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Wimpheling's pädagogische Grundsäße.

wo er über Hieronymus las und mehrere pädagogische Schriften verfaßte. Seine Adolescentia giebt vorzugsweise ethische Erziehungsregeln, die mit Aussprüchen der Bibel und der Klassiker belegt werden; sein Isodoneus stellt eine Methode des wissenschaftlichen, besonders des klassischen Studiums auf; in seinen Elegantiarum medulla und Elegantiae majores, sowie in seinem Compendium der deutschen Geschichte gab er Lehrbücher für den Unterricht. Für seinen Schüler Jakob Sturm verfaßte er die Schrift de integritate, worin er ihm den Weg zum Leben und Studiren zeigt und eine Mahnung zum fleißigen Lesen der heiligen Schrift zufügt. So früh als möglich, sagt er, müssen die Knaben in nützlichen Kenntnissen unterrichtet werden. Die Aeltern können ihren Kindern keine dauerhafteren Schäße, keine gewisseren Güter erwerben, als wenn sie dieselben von Jugend an in heilsamen Künsten und Wissenschaften unterrichten lassen. Denn wer nicht schon in der Jugend zu den Wissenschaften hingeführt wird, darf in späterem Alter schwerlich noch auf genügende Fortschritte rechnen, so wie auch der= jenige, der sich in der Jugend an schlechte Sitten gewöhnt, in reiferen Jahren diese nicht ohne große Mühe ablegen kann. Den Anfang des Unterrichts muß man damit machen, die natürlichen Anlagen eines jungen Menschen zu untersuchen, um zu wissen, für welche Art der Geistesbeschäftigung er von Natur vorzüglich geschickt ist. Als allgemeiner Grundsaß muß gelten, junge Leute nie geschäftslos zu lassen und ihnen keine Beschäftigung zu gestatten, welche den Geist von einer höhern Beschäftigung abzieht. Aus diesem Grunde erfordern auch förperliche Uebungen große Beschränkung, wenn sie nicht der höheren Geistesbildung und der Milde und Anmuth der Sitten nachtheilig werden sollen. Der Zweck aller Erziehung und Unterweisung besteht darin, die guten Anlagen der Jugend auszubilden und die bösen zu unterdrücken und auszurotten. Die sechs guten Anlagen sind: Freigebigkeit, Unternehmungsgeist, Großmuth, Aufrichtigkeit, Mitleid und Schamhaftigkeit; die sechs bösen: Neigung zu Leidenschaften, Veränderlichkeit, Leichtgläubigkeit, Streitsucht, Lügenhaftigkeit und Uebertreibungssucht. Die guten Leidenschaften sollen durch die Vernunft in Schranken gehalten und auf die richtige Bahn geleitet werden. Gegen die Herrschaft sinnlicher Neigungen und Leidenschaften ist zu empfehlen: Beschäftigung mit ernsten und ehrbaren Studien, fleißiges Lesen der heiligen Schrift, Mäßigkeit in Essen und Trinken, Erinnerung an den Tod, herzliche Liebe zum gekreuzigten Erlöser, fleißiger Umgang mit tugendhaften Menschen 2c.; gegen Veränderung und Wankelmuth: frühzeitige Gewöhnung an eine bestimmte feste Ordnung im Leben und Studiren;

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gegen Leichtgläubigkeit: stete Erinnerung, daß nicht jedem Geiste zu trauen und daß der Leichtgläubige in der Regel auch leichtsinnig ist; gegen die Streitfucht: der Gedanke, daß dieser Fehler bei Verständigen verhaßt und verächtlich macht, daß er aus übertriebener Einbildung von sich selbst entspringt und zu Beleidigungen gegen Andere führt; gegen die Lügenhaftigkeit: die Erinnerung an die Schändlichkeiten dieses bei Gott und Menschen verhaßten Lasters und an die Hoheit der Treue, welche die Grundlage der Gerechtigkeit ist und in der vollkommensten Uebereinstimmung der Worte und Handlungen besteht; — gegen die Uebertreibungssucht: Maß und Mittelstraße halten lernen im Scherz und Spiel, in Essen und Trinken, im Reden und Schweigen zc. Andere Schüler Dringenbergs waren Georg Simler, der Lehrer Melanchthons, und Eitelwulf von Stein, der thätige Freund Huttens ;

