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schützender Gott angebetet, er schafft Freiheit aus Bedrängnis und schützt die Seinigen vor Krankheit, Tod und Niederlage, mehrt den Besitz und gibt den Menschen Gesundheit. Doch fürchtet man sich vor seinem Zürnen: „Nicht wollen wir in Mitras Zorn fallen, des liebsten der Männer", das Prädikat ist wohl als Besänftigung des

Gottes zu denken.

Während sich Mitra früh aus dem vedischen Pantheon zurückzieht, harrt sein Gefährte Varuna, der grösste und letzte der Asuren, noch lange aus und erfreut sich häufiger Verehrung. In geistiger Ueberlegenheit erhaben, ernsthaft von Charakter, bald streng verfolgend, bald sich des Flehenden erbarmend, überhaupt unstät, in seinem Wesen etwas Verhülltes, Unergründbares tragend, steht er vereinzelt, ja fremdartig in dem lichten, sinnlich frohen Götterkreis der Inder.

Varuna wird als menschliche Persönlichkeit gedacht; im hohen Himmel steht seine Burg, er fährt auf Wagen hin und her, er kleidet sich in prunkendes Gewand. „König Varuna“ wird er oft genannt; er herrscht über alle Welt und regiert sie nach strengen Gesetzen.

In der Natur sind die Gewässer und die Nacht seine besondern Gebiete; er wohnt in dem Wasser, er wirkt in der Nacht. Ueberall wo Gewässer sind, da ist Varuna mächtig; selbst in dem menschlichen Körper, und weil die Quelle alles Wassers im Himmel zu suchen ist, hat der Gott auch dort oben seinen Sitz, wo er die himmlischen. Ströme verteilt und sie ruhig nach der Erde sendet. So ist Varuna hier und da, überall anwesend, besonders jedoch im Westen.

Vielleicht ist Varunas stark betonte Allwissenheit mit seinem nächtlichen Walten zu verbinden. Jedenfalls: Alles ist ihm kund, selbst die innersten Gedanken des Herzens, und was er selbst nicht erforscht, das melden ihm seine tausend Späher. Keiner kann sich vor ihm im Dunkeln verbergen. „Wer immer geht und steht, wer heimlich schleichet, wer ein Versteck sich sucht und wer davon eilt, was zwei zusammensitzend beraten, das weiss auch König Varuna als Dritter. Und schlich ich weiter, als die Himmel reichen, nicht käm' ich los von Varuna, dem König; vom Himmel eilen herwärts seine Späher, sie überschau'n die Welt mit tausend Augen." So nahe kommt das Varunalied dem Klang der biblischen Worte; nur darf man nicht die schattenhafte Universalität des nächtlich spähenden Gottes der Allgegenwart Jahves allzusehr gleichstellen; mit ihm und seinem Walten hat Varuna seinem ganzen Charakter nach sehr wenig Aehnlichkeit.

Als Weltregierer hat Varuna zunächst die Ordnung der Natur nicht aber die Natur selbst geschaffen. Er hat den Himmel von

der Erde getrennt und die Stützen des Himmels gegründet; er hat der Sonne einen breiten Weg gebahnt, und wie das Fell der Schlächter hat er die Erde für die Sonne ausgebreitet; er lenkt die Tage wie der Renner seine Stuten.

Vor allem hat er die moralische Ordnung des Menschenlebens gegründet. Die Sittlichkeit, die er geregelt, hat jedoch ein primitives, rein juristisches Gepräge. Sie ruht auf der nackten Scheidung zwischen Recht und Unrecht und wird bestimmt durch das Gesetz unabwendbarer Vergeltung. Die Folgen der Uebertretung zeigen sich unmittelbar: sie sind dem Frevler wie Fallstricke vor seinem Fusse ausgespannt, in denen Varuna ihn fesselt und wie mit geheimen Waffen trifft. Die Strafe besteht meistens in rein physischen Uebeln, besonders in der furchtbaren Wassersucht, mit der Varunas Name in den Veden so häufig verbunden ist. So erscheint der richterliche Varuna überwiegend als Rächer; oft tritt er wie ein tückischer Dämon auf, der die Schwächen der Menschen kennt und seine Lust hat, sie in dem Netz der Sünde zu fangen; oft aber doch als ein Gott, der voll Erbarmen ist, der Schuld verzeihen und vergessen kann, der auch den Menschen weise macht, dass er die Sünde vermeide, und ihn mit milder Hand durch das Leben leitet.

Ein schöner Zug in dem Verhältnis zu Varuna ist, dass das Gebet dabei so stark hervortritt und das ewige Kaufen und Loskaufen des Opfers etwas auf die Seite schiebt. Ein wirkliches, inbrünstiges Beten, doch nicht ohne klägliches Flehen, begegnet uns in diesen Liedern: „Vergib, was unsere Väter einst gefrevelt; vergib, was wir mit eigener Hand versehen; nimm meine eigenen Missetaten von mir, und lass mich nicht, o Herr! für fremde büssen." Hier wäre der Vergleich mit jüdischer Frömmigkeit statthafter.

