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im Laufe des Jahres 404/3 eingesetzt worden, dann müßte am Anfang des Jahres ein in regelmäßiger Weise erloster Archon ins Amt getreten sein, und wenn dieser auch durch die Oligarchie beseitigt wurde, so hätte doch die restaurierte Demokratie nur um so mehr Veranlassung gehabt, seinen Namen in der Eponymenliste wiederherzustellen. Daß man das Jahr 404/3 dagegen als Jahr der Anarchie bezeichnete, beweist eben, daß es in diesem Jahre einen regelmäßig erlosten Archon nicht gegeben hat" (Beloch, Philolog. a. a. O.). Dieser letzte Schluß ist unbedingt richtig, beweist aber nicht, daß die Dreißig noch unter dem Archontat des Alexias, vor dem 1. Hekatombaion 404, eingesetzt sein müssen. Die Erlosung der Beamten pflegte in Athen wahrscheinlich Ende Munychion stattzufinden1). Im Munychion des Jahres 404 erfolgte aber die Kapitulation. Athens und dann folgten die Verschwörung der demokratischen Strategen und die Vereitelung derselben infolge der Denuntiation des Agoratos, weiter das Wühlen der fünf von den oligarchischen Klubs aufgestellten. gooo12). Es wäre nun an sich schon sehr wahrscheinlich, daß es unter diesen Umständen vor dem 1. Hekatombaion 404 nicht zu den Erlosungen der Beamten für 404/3 gekommen ist, und daß es tatsächlich am Jahresanfang keinen Archon eponymos gab, geht, wie Beloch gesehen hat, aus der späteren offiziellen Bezeichnung des Jahres 404/3 als dragzia hervor. Als aber die Dreißig ans Ruder kamen und Pythodoros als Archon anwiesen, mußten diese das Jahr, auch wenn er erst nach Jahresanfang ins Amt getreten war, nichtsdestoweniger nach ihm benennen, und also auch die Vorgänge, die sich zwischen dem 1. Hekatombaion und seiner Ernennung abgespielt hatten, datieren ἐπὶ Πυθοδώρου ἄρχοντος. Da nun Aristot. 49. лoλıτ. 35, 1 für die Einsetzung der Dreißig diese Datierung gibt, eine Fälschung ausgeschlossen ist und ein Irrtum höchst unwahrscheinlich, muß aus dieser Stelle gefolgert werden, daß die Dreißig eben erst nach dem 1. Hekatombaion eingesetzt sind. Aristoteles konnte ja mit demselben Rechte sagen: οἱ μὲν οὖν τριάκοντα κατέστησαν ἐπὶ Πυθοδώρου ἄρχοντος, obwohl am Tage ihrer Einsetzung Pythodoros noch nicht im Amte war, wie er 39, 1 sagt: ¿yévorto d' ai diakóõɛıç iл' Evx2ɛidov άozovτos, obgleich Eukleides erst einige Zeit nach der Versöhnung zum Archon erlost wurde: zur Datierung rechnet er eben den Anfang des Jahres des Eukleides sowohl wie den des Pythodoros vom vorhergehenden 1. Hekatombaion ab.

Wie lange nach dem 1. Hekatombaion 404 sind die Dreißig eingesetzt? Diese Frage hängt zusammen mit einer anderen. Nach der Kapitulation Athens ist Lysander nach Samos gefahren, um dies zu be

1) Gilbert, Handbuch der griech. Staatsaltertümer, Bd. I2, S. 240.

2) Ed. Meyer, Gesch. des Altert., Bd. V, S. 18; Beloch, Griech. Gesch.2, Bd. II, Abt. 1, S. 429.

lagern: sind nun die Dreißig eingesetzt vor der Abfahrt des Lysandros (so die Meinung von Eduard Schwartz)1), oder nach der Einnahme von Samos bei einem Aufenthalte Lysanders zu Athen während seiner Rückfahrt nach Sparta (so Beloch 2) und Boerner)"), oder ist Lysander während der Belagerung von Samos nach Athen zur Einsetzung der Dreißig herübergekommen und dann wieder nach Samos zurückgefahren (so Eduard Meyer)*)?

