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Ueberlieferung und an die gute Mazdareligion." So werden auch auf die Gathas selbst, auf die alten Hymnen, Loblieder verfasst, die durchaus nicht zu den jüngsten Teilen des Avesta gehören; und es ist traurig, zu sehen, wie diese vortreffliche Religion nicht nur zu einem verknöcherten Ritualismus herabsinkt, sondern auch zu einem Orthodoxismus, der bei der rationalistischen Gesinnung der Perser besonsonders doktrinär und geistlos wurde.

Bei allen Zeremonien der Avestareligion spielen Beschwörungen, Gebete und Bekenntnisse nebst den eigentlichen Opferliedern eine grosse Rolle. Der Ton der Beschwörungen ist, wie man sich denken kann, die eifrige und bestimmte Ausweisung der Teufel, wobei jedoch die bestimmte Art, wie allem teuflischen Wesen und Werke entsagt wird, oft eine gewisse ethische Kraft besitzt. Ebenso ist zu loben, dass die Anknüpfung an die Götter nicht nur in Anrufungen, sondern auch im Bekenntnis besteht. Nach dem ich sage mich los vom Teufel" folgt ein bestimmtes: „ich bekenne mich als Mazdagläubiger" und dieses Bekenntnis hat seine präzisierte und geheiligte, für das Avesta charakteristische Formel: A huna vairya. „Der Wille des Herrn ist das Gesetz der Gerechtigkeit; der Lohn des Himmels für die Werke, die hier in der Welt für Mazda geübt werden; das Reich schenkt Ahura demjenigen, der die Armen unterstützt." Die ethische Schärfe dieses Bekenntnisses wird jedem auffallen: Gerechtigkeit, Tätigkeit in des Gottes Dienste, Barmherzigkeit werden als Kern des Gottesverhältnisses hingestellt, und denselben Charakter bot das zweite ehrwürdige Credo der Mazdaisten: ashem vohu: „Gerechtigkeit ist das beste Gut; selig der Mann, dessen Gerechtigkeit vollkommen ist.“

Dass diese edeln Bekenntnisse in den ritualistischen Entartungen der Religion auf ganz unedle Weise missbraucht werden, erhellt genügend aus einer Yasnastelle, wo gesagt wird: wenn man dieses Gebet nur auswendig könne und fehlerfrei hersage, so gehe man heil durch den Tod zur höchsten Heiligkeit ein, wenn man aber ein Drittel oder Viertel davon vergesse, so entferne man sich von dem Himmel so weit, wie die Erde breit und lang ist.

§ 9. Reinigungen, Kultur und Sitten.

Der Kampf gegen Unreinheit, Tod und Teufel, von dem der Kultus nur ein einzelnes und zwar nicht das wesentlichste Glied ist, erstreckte sich über das ganze Leben des Persers und wurde mit einer Menge von Reinigungen, Observanzen und Sühnungen, aber auch mit wirklichen Kulturarbeiten und mit bewusster Sittlichkeit geführt. Die „Förderung des Lebenden", die sozusagen die Devise der göttlichen

Kämpfer ist; ist auch die Aufgabe der Menschen; sie wird aber zunächst durch ein sich Fernhalten oder Abwehren von allem, was tot und von Teufeln besessen ist, erzielt, und zahllose beschwerliche Reinigungen müssen nachhelfen, wenn der Gang des Lebens den Gläubigen mit der verbotenen Welt in Berührung gebracht hat. Zunächst kommt es nun darauf an, die reinsten aller Mächte auf Erden, die heiligen Elemente, vor Tod und Besessenheit zu schützen. Die eigentümliche Bestattungsart der Perser hängt hiermit zusammen, und es wird nicht nur für die Leichenverbrennung unter jeder Form Todesstrafe verhängt, sondern es werden auch genaue Bestimmungen gegeben, wie das von solcher Schandtat befleckte Feuer wieder gereinigt werden soll. Bei einem Todesfalle ist es eine der ersten Pflichten, das Feuer aus dem Hause zu schaffen, und mit der kleinlichsten Kasuistik werden die Fälle aufgezählt, wo das Feuer besudelt wird oder werden konnte, so z. B. wenn der Topf, in dem Fleisch gekocht wird, überfliesst, wenn ein Vogel, der Aas gegessen hat, das Gegessene über einen Ast ausbricht, welcher später als Brennholz benutzt wird u. ä.

