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§ 3. Die Götter.

P. v.

Literatur. R. ROTH, ZDMG II und VI. Die ältesten Götter etc. BRADKE, Dyaus-Asura (1885). —A. HILLEBRANDT, Ueber die Göttin Aditi (1876). Derselbe, Varuna und Mitra (1877). Derselbe, Ved. myth. Bd. III. — K. BOHNENBERGER, Der altindische Gott Varuna (1893). W. HENTSCHL, Varuna 1902. PERRY, Indra in the Rig-Veda. (Journ. Americ. Orient. Society XI). — G. BÜHLER, Parjanya (Orient und Occident I, 214). — E. BRANDES, Ushas (1879). MYRIANTHEUS: Die Açvîns (1876). V. EHNI, Der Yama-Mythus (1890). A. EGGERS, Mitra (1894).

Der allgemeinste Ausdruck für Gott ist auf Sanskrit deva, aus einem Worte div oder dyu abgeleitet, das als Verbum „glänzen", als Substantiv „Himmel" bedeutet. Die Götter werden durch diese Benennung als leuchtende, das himmlische Licht spendende Wesen, nicht aber notwendig als Himmelserscheinungen bezeichnet. Neben der allgemeinen Bedeutung Gott ist deva auch die Bezeichnung für eine bestimmte Gruppe übernatürlicher Wesen, die Deven. Diese stehen in vielen Hymnen einer andern Götterfamilie, den Asuren, gegenüber. Durch die Benennung asura (früher, aber unrichtig, durch die Wurzel as = esse erklärt) wurden diese Götter als „Herren" charakterisiert.

Die Anzahl der Götter wird in der vedischen Theologie gewöhnlich auf 33 angegeben, indem sie dann näher nach den drei Sthānas oder Stätten (Himmel, Luft und Erde) in Vasus, Rudras und Adityas eingeteilt werden. Die Zahl 33 reicht jedoch lange

nicht für die faktische Anzahl der Gottheiten aus und ist in der Tat vielmehr eine Aufrechnung der Göttergruppen; denn die Menge der indischen Götter ist eine sehr grosse, „,3339 Götter haben Agni gehuldigt", heisst es in einem Vedaliede. Die Vielheit der göttlichen Wesen ist überall dem vedischen Inder bewusst; ist ihm die Welt doch selbst ein Spiel verschiedener und zufälliger Kräfte. Gewöhnlich richtet sich jedoch das vedische Lied an einen oder ein paar Götter (wenn auch Lieder „an alle Götter" vorkommen), und der eben gepriesene Gott wird dann häufig als der Alleinige und Höchste gerühmt. Diese gelegentliche Hervorhebung des einzelnen Gottes hat man Kathenotheismus oder kürzer Henotheismus genannt. Mit Monotheismus hat diese Religionsform nichts zu tun; sie geht nicht aus dem Bewusstsein der Einheit des Göttlichen hervor, sondern sie ist lediglich aus dem überschwänglichen Charakter der jeweiligen Gottesverehrung entstanden. Wie wenig monotheistisch der vedische Glaube ist, ergibt sich aus der Tatsache, dass keines der regelmässigen Opfer nur einem Gotte dargebracht wird.

Auffallend ist in dem vedischen Glauben ein gewisser Synkretismus der Göttervorstellungen. Indem der eben angerufene Gott als Höchster gefeiert wird, werden ihm häufig nicht nur die Vorzüge vieler andern Götter beigelegt, sondern auch Charaktere, Funktionen und Erlebnisse derselben ganz kritiklos in sein Bild eingefügt. Diese Vermischung der göttlichen Prädikate macht es sehr schwierig sich von den einzelnen Götterindividualitäten eine bestimmte Vorstellung zu bilden. Als Vorstufe eines Monotheismus kann man diese Eigenart schwerlich betrachten; vielmehr trägt sie den späteren Pantheismus in ihrem Schoss. Nur in ganz späten kosmogonischen Liedern finden sich Andeutungen eines wirklichen Monotheismus; diese treten aber sowohl ihrem Alter als ihrer Art nach aus dem altvedischen Vorstellungskreis heraus.

Wesen und Charakter der Götter. Die vedischen Götter werden häufig als „Naturgötter" aufgeführt, indem man sie entweder direkt als Naturmächte oder doch als deren Vertreter betrachtet. Mit Bestimmtheit lässt sich aber nur sagen, dass diese Gottheiten zu der Natur in sehr enger Beziehung stehen, und dass die Naturerscheinungen, mit denen sie sich berühren, in der dichterischen Darstellung stark hervortreten. Die Inder dieser Vorzeit waren von frischem Natursinn durchdrungen und haben sich unter der Gewalt der Elemente gefühlt. Sie erbitten sich von den Göttern die Gaben der Natur: Leben, Gedeihen und Fruchtbarkeit, und bezwecken mit dem Kultus einen glücklichen und sicheren Verlauf der Naturbegebenheiten. Und einen solchen kann der Kultus auch bewirken, weil sich die Götter als Lenker der Natur betätigen. Nicht der Blitz ist Indra, sondern Indra schleudert den Blitz, noch ist er Regen oder Sonne, sondern der, welcher Regen und Sonnenlicht spendet. Dass die poetische Sprache und die Unklarheit der mythologischen Bestimmungen sehr oft den Gott mit dessen Funktion verschmilzt, darf uns nicht irreführen. Auch ist nicht zu verkennen, dass wir Götter in den Veden finden, die nicht von ihrem Element zu unterscheiden sind. So ist Agni das Feuer und zwar wohl nichts anderes als dieses Element in seinen verschiedenen Formen, und eine Gottheit wie Surya ist oft mit der Sonne identisch. Doch sind die vedischen Götter weder ihrem Wesen noch ihrem Wirken nach ausschliesslich an die Natur gebunden. Schon ein Gott wie Varuna erhebt sich hoch über sein Natursubstrat, und Gottheiten gibt es genug, bei denen ein solches gar nicht nachzuweisen ist, Götter geistigen oder rein abstrakten Gepräges.

