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ihre Führer in zunehmendem Masse Wert, aber die Kenntnis der alten Zendsprache ist unter ihnen ganz gering und ihre Tradition daher unzuverlässig. Nur in ihren Sitten und Gebräuchen lebt noch manches Alte fort. Die Schilderungen, welche europäische Reisende seit ANQUETIL DUPERRON oder gebildete Parsi wie DOSABHAI FRAMJI von dem Leben und Treiben der Parsi, von ihren Hochzeiten und Begräbnissen, der Einrichtung ihrer Dhakma nach den alten Vorschriften geben, sind daher dankenswert. Sie gestatten uns einen Blick in das Leben einer ehrenwerten religiösen Gemeinschaft der Gegenwart, welche ihre Wurzel in einem sehr hohen Altertum hat. An ihre Religion bekunden die Parsi eine grosse Anhänglichkeit und verhalten sich den Bekehrungsversuchen christlicher Missionare gegenüber ablehnend. Die Reinheit ihres Glaubens an einen Gott und die Lauterkeit ihrer sittlichen Vorschriften erklären dieses Festhalten an der althergebrachten Religion, in welcher sie überdies ein durch allen Wechsel der Jahrhunderte gerettetes Erbstück der Väter, das Palladium ihrer Nationalität erblicken. Die Religionslehre, wie sie z. B. in einem Guzeratikatechismus, aus welchem M. MÜLLER Bruchstücke mitteilt, vorliegt, ist eine höchst einfache: das Bekenntnis zu einem einzigen Gott und zu seinem Propheten Zoroaster, die Befolgung der sittlichen Gebote, der Glaube an Lohn und Strafe im Jenseits. Auch hier sehen wir, wie sehr der Parsismus sich dem Islam genähert hat. Gegen das Christentum, namentlich gegen die Lehre der Erlösung, kehrt er sich polemisch. Eine wirkliche Kenntnis der eigenen Religion und ein Verständnis ihrer Quellen ist, wie wir bereits bemerkt, nicht vorhanden; die Zendgebete, die man hersagt, sind vollständig unbegriffen; auch die Gebildeten, wie DOSABHAI FRAMJI, sind in der Kenntnis des Avesta Schüler der europäischen Forschung. Aus den oben angeführten Schriften der Parsi sehen wir, dass im Schoss der Gemeinde eine konservative und eine liberale Richtung einander gegenüberstehen. Die letztere will die schmutzige Abwaschung mit Rinderurin (Nirang) durch Wasser ersetzen, die Zahl der Gebete und überhaupt die Zeremonien einschränken, vor allem die Erziehung der Frauen verbessern und die allgemeine Bildung fördern. Eine welthistorische Mission hat der Parsismus wohl nicht mehr zu erfüllen, aber an den blühenden Gemeinden der Westküste Indiens lassen sich doch durchaus keine Vorzeichen des Untergangs entdecken.

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Die Griechen.

Von Prof. Dr. A. E. J. HOLWERDA (Leiden).

Literatur. Für die umfangreiche Bibliographie über das klassische Altertum ziehe man Spezialkataloge und den von C. BURSIAN begründeten, von Iw. MÜLLER fortgesetzten Jahresbericht zu Rate. Eine allgemeine Uebersicht, auch Bibliographie, gibt A. BOECKн, Enzyklopädie und Methodologie der philologischen Wissenschaft (herausg. von E. BRATUSCHECK, zuerst 1877). Als Realexica genügen für die Bedürfnisse der Anfänger die von FR. LÜBKER (zuerst 1851, seitdem in mehreren neuen Aufl.) und A. RICH (urspr. englisch, gut illustriert). Ausführlich ist das klassische Altertum behandelt in der Enzyklopädie von A. PAULY, Real. Enzyklopädie der klassischen Altertumswissenschaft (6 Bde in 8 Tln, Bd. I in 2. Aufl. 1842–1866, jetzt unter Mitwirkung vieler anderen neu bearbeitet von G. Wissowa (vorgeschritten bis D), und bei CH. DAREMBERG et E. SAGLIO, Dictionnaire des antiquités grecques et romaines (seit 1873, vorgeschritten bis N).

