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an dem Wohlergehen ihrer Mitgeschöpfe finden." "Grosses Gewicht legen diese Buddhisten auf die Frömmigkeit, die dem in Indien so mächtigen Gefühle des bhakti (vgl. S. 146) entspricht. Durch dieses Gefühl der glühenden Gottesverehrung, mit der Predigt vom aktiven Mitleid vereinigt, hat der Glaube zahlreiche Millionen von Menschenseelen gewonnen und ist im Menschengeschlechte ein Faktor von weit grösserer Bedeutung geworden als der orthodoxe Buddhismus."

Neben dieser höheren Seite des Mahāyānismus steht aber die niedere der populären Mystik, die die Tantra- oder Zauberbücher empfehlen, und die zur Zeit des Unterganges des nördlichen Buddhismus (ca. 1200 n. Chr.) alles überwucherte. Nach kurzem Aufblühen in Orissa (bis zum Sieg der Mohammedaner 1568) verschwand die Religion aus Bengalen. Ihre fliehenden Bekenner wurden in Nepal freundlich aufgenommen, wo der Mahāyānismus sich bis heute erhalten hat.

§ 20. Der Buddhismus in Tibet (Lamaismus).

Literatur. Ausser dem schon genannten 2. Band von KÖPPEN, der von ihm zitierten Literatur und den übersetzten Quellenschriften (aus Kahgyur und Tangyur) SCHLAGINTWEIT, Buddhism in Tibet (1863 franz. Uebers. Ann. M. G. III). Derselbe, Lebensbeschreibung des Padma Sambhava (Abhandl. Bayr. Akad. München 1903). L. A. WADDELL, The Buddhism of Tibetan Lamaism (1895). Sehr gut liest sich jetzt A. GRÜNWEDELS schön illustrierte Mythologie des Buddhismus in Tibet und der Mongolei (1900), mit einer vorzüglichen Skizze der Entwicklung des sämtlichen Buddhismus eingeleitet.

Die weltgeschichtliche Tat des Buddhismus war nicht die vorübergehende Bekehrung Indiens, sondern die religiöse Zivilisierung der mittel- und hinterasiatischen Völker. Durch diese ist Indien für Asien geworden, was das Griechentum für Europa war. Die Mongolen des inneren Asiens wie die Malayen bis über die Sundainsel haben, selbst wo sie den Buddhismus aufgaben, ihre soziale, literäre und künstlerische Bildung, ja selbst ihre praktische Kultur durch diese Religion erhalten.

Dass die undurchdringliche Einöde Tibets von der buddhistischen Mission überwunden wurde, ist vielleicht ihre kühnste Tat. Ein reiner Buddhismus wurde der tibetische allerdings nie. Erstens ist er eine Verzweigung der Mahāyānalehre und rechnet deshalb den Nāgārjuna für den ältesten seiner Heiligen; ferner hat sich aber dieser verweltlichte Buddhismus den lokalen Heiligtümern Tibets so stark angepasst, dass das Ursprüngliche sich häufig schwerlich erkennen lässt.

Schon der tatsächliche Gründer der tibetischen Mission, der den Ehrennamen Padmasambhava („der Lotus Geborene" geb. 721) trägt, war im bedenklichen Grade von dem Geiste der Tantraliteratur berührt. Er wollte in der Tat eine eigene Religion stiften: er behaupChantepie de la Saussaye, Religionsgeschichte. 3. Aufl. II.

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tete, er sei ein grösserer Zauberer als Buddha selbst, dass er in einer Berghöhle mystische Schriften gefunden habe u. s. f. Aus seiner Schule stammt eine Unmenge von Zauberbüchern, die seine Sache noch verschlechtert haben. Der orthodoxe Lamaismus rechnet ihn nur mit Bedenken unter die Heiligen. Geschichtliche Bedeutung erhält er aber dadurch, dass er die jesuitische Kunst verstand, „überall sich an die Landesart anzuschliessen und alle Systeme mitzumachen, um das Hauptziel der Bekehrung zu sichern. Ein solcher Mann war der geeignete zum Kompromiss mit den Dämonen des Schneelandes".

