ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

lose Asketen, die mit ihrem Stab, von dem sie den Namen haben, und Almosentopf ausgerüstet, den ganzen Kopf rasiert, umherwandern. Besonders unter den Çaivas findet man die professionellen Yogins, deren Leben den unsinnigsten Bussübungen gewidmet ist, weil sie meinen, dadurch die Materie ganz überwinden zu können. Dazu üben sie allerlei geheime Künste und betreiben auf ihrem umherwandernden Bettlerleben Wahrsagen und Zauberheilungen, Tanzen und Singen und geben Vorstellungen mit dressierten Ziegen oder Affen, ähnlich wie etwa bei uns die Zigeuner.

Die niedrigste Seite des religiösen Lebens ist die geheime Praxis der Çâktas, der Verehrer von Çivas Gemahlin. Als weibliches Prinzip, als Personifikation der Natur (prakṛti), als die mystische Kraft, durch die Çiva alles regiert, hat Devî oder Çakti schon den Puranas zu vielen weitschweifigen Spekulationen Anlass gegeben; was aber die Puranas in dieser Beziehung nicht geleistet haben, das haben die zahlreichen Tantras um so reichlicher besorgt. Die mystische Kraft der Çakti wird in diesen Aeusserungen des populären Bewusstseins zu einem rätselhaften, grauenvollen, sinnlichen Wesen gemacht, in dem man gleichzeitig die erzeugende und die zerstörende Macht des Daseins verehrt hat. Der Kult der Çâktas teilt sich in einen offiziellen, der sich von dem Çivakult nicht wesentlich unterscheidet, und in einen geheimen, einen Kult „an der linken Hand", wo im verborgenen die Ausschweifungen und Gräuel der primitiven Kulte noch in unsern Tagen fortleben. In Gestalt einer nackten Frau wird bei nächtlicher Feier das weibliche Prinzip verehrt, und Wein und Fleisch wird ihr angeboten und zum Genuss unter die Teilnehmer verteilt; die Verse, die dabei rezitiert werden, sind oft von einem schamlosen Charakter, und das ganze Fest soll in wilder Sinnlichkeit enden. Diese Zeremonien werden mit strengster Verschwiegenheit geheim gehalten, was WILSON für keine überflüssige Massregel hält, denn mancher achtbare Vaishnava oder Çaiva würde um sein Renommé gebracht werden, wenn diese okkulte Seite seiner Religiosität unter die Leute käme. Die trübste Seite des Devîkults ist die, dass diese Verehrung der zerstörenden Potenz der Kâlî ganz zweifellos mit Menschenopfern verbunden war und sagt CROOKE (a. a. O. S. 296) die Vermutung ist begründet, dass diese Sitte noch heutigen Tages in verborgenen Kultstätten der Kâlî blüht; in Nâgpur sollen jedenfalls Kapellen sein, wo man noch in der letzten Generation Menschenopfer gebracht hat. Die Bemühungen der englischen Regierung, diese und andere Exzesse beim Kâlîkultus zu beseitigen, scheinen noch zu keinem endgültigen Resultat geführt zu haben.

§ 26. Religionsbildungen unter dem Einfluss des Islam. Literatur. Die heilige Schrift der Sikh ist ins Englische übersetzt mit ,,introductory essays" von E. TRUMPP, The Adi Granth or the holy scriptures of the Sikhs (1877). Die beste Darstellung der Geschichte dieser Religion stammt von demselben E. TRUMPP, Die Religion der Sikhs (1881). Ueber die religiösen Zustände im Reiche des Mogul handeln: F. A. VON NOER, Kaiser Akbar. Ein Versuch über die Geschichte Indiens im 16. Jahrh. (2 Bde, 1881); D. SHEA and A. TROYER, The Dabistân or school of manners (3 vol., 1843, aus dem Persischen übersetzt). LYALL Asiatic Studies, cap. IX.