sein Nachfolger im Rectorate Crato (Kraft Hoffmann). Zu Crato's Schülern gehörte dann Beathus Rhenanus. Unter Wimphelings Neffen Johann Sapidus zählte die Schule 900 Schüler. Allein bald nachher stieg Schlettstadt, die entschiedene Gegnerin der Reformation, von ihrem Höhepunkte herab und ward ein Schulhaus der Jesuiten. —

Diese Blüte in Süddeutschland verdankten die huma nistischen Studien zum Theil Männern aus dem Norden. Von Zwoll zog schon Johann Wessel. Er wurde 1419 zu Gansfort bei Gröningen geboren. Während seines Aufenthalts in Italien ward er mit Bessarion bekannt und von diesem in die griechische Sprache und Philosophie eingeweiht. Er ging nach Köln und wurde dort Doctor der Theologie, dann nach Löwen, hierauf nach Paris, wo R. Agricola und 3. Reuchlin seinen Unterricht genossen. In Rom, das er zu seinem ferneren Aufenthalte erwählte, war er besonderer Schüßling von Sixtus IV. Als Gegner der Scholastik, der er das einfache Gotteswort gegenüber stellte, hatte er vielfache Verfolgungen auszustehen, die ihn auch aus Rom vertrieben. Nach kurzem Aufenthalte in Basel und Heidelberg lebte er zuletzt in Klöstern, abwechselnd in Zwoll, Adwert und Gröningen, wo er 1489 starb. Nach seinem Tode verbrannte man einen Theil seiner Schriften; doch erhielten sich mehrere, als Farrago rerum theologicarum, öfter gedruckt, mit Luther's Vorrede Wittenberg 1522, dann unter dem Titel: Opuscula theologica etc. von Strack, Marburg 1617; am vollständigsten als Wesselii opera omnia von Lydius, Amsterdam 1617. Seine Verehrer nannten ihn lux mundi, seine Feinde magister controversiarum. Luther sagt von ihm:,,Wenn ich den Wesselum oder seine Bücher zuvor gelesen hätte, so ließen meine Widersacher sich denken, Lutherus hätte es von Weffeln gesogen und

Schmidt, Geschichte der Pädagogik. II.

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Rudolf Lange. M. v. Spiegelberg.

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genommen; also sehr stimmt unser beider Geist zusammen.“ Zum Lehrer war er ganz besonders durch seine Geistesklarheit befähigt, und von seinem Streben zeugen seine Worte: Das Wissen ist nicht der höchste Zweck; denn wer blos weiß, um zu wissen, ist ein Thor, weil er keinen Geschmack hat an der Frucht der Wissenschaft, und auch sein Wissen nicht mit Weisheit zu ordnen weiß. Die Erkenntniß der Wahrheit hat eine herrliche Frucht in sich, wenn sie einen weisen Pfleger findet; denn durch dieselbe kann er mit klarem Bewußtsein zu Gott fommen, um ein Freund Gottes zu werden, wenn er durch das Erkennen sich mit Gott verbindet und darin allmählich fortschreitet, so daß er schmeckt, wie freundlich der Herr ist, und durch dieses Schmecken noch begieriger wird, und in der Begierde entbrennt, und in dieser Glut Gottliebt und ihm lebt, bis er mit Gott im Geiste Eins wird. Dies ist die wahre, reine, ernste Frucht der ernsten Wissenschaft, welche in Wahrheit alle Menschen von Natur mehr zu besitzen verlangen, als die bloße Erinnerung oder das Wissen an und für sich. Denn wie das schwankende Meinen eitel ist ohne Wissenschaft, so ist die Wissenschaft unfruchtbar ohne Liebe." -- Neben ihm war es besonders Thomas a Kempis, der zu Zwoll lehrte, Rudolf Lange, Graf Morit von Spiegelberg, Rudolf Agricola, Alexander Hegius, Ludwig Dringenberg und Antonius Liber.

