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Der jetzige Parsismus der indischen Gemeinden ist von einem gewissen Rationalismus angehaucht. Man versucht, die ursprünglich für Bauern eingerichete Religion den Städtern anzupassen; von den Zeremonien stösst man das Widersinnige und Widrige ab, der Dualismus wird von monistischen Gedanken besänftigt und man bemüht sich überhaupt, in der allgemeinen Konkurrenz der Religionen in Indien den Parsismus als einen rationalen und gebildeten Gottesdienst zu geben.

§ 6. Das Gottesreich.

Die Lehre von Gott in den Gathas.

Schon der Name des höchsten Gottes verrät den reflektierenden Charakter der zarathustrischen Lehre. Ahura Mazda (in den Gathas ebenso häufig Mazda Ahura oder nur Mazda oder Ahura genannt) ist kein Eigenname, wie die späteren Formen der Keilschrift (Aurmazd) oder in der persischen Literatur (Ormazd Ormuzd); es ist vielmehr eine Bezeichnung des Wesens der Gottheit, wodurch dieselbe als Weisheit (mazdå) bezeichnet wird, indem das Wort Ahura ihn nur als Herr oder als ahurische Gottheit (vgl. S. 13) bezeichnet. Seine Weisheit besteht in der vollkommen Erkenntnis, d. h. in der richtigen Unterscheidung von Gut und Böse oder, wie es häufiger ausgedrückt wird, von Wahrheit und Trug. Dieses Vermögen gibt ihm seine Ueberlegenheit über den Bösen, dessen Schwäche als Verworrenheit und Selbstbetrug geschildert wird.

Kraft dieser Erkenntnis hat Mazda sich für die Reinheit und das Leben entschieden, während der Teufel Tod und Unreinheit vorzog (Yasna 30). Diese Wahl hat sozusagen Mazda zu dem wahren Gott gemacht und ihm seine Gewalt verliehen. Dieselbe besteht in einer absoluten Heiligkeit, dass er vom Bösen und Schlechten in jeder Form vollkommen unberührt ist, also in einer absoluten Reinheit, und zwar betätigt sie sich in einer höchsten Gerechtigkeit. Die drei Begriffe: Heiligkeit, Reinheit und Gerechtigkeit, die im Avesta eine unlösbare Einheit bilden, sind das Grundgesetz des Daseins, ein Prinzip, das sich durch die Welt realiseren will und das in der Tat für Gott wie für Menschen das einzige Lebensprinzip ist. In demselben Grade, wie Reinheit und Gerechtigkeit in der Welt geübt wird, steigert sich die Macht des Gottesreiches, und wie Mazdas Macht sich entfaltet, wird die Welt mit Reinheit und Gerechtigkeit erfüllt.

Die Grundbestimmung des Gottes ist also eine moralische und die für die Menschen geltende Moral ist mit dieser Bestimmung gegeben. Die Offenbarung wird demgemäss als Belehrung aufgefasst;

Mazda ist zunächst der Lehrer der Menschen, der ihnen die rechte Gesinnung“, die Unterscheidung des Guten vom Bösen verliehen hat.

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Aber auch die physische Weltordnung stammt von Mazda. Wo er (im Yasna 44) als Schöpfer gepriesen wird, dankt man ihm besonders für den gesetzmässigen Verlauf der Natur, und die Schöpfung wird als Teil seiner Gesetzgebung betrachtet. Oft wird er aber besonders als „Schöpfer des Viehes" (Geush Taxa) gepriesen, was auf Verschmelzung mit einem Sondergott des Viehes zu deuten scheint. Der Dualismus des jüngeren Avesta schreibt ihm nur das Schaffen der reinen Wesen zu, während alles Böse in der Natur von Ahriman herrührt.

Das Hauptgewicht liegt jedoch in der gathischen Theologie, nicht in der Schöpfung, sondern in der Erhaltung der Welt. Denn die physische Natur wie die lebenden Wesen sind unaufhörlich den Angriffen der teuflischen Gewalt ausgesetzt, gegen welche die göttliche Macht immer schützend und helfend auftreten muss. Dieser wohltätige Beistand Gottes ist die feste Zuversicht der Frommen; er ist aber nicht ein gelegentlicher Dienst, der auf der Menschen Bitte geleistet wird, sondern ein immerwährendes Ausströmen göttlicher Energie, die zur Läuterung und Genesung der Welt dient und sie, zusammen mit der Energie der Menschen, vor dem Unreinen bewahrt.

Der Gesetzgeber der Welt ist zugleich der Weltenrichter und wird am Ende der Zeiten nach denselben Gesetzen urteilen, die er vor alter Zeit gegeben hat. Nach dieser „grossen Entscheidung" sehnt sich der Fromme, denn sie wird ihm recht geben; es wird sich zeigen, dass er nicht in seinem Glauben an die Reinheit geirrt hat; und er wird seinen Lohn, die wohlverdiente Seligkeit, erhalten. Denn Mazdas Urteil ist gerechte Wiedervergeltung: dem Reinen die Reinheit, dem Schlechten „das Allerschlechteste". „Dich habe ich als heilig erkannt, Mazda Ahura, da ich dich zuerst beim Schaffen schaute, da du Lohn für Wort und Tat vorausbestimmtest: dem Bösen Böses, dem Guten Gutes durch deine Macht am jüngsten Tag." Von Gnade oder Milde ist keine Rede: der Richter ist gezwungen, sich streng an seinem eigenen Gesetz zu halten; ist die Verfassung der Welt eine moralische, so ist ihre Verwaltung durchaus juristisch.