Noch vor der Gründung dieses primitiven Buddhismus war aber die indische Religion nach Tibet vorgedrungen: Der mächtige König Sron-btsan-sgampo (von 629), der die Stadt Lha-sa gründete, hatte nach Indien geschickt, um Bücher und Bilder zu holen; er liess nach indischem Muster ein Alphabet für das Tibetische verfassen und baute, von zwei buddhistischen Gemahlinnen, - aus Nepâl und aus China unterstützt, buddhistische Klöster in der Nähe von Lha-sa. Der König und die beiden Königinnen werden jetzt als göttliche Inkarnationen angebetet.

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Unter den Nachfolgern ist König K'ri-sron-lde-bts an derjenige, der die Bekehrung des Landes zu Ende führte. Er rief den Padmasambhava aus Indien her, um die Dämonen des Landes zu besiegen; ihm folgten viele andere indische Mönche, und eine Kirche wurde organisiert. Von dieser Zeit an (ca. 750) kann man von Lamaismus reden. Das tibetische bLama bezeichnet den voll ordinierten Mönch, und dieses Wort verleiht der Kirche ein mönchisches Gepräge. Eine selbständige Macht wurde diese Kirche jedoch nicht vor dem Tode des zweiten Nachfolgers K'ri-sron-lde-btsans, des Königs gLandar-mas. Dieser, ein wütender Verfolger des Buddhismus, bereitete durch sein törichtes Vorhaben, die schon festgewurzelte Religion ausrotten zu wollen, nicht nur seinem eigenen Leben, sondern auch der tibetischen Königsmacht ein gewaltsames Ende; die Herrschaft über das Land kam in die Hände mehrerer Kleinfürsten, bis sich die Lamas überall der Herrschaft bemächtigten.

Der Organisator des neuen kirchlichen Lebens wurde Jo-bo A-ti-sha (Atiça), der, aus dem indischen Kloster Vikramaçîla herberufen, von 1042 n. Chr. bis zu seinem Tod 1055 in Tibet als Lehrer und Schriftsteller wirkte; er sammelte das zersplitterte Mönchswesen, schuf einen einheitlichen Kalender und bereitete überhaupt einer Einheit der Kirche den Weg.

Indessen erst durch den Einfluss der Mongolen herrschaft wurde diese Einheit vollzogen. Den Aebten des Klosters Sa-sky a (bei Mount

Everest) gelang es, am Hofe der neuen Herrscher eine politische Rolle zu spielen, und der Grosslama Ragspa wurde um das Jahr 1260 der Bekehrer des Khubilai Khans. Seinerseits gestattete dieser die päpstliche Organisation der tibetischen Kirche, oder vielmehr: er organisierte das Land als einen der mongolischen Herrschaft untertänigen Kirchenstaat. Mit dem Sturze der Mongolendynastie 1368 hörte dieses allerdings auf. Die chinesische Mingdynastie hielt es für bessere Politik, eine in Sekten geteilte Kirche zu beherrschen, und entzog dem Sa-skya-Kloster seine Oberhoheit, ja die zersplitterten Mongolen kamen um ihren Buddhismus und fielen dem alten Schamanismus anheim.

