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glauben übertritt; auch er muss dabei das Vermeidenwollen ähnlicher Fälle versprechen. Von einer Rechtfertigung durch den Glauben ist also im Avesta nicht die Rede.

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Einen entschiedenen Fortschritt vor der steifen Morallehre des Avesta bezeichnet die späteren Pehlevischriften. Vom dualistischen Schema haben sie sich allerdings nicht losgesagt, die einzelnen Tugenden haben sie dagegen vergeistigt und das Prinzip der Sittlichkeit tiefer gefasst. Während im Avesta immer nur die Reinheit als das höchste Gut gepriesen wird, ist im Minokherd (63) die Summe aller Tugenden Gegen alle dankbar zu sein und allen gutes Glück zu wünschen". Der alte Ernst wird allmählich wohl nicht ohne Einfluss von seiten des Sufismus - mit Freundlichkeit und Milde versetzt; in der langen Reihe der Tugenden, die Minokherd (37) verzeichnet, bemerken wir viele, die den höchsten Standpunkt einer bürgerlichen Moral vertreten und die die innere Seite des Lebens gebührend berücksichtigen Freigebigkeit, Wahrheit reden, Dankbarkeit, Zufriedenheit, Wohlsein der Guten zu fördern und allen ein Freund zu sein; jedermanns Fähigkeit und Absicht freundlich zu berücksichtigen; nicht zu grollen; nicht dem Zorne Raum zu geben, den Kranken, Armen und Reisenden Obdach zu gewähren." Die frühere Lobpreisung des Reichtums hört allerdings nicht auf; man hat aber entdeckt, dass der äussere Reichtum nicht das Glück verbürgt. „Der Arme, der zufrieden ist, ist reich, der Reiche, der nicht zufrieden ist, ist arm" (Kap. 25). „Leute gibt es", sagt Minokherd (Kap. 35), „die man notwendigerweise für reich halten muss; das sind diejenigen, die da Weisheit besitzen und bei guter Gesundheit sind; die ohne Furcht leben und mit ihrem Lose zufrieden sind, die in Tugend Fortschritte machen, guten Ruhm geniessen, die an Mazda glauben und ehrlichen Verdienst erwerben.“ Diese Vergeistigung des Moralischen wirkt auf das Religiöse wieder ein; der Glaube an Mazda ist nicht länger das blosse Fürwahrhalten, sondern eine feste Zuversicht, die daran erkennbar ist, dass sie die Furcht beseitigt und keinem Zweifel weicht: „ohne Furcht zu leben ist der wahre Reichtum" (Minokherd 25 6).

§ 10. Tod und Jenseits. Die letzten Dinge.

Der Tod war für die Perser weder eine Vernichtung des Menschen, noch eine Auflösung oder Aufnahme der Seele in das Göttliche; sie glaubten an eine bewusste und individuelle, ja körperliche Existenz nach dem Tode, die für die Mazdagläubigen sich in die Ewigkeit hinein fortsetzen würde: aber nur für diese. Denn es war nicht von einer blossen Fortsetzung die Rede: ein sorgfältiges Urteil würde

sofort nach dem Tode die Seele prüfen und über ihr künftiges Schicksal entscheiden. Deshalb war der Tod für den Perser ein wichtiges Ereignis, das recht und wohl überstanden werden musste und aus diesem Grunde mit schärfstem Interesse betrachtet wurde. Dieses Interesse war aber weder durch Furcht noch durch Sehnsucht besonders gefärbt; wohl wird die Trennung der Seele vom Körper, die eine Weile nach dem Tode fortdauert, der grausame, entsetzliche, verwüstende Weg genannt; die Schattenseite des Lebens war aber dem Perser nicht der Tod, sondern das Böse; und drohte Hölle und Vernichtung dem Schlechten, so konnte der Mazdagläubige doch immer auf die Hilfe der guten Geister hoffen und sich auf sein Patet verlassen. Er verhielt sich dem Tode gegenüber ernst, aber praktisch und optimistisch.

Die Totenbräuche erhalten von der Verbindung zwischen Tod und Dämonen ihren Charakter. Der Moment des Sterbens setzt den Mazdagläubigen besonderen Gefahren aus, da die Teufel sich sofort einfinden, weshalb alles aufgeboten werden muss, um den Verstorbenen und sich selbst von ihnen frei zu halten. Beschwörungen und Reinigungen, Gebete und Opfer sollen dazu dienen; sie folgen dem Toten, solange überhaupt noch ein Angriff von seiten der Teufel möglich ist. Schon wenn der Tod sich nähert, beginnen die Reinigungen; der Sterbende wird gewaschen und rein gekleidet; dann wird der Priester geholt, damit dieser ihm das Patet, das Sündenbekenntnis, vorsage und den Haoma, das Getränk der Unsterblichkeit, als Vorbereitung für die Ewigkeit in den Mund oder ins Ohr giesse. Wenn nun der Tod eingetreten ist und die Leiche nochmals gereinigt und auf die Bahre gelegt ist, dann ist der Zeitpunkt gekommen, wo niemand anders als die Leichenbereiter und Leichenträger den Leichnam mehr anrühren darf. Denn schon vor dem Augenblick des Todes hat Ahriman die Leichendruj Nasu (vgl. vexÓC — neco) in Gestalt einer Aasfliege an das Sterbebett gesandt, und jetzt verfällt die Leiche der Gewalt der Druj. Um den Dämon zu bannen, wird ein „vieräugiger Hund“, d. h. ein Hund mit zwei Stirnflecken, in die Stube geführt; denn der Blick des Hundes und besonders des so gezeichneten ist teufelvertreibend. (Der Hundeblick [sag-dîd] wird auch bei andern Reinigungen verwandt.) Demnächst wird die Stube durch Feuer geweiht oder desinfiziert; duftendes Holz wie Sandal wird am liebsten dazu benutzt. An der Feuervase, aber wenigstens drei Schritt von dem Toten entfernt, sitzt der herbeigerufene Priester, unablässig die Totengebete des Avesta rezitierend. Immer müssen mindestens zwei Personen in der Nähe der Leiche bleiben, um die Dämonen abzuwehren; auch müssen die Leichen