Dem geistigen Charakter des Gottes entspricht, dass von einer Körperlichkeit in den ältesten Gesängen nicht die Rede ist. Die rechtgläubige Vorstellung war bei den Persern immer die, dass Ahura Mazdas Körper aus Feuer, als eine im ungeschaffenen Lichte hervorlodernde Flamme, bestehe. In einigen Gāthas, die das unverkennbare Gepräge von Lehrgedichten tragen (Yasna 30 und 45), wird er, noch vergei

stigter, nur der heilige Geist (spenta mainyu) als Gegensatz zum bösen Geiste (ako mainyu) genannt. Dieser heilige Geist tritt mitunter als ein Wesen neben Mazda auf, besonders als eine Hypostase seiner richterlichen Urteilskraft.

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Gewöhnlich äussert Mazda jedoch seine Macht und verrichtet seine Weltarbeit durch die sechs Wesen, die ihn als Engel umgeben und sich als eine Art praktischer Hypostasen seiner Eigenschaften bekunden. Es sind die Ameshas Spentas (Amshaspands) „die unsterblichen Heiligen" (ameshas = sskr. amṛta = au-B-potos). „Heilig" (spenta) heisst aber im Avesta soviel als „fördernd"; die Aufgabe der Ameshas spentas ist „die Förderung der Welt“, „dass sie nicht verwese und nicht verwelke, nicht verfalle und nicht vergehe". Sie sind die Kräfte der Reinheit, die als Lebensmächte das Dasein aufrecht erhalten und die in den verschiedenen Bezirken der Natur und der Menschenwelt Mazdas Satzungen überwachen, damit sein Wille überall geschehe. Daraus lässt sich erklären, dass sie gleichzeitig physische und moralische Bedeutung haben.

Der Charakter der Ameshas Spentas ergibt sich schon aus ihren Namen. Die beiden grössten, die mit Ormuzd oft eine Dreiheit bilden, sind Vohu manô, die gute Gesinnung, und Asha vahista, die beste Gerechtigkeit; ferner sind da Khshathra vairiya, das erwünschte Reich, oder das Reich des (göttlichen) Willens, Spenta Armaiti, die heilige Demut, und das Paar: Haurvatât und Ameretât, Gesundheit oder Vollkommenheit und Unsterblichkeit. Zu ihnen gesellt sich als siebenter Sraosha, der Gehorsam, wenn die Siebenzahl nicht durch Ahura Mazda selbst als ersten Amesha Spenta vervollständigt wird.

Dieser vollkommen abstrakte Charakter der Namen hat DARMESTETER auf den Gedanken gebracht, dass hier vielleicht Ideen einer späteren und fremden Philosophie vorlägen. Er denkt dabei an den Neuplatonismus, besonders in dessen philonischen Form, und nimmt als Voraussetzung an, dass das vorliegende Avesta teilweise eine Rückübersetzung eines ins Griechische übersetzten Avesta sei, und dass in diese künstliche Wiederherstellung des heiligen Buches solche Ideen eingelegt worden wären. Diese kühne Annahme erweitert er dann noch zu der Behauptung, dass die Gathas, in denen die Ameshas Spentas besonders stark hervortreten, darum, wie überhaupt auch in sprachlicher Hinsicht, der jüngste wie der künstlichste Teil des Avesta seien.

Einen so sonderbaren, und jetzt von allen Seiten als irrig erwiesenen, Ausweg hat der grosse Forscher sich geschaffen, um sich die

erstaunliche Idealität und Abstraktheit der Ameshas Spentas zu erklären. Ihr begrifflicher und zugleich persönlicher Charakter steht nichtsdestoweniger fest als eine alte und ursprüngliche Grundbestimmung der zarathustrischen Lehre. Auf welcher Grundlage sich diese Ideen entwickelt haben, ist nicht zu sagen. Es liegt vielleicht nahe, sie in einem Kultus der Naturelemente zu suchen, mit denen die Ameshas Spentas in enge Verbindung gesetzt werden. So ist Asha vahista der Genius des Feuers, Spenta Armaiti der Genius der Erde, Khshathra vairiya der der Metalle, Vohu manô der des Viehes, und endlich Haurvatât und Ameretât die Genien der Pflanzen und des Wassers. Die Verbindung ist alt, denn sie findet sich schon in den Gathas; sie ist dazu so eng, dass z. B. das Wort Vohu manô ohne weiteres zur Bezeichnung des Viehes, ja gar des Tierfelles dienen muss, und ähnlich kann Khshathra vairiya jedes Metall oder metallene Ding, wie ein Messer, bezeichnen. Spenta Armaiti ist nachweisbar eine alte Erdgöttin, die Erde war aber Symbol der Diensttätigkeit und Demut. Asha war vielleicht ursprünglich ein Sondergott des Ordalfeuers, aus dem sich der Genius des Rechtes entwickelt hat; Manô vielleicht ein Gott für das Vieh, dem die rechte Gesinnung dem Vieh gegenüber obliegend wurde. Das Metall (Gold und Stahl) wurde Symbol der königlichen Gewalt; daher die Verbindung „Reich" und „Metall" bei Xathra. Für Haurvatât und Ameretât ist der Zusammenhang zwischen Pflanzen und Genesung, Wasser und Verjüngung durch allerlei Symbole und Bräuche bei einzelnen Völkern bezeugt.