Lange dauerte indessen diese Verwilderung nicht. Im Jahre 1355 wurde am Blauen See der Mann geboren, dessen reformatorischer Tätigkeit die tibetisch-mongolische Kirche ihre Wiederherstellung bis auf den heutigen Tag verdankt. Es war der Mönch von Tson-ka-pa (Jerinpoche oder sanskr. Sumatikīrti genannt). Von ihm, dem Heiligsten unter den Heiligen Tibets, ging eine Bewegung aus, die man eine clunyacensische nennen könnte: Reine Lehre, strenge Disziplin, Absolutheit der Kirche waren seine Ideale, und die „gelben" Mönche, die er von den neuen Klöstern Galdan und Sera bei Lha-sa, hinaussandte, trugen mit dieser alten Farbe der südlichen Kirche auch altbuddhistische Ideale in die tibetische Kirche hinein. Das Zölibat wurde wieder hergestellt, die Tantrazauberei und das weltliche Leben der rotmützigen Mönche wurde nach Kräften beseitigt oder nur als Ausnahmen geduldet; Lehre, Predigten, Disputationen und gemeinsame Gebete sollen die Zeit der Gelugspamönche oder der „Tugendsekte" ausfüllen. Die neue Kraft, die jetzt den Buddhismus Tibets belebte, diente nicht nur zur Wiederherstellung der politischen Einheit, sondern auch zur Bekehrung der abtrünnigen Mongolen.

Seit 1439 kann man die Reihe der Dalai-Lamas oder rGyalbas nachweisen. Diese Gross-lamas von Lha-sa gelten als Inkarnationen von Bodhisattva Padmapāni, während in einem andern, aber geringeren Oberhaupt der Kirche (dem Panchen von Krashislumpo) der Buddha Amitabha wiedergeboren wird. Der dritte dieser rGyalbas, bSodnom, wurde (ca. 1566) der zweite Bekehrer der Mongolen.

Die Dalai-Lamas herrschen wie wirkliche Päpste, stehen aber unter chinesischer Oberhoheit. Die Pflicht, die ursprünglich dem DalaiLama oblag, sich dem chinesischen Kaiser persönlich vorzustellen, kam später wegen der Kostspieligkeit der Empfangsfeierlichkeiten in Weg

1 Dalai (ein mongolisches Wort) bedeutet „Meer", "Unendlichkeit“, „unendliche Macht".

fall. Als neuer Dalai-Lama wird ein neugeborenes Kind erkoren, das wenigstens 49 Tage nach dem Verscheiden des früheren geboren sein muss; öfters ist es den diplomatischen Agenten Chinas gelungen, dafür zu sorgen, dass der rGyalba nicht das Mannesalter erreicht.

Wie die Organisation der Kirche eine päpstliche ist, trägt auch der Kultus ein katholisches Gepräge. Viele Klöster mit einer verhältnismässig enormen Zahl von Mönchen; Kirchenglocken, Rosenkränzen, Heiligenbildern, Reliquien, Fasten, Kirchenmusik, Prozessionen, Taufe haben bei frommen Katholiken sogar den Gedanken hervorgerufen, der Teufel habe hier zum Spott eine Karikatur des Christentums geliefert. Neben den genannten Gegenständen und Gebräuchen sind, um die religiöse Praxis des Lamaismus zu beschreiben, noch die Amulette zu nennen, die in kleinen Kästchen getragen werden und mit zur Kleidung gehören, ferner die Gebetsräder, welche, wenn eine kleine Handbewegung oder sogar Wasser oder Wind sie in Bewegung setzt, einen Zylinder mit Gebetsformeln herumdrehen und dieselbe segensreiche Wirkung hervorbringen, als wären alle Gebete hergesagt. Zu Tausenden kommen solche Gebetsmaschinen vor, auch in der einfacheren Gestalt von Stangen, an welchen Gebetsflaggen hin und herwehen. Meistens steht darauf die kurze heilige Formel „Om mani padme hum" (gewöhnlich übersetzt: „o Kleinod im Lotus, Amen“), der besondere magische Kraft zukommt.

Gegenstand dieser Verehrung sind zunächst die Schutzgötter (Yidam), deren sich jeder Lama für das ganze Leben eine erwählt. Neben givaitischen und buddhaähnlichen Gestalten finden sich unter diesen Yidams grausige Dämonen, die an den indischen Yama erinnern, wohl aber mongolischen Ursprungs sind. Um so freundlicher wirken die Buddhas und die Bodhisattvas, deren kunstvolle Statuetten sich überall als beliebte Heiligenbilder finden. Gautama Buddha ist selten vertreten; dagegen sind die Dhyanibuddhas (die meditativen Buddhas) häufig; unter ihnen besonders Amitâbha. Von den Bodhisattvas haben die Tibetaner den Maitreya mit der südlichen Kirche gemein; durch seine Attribute (Lotusblume und Weihwassergefäss) verschmilzt er aber leicht mit dem beliebten Padmapani, dem „, spiritus rector der lamaistischen Kirche", welcher sich im Dalai Lama verkörpert; neben diesen beiden steht der nördliche Bodhisattva Mañjuçri als der wichtigste.