Schon im 8. Jahrh. zeigten sich die Araber in Sindh, konnten aber keine dauernde Herrschaft gründen, da die tapferen Râjputs sie vertrieben. Erst 1000 n. Chr. fasste der Islam festen Fuss im Norden Indiens, von wo aus er sich langsam gegen Süden verbreitete; eine wirkliche Herrschaft gewann er in Dekhan erst im 16. Jahrh. und zwar nur für einige Zeit. Bekanntlich lösten in diesen sechs Jahrhunderten türkische und afghanische Dynastien die Herrschaft der Araber ab; der Mohammedanismus blieb aber bei allen Veränderungen die Religion dieser Reiche, wie sich auch die Dynastie der Mongolen, die im 16. Jahrh. das Reich zu Delhi stifteten und ihre grosse Macht über das nördliche Indien entfalteten, zur Lehre des Propheten bekannte. Das Eindringen des Islam wurde für den Hinduismus verhängnisvoll; mit seinem festen Monotheismus, seinen einfachen Lehrsätzen, mit seinem Glaubenseifer und seiner tüchtigen, auf die Waffen gestützten Organisation wurde der Mohammedanismus der weichen und energielosen Religiosität der Hindus ein zu gefährlicher Widersacher, gegen den mit Philosophemen und Mythen, mit buntem Aberglauben und einem ganz unorganisierten Glaubensleben nicht viel auszurichten war. Die wunderbare Elastizität der Sekte kam ihnen aber hier zu Hilfe: kaum hatte man das Wesen der mohammedanischen Religion erfasst, als man Versuche machte, sich ihre Vorteile anzueignen; so bildeten sich unter den Hindus Richtungen, die das Islamitische mit dem Hinduistischen zu vereinigen verstanden. Wie die Kabîr-Panthîs die theologischen Ideen und die Geistesrichtung des Islam in ein ganz hinduistisches Sektenleben hineinfliessen liessen, so gelang es dem Bunde der Sikhs, mit indischen Gedanken und im indischen Interesse eine religiös-politische Gemeinschaft nach Art der Mohammedaner zu bilden, wo ein kräftiges kriegerisches Leben sich mit religiösem Eifer verband und lange von einer fest gegliederten Organisation geregelt wurde. Anderseits kamen aber auch die Mohammedaner dem Hinduismus entgegen. Die Bestrebungen des Grossmogul Akbar, eine Vereinigung aller ihm bekannten Hauptreligionen zu einer einheitlichen Weltreligion herbeizuführen, sind eine der interessantesten,

wenngleich erfolglosesten Begebenheiten der Religionsgeschichte, aber die auffallende Liberalität dieses Kaisers legt jedenfalls Zeugnis dafür ab, wie weit der Hof in Delhi vom Fanatismus der Araber entfernt war.

