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giosität zeugten, immer mehr in Aufschwung, und sogar die Rudimente des ursprünglichen, primitiven Glaubens, die den gebildeten Griechen als reiner Aberglauben erscheinen mussten, wurden unerwartet zu einem neuen Leben auferweckt.

Auch die Griechen haben ein göttliches, über ihnen stehendes Sittengesetz erkannt. Ebenso waren sie mit dem Gedanken der Askese ziemlich vertraut, auch ausserhalb des Orphismus und der Mysterien. Während des ganzen Lebens aber sich einem göttlichen Willen unterzuordnen oder das irdische Leben mit einem göttlichen Ideale wirklich in Uebereinstimmung zu bringen, war ihnen bei ihrer Geistesart geradezu unmöglich. Sie konnten nicht, wie die Juden, unter dem Gesetz leben. Bei ihnen war es undenkbar, dass der Kampf gegen das Böse und Unreine sie jemals so in Anspruch genommen hätte, wie die Perser. Auch rächte es sich, dass, wenigstens nach der mythologischen Auffassung, das göttliche Ideal so niedrig stand. Dass die moralischen Schwächen der Götter, die unsittlichen Handlungen, ja grausamen Freveltaten, welche von den Göttern erzählt wurden, in bedeutendem Masse eine Entsittlichung der Nation herbeigeführt hätten, lässt sich nicht behaupten. Es war auch die Mythologie für die Vorstellungen, die man sich von der Gottheit bildete, durchaus nicht ausschliesslich massgebend. Jedenfalls aber waren die Götter doch auch nicht, was sie sein sollten, ein Vorbild, dem man im eigenen Leben zu folgen hatte. Ferner war auch für das sittliche Leben das Vorwiegen der ästhetischen Gefühle verhängnisvoll. Bei den Griechen war Schönheit beinahe eine Tugend, und auch diese selbst wurde von ihnen nicht zum wenigsten von der Seite ihrer äusseren Erscheinung betrachtet. Einen herrlichen Anblick bot der tapfere Mann in der Mitte der Vorfechter. Die Männertugend betrachtete man in Olympia als ergötzendes Schauspiel. Ernst, Mässigung, Selbstbeherrschung, ein edles Gefühl der Menschenwürde, die ganze griechische owppvoovy offenbarte sich gleichsam in Gang, Haltung, Geberden, Gesichtsausdruck, besonders auch in der Weise, wie man sich die Kleider umschlug. Man war schön und gut (xaλoxayadós) vor Göttern und Menschen, am meisten jedoch vor diesen. Und wie sich bei den Griechen in ihrem ganzen Betragen einander gegenüber leicht etwas vom Wettkampfe beimischte, so gilt dies auch von der Tugendbetrachtung, nicht ausschliesslich in Olympia. Die griechische Tugend ging so leicht in Ehrsucht, quotquía, auf. Ohne Bedeutung für das Sittliche ist das Aesthetische durchaus nicht, und sogar mit jener Forderung eines schönen Aeussern für die Tugend hatte man nicht ganz und gar unrecht. Ohne Zweifel hütete auch ihr hochästhetischer Sinn die Griechen vor Roheit. Milde, Wohl

wollen, Freundlichkeit trugen viel dazu bei, auch das gesellschaftliche Leben harmonisch zu gestalten, jene Verfeinerung der Gesittung zum Ausdruck zu bringen, welche das Hellenentum von den Barbaren unterschied. Wie sehr aber trotz alledem das Wesen des Sittlichen verkannt wurde, braucht kaum gesagt zu werden. Unter der Herrschaft solcher Auffassungen musste sich der Sinn für das „du sollst" des Sittengesetzes leicht abstumpfen.

Wir machen jedoch nochmals darauf aufmerksam, dass bei den Griechen eine vorherrschende Geistesrichtung schwerlich völlig zu einer die Geister einengenden Fessel hätte werden können. Auch im Religiösen und Sittlichen konnte sich der Geist der Griechen zum Edelsten und Erhabensten aufschwingen. Tief haben auch sie über Götter und Welt nachgedacht. Den Ernst des Lebens haben sie nicht übersehen, vielmehr erreicht ihre Dichtung ja ihren Gipfelpunkt in einer religiösen Scheu vor den unerbittlichen Mächten, die die Frevler mit göttlicher Notwendigkeit verfolgen. Es lässt sich kaum sagen, wieviel Grosses und Herrliches auch in religiöser und sittlicher Beziehung in einem Griechengeiste aufkommen konnte. Man könnte behaupten, dass dies, wenn nicht ausschliesslich, doch besonders bei Männern wie Sokrates und Plato der Fall gewesen wäre, welche, wenn auch der Volksreligion nicht abgewandt, in ihr doch nicht ihre höchste Inspiration fanden. Eines aber gereicht dem Griechentum als einem Ganzen doch immer zur ewigen Ehre: die griechische Freiheit hat sich durchaus nicht in jeder Hinsicht bewährt, doch war sie, wie fast keine andere, von dem Bewusstsein durchdrungen, dass sie sich ideale Ziele zu stellen und dadurch sich selbst zu beschränken hatte. Dies gab ihr einen hohen ethischen Wert.