Unter den Werken über griechische Geschichte müssen wir ausser den betreffenden Bänden von M. DUNCKER und von L. voN RANKE das klassische Buch von G. GROTE (12 Bde) erwähnen; G. F. HERTZBERG (in ONCKEN); das schön geschriebene und eine lange Zeit einflussreiche Werk von E. CURTIUS (3 Bde); die neuesten Arbeiten von G. BUSOLT (in neuer Bearbeitung erschienen bis Bd. III, Teil 2 bis zum Ende des pelop. Krieges); A. HOLM (4 Bde, ein sehr gediegenes, auf kritischer Durcharbeitung beruhendes Buch); J. BELOCH (erschienen sind Bd. I bis III 1. Teil; Bd. III handelt über die griechische Weltherrschaft); vor allem aber ED. MEYER, Geschichte des Altertums (erschienen sind I bis V, bis zur maked. Herrschaft).

Für die Kunstgeschichte: PERROT ET CHIPIEZ: Histoire de l'art dans l'antiquité; COLLIGNON: histoire de de la sculpture Grecque (auch deutsch); OVERBECK: Plastik; OVERBECK, Griechische Kunstmythologie.

Literaturgeschichten von G. BERNARDY, ED. MUNK, TH. BERCK, A. u. M. Croiset. Von den Lehrbüchern der griechischen Antiquitäten sind besonders zu empfehlen: K. F. HERMANN (in neuer Aufl. herausg. v. BLÜMNer u. Dittenberger, 4 Bde, III, 1 wird die gottesdienstlichen Altertümer, herausg v. DITTENBERGER, behandeln; ältere Ausgabe von B. STARK 1858), und G. F. SCHOEMANN (2 Bde, das Religionswesen im 2. Bd.); P. STENGEL, Die griechischen Sakralaltertümer (1890, aus Jw. MÜLLER, Handb. der klass. Altertumswiss. V, 3); PERCY GARDNER and F. B. JEVONS Manual of Greek antiquities (1895). Ueber den Kultus noch: W. IMMERWAHR, Die Kulte und Mythen Arkadiens (1891); S. WIDE, Lakonische Kulte (1893); höchst wichtig sind die neulich erschienenen beiden Bände von L. R. FARNELL, The Cults of the greek states (2 vol., 1896). Die mythologische Literatur von Bedeutung beginnt mit K. O. MÜLLER, Prolegomena zu einer

wissenschaftlichen Mythologie (1825). Eine ausführliche Uebersicht über die Behandlung der griechischen Mythologie liefert CHR. PETERSEN (in ERSCH UND GRUBER LXXXII). Eine objektive Darstellung der Heldensagen findet man im grossen Geschichtswerk von G. GROTE I. Die wichtigsten Werke über griechische Mythologie sind: F. G. WELCKER, Griechische Götterlehre (3 Bde, 1857—1863), trotz seiner Mängel noch immer das geschmackvollste Buch über den Gegenstand; ED. GERHARD, Griechische Mythologie (2 Bde, 1854-1855), hat namentlich auch die Vasenbilder und andere Kunstwerke als Quellen benutzt und ferner die geographische Verbreitung der Sagen sorgfältig erörtert; H. D. MÜLLER, Mythologie der griechischen Stämme (2 Bde, 1857-1861), kein vollständiges System, sondern nur einzelne Stücke vielfach sehr willkürlich behandelt; L. PRELLER, Griechische Mythologie (zuerst 1854 in 2 Bdn, seitdem von verschiedenen andern umgearbeitet, jetzt von C. ROBERT), ein reiches Repertorium. In Frankreich stellt sich auf den Standpunkt der Naturerklärungen der komparativen Schule P. DECHARME, Mythologie de la Grèce antique (2. éd., 1886), ein schön illustriertes Buch. Fast zahllos sind ausserdem die mythologischen Monographien. Dankenswert ist deshalb das Unternehmen, das sämtliche mythologische Material, auch das der Kunstarchäologie, lexikalisch zusammenzubringen, wie es jetzt geschieht von W. H. ROSCHER, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie (seit 1884 in Verbindung mit vielen andern herausgegeben; bis P vorgeschritten, ein unentbehrliches Buch mit vielen meisterhaften Einzeldarstellungen).