Diese Bodhisattvas sind faktisch die Götter der Tibetaner und durch Verschmelzung mit wirklichen Gottheiten entstanden. So ist hinter dem Padmapāni der Gott Çiva unschwer wieder zu erkennen und seine Frau (Çakti) lebt in der vielverehrten Göttin Tārā, Buddhas weiblichem Gegenstück, weiter. Neben diesen Gottheiten und vielen

Lokalgöttern tibetischen Ursprungs werden rein hinduistische Götter als Dharmapālas, „Beschützer der Religion", angebetet; mit besonderer Innigkeit richtet jedoch der tibetische Mönch seine Andacht auf die grossen Verkünder der heiligen Lehre, vor allem auf die drei grossen Wiedergeburten Buddhas, die sozusagen den ganzen geschichtlichen Verlauf dieser indisch-mongolischen Religion wiederspiegeln; Nagarjuna, den Gründer des Mahāyāna, Atiça, den Organisator des Buddhismus in Tibet, und Tsonkapa, den Reformator, dessen Geist noch die Kirche beherrscht.

§ 21. Der Buddhismus in China.

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E. J.

(Ueber den Buddhismus in Japan siehe: Die Religionen Japans Bd. I.) Literatur. S. BEAL, Buddhismus in China (1884); a Catena of Buddhist Scriptures from the Chinese (1870). J. EDKINS, Chinese Buddhism (1880). · EITEL, Handbook for the student of Chinese Buddhism (1888). — J. J. M. DE GRoot, Sectarianism and persecution in China I (1903), gibt die neueste und beste Auskunft; ausführlicher sind von demselben Verfasser: Les fêtes annuellement célébrées à Emoni (Amoy). 2 voll. (Mus. Guinet); Le Code Mahāyāna en Chine (R. Acad. Amsterd.).

Im Jahre 61 n. Chr. träumte der chinesische Kaiser Ming aus der Han-Dynastie, dass ein Reiter aus Indien her über sein ganzes Reich dahinsauste. Die Seher bezogen den Traum auf Buddha, der gewiss schon damals viele Verehrer in China zählte, und dessen Religion der Kaiser nun gestattete, indem er gleichzeitig Bücher und Lehrer aus Indien holen liess. Seitdem hat sich der Buddhismus in China behauptet; stets hat er unter dem Volke seine geheimnisvolle Macht ausgeübt, in einzelnen Perioden haben ihm kaiserliche Gönner oder mächtige Beamte einen weiten Spielraum gegeben, im grossen

und ganzen aber ist der Lebenslauf des Buddhismus eine Kette von Kämpfen und Leiden gewesen: Ein stetiger Widerwille von oben her, der durch die Gesetzgebung den Mandarinen freie Hand gegen die Bekenner der fremden Religion liess; häufig aber, wenn es eine Laune des Herrschers diktierte, oder wenn das sektiererische oder gar politische Treiben der Buddhisten es veranlasste, entsetzliche Verfolgungen, nach denen die Anzahl der Klöster und der Bekenner auf ein Minimum reduziert wurde; noch heute leben die Buddhisten sozusagen unter polizeilicher Aufsicht, und nur der Konservativismus der chinesischen Staatsverwaltung verbietet, sie gänzlich auszurotten.

Die Höhe seiner Macht erreichte der Buddhismus im 4. und 5. Jahrh., als noch die Han-Dynastie regierte, während die dem Buddhismus ergebenen Tartaren aus dem Hause Toba das nördliche Reich eroberten.

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