Eine unbefangene Interpretation Xenophons kann nur konstatieren, daß wenigstens dieser die Einsetzung der Dreißig vor Lysanders Abfahrt nach Samos stellt: Hellen. II 2, 23 fährt Lysander nach der Kapitulation Athens in den Hafen des Piraeus ein; 3, 2 beschließt der Demos, dreißig Männer zu wählen, um die Gesetze der Väter zu redigieren; 3, 3 ToÚTOV δὲ πραχθέντων ἀπέπλει Λύσανδρος πρὸς Σάμον, Αγις δ' ἐκ τῆς Δεκε λείας ἀπαγαγὼν τὸ πεζὸν στράτευμα διέλυσε κατὰ πόλεις ἑκάστους: das ist der Schluß des Kriegszustandes. Nach Xenophon geht Lysander hier offenbar zum ersten Male nach Samos, bis dahin war er im Piraeus oder in Athen geblieben. Es folgen 3, 6 ff. die Belagerung und Einnahme von Samos durch Lysander und Lysanders Heimfahrt nach Lacedaemon. Davon, daß Lysander die Rückreise über den Piraeus nimmt und Athen besucht, ist nicht die Rede. Xenophon kommt dann 3, 11 auf die Einsetzung der Dreißig zurück: οἱ δὲ τριάκοντα ᾑρέθησαν μὲν ἐπεὶ τάχιστα τὰ μακρὰ τείχη καὶ τὰ περὶ τὸν Πειραιᾶ καθηρέθη, und beginnt liermit seine ausführliche Erzählung über ihre Regierung und ihren Fall. Für denjenigen, der ohne vorgefaßte Meinung und ohne die übrigen Quellen zu berücksichtigen die hier analysierte Partie des Xenophon liest, für den ist es zweifellos, das Xenophon Lysander zu Athen oder im Piraeus verweilen läßt, bis die Dreißig am Ruder sind; ihre Einsetzung findet nach ihm statt unmittelbar nach der Schleifung der langen Mauern und derjenigen des Piraeus.

Gegen diese chronologische Fixierung würde wohl, auch angesichts der abweichenden Darstellung der Späteren (Diodor und Plutarch), kein Einspruch erhoben sein, wenn nicht der Zeitgenosse Lysias in der Rede gegen Eratosthenes sagte, § 71, daß Theramenes für die Volksversammlung, welche die Bestellung der Dreißig beschließen sollte, μετεπέμψατο μὲν τὰς μετὰ Λυσάνδρου ναῦς ἐκ Σάμου, ἐπεδήμησε δὲ τὸ τῶν πολεμίων στρατόπεδον. tāv лoλεμíov oтQaτóлedov. Hieraus folgert Beloch, Philol. a. a. O. S. 264, daß die Dreißig erst nach der Rückkehr Lysanders aus Samos

1) Rhein. Museum, N. F. Bd. 44, 1889, S. 122 ff.

2) Philologus 43, 1884, S. 264; Griech. Gesch.2, Bd. II, Abt. 1, S. 431 f.

3) De rebus a Graecis inde ab anno 410 usque ad annum 403 a. Chr. n. gestis (Diss. Götting. 1894), S. 49 ff.

4) Gesch. des Altertums, Bd. V, S. 19f.

1*

eingesetzt worden sind. Im Anschluß an Diodor XIV 3 meint er, Griech. Gesch.2 II 1, S. 430, daß die Oligarchen eine Botschaft an Lysander nach Samos, welches eben eingenommen war, sandten, und dieser nun mit seiner Flotte zum zweitenmal in den Piraeus einlief. Jetzt erst wäre die Volksversammlung, in der die Demokratie aufgehoben werden sollte, einberufen. Dann wäre Lysander nach Hause weitergefahren.

Wenn diese Ansicht Belochs, der sich Boerner anschließt, richtig wäre, dann würde Xenophon, der Lysander nach der Einsetzung der Dreißig nicht nach Sparta, sondern nach Samos segeln läßt, sich eine grobe Geschichtsfälschung haben zuschulden kommen lassen. Denn er kannte ja die Folge der Ereignisse, bei denen er selbst Zeuge gewesen war, genau. Nun haben die Hellenika als Geschichtswerk große Fehler, vieles wird vermißt, was Xenophon erzählt haben sollte, aber bewußte Fälschungen hat er nicht begangen: die von Xenophon erzählten Tatsachen stellen sich, wo die Parallel-Überlieferung (Aristoteles, EphorusDiodor, die Hellenika von Oxyrhynchos) abweicht, bei genauer Vergleichung immer als richtig heraus, wenn er auch manchmal unvollständig und einseitig ist. Auch läßt sich kein Grund ausfindig machen, weshalb denn Xenophon die Reihenfolge der Geschehnisse geändert haben sollte. Wenigstens kann man nicht sagen, daß Xenophon im Interesse Spartas den von Beloch angenommenen Aufenthalt Lysanders zu Athen während seiner Rückreise aus Samos absichtlich gestrichen hätte, um dessen Anteil an die Einsetzung der Dreißig zu vertuschen, denn er läßt ja dieselben in Lysanders Anwesenheit ans Ruder kommen.