Die ganze folgende Darstellung wird eine weitere Ausführung der hier gegebenen Charakteristik sein.

§ 2. Quellenübersicht.

Im Vordergrunde des Interesses steht heutzutage auch für religionsgeschichtliche Untersuchungen die archäologische Forschung. Die grossen Ausgrabungen der letzten Jahrzehnte, wir nennen z. B. die der Deutschen in Olympia, die der Franzosen in Delos und Delphi, die der Griechen in Eleusis, Epidauros, auf der Akropolis, haben uns die wichtigsten heiligen Stätten der Griechen wie aus unmittelbarer Anschauung kennen gelernt. Zahllos sind die Heiligtümer, Tempel, Altäre, Weihgeschenke, die ebenfalls zu den Religionsgebäuden zu rechnenden Theater, welche an allen Orten der antiken Welt zu Tage getreten sind. Die Götter und Heroen, die Mythen und Hel

densagen kennen wir aus den zahllosen Bildern verschiedener Art genau so, wie die griechische Phantasie sich dieselben ausmalte, sowohl in der hoch monumentalen Fassung der grossen Kunst, als in der populäreren, z. B. der Vasenmalerei. Nebst alledem geben die zahllosen aufgefundenen Grabmonumente und die aufgedeckten Gräber selbst mit ihrem Inhalt uns manche Aufklärung über den mit der Religion so innig verwachsenen Totenkultus, über Jenseitserwartungen u. a. Von nicht geringerer Bedeutung ist, dass die Griechen auch ihr eigenes Leben abbildeten, wodurch wir nicht nur viele Kultgegenstände und Kulträume in Abbildung zu sehen bekommen, sondern sogar die Vorgänge im Kultus, z. B. Opfer, uns vorgeführt werden. Besonders kommen hier Vasenbilder, Reliefs, Wandmalereien, Gemmen und Münzen in Betracht. Letztere besitzen wir in einer fast unendlichen Fülle aus den verschiedensten Zeiten und Gegenden der Griechenwelt. Dies und die zeitliche und örtliche Bestimmbarkeit vieler Münzen macht die Numismatik zu einer Grundlage der archäologischen Forschung. Eine besondere Bedeutung ist diesen Münzen dadurch eigen, dass sie uns von vielen untergegangenen berühmten Bildwerken, - wir nennen nur beispielsweise den Zeus zu Olympia, eine Vorstellung übermitteln. Dasselbe verdanken wir nach den Münzen vielfach auch den Gemmen. Beachtung verdient auch, dass die Abbildungen der Kleinkunst uns einen richtigen Begriff von vielen Gegenständen geben, wie altertümliche Idole und Kultmale, welche jemals in unmittelbarer Anschauung kennen zu lernen wir nicht die geringste Hoffnung hegen können.

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In besonderem Grade hat in letzter Zeit die Archäologie jede geschichtliche Forschung, auch die, welche die Religion betrifft, durch ihre vielen prähistorischen Entdeckungen gefördert. Wir denken dabei an Troja, Santorin, Mykenai, Tiryns, in jüngster Zeit besonders an Kreta und viele andere Orte. Wir wissen jetzt mit vollkommener Sicherheit, dass Griechenland, schon bevor die hellenische Kultur aufkam, d. h. in der dem ersten vorchristlichen Jahrtausend vorangehenden Zeit, eine höchst bedeutende Kulturperiode durchlebt hat, die man sich, weil wir sie aus den Ausgrabungen in Mykenai zuerst kennen gelernt haben, die mykenische zu nennen gewöhnt hat. Ebenso zeigen jene Ausgrabungen, dass dieser wiederum eine andere, wirklich primitivere vorangegangen ist, die man wohl mit dem Namen vormykenische andeutet. Unter diesen prähistorischen Funden hat vieles auf Religion und Totenkultus Bezug.

Auf die Bedeutung für die religionsgeschichtliche Forschung der in unserer Zeit zugleich mit der Archäologie zu höherer Entwicklung

gelangten Epigraphie ist bereits kurz hingewiesen worden. Sie liefert uns auf Kult und Religion bezügliche Gesetze, Opfer- und Kultordnungen, zahllose Dokumente der Verwaltung der Heiligtümer, Aufschriften auf Weihgeschenken, historische Aufzeichnungen usw. Auch für die Zukunft haben wir noch sehr viel von ihr zu erwarten. Werden doch fortwährend neue Inschriften zu Tage gefördert. Sie werden in dem Riesenwerk der Berliner Akademie, dem Corpus Inscriptionum, gesammelt. Sehr bequem für den täglichen Gebrauch ist die Sylloge von DITTENBERGER (2. Aufl. 1895 bis 1903).