Der älteste dieser grossen Unionsversuche, die Lehre der KabîrPanthîs, wahrt noch ganz den Zusammenhang mit dem früheren Hinduismus. Kabîr, der im Anfang des 15. Jahrh. lebte, bildete seine Ansichten in direktem Anschluss an Râmânandas Lehre (s. oben S. 121). „Er verwarf die brahmanischen Schriften und verspottete den Stolz und die Heuchelei der Brahmanen, auch jeden unheilvollen Kasten- und Religionsunterschied verwarf er. Alle, welche Gott lieben und das Gute tun, sind Brüder, Hindus wie Muselmanen. Idolatrie und alles, was damit zusammenhängt, verurteilt er streng; der Tempel ist ein Haus des Gebets und nichts anderes. Auch will er von keinen äusseren Kennzeichen wissen, durch die man sich als einer Sekte angehörig bezeichnet, weil solches die Menschen voneinander trennt. Er empfiehlt Entsagen und ein beschauliches Leben, aber er fordert vor allem moralische Reinheit und begrenzt nicht diese zu einer besonderen Art von Leben. Alle Autorität in Glaubenssachen beruht auf dem Guru; der Gehorsam gegen ihn soll aber kein blinder sein, sondern dem Gewissen der einzelnen Platz lassen" (BARTH). Leicht ist es zu verstehen, dass der Urheber solcher Ansichten bald zu den Hindus, bald zu den Moslims gerechnet wird; die Bekenner beider Religionen bemühen sich, ihn für ihre Partei zu gewinnen; nicht unwahrscheinlich ist es, dass er, wie die Sage lautet, als Moslim geboren ist und sich erst in reiferen Jahren den Vaishnavas angeschlossen hat. Kabîrs Bedeutung geht indessen viel weiter als zu der Gründung einer einzelnen Sekte; er hat überhaupt zu religiösen Neubildungen in Indien einen mächtigen Anstoss gegeben, auch die Religion der Sikhs ist zum Teil unter seinem Einfluss entstanden. Nânak, der Stifter dieser Sekte, wurde 1469 geboren, er lehrte die Einheit Gottes, den man durch ein reines Leben verehren müsse, und stellte den Kastenunterschied, wiewohl er dessen Bestehen nicht direkt angriff, als unwesentlich hin. Ihre Bedeutung haben die Sikhs nicht ihrer Lehre, sondern der Rolle, welche ihnen in der Geschichte zugefallen ist, zu verdanken. Ihre Theologie, wie sie in ihrer heiligen Schrift (Â di-Granth) zum Ausdruck kommt, enthält die unvereinbarsten Gedanken, wobei wohl die von indischer Herkunft überwiegen. Kein Paradies oder Himmel ist das Ziel, sondern Befreiung von der Seelenwanderung, Auflösung der individuellen Existenz. Der Mensch, welcher unter dem Einfluss einer der drei Guna's (die Qualitäten der Güte, Leidenschaft, Dunkelheit, die

=

aus dem Sânkhya und andern indischen Systemen bekannt sind) handelt, ist neuen Geburten unterworfen; diese werden aufgehoben durch gänzliches Aufgehen in der Gottheit (dieses Ziel führt den Namen Nirban Nirvâna). Die Konsequenz dieser Lehre, welche inund ausserhalb des Buddhismus zum Mönchsleben geführt hat, verwerfen die Sikhs jedoch, da sie von einem asketischen Leben nichts wissen wollen, sondern ihren Sinn fest auf das Ziel gerichtet, sich an den irdischen Geschäften beteiligen und in der Welt, nicht ausserhalb der Welt leben wollen. Ebensowenig in sich abgeschlossen ist ihr Gottesbegriff. Das höchste Wesen, das sie mit Hari Govind oder andern Namen bezeichnen, wird bald als das absolute Sein in der Sprache und mit den Bildern des Pantheismus, bald ganz als selbstbewusste Persönlichkeit beschrieben. Mit vielen Religionskreisen haben die Sikhs die hohe Verehrung ihrer Lehrer und Häupter gemein, aber kaum irgendwo wird dem Guru theoretisch und praktisch eine höhere Autorität zuerkannt und vollständiger Gehorsam geleistet, wie dem Nânak und seinen Nachfolgern. Diese Nachfolger sind nicht bloss Inkarnationen des Nânak, sondern sie werden geradezu vergöttert; ihr Wort genügt, um die Vereinigung mit Hari zu bewirken. Die ersten Guru waren ziemlich unbedeutende Leute, die allerdings wohl Schüler um sich sammelten, aber die Sikhgemeinschaft nicht zu einer festen Stellung emporhoben. Der vierte gab der Sekte ihren Mittelpunkt im Tempel, dessen goldene Kuppeln noch heute im heiligen Teiche zu Amrtsâr strahlen. Der fünfte Guru, Arjun (1581-1616), war ein gebildeter Mann, der das Adi-Granth sammelte und selber zahlreiche dichterische Beiträge lieferte. Unter ihm gelangten die Sikhs zuerst zu politischer Bedeutung und kamen mit der mohammedanischen Macht in Konflikt; dem Mogul gibt die Tradition Schuld an dem Tode Arjuns. Unter seinem Sohne ergriffen die Sikhs die Waffen, und seitdem lebten sie in erbittertem Kampfe mit den Mohammedanern und entwickelten in diesem über ein Jahrhundert dauernden Krieg einen Fanatismus und einen Exklusivismus, welche sonst den indischen Sekten ganz fremd sind. Seinen Höhepunkt erreichte dieser Kampf unter dem zehnten Guru, Govind-Singh, dem Zeitgenossen des Kaisers Aurangzeb. Er fügte der heiligen Schrift einen Anhang von kriegerischen Liedern hinzu, um den Mut der Sikhs anzufeuern. Dieses Werk, „das Granth des zehnten Königs", hat aber seinen Platz als heilige Schrift nicht behauptet. Govind-Singh gab seinen Untertanen eine festere politische und militärische Organisation. Als er 1708 starb, hatte er keinen Nachfolger bestimmt, so dass mit ihm die Reihe der Guru schliesst. Er ist der eigentliche Stifter der Nationalität der