Nur in einem Falle würde, wenn man Belochs Ansicht als richtig voraussetzt, Xenophon sich nicht einer Fälschung schuldig gemacht haben, wenn nämlich auch die andere Hypothese Belochs richtig wäre, daß Hellen. II 3, § 1 und 2 nicht von Xenophon selbst, sondern von dem Interpolator herrühren, der in den beiden ersten Büchern der Hellenika die chronologischen Bestimmungen nach Archonten, Ephoren, Olympioniken und Kriegsjahren eingefügt hat. Nach Belochs Ansicht folgte nämlich im echten Xenophon aut II 2, 23 μετὰ δὲ ταῦτα Λύσανδρός τε κατέπλει εἰς τὸν Πειραιᾶ καὶ οἱ φυγάδες κατῆσαν καὶ τὰ τείχη κατέσκαπ τον ὑπ' αὐλητρίδων πολλῇ προθυμία, νομίζοντες ἐκείνην τὴν ἡμέραν τῇ Ἑλλάδι ἄρχειν τῆς ἐλευθερίας, unmittelbar 3, 3 τούτων δὲ πραχθέντων ἀπέπλει Λύσανδρος πρὸς Σάμου, Αγις δὲ κτλ. Dann würden aber die Worte τούτων δὲ πραχθέντων sich beziehen auf κατέπλει, κατῇσαν, zatέózaлtov, also das Partizip, wodurch die vollzogene Handlung gekennzeichnet wird, auf die Imperfekta, die den Anfang und Fortgang der Handlung bezeichnen, und dieses ist grammatisch und sachlich wohl nicht möglich. Dagegen paßt τούτων δὲ πραχθέντων ausgezeichnet, wenn es sich bezieht auf das vorhergehende, von Beloch athetierte, doğa Tổ dýμm

τριάκοντα ἄνδρας ἑλέσθαι . . . καὶ ᾑρέθησαν οἵδε (3, 2). Ich glaube daher, daß die Herausgeber der Hellenika mit vollkommenem Recht nur 3, 1 (außer den ersten Worten) einklammern und 3, 2, worin die Einsetzung der Dreißig erzählt wird, für echt halten. Dann ist auch erklärlich, wie Xenophon 3, 11 seine Erzählung der Regierung der Dreißig beginnen kann mit of dè τquázovta (d. h. die Dreißig, über die ich schon geredet habe) yoέðŋoav μèv zt2., während, wenn er ihre Einsetzung vorher nicht erwähnt hätte, dieses ein sehr abrupter Übergang sein würde. Wenn Beloch, Philol. a. a. O. S. 264, meint, daß Lysander nach der Einnahme von Samos Athen besuchte, nicht etwa während der Belagerung nach Athen herübergekommen und dann wieder nach Samos zurückgefahren sei, gehe daraus hervor, daß er bei seiner Rückkehr von Samos nach Sparta die attischen Trieren aus dem Piraeus mit sich führte (Xen., Hellen. II 3; 8), so ist es klar, daß die attischen Schiffe, welche sofort als Lysander nach der Kapitulation in den Hafen einlief, ihm übergeben wurden (Lysias 13, 34), auch wenn er dieselben bei seiner Abfahrt nach Samos in ihren Schiffshäusern hat liegen lassen, was immerhin für Sparta gefährlich werden konnte und also nicht gerade wahrscheinlich ist, doch nicht von ihm selbst aus dem Piraeus herangeführt und zu der übrigen Flotte gebracht zu sein brauchen. Übrigens mag ja Lysander bei seiner Heimfahrt von Samos den Piraeus berührt haben, um die attischen Schiffe mitzunehmen, Xenophon konnte dies a. a. O. in seiner kurzen Beschreibung der Rückfahrt Lysanders als etwas Belangloses ruhig übergehen, in Athen zur Einsetzung der Dreißig ist er jedenfalls damals nicht gewesen.