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Diese hehren Eigenschaften Varunas entfalten sich besonders in den Liedern, die ihm der grösste der Vedasänger, Vasishtha gedichtet. Er hat diese Gottheit zu einer geistigen Höhe gebracht und ihn mit einer Innigkeit angebetet, die, wenn es dem Vasishtha - wie dem Zarathustra gelungen wäre, eine Reformation ins Werk zu setzen, vielleicht die ganze vedische Religion in andere Bahnen gebracht haben. würde. Die Blütezeit dieser Anbetung war indessen kurz, und nur in einzelnen Liedern aus der Mitte der Vedazeit können wir uns deren erfreuen. Der populärere Indra würde dem Varuna ein gefährlicher Nebenbuhler, und die monotheistischen Neigungen sättigten sich nicht an Varuna, sondern an priesterlichen und abstrakten Gottheiten wie Prajapati und seinesgleichen. (Vgl. HOPKINS S. 70 f.) Varuna ist damit verurteilt, in seine Funktionen als Naturgott zurückzusinken.

Im Atharvaveda finden wir ihn lediglich als Gott des Wassers und des Regens angebetet, und die Brahmanas wie das Mahabharata beschreiben ihn als einen recht hässlichen Dämon, wassersüchtig, kahlköpfig, rotäugig, mit Raffzähnen; noch im heutigen Indien wird hie und da ein Gebet an Varuna geflüstert, wenn man über Wasser passieren muss.

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Varunas Name wird gewöhnlich von var umgeben, bedecken", abgeleitet und mit dem Namen des griechischen Obpavós identifiziert. Begrifflich oder historisch berührt er sich jedoch gar nicht mit diesem Gotte, und der Charakter des Himmelsgottes, der dem Varuna gewöhnlich zugeschrieben wird, ist nicht genau nachzuweisen. OLDENBERG und HARDY haben ihn neuerdings zu einem Mondgott machen wollen, der erstere sogar zu einem Gotte semitischen Ursprungs, indem er eine gewisse Aehnlichkeit mit babylonischen Göttervorstellungen zu einem historischen Schluss verwendet hat. (Dagegen MẠCDONELL a. a. O. S. 28.)

Die Devas. Die friedliche Herrschaft der Asuras ging schon in früher Vedazeit zu Grunde. Dem stärkeren Leben der immer mehr

kriegerischen Inder genügten so scheint es diese ruhigen, geheimnisvollen Geister nicht. Man hat offenbare, lichtvolle, kühne, kämpfende Götter gewollt, die in Schlacht und Arbeit Hilfe leisten konnten und an der Lebensfreude teilnehmen wollten. Als solche boten sich die Devas dar, und ihnen brachte man zuerst überwiegend, zuletzt ausschliesslich die Opfer. Dieser historische Prozess spiegelt sich in mehreren Vedaliedern ab; man hört, wie die Deven den Asuren den Göttertrank rauben und wie sie das Opferfeuer (Agni) zu sich locken. Auch friedliche Verträge finden sich, wobei dem Varuna vorgeschlagen wird, sich unter die Herrschaft der Deven zu fügen. Der Sieg der letzteren war so absolut, dass deva überhaupt das Wort für Gott und asura eine Bezeichnung für Dämonen wurde, die man sich als a-sura, unheilig" erklärte.

Der Unterschied zwischen Asuren und Deven ist am deutlichsten zu erkennen, wo Indra dem Varuna gegenübergestellt wird. „Der eine fällt der Feinde mehr in Schlachten, der andre wahrt die Satzungen ewiglich." Würde man nach dieser Charakteristik wohl die Deven für die roheren, die Asuras für die erhabeneren halten, so ist doch nicht zu verkennen, dass das Kulturbild, das sich in der Verehrung der Deven abspiegelt, ein lichteres ist als das der Asurenzeit. Das Leben scheint erfreulicher und tatkräftiger geworden zu sein, das Verhältnis

zu den Göttern ist freier, die Furcht vor dem unheimlichen Varuna wird von dem fröhlichen Vertrauen auf Indra abgelöst.

Der Charakter der Deven offenbart sich am deutlichsten in dem Hauptgott dieser Götterfamilie Indra, dessen Name neuerdings von JACOBI als „Mann" (verwandt mit avp) erklärt worden ist. Indra ist der Liebling des Inders, der nationalste und volkstümlichste der vedischen Götter, der am häufigsten genannte, der höchstgepriesene. Schon seine mächtige männliche Fülle: „Ein träufelnder Stier", strotzt er von Manneskraft, und Riesenstärke wohnt in seinen Armen. Im Kampf ist er der unbezwingliche Recke, der gewaltige Zerschmetterer der Feinde. Hellhaarig - nicht ein finsterer Sohn des Südens steht er in seinem Wagen, von glänzenden Hengsten durch die Luft gezogen; den Donnerkeil in der Hand, schleudert er Blitze nach allen Seiten. Seine Macht und Grösse haben keine Grenzen. Er ist ein Gott sondergleichen, der alleinige König der Welt, Schöpfer und Erhalter der Dinge. Himmel und Erde gehorchen seinem Willen; er dehnt sich über die beiden mit seinem Körper aus; die Erde deckt er mit der einen Zehe, in seiner geballten Faust verschliesst er die ganze Welt.