Die Religionsgeschichte ist selbständig dargestellt worden von CHR. PETERSEN (im bereits angeführten Artikel in E. und Gr. LXXXII); die gediegene Arbeit, die einen stattlichen Band ausmachen würde, wird zu wenig berücksichtigt (sie ist vom Jahre 1864); P. DECHARME (in einem kurzen, aber gehaltvollen Artikel in Lichtenberger V); durch Reichtum an Material, umsichtiges Urteil und geschmackvolle Darstellung zeichnet sich aus: A. MAURY, Histoire des religions de la Grèce antique (3 vol., 1857–1859); J. W. G. OordT, De godsdienst der Grieken, met hunne volksdenkbeelden (1864). Für den gegenwärtigen Stand der Forschung sind vor andern Werken massgebend: E. ROHDE, Psyche (1891); A. DIETRICH, Nekyia (1893); H. USENER, Götternamen (1896), wenn auch von vielfach untereinander abweichenden Voraussetzungen ausgehend.

Noch manche für die Kulturgeschichte wichtigen Bücher und Aufsätze wären zu verzeichnen; z. B. K. LEHRS Populäre Aufsätze aus dem Altertum (2. Aufl., 1875); J. BERNAYS, Gesammelte Abhandlungen (2 Bde, 1885); die schönen historischen Bilder in den Büchern von J. P. MAHAFFY, und manches andere. Für die Geschichte der Religion ist noch sehr interessant J. GIRARD, Le sentiment religieux en Grèce d'Homère à Eschyle (1879).

§ 1. Die Griechen und ihre Religion.

Seit der Neige des Mittelalters, ja bereits im späteren Altertume haben sich die Gelehrten eifrig mit der Religion der Griechen beschäftigt, und eine gewisse Kenntnis der griechischen Götterlehre ist schon jahrhundertelang ein Teil der allgemeinen Bildung gewesen. Trotzdem darf man behaupten, dass die griechische Religionsgeschichte erst in ihrer Kindheit steht. Das Studium hat sich früher fast ganz auf die fertigen Gebilde der religiösen Entwicklung, die Mythen, die Kunst

werke und sittlichen Lehren beschränkt und diese Züge zu dem abgerundeten Bilde einer in Schönheit verklärten Mythen religion zusammengefügt. Mag dieses Bild auch für unsere Kultur unschätzbar gewesen sein, den Ansprüchen unserer Erkenntnis genügt es nicht länger. Man ist zu der Einsicht gekommen, dass man damit von dem eigentlichen religiösen Leben der Griechen noch fast gar nichts weiss. Dieses kennt man nur, davon ist man jetzt ziemlich allgemein überzeugt, wenn man die religiösen Anschauungen des Volkes und seine eigentümliche religiöse Gefühlsart wirklich versteht, besonders wie sie im Kultwesen sich bekunden und auf die Gestaltung des Lebens von Einfluss gewesen sind, wie sie ein Erzeugnis des Volksgeistes sind, aber doch auch stetig auf diesen wieder zurückgewirkt haben. Dabei wird man aber von selbst auf den Weg der geschichtlichen Untersuchung gedrängt, indem man Erscheinungen dieser Art dadurch am besten verstehen lernt, dass man soweit als möglich in ihre geschichtliche Vergangenheit zurückgeht. Es ist dies der Zweck aller religionsgeschichtlichen Forschung; jedoch ist man, besonders wo es die Griechen betrifft, von der Erreichung desselben noch sehr weit entfernt. Sogar eine Uebersicht, wie die hier folgende, kann noch nicht auf der Grundlage allgemein anerkannter Ansichten und Auffassungen geschrieben werden.