Schließlich gibt es noch ein Argument gegen Belochs Datierung. Wenn Lysander nach der Einnahme von Samos die Dreißig eingesetzt hätte, so wäre dies geschehen τελευτώντος τοῦ θέρους (Xen. II 3, 9). Zwar hält Beloch auch diese Worte für unecht, aber nur deshalb, weil er die Einsetzung der Dreißig vor dem 1. Hekatombaion 404 datiert und also, da er Lysander bei einem athenischen Aufenthalt während der Heimfahrt die Dreißig einsetzen läßt, dessen Rückkehr zu Sparta viel früher als am Ende des Sommers, wie Xenophon ausdrücklich sagt, ansetzen muß. Diese Beweisführung hat natürlich für denjenigen, der Belochs Datierung des Regierungsanfanges der Dreißig für unrichtig hält, keinen Wert. Übrigens ist gegen die Echtheit der Worte TεZEVtortos tov dέgovs nichts anzuführen, und keiner der Herausgeber hat denn auch, so viel ich weiß, dieselben eingeklammert. Boerner a. a. O. S. 69f., der mit Beloch die Einsetzung der Dreißig zwischen der Einnahme von Samos und der Rückkehr Lysanders nach Sparta ansetzt, aber an die Datierung des Aristoteles ἐπὶ Πυθοδώρου ἄρχοντος festhält, zieht nun aus der obengenannten Angabe Xenophons und aus der darauf

folgenden Notiz, daß Lysander unter dem Ephorat des Eudios, der im Herbst 404 ins Amt trat, zu Sparta zurückkam - auch wenn dieselbe von einem Interpolator herrühre, stamme sie doch aus einer ausgezeichneten Quelle die von seinem Standpunkt einzig richtige Folgerung, daß dann eben die Einsetzung der Dreißig erst am Ende des Sommers, nach dem Herbstaequinoctium, anzusetzen sei: si igitur trigintavirorum institutionem mediis aut ultimis Boedromionis diebus tribuimus, certe non multum a vero discedimus. Boerner will also die Dreißig etwa Anfang Oktober eingesetzt sein lassen, und tatsächlich muß, wer ihre Einsetzung nach der Einnahme von Samos verlegt, sie frühestens Tλerτῶντος τοῦ θέρους ansetzen. Daran nun scheitert die ganze Hypothese. Nicht nur nach Xenophon, sondern auch nach Lysias 12, 71 befand sich bei der Einsetzung der Dreißig das feindliche Heer noch im Lande. Es ist einfach ausgeschlossen, daß die spartanische Bundesarmee, nachdem Athen Ende April kapituliert hatte, sich ohne ersichtlichen Grund noch den ganzen Sommer bis in den Herbst hätte zusammenhalten lassen, und weshalb sollten die athenischen Oligarchen mit dem Sturze der Demokratie. von April bis Oktober gewartet haben, während doch dieselbe ohne Zweifel am leichtesten auszuführen war bald nach der Kapitulation, unter dem frischen Eindruck der überstandenen Not und bevor die Demokraten sich erholt hatten?

Die Annahme, daß Lysander die Dreißig erst nach der Einnahme von Samos eingesetzt habe, ist also zu verwerfen, und die Tradition bei Diodor XIV 3, welche dieses besagt, ist unrichtig.

Im Gegensatz zu Beloch meint Eduard Meyer, daß die athenischen. Oligarchen sich zur Verwirklichung ihrer Pläne an Lysander wendeten, der vor Samos lag, daß dieser dann nach Athen herüberkam und nach der Einsetzung der Dreißig wieder nach Samos abfuhr. Wir sahen schon, daß bei unbefangener Interpretation Xenophon den Lysander bis nach der Einsetzung der Dreißig in Athen bleiben und ihn dann nach Samos abfahren läßt. Ist Meyers Ansicht richtig, dann muß Xenophon die erste Abfahrt Lysanders mit der Flotte aus dem Piraeus nach Samos und seine Rückkehr übergangen haben. Das wäre keine Fälschung, die Tatsachen würde er auch dann ganz richtig erzählen. Denn auch dann ist nach ihm Lysander während der Einsetzung der Dreißig zu Athen, nur würde er dessen frühere zeitweilige Abwesenheit und seine Rückkehr als belanglos unerwähnt gelassen haben. Ich halte jedoch eine solche Unterlassungssünde Xenophons in diesem Falle für nicht sehr wahrscheinlich eine so wichtige Tatsache, wie die Rückkehr Lysanders mit der peloponnesischen Flotte nach Athen nur zum Zweck der Einsetzung der Dreißig, und also auch die wenigstens teilweise Aufhebung der Blockade von Samos, gewesen wäre, unerwähnt zu lassen, und so den

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