Seine Feinde sind alle Dämonen, die die Natur verderben und den Menschen bedrängen: die Dasyus mit der schwarzen Haut werden häufig genannt. Diese Dasyus sind ursprünglich die Urbewohner Dekhans, die von den Indern verdrängt wurden; in der mythischen Sage leben sie als Dämonen weiter, die im Lande unheimlich spuken; auch in dem Luftkreis treiben sie ihr Spiel und wollen gar in den Himmel hineinschleichen. Ferner werden erwähnt die Rakshasas, die schädlichen Unholde der Nacht, die Yâtus, geheimnisvolle Zaubergeister, die Panis endlich, die Geizhälse, die den Reichtum des Regens nicht ausliefern wollen. Sie haben die Kühe gestohlen, von denen der Regen strömt, und halten sie in ihrer Felsenhöhle verborgen; nur durch die Hilfe Brháspatis, des Gottes der Gebete, gelingt es Indra, in den Felsen hineinzudringen und die Kühe zu befreien.

Der schlimmste Feind ist doch Vrtra, das Ungeheuer der Luft, das über den Gewässern brütet und sie mit Argwohn verschlossen hält. Hoch in der Luft stand Indra und warf sein Geschoss gegen Vṛtra. Dieser, in Nebel sich hüllend, stürzte sich jählings über ihn. Doch Indra mit der scharfen Waffe bewältigte den Feind." So furchtbar ist der Kampf, dass Himmel und Erde und alle Geschöpfe zittern; vom Schnauben des Vṛtra erschüttert, fliehen die Götter alle, der Himmel leuchtet von Indras Blitzen, selbst Tvastar, der den Donnerkeil geschmiedet hat, fällt ohnmächtig um vor seiner schrecklichen Wirkung.

Vrtra bedeutet „Hindernis", „Verhalten" des Regens und der Fruchtbarkeit nämlich während der trockenen Zeit. Oft wird er durch seinen Beinamen Ahi als Schlange bezeichnet; auch Cushna, der schlechte Ernten verursacht, ist ein solcher Dämon der Sterilität.

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HILLEBRANDT fasst Vṛtra als einen Winterriesen auf, und verleiht dem ganzen Indramythus dadurch einen nördlichen Charakter. Eben der Vergleich mit der avestischen Parallele Apaosha, den er herbeizieht, zeugt gegen ihn, denn dieser ist unzweideutig ein Dämon der Dürre. Ohne den in der heissen Zone herrschenden Gegensatz von trockener Zeit und Regenzeit ist der Indramythus und besonders der Indrakultus nicht zu begreifen. Wie sich in Indien dieser Gott gestaltet hat von seiner ausserindischen Vorzeit wissen wir ja nichts-besteht seine eigentliche Naturtat in dieser Bewältigung des Dämons der Dürre, wovon alles Leben und Weben in Indien abhängt. Indra ist vor allem der Gott, der den jährlichen Regen bringt, und das grosse Somaopfer, das ihm zu dieser Jahreszeit gebracht wird, ist der offizielle Regenzauber. Drum wird auch Indra mit dem Sondergotte des Regens, dem Parjanya identifiziert. In diesem Gotte von alter Herkunft (sein Name ist mit dem des slavischen Donnergottes Perkunas identisch) ist vielleicht der Prototyp für den Regengott Indra zu suchen; er scheint aber früh von dem allbeherrschenden Götterkönig absorbiert worden zu sein.

Auch nach der Regenzeit wirkt Indra als der Erfreuende, wenn die Menschen genug der Nässe haben und wieder nach der Sonne verlangen. Dann zeugt er aufs neue die Sonne, dann giesst er Licht in das Licht und enthüllt die himmlische Morgenröte; die Finsternis treibt er von dannen und lässt die Erde den Himmel schauen. - Das grosse alljährliche Drama spiegelt sich in dem kleineren täglichen wieder: Indra ist überhaupt der Geber der Sonne und der Morgenröte, Schöpfer und Herr des Lichtes und der Feind aller Mächte des Dunkels.

Wie Indra in der Natur als Lenker des Regens und der Sonne auftritt, so sehen wir ihn als helfende Macht überall im menschlichen Leben. Vor allem steht er im Kampfe dem frommen Krieger bei; sein Freund ist nie bewältigt worden; ohne ihn wird keine Schlacht gewonnen. Ein gütiger Gott fürwahr, der einzige Gott, der sich der Menschen erbarmt". Er spendet mit beiden Händen, mit der linken wie mit der rechten, er gibt nicht wenig, sondern viel; nie nimmt er etwas für sich selbst.

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Nur dem Bösen kann er zürnen; denn auch Indra ist ein Rächer des Frevels und richtet über gut und schlecht. Die erhabene Weisheit

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