träger, die sich bald einfinden, stets zu zweien sein. Auf eine eiserne. Bahre — nie auf das poröse Holz - wird nun der Leichnam von den weissgekleideten, sorgsam gegen alle Befleckung geschützten Leichenträgern getragen und, von Verwandten, Freunden und Priestern begleitet, nach der Grabstätte überführt. Dies darf nie bei Nacht und nur ausnahmsweise bei Regenwetter geschehen, damit nicht die Dämonen zu kräftig werden oder das heilige Wasser verunreinigt werde.

Die Grabstätte, zu der der Leichnam getragen wird, ist der Dakhma, der Leichenturm, eine unreine, fern von der Stadt gelegene Stelle, auch müssen die Leidtragenden in gehöriger Entfernung von derselben unter Reinigungen und Gebeten von der Leiche Abschied nehmen. Der Dakhma ist ein weites, ca. 12 Fuss hohes, zylindrisches Gebäude, dessen Dach zur Aufnahme der Leichen eingerichtet ist. Die Dachfläche geht vom Rande des Gebäudes schräg hinunter nach der Mitte, wo eine brunnenartige, mit einem Deckel verschlossene Höhlung sich befindet. Auf diesem Dache werden die Leichen in konzentrischen Reihen niedergelegt, und zwar müssen sie dabei ganz entkleidet sein; sie werden hier den Einwirkungen der Elemente preisgegeben, den aasfressenden Tieren, die auf den Dakhma hinauflaufen, vor allem den Raben und Geiern, die überall um die Todesstätten schwärmen.

Wenn der Leichnam abgefressen oder eingetrocknet ist, wird das Gerippe von den Leichenträgern in den Brunnen hineingeworfen, wo es liegen bleibt, solange der Dakhma besteht; nach einer Reihe von Jahren soll nämlich nach der Vorschrift des Avesta der Dakhma niedergerissen werden, ein Unternehmen, das für sehr verdienstlich gilt und die Vergebung von vielerlei Sünden erwirkt, das aber früher wohl selten, heutzutage nie wirklich ausgeführt wurde.

Durch den Dakhma soll eine Bestattung erzielt werden, die sich mit den heiligen Elementen so wenig wie möglich berührt. Das Feuer kommt dabei gar nicht in Anwendung, das Wasser wird durch ein sorgfältiges Drainierungs- und Filtrierungssystem, das sich in den Mauern des Dakhma befindet, so schnell und so rein wie möglich von den schräg liegenden Leichen abgeleitet, und der Berührung mit der Erde wird der Dakhma symbolisch enthoben, indem um seine vier hölzernen Grundpfeiler eine Schnur von Gold oder Wolle gebunden wird, was andeuten soll, dass das ganze Gebäude eigentlich in der Luft schwebe. Gegen dies letztere Element ist begreiflicherweise kein Schutz möglich, besonders wird aber auf die Verzehrung der Leiche durch die unreinen Tiere und Vögel gerechnet.

Es gibt noch einige Dakhmas bei den Parsigemeinden in Indien; sie werden jetzt „,Türme der Stille" genannt, weil sie an unbewohnten Plätzen liegen; nur die Leichenträger halten sich in ihrer Nähe auf. Dass die Teufel bei den Dakhmas hausen und allnächtlich mit ihren Krankheiten und Unreinheiten herumhüpfen und tanzen, schmausen und trinken und sich begatten, versteht sich von selbst und wird zum Ueberfluss ausdrücklich im Avesta berichtet.

Am ersten Tage nach der Bestattung beginnt das Trauerfest für den Toten. Es dauert drei Tage; denn drei Tage vergehen, bevor sich die hingeschiedene Seele ganz von der irdischen Sphäre losgerissen hat und die Reise nach dem fernen Jenseits vollendet ist

Das Totenfest wird teils in der Heimat selbst, teils im nächsten Feuertempel gefeiert. Unweit vom Haus des Toten, an der Stelle, wo vor dem Wegtragen sein Leichnam niedergesetzt wurde, wird ein Feuer angezündet, das drei Tage, und eine Lampe, die neun Tage lang brennt, auch wird ein Krug mit Wasser dort hingestellt, zu dem die Verwandten des Verstorbenen morgens und abends frische Blumen bringen. In denselben drei Tagen müssen sich die nächsten Anverwandten aller Fleischspeisen enthalten und dürfen im Hause nicht früher Essen zubereiten; im Hause werden die täglichen Gâhs mit besonderer Feierlichkeit gebetet, von zahlreichen Patets und Anrufungen Sraoshas begleitet. Der Gipfelpunkt des Hausfestes ist aber die Zeremonie, die des Abends, wenn die Sterne angezündet werden, bis Mitternacht stattfindet: das Afrîn gân oder Segensfest, das zur Ehre des Sraosha gefeiert wird. Die beiden Priester, der Zôt und der Raspî, setzen sich einander gegenüber und reichen sich Blumen, während sie das Ashemvohu und andere Gebote rezitieren; der Hymnus Dahma âfritish, der Segen der Gerechten, ist das Lied des Festes.

Die Tempelfeier, die am nächsten Tage beginnt, trägt den Charakter einer Totenmesse; sein sakramentaler Teil besteht in einem dem Sraosha dargebrachten Brotopfer. Der flache Brotkuchen, draôna oder dôrun, hat dem Feste und seinem Hymnenkreis seinen Namen, Srôsh dôrun, gegeben, und wird nach der Opferung wie eine Hostie den Teilnehmenden dargereicht; Haomaopfer und Rezitationen aus dem Yasna oder gar aus dem Vendîdâd schliessen sich an. Am dritten Tage versammeln sich Priester, Verwandte und Freunde zu einem gemeinsamen Fest, bei dem wiederum das Patet die Hauptstelle einnimmt; dann werden Almosen an die Armen gespendet und die Stiftungen des Verblichenen an die Gemeinde urkundlich bekannt gemacht, die, falls sie gross sind, mit Ehrenerweisungen seitens der Gemeinde vergolten werden.

Am vierten Tage beim ersten Morgengrauen erreicht das Fest seine höchste Spannung; in diesem Augenblick wird nämlich das Schicksal der Seele fest bestimmt; darum gilt es im Beten unermüdlich, mit Opfern freigebig zu sein; nochmals wird deshalb Sraosha mit dôruns beschenkt, auch den Fravashis der Gerechten wird geopfert. Damit ist der gottesdienstliche Teil der Feier zu Ende, und nun wird. den Teilnehmern reichliche Gelegenheit geboten, sich von den ausgestandenen Mühen zu erholen. Unter den Gaben, die bei der Mahlzeit ausgeteilt werden, befinden sich neue Kleidungen für die Priester und für die Armen; gibt man dem Priester keine Kleidung, so wird der Verstorbene am jüngsten Tage nackt dastehen und sich vor den andern schämen müssen.

Der Zweck ist der, der Seele auf der Reise nach dem Himmel beizustehen und sie dem Seelenführer Sraosha zu empfehlen. Die körperlose Seele ist in diesen Tagen empfindlich und zart wie ein neugeborenes Kind, das nicht den Weg zu finden weiss; darum muss Sraosha sich wie eine gute Hebamme ihrer annehmen; darum muss sie wie ein Kind genährt und gepflegt und für die Mühe des entsetzlichen Wegs gestärkt werden; auch müssen auf der Erde viele Feuer brennen, um die Dämonen von der Seele wegzuscheuchen. Denn während Sraosha, vom Windgott Vaê und dem Siegesgott Bahrâm (Verethraghna) unterstützt, mit der Seele hinauf durch die Luft steigt, werden beide von den Dämonen eifrig verfolgt, die die Seele zu rauben suchen, von Astovidet, der behende die Schlinge wirft, dem bösen Luftgott Vaê und dem übeltäterischen Aêshma; aber die Guten siegen, und die Fürbitten der Nachlebenden helfen der Seele und ihren Führern, dass sie heil zur Stelle der Gerechtigkeit gelangen.

In der obersten Luftschicht, im leichten Aether, erhebt sich die leuchtende Cinvaṭbrücke (die Windbrücke); sie spannt sich von dem Berge Cakâd-i-Dâîtîk in der Mitte der Welt hinüber bis zum Gipfel des Elburz, am Rande des Himmels. Dorthin gelangt Sraosha mit den befreiten Seelen, wenn ihre guten Werke zahlreich genug gewesen sind, sie vor dem Ansturme der Dämonen zu erretten; und dort auf dem Weltberge, am Anfang der Brücke, wird das erste Urteil über die Seele gefällt. Mithra, der Gott der Gerechtigkeit, Sraosha und Rashnu Razishta sind die drei, die da zu Gericht sitzen; Mithra als Vorsitzender führt die Verhandlung und fällt das Urteil, ihm geht zur Hand Rashnu mit der Wage, der „Wage der Geister, die keinem Menschen zuliebe eine Haaresbreite abweicht, Fürsten und Könige rechnet sie dem armseligsten der Menschen gleich". Es sind die Werke der Menschen, die hier gewogen werden, die guten gegen die bösen, genau nach der Regel

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