Die Schwierigkeiten, auf welche hier die Forschung stösst, sind in hohem Grade im Charakter der griechischen Religion, man könnte sogar sagen, des ganzen griechischen Volksgeistes begründet. Es war dem Griechen ein tiefes Bedürfnis, sich sein ganzes geistiges Leben frei selbst auszubilden. Eine von obenher auf die Bildung und Fixierung der religiösen Vorstellungen und Gebräuche einwirkende Macht kannte er nur sehr wenig. Sogar Delphi kann nicht als eine solche gelten. Die Vorstellung von religiösen Satzungen, welche auf göttlicher Offenbarung beruhen, hatte sich in der griechischen Ideenwelt nur schwach ausgebildet. So umfasste die griechische Religion vieles, was an den verschiedensten Orten und in den verschiedensten Kreisen aufgekommen war; sogar von aussen her Eingeführtes wurde manchmal an verschiedenen Orten verschieden gestaltet. Und alles dies hatte sich im Geiste des Volkes vereinigt und vermischt. In den Geistern auch derselben Menschen ging manches friedlich nebeneinander her, was doch grundsätzlich ganz verschieden war. Es gab fast keinen normierenden Einfluss, welcher die Unterschiede ausglich, durch Ausscheidung des allzu Ungleichartigen eine gewisse Einheit der geistigen Grundlage zu schaffen versuchte. Soweit es eine solche gab, lag sie nur in einer allgemeinen Geistesart des Volkes. So könnte man von einer allge

meinen griechischen Religion sprechen, aber diese hatte nur ganz unbestimmte Umrisse, wie auch der Panhellenismus selbst niemals eine feste Organisation erhielt. Eine Art religiöses Institut hatte die allgemeine griechische Religion in den allgemeinen Kampfspielen, wie die von Olympia; aber das Band, das diese erzeugten, war ganz ideeller Natur. Auch bei den Griechen war das religiöse Leben mit dem staatlichen aufs engste verknüpft, aber die stärksten staatlichen Centra waren immer die Städte (лóλç). Auch die staatliche Organisation zerriss das religiöse Leben.

So hat die griechische Religion eine schwer fassbare Proteusnatur, und dass es fast keine durch die ganze Griechenwelt anerkannten, schriftlich festgestellten dogmatischen und rituellen Satzungen gab, erschwert auch die heutige Forschung sehr. Der Gebrauch von Religionsbüchern war auf enge Kreise beschränkt; von diesen ist uns nur äusserst wenig erhalten. Ebenso ist von den griechischen religiösen Liedern nur wenig auf uns gekommen. Von der gewiss niemals sehr umfangreichen theologischen Literatur besitzen wir nur spärliche Ueberreste. So ist die Gelegenheit, von den Griechen selbst über die Art ihrer religiösen Gefühle und Anschauungen unterrichtet zu werden, nicht sehr gross. Diese mussten ihnen vielmehr in gelegentlichen Aeusserungen über Religion und Kultus in Schriften ganz anderer Art gleichsam abgelauscht werden. Mitten in das religiöse Leben versetzen uns freilich die ausserordentlich zahlreichen, auf sakrale Angelegenheiten bezüglichen Inschriften, damit aber zugleich, da sich fast alle auf besondere Kulte beziehen, recht eigentlich inmitten jener Zersplitterung desselben nach lokaler Verschiedenheit.

Eine mächtige Stütze erhielt die religionsgeschichtliche Forschung in den vergleichenden und ethnologischen Untersuchungen der jüngsten Zeit. Es kann kein Zweifel daran sein, dass die englische sog. anthropologische Schule eines TYLOR und LANG, besonders als ihre Auffassungen in MANNHARDTS weitgreifenden Untersuchungen eine bessere Begründung und notwendige Erweiterung fanden, wenigstens insoweit recht hat, dass sogar die Religionen der höchsten Kulturvölker eine allgemein menschliche Grundlage haben, wodurch es erklärlich wird, dass auch die Kultgebräuche und religiösen Anschauungen eines Volkes, wie das der Hellenen, durch Parallelen, welche gar nicht verwandten, manchmal sogar noch sehr primitiven Völkern entlehnt wurden, verständlich werden. Manches, was bis jetzt in der Religion hochgebildeter Kulturvölker als das sinnlose Spiel willkürlicher Erfindung aufgefasst werden konnte, hat sich als eine gesetzmässige Erscheinung, einen Ausfluss der menschlichen Geistesart auf

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