Ausnahme. Maoavisoov ist kaum lakonisch.

9) Weil a. a. O. Nr. 1, 3-7.

10) Siehe S. 48 Anm. 4 und unten S. 57 Anm. 3.

11) Siehe S. 54 und S. 53 Anm. 3 u. 4.

kenntnis von der Stellung des Eurykles bei Iosephus und Pausanias läßt sich erklären, wenn man annimmt, daß sein Regiment nicht die vollständige Aufhebung der verfassungsgemäßen Behörden von Sparta bedeutete. Er kann eins oder mehrere der gewöhnlichen Ämter Jahr für Jahr bekleidet haben; er kann auch durch Beschluß von Volksversammlung und Rat oder durch Dekret des Kaisers außerordentliche Vollmachten erhalten haben, durch die alle anderen Organe der Stadt zu tatsächlicher Bedeutungslosigkeit herabgedrückt wurden, obwohl sie rechtlich fortbestanden. Aus der Nichterwähnung des Dio bei Gelegenheit von Augustus' Besuch in Sparta sowie aus seinem und des Tacitus' Schweigen über seinen Fall, der in der ersten Zeit des Tiberius stattgefunden haben muß, schließe ich, daß die spartanischen Behörden formell die Vollmachten erteilten.

Jedenfalls war seine Macht so groß, daß sie zu schwerem Mißbrauch Anlaß gab, und die Lakedaimonier selbst waren ohne Eingreifen des Kaisers nicht imstande, sie zu zügeln.

Über die Gründe, die Augustus zu der in einer griechischen Stadt ungewöhnlichen Maßnahme, einen Tyrannen einzusetzen, bewegten, ist nichts überliefert. Antonius hatte es vieler Orten getan. Unter Augustus wird sonst nur von einem griechischen Stadtherrscher berichtet; und dessen Regiment war wohl nicht von langer Dauer1).

Günstlingswirtschaft war dem Augustus nicht fremd, wie die Geschichte seines Freigelassenen Likinos beweist, der sich in Gallien die unerhörtesten Erpressungen erlaubte und auch, als der Kaiser ihn seines Amtes enthoben hatte, noch große Reichtümer für sich retten konnte 2). In anderen Fällen sind es politische Gründe gewesen, die Augustus dazu bewogen haben, seine Hand über Tyrannen zu halten, auch wenn sie zu schwerem Klagen Anlaß gab, wie z. B. Herodes von Judäa. Meist werden persönliche Neigungen und politische Berechnung verbunden gewesen sein. Ersteren nachzuspüren, wäre hier ein müßiges Beginnen.

Alle Ehren, die Römer und Provinzialen dem Augustus bereiteten, konnten doch den Kaiser und seine Zeitgenossen. nicht darüber hinwegtäuschen, daß sowohl der Kaiser persönlich wie die von ihm geschaffenen Einrichtungen des größten Schutzes und unabläßiger Wachsamkeit für ihre Sicherheit bedurften. Die Provinzen des griechischen Ostens waren seit bald 200 Jahren gewöhnt, von den Römern Befehle zu empfangen, und die Unruhen einiger wilder Stämme in Makedonien, Thrakien und Kleinasien konnten die Sicherheit der Regierung nicht gefährden. Nicht einmal die Bürgerkriege hatten hier zu Versuchen der Erhebung geführt. Den Bewohnern der Kulturgebiete im Umkreise des östlichen Mittelmeeres

1) Über Nikias von Kos siehe Gardthausen II 1 S. 122 A. 20.
2) Suet. Aug. 67, Dio LIV 21, Pros. Imp. Rom. II S. 288 Nr. 193.

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