Das Wasser vor aller Unreinheit zu wahren, ist auch eine sehr verdienstvolle Pflicht. Ueberall, wo Totes ist, muss das Wasser abgeleitet werden, so z. B. das Regenwasser von der Leichenstätte, und im Regen darf die Leiche nur ausnahmsweise getragen werden. Wenn ein Mazdagläubiger ein Aas im Wasser findet, so muss er hinausgehen und das Verdorbene aus dem heiligen Elemente entfernen, das befleckte Wasser aber muss abgeleitet werden, bevor jemand aus demselben Bach oder Teich trinken kann. Aehnlich ist es mit der Milch; wenn eine Kuh von aasbeflecktem Gras gefressen hat, ist ihre Milch eine gewisse Zeit ungeniessbar, d. h. von Teufeln besessen.

Die Erde ist allerdings schwieriger von der Befleckung durch den Toten rein zu halten; das Mögliche wird jedoch geleistet, um jedenfalls den befleckten Boden zu reinigen. Ein ganzes Jahr muss das Feld, auf dem ein toter Mensch oder Hund gefunden ist, brach liegen, und wenn jemand absichtlich einen Leichnam oder ein Aas auf ein Feld hinwirft, hat er es streng zu büssen. Die sorgfältige Reinigung aller Geschirre, wenn sie vom Unreinen berührt sind, ist eine Bewahrung irdischer und metallischer Stoffe; ebenso werden Holz und tierische Stoffe, ebenso Kleider, Bettdecken u. ä. vor Befleckung behütet oder nach der Befleckung mit endloser Sorgfalt gereinigt hygieinische Massregeln, die allerdings in der Gestalt von Teufelsaustreibungen auftreten; die Teufel waren aber die Ursache aller Krankheit und Unreinheit, und die „Hygieine" wird somit oft nach unsern Chantepie de la Saussaye, Religionsgeschichte. 3. Aufl. II.

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Begriffen eine ganz sinnlose. Das ersehen wir aus der grossen Menge von Bestimmungen, die auf die rituelle Reinigung des menschlichen Körpers ausgehen. Hier ist nun zu beachten, dass alles, was den Organismus als unbrauchbar verlässt, als tot betrachtet wird und dem. Reiche Ahrimans zufällt, und dieses gilt nicht nur für körperliche Sekrete jeder Art, sondern auch von Kleinigkeiten, wie abgeschnittenen Haaren und Nägeln, die mit Sorgfalt und unschädlichmachenden Beschwörungen in die Erde versenkt werden müssen. Natürlich spielen hier die geschlechtlichen Befleckungen eine hervorragende Rolle; sowohl bei Männern als bei Frauen machen diese eine lange Reihe von Reinigungen notwendig; wie die Frauen unter dieser Reinigungssucht haben leiden müssen, geht aus der Behandlung hervor, welche die Wöchnerin nach einer Missgeburt zu erdulden hatte: auf einer trockenen, also wasserfreien Stelle, fern vom Feuer, fern vom Vieh, von den Gläubigen, von den Barsombündeln wird ein hölzerner Pferch errichtet, in dem sie sich drei Tage und drei Nächte aufhalten muss; da muss sie Ochsenharn mit Asche gemischt trinken, damit die Stelle des Todes in ihr gereinigt werde; später darf sie geringe Rationen von gekochtem Essen zu sich nehmen; Wasser darf sie aber erst nach Vollziehung einiger Zeremonien trinken; das heilige Element darf so wie so nicht in ihren unreinen Körper kommen. Aehnlich wird die Frau im gewöhnlichen Falle der Unreinheit behandelt, und charakteristisch ist es, dass sie dann zu äusserst strenger Diät gezwungen wird, damit der Teufel in ihr verhungere. In Krankheitsfällen werden, wie wir gesehen haben, mit Vorliebe Beschwörungen angewandt und nach der Genesung allerlei Desinfizierungen mit Sorgfalt vorgenommen; das anschaulichste Beispiel persischer Reinigungszeremonien sind jedoch die Totenbräuche; nirgends erhält man von dem Charakter, von der Sorgfalt und der unermüdlichen Konsequenz ihrer Observanzen ein deutlicheres Bild als bei der ganzen Behandlung und Bestattung der Leichen. Wir werden diese später in ihrer Verbindung mit der Totenfeier und der Lehre vom Jenseits betrachten.