Die Art der Vedagötter lässt sich also nicht mit einem Worte bezeichnen. Diese Religion umspannt einen weiten Zeitraum und ist

aus dem religiösen Leben vieler Stämme und Volksschichten hervorgegangen. Deshalb muss man in den Veden immer auf überraschende Verschiedenheiten in der Auffassung des Göttlichen vorbereitet sein.

Noch deutlicher zeigt sich diese Verschiedenartigkeit, wenn wir die bunte Welt des niedrigeren, volkstümlichen Glaubenslebens betrachten. Neben dem lichten, hehren Götterkreise treibt in der Luft wie auf Erden ein wahres Gewühl von Geistern und Dämonen sein Spiel: Teufel und Unholde, Hexen, Elfen und Gespenster, die der Mensch entweder abwehren oder sich freundlich stimmen muss. Dem religiösen Bedürfnisse der breiten Volksmassen viel entsprechender als die priesterlich ausgebildeten Heiligen der höheren Klassen, werden wohl diese Gottheiten zweiten Ranges sich einer nicht weniger ernsten Verehrung erfreut haben, und in den Mythenkreis der offiziellen Götter spielen sie so oft hinein, dass die Grenze zwischen Götter- und Dämonenwelt gar schwer zu ziehen ist. Nehmen wir dazu die primitive Anbetung von allerlei Dingen und Naturphänomenen, wie Bergen und Flüssen, Tieren und Pflanzen, rohen Fetischismus, mit Ahnenverehrung und Totenkult vermengt, so bekommen wir ein verworrenes und nicht immer erhabenes Bild der vedischen Religiosität, aber ein Bild, das den Vorteil hat, allseitig und ungeschminkt zu sein. - Die Dämonen als ein Ueberbleibsel aboriginer Kulte zu betrachten, ist gar kein Grund vorhanden. Sie sind so gut arisch wie die Götter selbst und wie die ganz ähnliche Geisterwelt, die wir in Europa wiederfinden.

Die äusseren Erscheinungen der Götter sind so verschieden wie ihre Art. Gewöhnlich werden aber die höheren Götter ganz menschlich gedacht. Ihr Aussehen wie ihr ganzes Leben und Wesen ist menschlicher Art, sie essen und trinken, lieben und hassen, und manch kühne List auch hier und da ein derber Spass wird von den Unsterblichen gewagt. Häufig treten sie als Krieger auf, noch häufiger und späterhin überwiegend - als opferbringende

Priester.

Plastische Ausgestaltung der Göttervorstellungen darf man allerdings nicht in den Veden erwarten; die feste Begrenzung eines Bildes ist nicht Sache des Inders; wo die Göttergestalten nicht ins Unbestimmte verschwimmen, verlieren sie sich häufig ins Ungeheuerliche und Absonderliche. Halbe und ganze Tiergestalten, verworrene Symbole und allerlei wunderliche Geschöpfe gelten den Indern als Götter; doch darf bei dem häufigen Vergleich mit der griechischen Religion nicht vergessen werden, dass solche niedrige Göttervorstellungen auch in der Volksphantasie der Hellenen herrschten, und dass

die plastische Schönheit der Olympier ein Werk der Kunst und nicht

der Religion war.

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Das Seelenleben der höheren Götter besitzt die ausserordentlichen Eigenschaften des ausgebildeten Göttertypus: Unsterblichkeit, Allmacht, Allwissenheit usw. Allein die Unsterblichkeit ist durch den Göttertrank (amṛta ap-ß-posta) bedingt, die Allmacht ist nicht selten ein rein physisches Bewältigen, und ihrer Allwissenheit sind oftmals in der Göttermythologie ganz enge Grenzen gesteckt. Von Charakter sind die Götter meist freundlich und gefällig, wenn der Mensch sie recht zu nehmen weiss; nur ausnahmsweise findet man Jähzorn und Falschheit, und wohl bloss ein einziger Gott kann eine böse Macht genannt werden. Doch hat dieses Wohlwollen auch seine Kehrseite: allzuleicht lassen die Götter sich von den Bitten und Gaben der Sterblichen gewinnen, und wir werden sehen, in was für bedenkliche Lagen ihre Schwäche den menschlichen Spenden gegenüber sie am Ende führen kann. Dass die Götter „Sünden vergeben", wird häufig erwähnt; man darf aber nicht zu viel daraus machen; gewöhnlich ist dabei nur von der Tilgung ritueller Verschuldungen die Rede.