Sikhs. Er vereinigte sie zu einem durch eine einfache Einweihungszeremonie (Pahul) verketteten Gemeinwesen (Khâlsâ) und führte dadurch ihren vollständigen Bruch sowohl mit den Mohammedanern als mit den Hindu herbei. Als daher im vorigen Jahrhundert das Mogulreich zusammenbrach, waren die Sikhs im Pendjab, wie die Mahratten in Dekhan, die Erben ihrer Macht. Innere Zwistigkeiten würden aber die Sikhs aufgerieben haben, hätte nicht ein energischer Mann sich erhoben, der sie zur Einheit zu bringen verstand. Es ist Ranjit Singh (1780-1839), der zu Lahore ein Reich errrichtete, das den Engländern so viel zu schaffen gemacht hat und erst nach zwei Kriegen 1849 unterworfen wurde. Heute sind im Pendjab noch gegen zwei Millionen Bekenner der Sikh-Religion.

Aus dem Obigen darf man aber nicht den Schluss ziehen, das Reich des grossen Mogul sei ein festes Bollwerk mohammedanischer Orthodoxie gewesen. Dies wäre schon a priori unwahrscheinlich. Das Kaiserhaus war mongolischen Ursprungs, und die mongolischen Eroberer des Mittelalters zeichneten sich im allgemeinen durch religiöse Weitherzigkeit aus; die verschiedenen Konfessionen fanden bei ihnen Aufnahme und Gehör: „Gott im Himmel und der Khan auf Erden" war ihr Spruch. Waren nun auch die grossen Moguls von Delhi Moslim geworden, ein grosser Eifer für diesen Glauben ist ihnen nicht zuzutrauen, und ihre Untertanen gehörten der Mehrzahl nach noch dem Hinduismus an. Auf diesem Boden ist die religiöse Wirksamkeit des grossen Akbar erwachsen. Dieser Kaiser beschäftigte sich eingehend mit verschiedenen Religionen. Im Islam erzogen, umgab er sich mit Hindu-Gelehrten und Dichtern und wählte aus seinen indischen Untertanen die meisten seiner Minister. Aber auch die Gemeinschaft der Parsi zog ihn mächtig an, und mit viel Mühe verschrieb er sich einen Priester, um sich in der Lehre des Mazdeismus unterrichten zu lassen. Endlich wandte er auch dem Christentum besondere Aufmerksamkeit zu, und portugiesische Missionare gelangten an seinem Hof zu grossem Ansehen. Man hat Akbar als einen Vorläufer der Studien der vergleichenden Religionswissenschaft gepriesen, aber wissenschaftliches Interesse im modernen Sinne lag ihm doch wohl fern. Ein vielbewegtes Leben und eine reiche religiöse Anlage veranlassten den Mann, in den verschiedenen Religionen zu suchen, was seinen Bedürfnissen entsprach, und mit klugem, genialem Blick sah der Kaiser, dass ein Staat, dessen Untertanen im Glauben wie in der Abstammung so verschieden waren, auf religiöse Toleranz angewiesen sei. Die Hauptreligionen übten nun auf verschiedene Weise ihre Anziehungskraft auf ihn aus der Monotheismus des Islam, die tiefen sinnigen Symbole des

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »