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der Gerechtigkeit. Doch sind auch die Bekenntnisse, das Sündenbekenntnis der Seele und ihrer Freunde und das Glaubensbekenntnis Ahuna vairya als errettende Kräfte wirksam. Sie werfen ihr schweres Gewicht in die Schale der guten Werke und können sie zum Sinken bringen; so streng juristisch ist aber das Gericht, dass es die bösen Taten, auch wenn sie von den guten aufgewogen werden, damit noch lange nicht für erledigt hält; sie müssen nacheinander mit den Bestrafungen, die auf der Stelle vorgenommen werden, verbüsst werden, und dann erst darf die Seele, falls sie freigesprochen ist, in den Himmel eingehen. Ihr Schicksal, ob für Himmel oder Hölle bestimmt, zeigt sich von selbst, wenn sie die Brücke überschreitet. Dem Gerechten ist sie so breit wie eine Strasse, dem Verurteilten so schmal wie ein Haar; er fällt in die Schlucht der Hölle, die unter der Brücke schauerlich gähnt.

Dem Gerechten, der von Sraosha geleitet, über die Brücke gelangt, wehen schon von Ferne die duftenden Lüfte des Paradieses entgegen, und in dieser balsamischen Luft wird die Seele an der Pforte des Himmels von einer hohen, strahlenden Jungfrau freundlich empfangen; die Seele fragt: „Wer bist du, Mädchen, du schönste der Frauen, die ich je gesehen?" - „Ich bin, du Mann von guten Gedanken, Worten und Werken, deine gute Religion, dein eigenes Bekenntnis. Alle haben dich wegen deiner Grösse und Güte und Schönheit, deines Duftes und deiner Siegeskraft geliebt, denn du liebtest ja mich wegen meiner Grösse und Güte und Schönheit; wenn du jemanden sahest, der in Spott und Abgötterei und Unliebe lebte und sein Korn verschloss, dann liessest du dich bei ihm nieder und sangest Hymnen und opfertest dem Feuer Ahura Mazdas, und den Gerechten erquicktest du, kam er von nah oder von fern." Mit solchen Worten führt sie ihn zum Sitze der Seligen ein; der erste Schritt, den er tut, führt ihn zu den „guten Gedanken", der zweite zu den „guten Worten", der dritte zu den guten Werken", und durch diese drei Vorhöfe des Paradieses, gelangt er in das ewige Licht hinein (Yasht 22).

So ist die Seele vom Bösen erlöst und das Böse, das sie begangen hat, gesühnt. Aber das Schicksal und die Gerechtigkeit des einzelnen sind nicht der letzte Gedanke des Avesta, und das unendliche Licht, zu dem sie eingegangen ist, ist nicht ihre schliessliche Vereinigung mit Ormuzd.

Es handelt sich im Avesta um grössere Dinge: um einen Sieg, eine Gerechtigkeit, eine Vollkommenheit der ganzen Welt des Guten, um die totale Vernichtung des Bösen, um die Herstellung der absoluten Herrschaft Ahura Mazdas, einen Zustand, in dem die seligen Gerech

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ten mit ihm in Ewigkeit leben sollen. Nach diesem gewaltigen Abschluss der Weltgeschichte, der schon von Anfang an in Ormuzds Plan lag und von ihm als Gewinn vorausgesehen wurde, schauen die Gläubigen mit gespannter Erwartung aus. Schon in den Gathas finden wir das Kommen des Reiches" verkündigt, schon dort hat man geglaubt, die Parusie der Propheten und das jüngste Gericht stände unmittelbar bevor; die Ordnung nach verschiedenen Weltperioden ist offenbar eine spätere Akkomodation an die historische Wirklichkeit. Allein die eschatologische Strömung hat dabei keineswegs an Kraft verloren; im Gegenteil scheinen die unglücklichen politischen Schicksale der Perser die Erwartung höher gespannt und zum schwärmerischen Chiliasmus gesteigert zu haben.

Die letzten Zeiten, welche die eschatologischen Vorgänge einleiten, sind die letzten drei von den neuen Jahrtausenden des grossen Weltkampfes, die drei, in denen die Macht des Bösen als überwiegend gedacht wird, die aber auch das Millennium enthalten. Die Begebenheiten dieser Epoche, die den Hauptinhalt des Bahman Yasht im Bundehesh bilden und die in der vorliegenden Form von späteren Vorstellungen gefärbt sind, sind eine Reihe von Drangsalen, die der Böse über die Welt bringt, aus denen aber mächtige Helden und Propheten den Gläubigen erretten und so den endlichen Sieg des Ormuzdreiches herbeiführen werden.

Wenn diese Zeit sich nähert, werden Zeichen an Sonne und Mond geschehen, zahlreiche Erdbeben werden eintreten, der Wind wird zum Sturm; in der Welt soll Angst und Qual sich mehren, und Feinde kommen zu Hunderten und Tausenden: Griechen, Araber und Türken werden mit dämonischen Horden über Iran herfallen und alle Gegenden verwüsten; wenn jemand auch sein Leben retten kann, sein Weib, sein Kind, sein Eigentum zu retten, findet er nicht mehr die Zeit. Wenn aber die Dämonen mit dem ausgeschlagenen Haar von Osten her sich nähern, dann wird ein schwarzes Zeichen erscheinen, und Hushêdar, der Sohn Zarathustras, wird in dem See Frazdân geboren werden. Er ist der Held des ersten Jahrtausends: zahllose Krieger sammelt er aus allen arischen Ländern, dreimal schlägt er die ledergegürteten Teufel, so dass Aêshma und alle Dämonen ihnen zu Hilfe eilen müssen. Da sendet Ahura Mazda Sraosha und seine Engel hinaus, und er weckt den Sohn des Vistâspa zum Kampfe, dass er der Schrift Feuer und Wasser weihe und wieder den Thron der Herrschaft des Glaubens errichte. Sie ziehen hinaus, zerschmettern die dämonischen Heere und verwüsten die heidnischen Tempel. Die Zeit des Wolfes ist hin und die Herrschaft des Lammes beginnt auf der Erde. Der

andere Sohn des Propheten, Hushêdar mâh, ist der Herr des zweiten Jahrtausends. Auch er muss gegen Schlangen und Dämonen kämpfen, dann bringt er die Zeit des Friedens, in der die Menschen solche Fortschritte in der Heilkunst machen, dass man weder mit Messer noch mit Schwert einen Menschen töten kann, und ihr Hunger so gering wird, dass sie sich allmählich des Essens entwöhnen können. Eben in dieser glücklichen Zeit geht aber ein Abfall vom Glauben vor sich, und Ahriman gewinnt dadurch so viel an Kraft, dass er sich wieder erheben kann. Er lässt den Drachen Azhi Dâhaka, den Thraetaona gefesselt hatte, aus seinen Banden, und wütend geht dieser nun auf die Gläubigen los, ein Drittel der lebenden Menschheit verzehrt er, Wasser und Feuer und Pflanzen verdirbt er und begeht entsetzliche Sünden. Da bittet die Schöpfung Ahura Mazda, einen Helden zu erwecken, der sie erretten könnte. Der tapfere Keresâspa ist der Mann; er schlägt den bösen Azhi Dâhaka; Zwietracht und Verwüstung weichen von der Erde und es nähert sich das 1000jährige Reich.

Dann wird ein Mädchen im See Kasava baden, und durch Zarathustras Same, der in den See gefallen ist, wird sie empfangen und einen Sohn gebären, den siegreichen Saoshyant (Saoshyant bedeutet „Förderer, Heiland"). Schon das älteste Avesta weiss von ihm zu erzählen als von einem Messias, der in den letzten Zeiten als Vollzieher der Welterlösung auftreten soll; aus einigen alten Stellen scheint hervorzugehen, dass der Saoshyant nicht allein Sohn des Zarathustra sein wird, sondern dass der Prophet selbst in ihm erstehen und in einer Parusie der Welt zum letzten Sieg verhelfen wird. Jedenfalls ist Zarathustra bei dem Abschluss der Weltzeit wirksam. Das grosse Ereignis, das der Saoshyant erwirkt, wird im Avesta frashokereti, das „Vorwärtsschaffen", d. h. die Wiederherstellung der Welt" genannt, und zwar besteht dieses zunächst in der Auferstehung der Toten. Während die Seele nämlich nach dem Urteil an der Cinvatbrücke zum Himmel oder zur Hölle ging, blieb der Körper noch auf der Erde, wo seine einzelnen Teile in den verschiedenen Elementen aufgingen, die Gebeine in der Erde, das Blut im Wasser, das Leben im Feuer, das Haar in den Pflanzen usw.; diese ihre Körperteile wird die Seele am jüngsten Tage zusammenlesen, und in voller Körperlichkeit wird sie, mit allen ihren individuellen Eigenschaften versehen, an der Stelle auferstehen, wo sie verschied― die gute wie die böse.

Der erste, der seine Gebeine aus der Gruft erhebt, ist Gayômard, der Urmensch; ihm folgt das erste Menschenpaar, Mâshya und Mâshyâi, nach ihnen die übrige Menschheit, ein jeder wie er war. Da werden sie sich alle versammeln und jeder wird seine guten und

Chantepie de la Saussaye, Religionsgeschichte. 3. Aufl. II.

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seine bösen Taten vor sich sehen, und der böse Mensch wird so deutlich unter ihnen zu erkennen sein, wie ein schwarzes Schaf unter den weissen. Da wird man den Gerechten von den Bösen scheiden, der eine geht in den Himmel ein, der andere in die Hölle, wo er drei Tage lang an seinem Körper, wie früher seine Seele, gepeinigt wird. Dann wird es ein Weinen geben in der ganzen Welt, wenn der Mann von seiner Gattin geschieden wird, der Bruder vom Bruder, der Freund vom Freund: und sie alle weinen, der Gute über den Bösen und der Böse über sich selbst, und der Schmerz der Erde wird wie der Schmerz eines Schafes sein, welches der Wolf überfallen hat.

Dann werden alle Berge und alle Hügel zerschmelzen und sich über die Erde ergiessen, und alle Menschen müssen durch den Strom des geschmolzenen Metalls wandern. Hier wird das letzte Urteil wie durch ein grosses Ordalfeuer über die Menschen gefällt, denn dem Gerechten wird das glühende Metall wie warme Milch, dem Schlechten wird es ein verzehrendes Feuer sein. Und wenn die Feuerprobe bestanden, dann werden sich alle Menschen in innigster Liebe vereinen und einander fragen: Wo warst du die vielen Jahre und welches Urteil wurde über deine Seele gefällt? Warst du gerecht oder ereilte dich Strafe? Und alle Menschen preisen mit einer Stimme Ahura Mazda 1.

Zuletzt bleibt noch der Kampf zwischen himmlischen und höllischen Geistern übrig. Alle Ameshas Spentas ringen da mit ihren teuflischen Gegengeschöpfen und vernichten sie gänzlich; Ahriman selbst und die Schlange Azhi zu bändigen, wird die Sache Mazdas und Sraoshas sein. Als Priester erheben sich die beiden Gottheiten, mit Gebet und Gebetschnur überwältigen sie die Bösen und stürzen sie und ihr Versteck in den glühenden Strom. Dann ist die Welt vollkommen rein, das Universum nur von Mazdas Wesen erfüllt, und alles, was lebt, geht in die Unsterblichkeit und himmlische Vollkommenheit ein. (Bahman Yasht 43; Bundhesh 30.)

§ 102. Der Parsismus unter den Sasaniden und der
mohammedanischen Herrschaft.

Literatur. FR. SPIEGEL, Die traditionelle Literatur der Parsen (1860). Einen Versuch, die Lehren zusammenzustellen, machte L. C. CASARTELLI, La philosophie religieuse du mazdéisme sous les Sasanides (1884), nur ist er etwas zu sehr durch die Interessen der römischen Apologetik beherrscht. Viel auf die Religion

1 Den Weltenbrand kennen die Gathas nicht, wohl aber eine individuelle Feuerprobe am jüngsten Tag; an der Cinvatbrücke wird die Seele (mit der Wage) geprüft, in der Feuerprobe auch der auferstandene Körper.

der späteren Zeit bezüglicher Stoff ist zu finden in J. A. VULLERS, Fragmente über die Religion der Zoroaster (1831), in SPIEGELS Eran und in andern bereits genannten Werken. Von Firdûsi sind die schönsten Episoden öfters übersetzt worden, poetisch sehr schön u. a. von A. F. VON SCHACK, Heldensagen des Firdûsi (3 Bde, 1877); vollständige Uebersetzung an den Grundtext genauer sich anschliessend von FR. RÜCKERT (3 Bde, von 1890 ab); mit wertvoller Einleitung und Erklärung von J. MOHL, Le livre des rois par Abou'l Kasim Firdûsi (7 vol., 1876-78). Ueber die heutigen Parsi handeln die beiden Broschüren von DADABHAI-NAOROJI, The manners and customs of the Parsees (1861) und The parsee religion (1861), über welche MAX MÜLLER in den Chips (Essays I) Bericht erstattet; und das umfassende schöne Buch von DOSABHAI FRANIJI KARAKA, History of the Parsis, including their manners, customs, religion and present position (2 vol., 1884). L. MENANT, Les Parsis (A. M. G. I 1898).

Während wir über die Jahrhunderte der parthischen Herrschaft nur dürftig unterrichtet sind und uns oft mit dem Zeugnis der Münzen begnügen müssen, fliessen die Quellen für die Kenntnis der Sasanidenzeit reichlich. Ausser den Inschriften und Münzen haben wir hier die spätlateinischen und die byzantinischen Berichte (Ammianus Marcellinus, Procopius, Agathias), die syrischen Märtyrerakte, die armenischen Geschichtswerke, die arabischen Chroniken (Tabari), endlich eine ausgiebige einheimische Literatur. Wir können uns aus diesen Quellen sowohl die religiösen als die politischen Verhältnisse dieser Periode ziemlich deutlich zurechtlegen.

Die parthischen Könige waren zwar durchaus nicht Abtrünnige oder etwa Verfolger des zoroastrischen Glaubens. Dennoch nahm mit der Erhebung der Sasaniden die Religion einen neuen Aufschwung. Artaschîr stützte sich von Anfang an auf die Geistlichkeit und bekannte sich bei jeder Gelegenheit zum mazdayasnischen Glauben, auch knüpfte er seine Dynastie an die altmythischen Könige Irans an. Die Sasaniden erhoben den zoroastrischen Glauben zur Staatsreligion und gründeten ihren Thron auf den Altar. Die fanatische, hierarchisch geordnete Priesterschaft war eine Hauptmacht im Staate und belohnte die Könige, die sich ihr fügten, mit dem Heiligenschein. Dafür erwarben sich die Sasaniden grosse Verdienste um die Religion. Sie bauten Tempel, unter denen der grosse Feuertempel in der Hauptstadt Istachr besonders berühmt war. Sie liessen sich die Redaktion des Avesta angelegen sein; unter Artaschîr widmete sich Arda-Virâf, unter Schapur Aderbad Mahrespand den heiligen Texten. Nur ausnahmsweise lockerte ein König dieser Dynastie das Band, das ihn mit der Hierarchie verknüpfte, oder war in der Handhabung der Rechtgläubigkeit nachlässig; den wenigen, die dies taten. und nicht zeitig sich eines Besseren besannen, bekam es übel. Allerdings sind nicht alle Könige dieser Dynastie Priesterknechte gewesen,

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