1) Rudolf Lauge wurde 1438 zu Münster geboren, in Zwoll und auf der Universität Erfurt unterrichtet, hierauf von Thomas a Kempis bestimmt, die Jahre 1460-1470 in Italien zuzubringen. Dort hörte er Filelfo, Laurentius Valla, Theodor Gaza, Georg von Trapezunt, brachte dann mehrere lateinische und griechische Klassiker nach Deutschland mit und ward Rector an der Domschule zu Münster, die er zu einer der blühendsten Lehranstalten in Norddeutschland erhob, während er zugleich auch durch wohlunterrichtete, aus seiner Lehre hervorgegangene Männer in Hamm, Dortmund, Herford, Essen, Soest, Osnabrück 2. Schulen anlegen ließ. Sein eigenes Haus war eine Freistätte für Gelehrte, die wegen ihrer Bemühungen um besseren Unterricht in den Sprachen und Wissenschaften an anderen Orten verfolgt wurden. Für seine Lehrer war er ein vertrauter Freund und Rathgeber in ihren Studien. Seine Sitten waren fromm und einfach; sein Lebenswandel exemplarisch. Seinem eifrigsten Studium unterlag die Bibel. Als er im hohen Alter Luther's Thesen las, rief er hocherfreut: „Die Zeit nahet, da die Finsterniß aus Kirchen und Schulen vertrieben wird, Reinheit des Glaubens in die Kirchen, reine Latinität in die Schulen zurückkehrt“. Er starb im Jahre 1519.

L. EDringenberg. A. Liber. A. Hegius.

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2) Mit ihm zugleich war Graf Moritz von Spiegelberg (starb 1485) nach Italien gegangen. Er gründete nach der Weise von Italien und Deventer als Dompropst zu St. Emmerich eine Schule und sammelte die Jünglinge von besonderer Begabung um sich, um sie für eine klassisch-christliche Bildung zu gewinnen. Er war lateinischer Dichter und zeichnete sich aus durch Förderung der Wissenschaft, wobei ihm seine große Büchersammlung sehr zu statten kam.

3) Ludwig Dringenberg wirkte, von Agricola empfohlen, in Schlettstadt und beförderte durch Bildung von Jacob Wimpheling, Joh. Sapidus, Beat. Rhenanus, Conr. Celtes, W. Pirkhaimer, Franz Stadianus, G. Simler, H. Bebelius und 3. von Dalberg die Verbessernng der Erziehung im Süden.

4) Antonius Liber hingegen blieb Lehrer in Kempten, Amsterdam und Alkmaar: ihm verdankten Papst Hadrian VI., Conr. Crocus und Christoph Longolius, der größte Lateiner seiner Zeit, ihre Bildung.

5) Alexander Hegius besaß im Griechischen wie im Lateinischen die seltensten Kenntnisse, war klarer Dialektiker, in der Mathematik und Physik bewandert, und zeichnete sich durch einen wahrhaft frommen. Wandel aus, nach dem Grundsatze lebend: Alle Gelehrsamkeit ist verwerflich, die mit Verlust der Frömmigkeit erworben wird." Er war, sagt Erasmus, von eben so unbescholtenem Leben als nicht gewöhnlicher Gelehrsamkeit, an dem Momus selbst vielleicht nur das Eine hätte tadeln können, daß er den Ruhm mehr als billig vernachlässigte und sich wenig um die Nachwelt kümmerte; schrieb er etwas, so that er's als wär's ein Spiel, kein Ernst, obgleich seine Schriften der Art sind, daß sie, nach dem Urtheil der Gelehrten, die Unsterblichkeit verdienen. Seine Schriften bestehen vorzüglich aus Dialogen mit kurzen und klaren Fragen und Antworten, in denen er oft auf Geometrie und Astronomie kommt, vorzüglich aber das Griechische empfiehlt, denn,,wer Grammatif, Rhetorik, Mathematik, Geschichte, die heilige Schrift 2c. verstehen will, der lerne Griechisch; den Griechen haben wir Alles zu verdanken.“ Berühmter jedoch noch als durch seine Schriften ist er durch die Schüler, die aus seiner Schule zu Deventer hervorgingen und die sich fast alle durch einen Enthusiasmus für klassische Bildung auszeichnen, der selbst das Märtyrerthum nicht scheut. Es gehören zu ihnen: Erasmus, der in seinem 9. Jahre zu ihm fam; Hermann von Busch (Busche), der sich troß des Spottes seiner Familie als der erste seines Standes, der dem Vorbilde der Italiener nachfolgte, dem erziehenden Berufe widmete, ein nirgends rastender Missionar für die klassische Bildung, der nach Italien reiste, in Heidelberg Magister und in Münster