Das faktische Verhältnis, das wir im Avesta zwischen einem Amesha Spenta und seinem Elemente finden, ist ein rein äusserliches, nämlich eine Aufsicht oder eine Regierung: Vohu manô hat neben seiner Stellung in der geistigen Welt auch den Schutz über das Vieh auszuüben, und ein ähnliches Verhältnis zeigt sich bei den andern Ameshas Spenta. Alle Dinge und Wesen der Welt sind nämlich nach der Vorstellung des Avesta in ein System von Klassen und Kategorien geordnet, deren jede unter die Aufsicht irgend eines bestimmten Wesens gestellt ist. Dieser Aufseher heisst ratu, er ist der typische Repräsentant seiner Klasse (wie z. B. der Hase der ratu der Vierfüssler ist) und zugleich der Beamte, durch den diese Klasse regiert und beschützt wird. Die kleineren ratus ordnen sich den grösseren unter, und an der Spitze des ganzen Regierungssystems stehen die Ameshas Spentas als ratus höchster Ordnung, die, gleichwie die Satrapen des persischen Grosskönigs, von seiten des Ormuzd die tatsächliche Weltregierung ausführen und seinen Willen verwirklichen. Somit ist es zu begreifen, dass diese tätigen Geister für das religiöse Bewusst

sein oft in den Vordergrund rücken und nicht nur als Aufseher und Beschützer, sondern als Schöpfer, Bildner und Leiter der Welt betrachtet werden; doch wird Ahura Mazda dadurch in seinem Recht unbeeinträchtigt gelassen, denn es ist doch immer Mazdas Schöpfung, welche die Ameshas Spentas geschaffen haben, und immer seine Welt, die sie regieren und fördern und aufrecht halten. Auch sind sie selbst. seine Geschöpfe.

Die äussere Gestaltung der Ameshas Spentas ist verschieden, wie jene auch verschiedene religiöse Funktionen ausüben. Durchschnittlich werden sie als persönliche Wesen gedacht; so ist Spenta Armaiti eine weibliche Person und als Göttin der Erde Ahura Mazdas Frau und Tochter, die Mutter des ersten Menschen Gâyomaretan und durch ihn die Mutter aller Menschen. Vohu manô dagegen ist männlich; durch ihn, als einen Logos, hat Ormuzd die Erde geschaffen, denn er ist nicht nur der grösste, sondern auch der zuerst geschaffene der Ameshaspands, durch ihn ist das Gesetz geoffenbart, er ist der Türwächter des Himmels, der von seinem goldenen Sitz der befreiten Seele entgegengeht. Dem Asha vahista, dem Genius der Gerechtigkeit, ist besonders die Obhut aller ethischen Gesetzmässigkeit anvertraut; wie der Name asha mit dem indischen ṛta lautlich identisch ist, so betätigt sich Asha vahista ebenso wie Ṛta als Weltordnung; deshalb ist er der eigentliche Vermittler Ormuzds bei der Weltregierung, sein grammatischer Kasus ist am häufigsten instrumentalis; denn alles geschieht vermittelst Ashas. Im Jenseits verwaltet er die Exekution der Höllenstrafen. Ueberwiegend abstrakt wird Khshathra vairiya als Gottesreich gefasst, als das Reich, worin Gottes Wille unbeschränkt herrscht; die Seligkeit, die man erhofft, und die Vollkommenheit, die das Ziel alles Strebens ist, wird schlechthin Khshathra vairiya genannt. „Das Reich" des Avesta hat denselben prägnanten Sinn wie in der jüdischen oder christlichen Eschatologie. Es ist ein kommender, erwünschter Zustand, „das Reich, das über uns ist, das suchen wir für uns zu gewinnen, unter andern zu verbreiten und zu verkünden". Dieser Bedeutung entsprechend ist Khshathra vairiyas Körper nebst dem Metall das himmlische Licht oder Feuer. Vollkommene Abstraktionen sind Haurvatât und Ameretât. Ihre grammatischen Endungen entsprechen den griechischen abstrakten Femininbildungen auf t75; sie werden als die reinen Begriffe der Vollkommenheit und Unsterblichkeit des jenseitigen Weltzustandes gefasst.

Ahura Mazda und seine heiligen Unsterblichen machen miteinander die Gottheit aus, ein monotheistisches Komplex, wo jeder Genius für sich allerdings seinen Kultus haben, keiner aber ohne Mazda ge

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