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Leser glauben zu machen, daß Lysander die ganze Zwischenzeit im Piraeus oder in Athen geblieben wäre, käme fast einer Fälschung gleich. Auch ist es, wie Eduard Schwartz a. a. O. S. 123 bemerkt, höchst unwahrscheinlich, daß Lysander Athen verlassen hat, bevor die Verhältnisse in seinem Sinne geordnet waren: „wie anderswo den verrufenen Zehnmännern, übertrug er in Athen 3 X 10 Männern die oberste Gewalt; und hier wo die größten Schwierigkeiten und eine verzweifelte Demokratie der Umwälzung entgegenstanden, sollte er ruhig alles haben laufen lassen und sich nach Samos, das ihm nach Athens Fall doch nicht entrinnen konnte, begeben haben, um dort zu warten, bis Theramenes ihm meldete, er könne ohne ihn der Demokratie nicht Herr werden?“ Ich glaube daher, daß Lysander nach der Einsetzung der Dreißig nicht zum zweiten, sondern zum ersten Male von Athen nach Samos abgefahren ist. Dazu stimmt, daß Lysias in der Rede gegen Agoratos § 34 auch nur eine einmalige Einfahrt Lysanders in den Piraeus erwähnt, diejenige nach der Kapitulation Athens: ἐπειδὴ γὰρ ἐκεῖνοι (die von Agoratos angegebenen demokratischen Verschworenen) συλληφθέντες ἐδέθησαν, τότε καὶ ὁ Λύσανδρος εἰς τοὺς λιμένας τοὺς ὑμετέρους εἰσέπλευσε, καὶ αἱ νῆες αἱ ὑμέτεραι Λακεδαιμονίοις παρεδόθησαν, καὶ τὰ τείχη κατεσκάφη, καὶ οἱ τριάκοντα κατέστησαν, καὶ τί οὐ τῶν δεινῶν τῇ πόλει ἐγένετο; Mit der obigen Annahme scheint aber nicht im Einklang zu stehen, was Lysias in der Rede gegen Eratosthenes § 71 von Theramenes sagt: καὶ τὸ τελευταῖον, ὦ ἄνδρες δικασταί, οὐ πρότερον εἴασε τῶν ἐκκλησίαν & (nämlich die über die Verfassung, nicht wie Lysias glauben machen will, die über den Frieden) γενέσθαι, ἕως ὁ λεγόμενος ὑπ' ἐκείνων (sc. Λακεδαιμονίων) καιρὸς ἐπιμελῶς ὑπ' αὐτοῦ ἐτηρήθη, καὶ μετεπέμψατο μὲν τὰς μετὰ Λυσάνδρου ναῦς ἐκ Σάμου, ἐπεδήμησε δὲ τὸ τῶν πολεμίων оτQаτóлεdov. Hier muß man genau scheiden zwischen den auch seinen Hörern bekannten Tatsachen, die Lysias mit diesen Worten im Auge hat, und der Motivierung, die er denselben unterschiebt mit dem Zweck, Theramenes so schwarz als möglich darzustellen. Die Tatsachen, die er meint, sind: 1. die Ekklesie, in der die Verfassungsänderung beschlossen wurde, fand nicht so bald statt, wie man erwartet hatte; 2. als dieselbe gehalten wurde, lagen Schiffe von Lysander im Piraeus und 3. standen feindliche Truppen im Lande. Das erste und dritte sind richtig, denn die Anwesenheit spartanischer Truppen bezeugt auch Xenophon, Hellen. II 3, 3, und wir haben gesehen, daß die Einsetzung der Dreißig erst n' dozovτος Πυθοδώρου tos IIvoodooov erfolgte. Die Ursachen dieser Verspätung sind uns im einzelnen unbekannt. Erst mußten wohl die fünf oligarchischen gogor den Boden genügend vorbereitet haben. Inwieweit die Verschiebung der Versammlung mit einer Verabredung zwischen Theramenes und den Spartanern zusammenhängt, wie Lysias sagt, ist nicht mehr auszumachen:

das mag richtig sein, und wir werden sofort sehen, worauf sich diese Verabredung bezogen haben kann, es kann aber auch nur eine von dem geriebenen Advokaten erfundene Motivierung der Verspätung der Ekklesie sein, um Theramenes anzuschwärzen. Bei der an zweiter Stelle von Lysias aufgestellten Behauptung über die Anwesenheit von Schiffen Lysanders sind seine Ausdrücke genau zu interpretieren: er sagt nicht gradezu, Theramenes habe Lysander aus Samos entboten, sondern er nennt τὰς μετὰ Λυσάνδρου ναυς, die bei Lysander befindliche und unter dessen Kommando stehende Flotte. Offenbar will Lysias die Hörer glauben lassen, daß Theramenes Lysander selbst zur Herüberkunft veranlaßt hat