Die Mittel der Reinigung waren neben den kultischen Handlungen, die als die offizielle Bekämpfung des Ahriman betrachtet werden können, allerlei Bannungen und Beschwörungen, von denen uns mehrere im Avesta erhalten sind. „Ich künde den Deven, den bösen, den schlechten, den unwahren, den übelgesinnten die Herrschaft auf; ich sage mich von Deven und Devenverehrern, den Zauberern und Zauberanhängern los mit Gedanken, mit Worten und Taten und mit äusseren Abzeichen", und immer lautet es nach der Bannung: „aus diesem Haus, aus diesem Dorf, aus diesem Gau, aus diesem Land." Das ma

terielle Mittel sind aber die Waschungen, die in grosser Ausdehnung sowohl im Tempel als in den Häusern vollzogen wurden. Die kräftigste Waschung, welche gewöhnlich zuerst vorgenommen wurde, war die mit Ochsenharn (gômez). Das Wasser der heiligen Kuh ist auch bei den Indern ein altherkömmliches Reinigungsmittel, das zuerst überhaupt den Indogermanen gemeinsam gewesen ist, denn selbst das widerliche Uringetränk der Wöchnerinnen lässt sich noch in dem Aberglauben des heutigen Europa konstatieren. Nach dem Waschen mit gômez folgten Abspülungen mit Wasser, das an und für sich schon heiligende Kraft besitzt; so wird durch Besprengen mit Wasser der Teufel, der durch Anrühren von Hundeaas in den Menschen gefahren ist, ausgetrieben, und mit peinlichster Genauigkeit wird beschrieben, wie er allmählich, da die guten Wasser ihn erreichen, aus dem Körper sich verzieht, von dem Scheitel zum Ohr hinaus; dann springt er auf die rechte Schulter, dann auf die linke, auf die Brust, auf den Rücken usw., bis er zuletzt aus den Zehen des linken Fusses, wenn diese mit dem Wasser besprengt werden, hinausschlüpft.

Neben den Waschungen treten die Büssungen als Reinigungsmittel stark hervor. Unaufhörlich wird im Avesta von der Pferdepeitsche gesprochen, mit deren Schlägen der Verunreinigte bestraft werden soll. Die Anzahl der Schläge ist aber gewöhnlich so übermässig gross und der Schwere des Vergehens so wenig entsprechend, dass man sie kaum als wirklich zur Bestrafung ausgeübte Peitschungen ansehen darf; für Mord z. B. nur 800 Schläge, während ein Samenverlust des Mannes mit 2000 Schlägen gesühnt werden muss. In der Tat wurden auch nur die wenigsten dieser Bestrafungen ausgeführt; dass sie sehr oft durch Geldbussen ersetzt wurden, wissen wir, und was die Pferdepeitsche betrifft, so war sie, wie berichtet wird, eine Pferdestachel, ein spitzer Stock, mit dessen zahlreichen leisen Schlägen man den Teufel systematisch aus dem Körper vertrieb, genau wie bei der Besprengung mit Wasser.

