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eines Varuna erreicht er jedoch nicht. Er hat die Schwächen wie die Tugenden des Kriegsmannes, ist sinnlich und roh, voreilig und gewaltsam, im Essen und Trinken masslos, „Teiche voll Soma" verschlingt er; kein Wunder, dass er nachher im Luftraum umhertaumelt und nicht mehr weiss, was oben oder unten ist. Auch die Heiligkeit der Ehe steht nicht ganz fest in seinem moralischen Bewusstsein, und Frau Indrânî muss sich allerlei gefallen lassen.

Von Grausamkeit merkt man jedoch bei Indra nichts; er ist jähzornig, aber leicht zu besänftigen, überhaupt von gutmütigem Charakter und zeichnet sich nicht durch praktische Klugheit aus. Darum gerät er trotz aller seiner Kräfte oft in ernste Verlegenheiten, daraus er nur durch die Schlauheit seiner Gehilfen gerettet wird. Ueberhaupt wird Indra mit vielem Humor geschildert; aus den lustigen Indraliedern erkennt man recht, wie populär der Gott gewesen ist; auch in dieser Hinsicht erinnert er an den Thor der Germanen.

Indras Diener und Gefährten sind die stürmischen Maruts, eine zahlreiche Schar von wilden, ungestümen Windgöttern. Regenausbreiter werden sie genannt, der Regen ist ihr Schweiss, der auf die Erde strömt, wenn sie unter Toben und Geheul mit Indra durch die Luft ziehen; wie dieser sind sie Wagenkämpfer und stehen ihm im Kampfe bei, doch sind sie an Mut und Eifer bei weitem nicht mit dem grossen Gotte zu vergleichen. Das sieht man aus einem Liede (I, 165), wo Indra sie in den Kampf hineingelockt hat unter dem Vorwande, dass die Fahrt zu einem fetten Opfer ginge; allein die List enthüllt sich bald, und da die Maruts den Vṛtra erblicken, ergreifen sie die Flucht und werden später von dem Gotte mit wohlverdientem Hohn verspottet. —

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Mit den Maruts verwandt und verknüpft ist Rudra, der böse Gott des Veda. Rudra ist offenbar eine sehr alte Gottheit; schon der Umstand, dass in der vedischen Mythographie eine ganze Gruppe „Rudras“ neben den Vasus und Adityas sich vorfindet, spricht dafür; er ist zugleich einer der wenigen vedischen Götter, die ihre Macht bis auf die Jetztzeit bewahrt haben, denn er lebt in dem Çiva des modernen Hinduismus weiter. Da der Gott Prajapati, heisst es, mit seiner Tochter Incest begangen hatte, trugen die Götter, um ein Wesen hervorzubringen, das grausam genug wäre, diese Schuld zu strafen, die furchtbarsten Substanzen, die in ihnen wohnten, auf einen Haufen zusammen, und daraus entstand Rudra. Diese brahmanische Legende, die gewiss einen groben Anachronismus enthält denn Prajâpati ist ohne Zweifel eine viel jüngere Gestalt als Rudra -, gibt einen deutlichen Begriff davon, wie bestimmt man Rudra als den schreckhaften und rächenden Gott aufgefasst hat. Er ist der wilde Jäger, der mit

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seiner Schar über die Erde dahinstürmt und die Menschen, die ihm zuwider sind, mit Bogenschüssen niederstreckt; blauschwarz ist sein Bauch, rot sein Rücken; mit dem Blauschwarz bedeckt er den Feind, mit dem Rot trifft er den, der ihn hasst." Besonders wird er mit dem Vieh verbunden, über das er herrscht und über das er, wenn er übelgesinnt ist, Krankheiten bringt; da er indessen, durch Opfer besänftigt, die Krankheit zurückziehen kann, wird er auch als heilender Gott betrachtet. Auch über Menschen übt er die Macht der Krankheit und des Genesens aus: über den Kranken spricht man den Spruch: „Der Pfeil, den Rudra dir auf Glieder und Herz entsendet hat, den reissen wir dir jetzt nach allen Seiten heraus." Rudra wurde früher gewöhnlich für einen Sturmgott gehalten, OLDENBERG hat aber (Die Religion des Veda 223 f.) eingehend nachgewiesen, dass er ein Berg- oder Waldgott ist, ein Wesen, wie die vielen Faunen oder Silvanen der indogermanischen Mythologie, die als unheimliche Mächte gefürchtet sind und bald als Hirten des Viehs, bald als stürmische Geister die göttliche Macht bezeugen: dass die Maruts die Söhne Rudras sind, ist nach dieser Auffassung ein Zeichen der Verbindung zwischen dem Sturmwind und den Gebirgswaldungen.