so einflußreich und so volksfeindlich war dieser Mann, daß er sogar den großen Lysander zur persönlichen Herüberkunft bewegen konnte nur seines eigenen Planes des Sturzes der Demokratie halber! - aber gerade der von dem Advokaten gewählte Ausdruck macht es glaublich, daß Lysander eben nicht selbst aus Samos herüberzukommen brauchte. Wie würde Lysias anders ausgepackt haben, wenn tatsächlich auf Veranlassung des Theramenes Lysander zum zweiten Male an der Spitze der spartanischen Flotte in den Piraeus eingelaufen wäre! Wir müssen uns also m. E. die Ereignisse folgendermaßen vorstellen: Nach der Kapitulation blieb Lysander im Piraeus oder in Athen. Einen Teil seiner Schiffe mag er voraus nach Samos gesandt haben, um die Insel zu blockieren, und als der Tag, an welchem die Demokratie gestürzt werden sollte, nahte, wird er einige davon von Samos haben zurückkommen lassen, oder vielleicht mögen auch zufälligerweise gerade in jenen Tagen einige Schiffe Lysanders anderswoher in den Piraeus eingelaufen sein - der Redner nimmt ja absichtlich den Mund so voll als möglich. Das Tatsächliche an Lysias μετεπέμψατο μὲν τὰς μετὰ Λυσάνδρου ναῦς ἐκ Σάμου ist nur, daß damals Schiffe von Lysander den Hafen einliefen. Das mochte Aufsehen erregt haben und konnten die Hörer des Lysias im Gedächtnis behalten haben. Wer deren Ankunft veranlaßt habe und woher sie kamen, darüber konnten Lysias und die übrigen Athener nur Vermutungen äußern.

Ich habe bis jetzt von den aus Ephorus geschöpften Ausführungen Diodors (XIV 3) über die Einsetzung der Dreißig ganz abgesehen, wie es auch Eduard Schwartz in dem oben zitierten Aufsatz getan hat. Denn die Erzählung des gleichzeitigen Historikers und des gleichzeitigen Advokaten müssen m. E. streng geschieden werden von der Darstellung des mehr als fünfzig Jahre nach den Ereignissen schreibenden und auf schriftliche Quellen angewiesenen Ephorus. Bei Ephorus ist bekanntlich die Rolle, die Theramenes bei der Einsetzung der Dreißig spielte, gänzlich geändert: er muß hier einer Quelle gefolgt sein, die in der Verdrehung der Tatsachen zu Gunsten des Theramenes noch weiter ging als diejenige

des Aristoteles in der Anraíov лouτɛía1). Die Rolle, die bei Lysias Theramenes spielt, wird bei Ephorus τοῖς τὰς ὀλιγαρχίας αἱρουμένοις (Diod. XIV 3, 4) in die Schuhe geschoben: diese schicken, als sie ihren Zweck nicht ohne Hilfe erreichen können, Gesandte nach Samos zu Lysander, der diese Stadt gerade erobert hat, um Beistand. Lysander stimmt zu und fährt mit hundert (!) Schiffen in den Piraeus ein; in einer von ihm berufenen (!) Ekklesia empfiehlt er den Athenern, dreißig Männer zu wählen, um die Stadt zu regieren, und als Theramenes dem entgegentritt (!), zwingt er diesen und die übrigen Athener, die Demokratie abzuschaffen durch die Behauptung, der Vertrag sei von den Athenern aufgehoben die Mauern seien nämlich nicht innerhalb des bestimmten Termins geschleift gewesen. Es finden sich in dieser Erzählung zwei unzweifelhafte Unrichtigkeiten: 1. die Vorstellung, daß die Dreißig nach der Einnahme von Samos eingesetzt sind, was, wie wir sahen, unbedingt ausgeschlossen ist, und 2. die Drohung des Lysander wegen der nicht rechtzeitigen Schleifung der Mauern, denn nach Xenophon Hell. II 3, 11 (oi đề τριάκοντα ᾑρέθησαν μὲν ἐπεὶ τάχιστα τὰ μακρὰ τείχη καὶ τὰ περὶ τὸν Пεigaiã xαdýεdn) und nach Lysias 13, 34 (siehe oben) sind die Dreißig erst nach der Schleifung der Mauern eingesetzt worden. Vielleicht ist eben das der Grund für die obenerwähnte Verzögerung ihrer Einsetzung, daß man warten wollte, bis die Mauern geschleift waren, um dadurch alle eventuellen Gelüste zum Wiederstand im Voraus aussichtslos zu machen, und bezieht sich hierauf die von Lysias 12, 71 behauptete Verabredung des Theramenes mit den Spartanern.

Ich meine nun, daß die Darstellung des Ephorus nicht auf Überlieferung beruht, sondern von ihm selbst aus den Angaben des Lysias in der Rede gegen Eratosthenes herausgesponnen ist. Aus den Worten des Lysias μετεπέμψατο μὲν τὰς μετὰ Λυσάνδρου ναῦς ἐκ Σάμου hat Ephorus gefolgert, daß die athenischen Oligarchen Theramenes spielt ja bei ihm eine andere Rolle Gesandte zu Lysander nach Samos geschickt hatten und daß dieser mit seinen Schiffen Ephorus bringt. deren Zahl auf hundert zum zweiten Mal in den Piraeus eingelaufen ist. Dann mußte aber Samos vorher erobert sein, denn es war undenkbar, das Lysander vor der Einnahme seine Flotte hätte wegfahren lassen und damit die Belagerung aufgehoben hätte. Also war nach ihm Lysander, als die athenischen Gesandten nach Samos zu ihm kamen, προσφάτως κατειληφὼς τὴν πόλιν. Die Drohung Lysanders aber hat Ephorus m. E. aus § 74 der Rede gegen Eratosthenes herausgesponnen, wo Lysias sagt: μɛt' Exɛivov dè (sc. nach Theramenes) Avбar

1) Ed. Meyer, Gesch. d. Altert., Bd. V, § 747 Anm.; v. Mess, Rhein. Museum, N. F. Bd. 66, 1911, S. 380 ff.

δρος ἀναστὰς ἄλλα τε πολλὰ εἶπε καὶ ὅτι παρασπόνδους ὑμᾶς ἔχοι, καὶ ὅτι οὐ περὶ πολιτείας ὑμῖν ἔσται ἀλλὰ περὶ σωτηρίας (εἰ μὴ ποιήσεθ ̓ ἃ Ongɑuévns zehevet). Ephorus wird sich gefragt haben, in welcher Hinsicht dann die Athener лaqάoлоvdo waren, und er wird keine bessere Antwort gewußt haben als die, daß die Athener die Mauern nicht rechtzeitig geschleift hatten. Diese Interpretation der Lysiasstelle war aber unrichtig, denn, wie wir gesehen haben, waren die Mauern bei der Einsetzung der Dreißig schon geschleift. Lysias muß also etwas Anderes im Sinne gehabt haben, als er Lysander in der Volksversammlung die Worte in den Mund legte, daß die Athener лаqάблоvdо seien. Meines Erachtens beziehen diese Worte sich darauf, daß die Athener ihre лolutɛia noch nicht geändert hatten. Lysias will nämlich in der Rede gegen Eratosthenes, zur stärkeren Anschwärzung des Theramenes, seine Hörer glauben lassen, daß die Lacedämonier auf Veranlassung des Theramenes, der ihnen dies selbst anbot, die Schleifung der Mauern und die Aufhebung der Demokratie in die Friedensbedingungen aufnahmen (§ 70), und deshalb wirft er in § 71, wie Eduard Meyer, Gesch. des Altertums Bd. IV S. 666 ausführt, mit bewußter Fälschung die ἐκκλησία περὶ τῆς εἰρήνης und diejenige лɛì τns лoliteias durcheinander, denn diese Verquickung der Diskussion über den Frieden mit derjenigen über die Verfassung ist zweifellos falsch: in den tatsächlich den Athenern von den Spartanern gewährten Bedingungen kam die Forderung einer Verfassungsänderung nicht vor (Xen. Hellen. II 2, 20; Andokides 3, 11f. mit Berufung auf die Urkunde der στήλη; und das δόγμα τῶν ἐφόρων bei Plutarch, Lysander 14; erst Ephorus bei Diodor XIV 3, 2, Aristoteles Аðŋν. ло2. 34, 3, Justinus V 8, 5 fügen die Forderung der лáτQios лolτεia hinzu; cf. Ed. Meyer a. a. O. S. 665f.), und die Verhandlungen über die Verfassung begannen erst nach dem Frieden. Zu der genannten Tendenz des Lysias paßt es, das er Lysander in der Volksversammlung die Athener лagáблоνdoι nennen läßt: sie hatten ja damals die Demokratie noch nicht aufgehoben. Aus dieser Interpretation der Stelle folgt, daß Lysander die ihm von Lysias in den Mund gelegten Worte (ὅτι παρασπόνδους ὑμᾶς ἔχοι) tatsächlich nicht gesprochen haben kann, da die Athener sich beim Frieden nicht zur Aufhebung der Demokratie verpflichtet hatten. Das brauchte aber dem Advokaten, der sich in dieser ganzen Partie seiner Rede so viele Verschiebungen der Tatsachen erlaubt hat und dessen Hörer eben an eine solche von Theramenes veranlaßte Friedensbedingung glauben sollten, kein Bedenken zu bereiten. Denn Lysander war ja, wie Lysias sagt und seine Hörer sich erinnern mußten, in der Versammlung anwesend gewesen und er hatte tatsächlich die Athener zur Wahl der Dreißig gezwungen, welche Worte er aber dabei genau gesprochen oder nicht gesprochen hatte, das wußten die Hörer des Lysias nicht mehr.