§ 4. Die einzelnen Götter.

Die Asuras. Dem alten Dyâus Pitar, dem „Vater Himmel" gebührt vielleicht der erste Platz unter den altindischen Göttern, wenn auch die Zeitfolge derselben berücksichtigt werden soll. Von seinem Walten in grauer Vorzeit, vielleicht als Göttervater, vielleicht nur als Gott neben andern Göttern, ist nur ein schwacher Nachschimmer in den Veden zu entdecken; sein Wesen, seine Tätigkeit, sein Kult sind gleicherweise unbekannt. Um so viel schwieriger wird die Frage, in welchem Verhältnis er zu den Götterfürsten der westlichen Indogermanen steht, mit denen er allerdings durch die Aehnlichkeit des Namens verbunden ist.

Mit Dyâus ist Prithivî (die Erde) eng verbunden. Die mütterliche Erde wird hier, wie fast überall, als Göttin angebetet. Gewöhnlich werden Dyâus und Prithivî als ein kosmisches Ganzes zusammen genannt, oder man bezeichnet kürzer dieses Weltganze mit dem Dualis rodasî, „die beiden Welten". Die immer wiederkehrende Formel, dass Himmel und Erde mit Opfern" angerufen werden, gibt diesem Paare unter den Kultusgöttern Platz; fraglich ist aber, ob diese Verehrung nicht der späteren Kultusspekulation gehört. Die ältere Gestalt Prithivîs, die in Bestattungsliedern hervorschimmert, ist viel konkreter; da wird sie als eine liebevolle Mutter, wollenweich wie ein Mädchen" besprochen, in deren Schoss der Mensch zurückkehrt.

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Neben der Prithivî steht die Gottheit Aditi als mütterliches Prinzip in der vedischen Götterwelt, indem sie als Mutter der Adityas genannt wird. Ob sie aber eine reale Göttin gewesen, ist fraglich. Sie geniesst keinen Kultus und kein Hymnus ist an sie gerichtet. Ihr Name, der „Ungebundensein“, „Freiheit" bedeutet, hat aber die vedischen Dichter dazu geführt, sie als eine Macht der Erlösung und Befreiung zu betrachten. Als ihr Gegensatz wurde Diti, die „Gebundenheit", aufgestellt. Moderne Mythologen haben das Spiel weiter getrieben und sie als „Ewigkeit“ oder „Unendlichkeit" gedeutet eine Erklärung, die um so verhängnisvoller ward, als die Adityas, ihre Söhne, dadurch als „Wesen der Ewigkeit" bestimmt wurden. Um so ansprechender ist MACDONELLS einfache Lösung der Frage: „Söhne der Freiheit" seien die Adityas genannt, weil sie sich göttlicher Souveränität erfreuen; daraus habe man später durch Abstraktion eine mütterliche Gottheit gewonnen. Als Personifikation der Freiheit scheint sie jedoch ziemlich populär geworden zu sein und der vielfach kommentierte Satz: „Wer gibt uns der grossen Aditi zurück, damit ich Vater und Mutter schaue" ist wohl am Ende nur das Gebet eines Gefangenen1. Als Göttin der Erlösung wurde Aditi später für die Entbindung nutzbar gemacht; die brahmanische Theologie hat sie wahrscheinlich wegen ihrer Mütterlichkeit - mit der Erde in Verbindung gesetzt.

„Die Adityas erhalten, was geht und steht; sie sind die himmlischen Beschirmer der ganzen Welt; weithin schauend, strafen die Heiligen, die höchste Herrschaft wahrend, jeden Frevel." Mit diesen Vedaworten ist der Charakter der Adityas im wesentlichen gegeben. Die ethische Seite ihres Wirkens tritt überall hervor; auch ist Freundlichkeit bei ihnen zu finden. So bei Aryaman, einem selten genannten alten Gott, der schon durch seinen Namen als „Edelmütiger" charakterisiert wird: „ein Gütiger, der ohne Bitte schenkt".

Auch Mitra gehört zu den Göttern, die in der vedischen Zeit wenig hervortreten. Nur ein einziges Lied ist an ihn allein gerichtet, sonst wird er mit Varuna zusammen angerufen. Er scheint ein vormals mächtiger Bundesgott der östlichen Arier gewesen zu sein; wenigstens deutet sein Name (Sanskrit „Freund", Avesta „Eid“, Treue") darauf. Ob er anfangs auch Sonnengott gewesen, als den wir ihn in den Veden und besonders in dem jüngeren Avesta finden ist, nicht zu entscheiden; seine Naturseite ist viel mehr hervortretend im Veda als im Avesta. In den Veden wird er als freundlicher,

1 Die Mutter im Jenseits wiederzusehen, ist kein antiker Gedanke. Chantepie de la Saussaye, Religionsgeschichte. 3. Aufl. II.

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