Götter des Tages und des Lichtes. „Das Feuer ist auf Erden erwacht; auf geht die Sonne, die grosse glänzende Morgenröte entfaltet ihre Pracht, und Ihr habt, o Açvins! Euern Wagen geschirrt, Gott Savitar hat das Leben weit und breit erregt."

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So entwirft uns ein Hymnus das Schauspiel des vedischen Morgens. Die Açvins, an die das Lied gerichtet ist, sind ein Brüderpaar, die hier als Wagenlenker auftreten. Ihr Name, von açva (Pferd equus) abgeleitet, bezeichnet sie als Reiter oder Pferdelenker. Dass sie der mythologischen Idee nach mit den Dioskuren identisch sind, liegt auf der Hand, ob sie aber mit demselben Sternbild wie diese zu verbinden sind, ist mehr als zweifelhaft. Mit Sicherheit ist nur zu sagen, dass sie im frühen Morgen auftreten. Vielleicht sind sie mit. irgend einem Lichtphänomen zu verbinden, dem Zwielicht, das ja doppeltgestaltig ist, o. ä. - ihr Natursubstrat ist um so viel schwieriger zu bestimmen, als es sich wenig bemerken lässt. Die beiden Brüder als Reiter oder gar als Pferde bilden ein in der indogermanischen Mythologie und Sagenwelt weitverbreitetes Motiv.

Die Açvins sind starke und kühne, zudem immer freundliche, hilfreiche und erhaltende Gottheiten; sie bringen nicht nur das Licht und den Tau des Morgens: in allen Nöten und Gefahren stehen sie dem Menschen bei und begleiten ihn als segenspendende Mächte in den entscheidenden Momenten des Lebens.

Als Krieger schützen sie den Frommen in der Schlacht; in Sturm und Seegefahr erscheinen sie dem Flehenden im Meere und bringen ihn glücklich nach Hause. Auch werden sie als Aerzte angerufen; sie heilen besonders Augenkrankheiten, ja sie geben selbst dem Blinden das Licht der Augen wieder. Die Menschen machen sie wieder jung, wenn sie durch Altersschwäche hinfällig geworden sind, den verblüten Frauen geben sie Frische und Schönheit zurück; den Unfruchtbaren verleihen sie Kinder, und wer eine Ehe schliessen will, dem müssen die Açvins zur Seite stehen. Sie führen wie Hesperos die Braut in die Arme des harrenden Bräutigams, auch wird das Kind nicht ohne ihre Hilfe lebendig und unversehrt ans Licht treten. So ist selbst der Kindersegen an sie geknüpft; alles Gedeihen, auch die Fruchtbarkeit der Erde schaffen die leuchtenden Brüder, die freundlichen Spender des Taues.

Ushas, das rosige Mädchen, die Göttin der Morgenröte, eilt ihren Brüdern, den Açvins, nach; sie hat sich die beiden zu Ehemännern erkoren und kommt jeden Morgen sicher zum Stelldichein, eifrig einen Gatten suchend, wie die bruderlose Jungfrau, die darauf angewiesen ist, für ihre Heirat selbst und bald zu sorgen. Besonders spröde ist sie eben nicht; sie scheut sich nicht, der ganzen Welt ihre jugendliche Schönheit zu zeigen, oder sie schmückt sich wie ein Weib, das nach dem Manne verlangt. Dass sie unter den Göttern die Hetäre ist, stimmt mit diesem ihrem Charakter ganz gut überein.

Ushas' Erscheinen ist das Signal des Tages: die Morgenhelle leuchtet mit ihr hervor, die roten Wolkenkühe treibt sie über den Himmel; auf ihrem strahlenden Wagen rollend, bahnt sie der Sonne den Weg. Jetzt erwacht das Leben auf Erden: die Vögel fliegen aus dem Neste, das Feuer lodert auf Herd und Altar, die Menschen gehen, sich Nahrung zu suchen; die Priester singen den Lobgesang und hoffen wiederum durch das Opfer Reichtümer zu gewinnen.

Ushas ist wie Eos und Aurora, mit denen sie auch dem Namen nach identisch ist (ush-uro - brennen), mehr ein poetisches als ein religiöses Gebilde, ein schönes Zeugnis von der reichen Naturphantasie der vedischen Inder und von der heiteren Lebenslust, mit der sie noch den kommenden Tag begrüssten, während sie nur mit Wehmut an den vorhergehenden denken: „Den göttlichen Satzungen gehorsam nimmt sie den Menschen (einen Tag) ab; die letzte der ewig Entfliehenden, die erste der Kommenden, leuchtet die Morgenröte."

Nur dürftig ist unser Wissen in Bezug auf die andern Götter des Lichtes und des Tages, deren Namen wir häufig in den Veden antreffen. Vishnu, der späterhin so mächtige Gott, tritt in dem Veda

sehr zurück, von seiner Tätigkeit als Sonnengottheit wird nur ständig wiederholt, dass er in drei Schritten den Himmel durchschritten habe, was die vedische Theologie auf die drei täglichen Sonnenstadien, Morgen, Mittag, Abend, oder die drei Manifestationen des Lichtes als Feuer, Blitz und Sonne deutet; wahrscheinlich ist an ein Emporsteigen durch die drei Himmelsregionen, von denen im Veda und Avesta gesprochen wird, zu denken. Aus den Brâhmanas ersehen wir, dass Vishnu als Zwerg gedacht ist, und zwar ist er der Zwerg Indras, der den Götterkönig auf seinen Ausflügen begleitet und ihm vermöge seiner Schlauheit in kritischen Momenten zu Hilfe kommt. Dieses vermag er um so besser, als er Zauberkünste auszuüben versteht und durch wunderliche Verwandlungen die Gestalt annehmen kann, welche die augenblickliche Lage erfordert.

Sûrya ist die Sonne selbst, wie das Wort sûry a auch „Sonne" bedeutet. Bald wird sie als Auge, bald als Vogel vorgestellt. Der Toten Augen gehen in Sûrya zurück. Die Sonne ist das Rad ihres Wagens. Sie ist eine wohlwollende, wohltuende Macht; erst im Hinduismus wird sie böse und verzehrend, und aus ihrer weiblichen Gestalt macht man dementsprechend eine männliche. Sûrya wird häufiger beschrieben als angebetet; sie hat aber Macht, Dämonen der oberen Regionen zu bändigen und den Menschen von Krankheiten, Schwächen und bösen Träumen zu befreien.

Mit Sûrya nahe verwandt ist der Sonnengott Savitar, „der Erreger". Er hat viele Prädikate mit ihr gemein, auch das Vertreiben von Krankheiten und bösen Träumen, wozu die Beschwichtigung von bösem Zauber kommt. Er stellt aber nicht die konkrete Gestalt der Sonne vor, sondern ihre Bewegung, die aufgehende und untergehende Sonne, die zur Tätigkeit ruft und wiederum die Nachtruhe bringt; ist überhaupt ein Prinzip der Bewegung. Er ist mächtiger als Sûrya, die er halb und halb absorbiert; er verleiht den Menschen die höchsten Güter: Unsterblichkeit und göttlichen Segen, inspiriert ihr Gebet und vergibt ihre Sünden; er wird auch als glänzende, goldene Herrengestalt mit gewaltigen, erhobenen Armen geschildert.