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Die Schüler des Hegius. Rudolf Agricola.

bei der Bibliothek angestellt wurde, nach Frankreich ging, nach Köln zurückkehrte und Hogstraten bekämpfte, flüchtig in den Städten Norddeutschlands herumwanderte, von Rostock vertrieben in Leipzig gastliche Aufnahme fand, aber von hier verwiesen Westphalen, Holland und England besuchte, als Rector in Wesel die,,Apologie der classischen Studien schrieb und, Anhänger der Reformation, nach Wittenberg ging, um unter Melanchthon, welcher seine Vorlesungen über die Klassiker besuchte, die heilige Schrift zu studiren; Johann Murmellius, zuerst Soldat, später Rector zu Alkmaar, wo er 900 Schüler gehabt haben soll, ein eifriger Verbreiter der klassischen Bildung und ein eben so eifriger Vertreiber der Barbarei; Johannes Cäsarius, 1504 von den Kölnern verjagt, weil er ihre alten Lehrbücher angriff, dann von Hegius zu Lange nach Münster geführt, wo er Lehrer des Griechischen ward und die Naturgeschichte des Plinius herausgab; Conrad Goclenius, Professor in Löwen, Lehrer von Johannes Sturm, nach Erasmus ein ausgezeichneter Philolog; Joseph Hornelius, Rector in Herford, Lehrer von Petrus Mosellanus; - Timannus Camener, von 1500 bis 1530 Rector in Münster; Ludolf Gering in Hamm; H. Torentius in Zwoll.

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6) Der berühmteste von den Sechsmännern aus der Schule zu Deventer war Rudolf Agricola (Huesmann oder Hausmann), in Baflo bei Gröningen 1443 geboren, auf der Schule zu Zwoll unter Thomas a Kempis und auf der Universität Löwen gebildet, dann in Paris durch seinen Lehrer und Freund I. Wessel für die klassischen Studien angeregt und endlich in Ferrara lernend und lehrend. Er war der Erste, der dem neuerwachten Studium des Griechischen auch in den nördlich von den Alpen gelegenen Ländern eine bleibende Stätte bereitete, und noch in seinem Alter trieb er mit Hülfe eines bekehrten Juden, den Dalberg zu diesem Zwecke in sein Haus genommen hatte, eifrig die hebräische Sprache. Zu Heidelberg und Worms hat er einen großen Kreis von Schülern um sich versammelt und viel dazu beigetragen, daß die Universität Heidelberg ein Siz klassischer Gelehrsamkeit und reinen Geschmackes wurde. Im Allgemeinen konnte ihn kein Ort fesseln. Er gefiel sich in der Unruhe des Wanderlebens, überall anregend durch Lehre und Beispiel. Die Schule hatte etwas seinem Wesen Widersprechendes. Die Griechen sagt er hätten sie schola, die Lateiner ludus literarius genannt, da doch nichts von Muße entfernter, nichts strenger und dem Spiele widerstrebender sei, als sie. Richtiger erhalte sie von Aristophanes den Namen poovτiórýgiov, d. i. Sorgenort.

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