Als Beispiel heiliger Bücher bei den Griechen können die der Mysterien der grossen Götter in Andania gelten. Sie werden erwähnt in einer eine Neuordnung dieser Mysterien im Anfange des ersten vorchristlichen Jahrhunderts enthaltenden Inschrift (Mysterieninschrift von Andania). Nach der Ueberlieferung, erwähnt von Pausanias (IV 26, 27), waren sie von einer bleiernen Rolle abgeschrieben, welche zur Zeit des zweiten messenischen Kriegs von Aristomenes vergraben, von Epiteles, einem Mitbefehlshaber des Epameinondas, bei der Wiederherstellung des messenischen Staates, infolge eines Traumgesichtes, wieder aufgefunden worden war. Heilige Bücher rituellen Inhalts hatten auch die besondern Kultgenossenschaften. Das einzige, was uns aber von einer derartigen Literatur erhalten ist, ist eine von DIETERICH herausgegebene „Mithrasliturgie" aus späterer Zeit. Von den sagenhaften thrakischen Sängern Orpheus und Musaios waren in geschichtlicher Zeit Schriften hieratischen Charakters in Umlauf, an deren Echtheit aber bereits im Altertum stark gezweifelt worden ist, ja, die man, wenigstens zum Teil, sogar für eine absichtliche Fälschung des Onomakritos zur Zeit der Pisistratiden gehalten hat. In diesen Kreis uralter thrakischer Dichter gehören auch Eumolpos, Pamphos und der von den Musen bestrafte Thamyris. Die Sage hat sie wohl mit einer altertümlichen rituellen Literatur, an die die Erinnerung noch nicht völlig verschwunden war, in ähnlicher Weise in Verbindung gesetzt, wie in Indien die Rishi's mit den Veden.

Ohne Tanz und Lied gab es auch bei den Griechen fast keinen Kultus. Die Sage nennt noch Linos und Pamphos und den Lykier Olon, der einen Hymnos an die Eileithuia und die ältesten in Delos gesungenen Hymnen gedichtet haben sollte. Der Paian war eine Gesangesart, besonders, wenn auch nicht ausschliesslich, im Apollound Artemiskultus in Gebrauch. Ein sehr altertümlicher Paian in Delphi war der des Tynnichos, an dessen Stelle Aischylos den Delphiern verweigerte, einen andern zu dichten, weil er ihm eben wegen seiner alten Ehrwürdigkeit göttlicher erschien. Den Dionysios feierte man mit Dithy

ramben, aus denen später die Tragödie entstanden ist. Die sog. homerischen Hymnen sind Lieder, welche in mehr epischem Tone die Geschichte der Götter erzählen. Die kleineren gingen als πроoin dem Vortrag homerischer Heldengesänge voran, die grösseren können als selbständige religiöse Lieder gelten. Auch die Ilias und Odyssee wurden von Neueren bisweilen fast als heilige Bücher der Griechen betrachtet. Nach ihrer ursprünglichen Art waren sie dies gewiss nicht, doch galten sie einigermassen auch den Griechen als solche. Wenigstens wurden sie vielmals bei religiösen Festen vorgetragen und jene Anrufungen der Götter in den Prooimien waren dabei ganz verständlich. Einen grösseren Aufschwung nahm gegen Ende des 8. Jahrh. die hellenische Musik, wobei Phrygien den Anstoss gegeben zu haben scheint. Man dichtete Melodien, Nomen, wobei es auf die Worte nur sehr wenig ankam. Auch die Hymnendichtung muss damals einen lyrischen Charakter erhalten haben. Ein scharfer Unterschied kann den lyrischen Hymnus wohl nicht von dem Paian getrennt haben. Bei den französischen Ausgrabungen in Delphi ist an einer Stelle ein Hymnos oder Paian, eines übrigens unbekannten späteren Dichters Aristonoos, an Apollo zu Tage getreten und Bruchstücke anderer Hymnen mit beigegebener Notenschrift der Musikbegleitung.

Hohen Wert legten die Griechen besonders auf alte Orakelsprüche (λória, xpropó), von denen Sammlungen angelegt wurden; bereits Herodot gebrauchte sie.

Nun sind aber die uns erhaltenen Ueberreste dieser ganzen religiösen Literatur äusserst spärlich und fördern mithin unsern Zweck nur sehr wenig. Nicht besser steht es mit unserer direkten Kenntnis der theologischen Dichtung. Als solche können die Gedichte des Hesiodos, besonders seine Theogonie, gelten, ebenso ein Teil der auf Orpheus' Namen gehenden Dichtungen. Es gibt auch orphische Theogonien; ferner sind die ebenfalls als orphisch bezeichneten tsλstaí zu erwähnen. Die sog. orphischen Hymnen hat man eher zu jenen Kultliedern zu rechnen, obgleich eine scharfe Trennung, wo es einander so nahestehende Literaturgattungen betrifft, wenig Zweck hat. Jedenfalls sind die meisten sog. Orphica (ausgegeben von ABEL) aus sehr später Zeit; nur meinen einige Forscher, eine in Rhapsodien abgefasste Theogonie, die wir aus mehreren Fragmenten kennen, einer weit älteren Zeit, lange vor Plato, zuschreiben zu müssen. Von andern theologischen Dichtungen, wie der des Pherecydes aus Syros, des Epimenides aus Kreta, des Akusilaos aus Argolis, wissen wir nur sehr wenig.

In welchem Sinne und welchem Masse Schriften nicht speziell religiösen Inhalts als Quellen für die Religionsgeschichte in Betracht

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