Eigentümlicher ist Pûshan, der Gott der Sonnenglut, von Haus aus ein Hirtengott und als solcher der Gott der untersten Kaste. Er lässt die Milch in den Kühen kochen und er beschützt die Herde. Mit Indra fährt er oft hinaus, nicht aber auf stattlichem Wagen mit glänzendem Gespanne, sondern in einem kleinen, von Ziegen gezogenen Fuhrwerk; auch trinkt er nicht den köstlichen Soma, sondern er nährt sich mit heissem Brei, davon er so viel gegessen hat, dass ihm die Zähne ganz verdorben sind. Ueberhaupt macht Pûshan einen ple

bejischen, halb komischen Eindruck; dass er die Würde eines Seelenführers erreicht hat, verdankt er wahrscheinlich seiner Tätigkeit als Gott der Wege, die zu der Stellung des Hirtengottes gehört (cfr. Hermes).

Späterhin scheint Pûshan in höhere Kreise eingeführt worden zu sein. Mit der gnädigen Formel: O Pûshan, wir verachten dich nicht! introduzieren ihn offenbar die Krieger in den Kultus; die Lobpreisungen, die ihm jetzt gespendet werden, sind aber ganz dieselben, die auch den übrigen Lichtgöttern erklingen, und er verliert mit der grösseren Position nur seine Eigentümlichkeit und Selbständigkeit.

Agni. Wie das Feuer überall auf der Erde als Heiligtum des Herdes und Schutz des Hauses verehrt wird, so wird es in der priesterlichen Religion der Veden als Opferflamme angebetet; agni (= ignis), das gewöhnliche indische Wort für Feuer, ist auch der Name des Gottes. Von einer persönlichen Ausgestaltung Agnis ist im Veda nur wenig die Rede; die Gottheit ist mit ihrem Element identisch und alle Betrachtungen, die über das Feuer sich machen lassen, kommen auch dem Gott zu gute. Er schlummert im Holze und wird immer aufs neue entstehen, wenn der Opferer die Reibhölzer quirlt; er wohnt in der Sonne, ja schafft die Sonne herbei, wenn er, vor Sonnenaufgang entzündet, gegen den Himmel lodert. Er wird aus den Wassern geboren,wahrscheinlich weil diese dem feuergebärenden Holze Wachstum und Kraft verleihen. Auch ist dabei an die „Gewässer oben", an die Wolkengewässer zu denken, aus welchen Agni als Blitz hervorbricht. Jedenfalls geht die Sage, er sei vom Himmel herabgeholt. Matariçvan heisst hier der indische Prometheus; besonders hat ihn jedoch das Priestergeschlecht der Bhrigus aus seinem Verstecke geholt, ihn mit Andacht gesucht und mit Lobliedern entzündet.

Das letztere mag eine gewisse Wahrheit enthalten, denn Agni ist ohne Zweifel eine sakrifizielle Gestaltung, er ist aus der Feuerflamme zum Genius des priesterlichen Standes und des Opfers erhöht worden. So hat er auch selbst den Charakter des göttlichen Priesters, und zwar vertritt er den Opferpriester (den Hotar) unter den Göttern. Weisheit und Würde sind seine hehren Eigenschaften; er kennt das ganze Ritual und versteht alle Zeremonien ohne Fehler zu verrichten. Den Menschen erscheint er als freundlicher Beschützer, wie er sich auch zu dem häuslichen Leben gesellt, bei Hochzeit und Geburt, bei glücklicher Heimkehr des Hausherrn werden ihm Opfer dargebracht; die Dämonen, die Rindern und Pferden nachstellen, versengt er und treibt sie von dannen. Auch nach dem Tode steht Agni den Menschen bei; er ist der Seelenführer, der die Verstorbenen zum Totenreiche führt, eine Vorstellung, die natürlich mit der Leichenverbrennung zusammenhängt.

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