Wir sahen also, daß Ephorus in seiner Darstellung der Einsetzung der Dreißig die Erzählung seiner Quelle, die analog war mit der von Aristoteles in der 49vaior ло2τɛía benutzten Parteischrift eines gemäßigten Aristokraten aus den ersten Jahren des vierten Jahrhunderts1), und in der ebensowenig wie bei Aristoteles etwas mitgeteilt war über eine zeitweilige Abwesenheit Lysanders aus Athen, verquickt hat mit den von ihm aus Lysias gezogenen falschen Schlußfolgerungen. Seine Darstellung muß also bei der Rekonstruktion der Tatsachen beiseite geschoben werden, ebenso wie die Plutarchs im gänzlich verwirrten 15. Kapitel der Biographie Lysanders. Nach Plutarch hätte Lysander, als die Athener sich der von ihm geplanten Verfassungsänderung wiedersetzen, dem Demos die Botschaft geschickt τὴν πόλιν εἰληφέναι παρασπονδοῦσαν· ἑστάναι γὰρ τὰ τείχη τῶν ἡμερῶν, ἐν αἷς ἔδει καθηρῆσθαι, παρῳχημένων. Diese Darstellung geht wohl indirekt auf Ephorus zurück. Die Drohung Lysanders und die darauf folgende Schleifung der Mauern setzt Plutarch an unmittelbar vor der Einsetzung der Dreißig, wohl um die Reihenfolge der Ereignisse in Übereinstimmung zu bringen mit Xen. Hellen. II 3, 11. Die Weise, in der Boerner a. a. O. S. 54 die Erzählung Plutarchs mit der Darstellung Diodors zu verweben sucht, ist als gänzlich unmethodisch durchaus zu verwerfen.

Kehren wir jetzt zu unserem Ausgangspunkte, der Frage nach der Datierung der Einsetzung der Dreißig, zurück. Wir sahen, daß dieselbe geschehen sein muß nach dem 1. Hekatombaion 404, aber vor Lysanders Abfahrt nach Samos und während die spartanischen Truppen noch im Lande waren. Diese beiden Umstände empfehlen, die Einsetzung bald nach Jahresanfang anzusetzen: Lysander muß nach derselben noch Zeit haben, um Samos zur Übergabe zu zwingen und τελευτῶντος τοῦ θέρους nach Sparta zurückzukehren; auch wird man die spartanischen Truppen nach der Kapitulation so kurz wie möglich unter den Waffen haben halten wollen: offenbar sollten dieselben in Attika nur bleiben, bis die Schleifung der Mauern vollendet, war. Ihrer und Lysanders Anwesenheit benutzte man zur Einschüchterung der Demokraten, und als dann die Mauern. geschleift waren ein paar Monate brauchte man doch wohl dazu war das psychologische Moment für die Aufhebung der Demokratie da: das wird im Hekatombaion, also Ende Juli oder Anfang August geschehen sein. Dann konnten Lysander ruhig aus Athen und Agis aus Dekeleia weggehen und die Regierung Athens der neuen spartafreundlichen Behörde überlassen.

Den ersten Stoß erhielt die Regierung der Dreißig von der Besetzung Phyles durch Thrasybul. Diese geschah nach Aristoteles Adv. лo2. 37, 1

1) v. Mess a. a. O. S. 384 ff.

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