Die Busse beschränkte sich nicht immer auf diese ermüdende Selbstreinigung, auch Leistungen, die ausserhalb des eigenen Körpers zur Vertreibung von Teufeln und zur Bekämpfung des Bösen dienen, werden dem Sünder auferlegt, so z. B. die Tötung ahrimanischer Tiere, Schlangen und Skorpionen, Fröschen und Ameisen, oder die Zucht und Pflege mazdischer Tiere, wie Hunde u. a. Zahllos sind auch die Bündel von barsom und Opferholz, die als Sühne geliefert werden sollen, ebenso allerlei Opfergeräte; aber auch sehr nützliche Leistungen werden geboten, wie Kanalisierungen und Brückenbau, Ausstückung der Erde zur Bebauung, Lieferung von Ackergeräten, Unterstützung und Speisung der Armen usf.; denn alle derartigen Unter

nehmungen dienen zur Stärkung und Erweiterung des ahuramazdischen und zur Besiegung des ahrimanischen Reiches. So macht sich schon in der Busspraxis die Rücksicht auf das Nützliche geltend, die im Avesta in so interessanter Weise hervortritt und die ja auch mit der Grundaufgabe der „Lebensförderung" übereinstimmte. Die Lust der Perser an tätigem Kulturleben offenbart sich überall im Avesta. Nicht nur das Hirtenleben, das schon in Yimas Gestalt seine Idealisierung gefunden hat und als Vorbild der paradiesischen Herrlichkeit dasteht, auch der Ackerbau wird als ein Segen und als eine Herrlichkeit beschrieben. Auf die Frage, wo die Erde sich am glücklichsten fühle, antwortet Ahura Mazda natürlich zunächst: da wo am meisten geopfert, dem Gesetze gehorcht und den Göttern Lob gespendet wird; dann aber folgt die zweite Antwort: da wo ein gläubiger Mann ein Haus baut mit Priester und mit Vieh, mit Weib und Kindern; wo das Vieh gedeiht und die Heiligkeit gedeiht und Futter und Hund und Weib und Kinder und Feuer und aller Segen. Und drittens wird gesagt: „Es ist da, wo der Gläubige am meisten Getreide und Gras und Obst baut, wo er den trockenen Boden wässert und das Wasser von dem feuchten Boden ableitet." „Denn nicht ist der Boden glücklich, der lange unbebaut daliegt, auf einen Hausherrn wartend, wie eine erwachsene Jungfrau, welche kinderlos geht, nach dem Manne verlangend; wer aber die Erde mit beiden Armen pflegt, dem wird sie Reichtum bringen, wie eine geliebte Gattin dem Manne ihr Kind." Mit dieser Lust an der Kultur verbindet sich die Vorstellung von ihrer religiösen Verdienstlichkeit und ihrer heiligenden Macht. „Wer Korn säet, der säet Heiligkeit", heisst es im Vendîdâd, und mit volkstümlicher Massivität wird es ausgesprochen, dass, wenn die Gerste emporspriesst, die Devs erschrecken; wenn das Korn gut steht, dann schwindelt es den Devs; wenn das Korn gemahlen wird, werden die Devs zermalmt; in dem Hause können sie nicht bleiben, wo viel Korn hereingetragen. wird. Es ist, wie wenn glühendes Eisen ihnen in die Kehle getrieben wird, da wo Reichtum an Korn sich findet.

Dass die Kultur nicht nur um der Arbeit und des Kampfes, sondern auch um des Reichtums und des Besitzes willen gepriesen wird, ersehen wir schon aus den erwähnten Seligpreisungen. Ueberhaupt wird dem Eigentum ein in die Augen fallender Wert beigelegt. Der Hausherr ist besser als der Hauslose, der Besitzende besser als der Besitzlose, der Vater besser als der Kinderlose; Armut wird für eine Schande gehalten, wenn sie durch Faulheit hervorgerufen ist: „Wer nicht die Erde mit beiden Händen bebaut, wahrlich, der soll draussen an der Tür stehen und die Reste betteln von denen, die da reich sind."

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