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Phantasie; es vermittelte in hohem Grade den Eindruck des Uebernatürlichen.

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In der geschichtlichen Zeit wurden Götter und Dämonen ziemlich scharf voneinander unterschieden. Doch war ursprünglich dieser Unterschied kein anderer als der zwischen unbestimmten, unklaren und begrifflich umschriebenen, klar ausgestalteten Vorstellungen. Sobald man die bei der Bildung jener Gattungsbegriffe und der wildphantastischen Ausmalung der Dämonengestalten angefangene Geistesarbeit weiter fortsetzte, musste man zu Vorstellungen, welche der olympischen Götterwelt gleichwertig waren, gelangen. Es gibt auch die Götter betreffende Vorstellungen, die ebensogut die von Dämonen sein könnten; so z. B. Apollo und Artemis, welche, in einer Seuche plötzlich auftretend, Tausende niederstreckten. Ja, es lässt sich noch nachweisen, wie ursprünglich völlig dämonistische Vorstellungen zu voller individueller Bestimmtheit und Klarheit zu kommen wenigstens die Neigung zeigten. Die Gorgonen z. B. erhielten eine Zahl, drei, und Eigennamen (Medusa z. B.), ebenso die Erinnyen, Eigennamen freilich erst in ziemlich später Zeit, und sie wurden schon im 5. Jahrh. ganz menschlich abgebildet. Dämonistischer Natur ist ursprünglich auch Moipa, Aïon, das Geschick. Ueber jedes einzelne menschliche Leben waltete eine finstere Todesmacht, welche mit vollkommener Sicherheit zu bestimmter Zeit eintreffend, diesem plötzlich ein Ziel setzte. Solcher Mächte gibt es so viele als Menschen; sie sind echt dämonistische Doppelgänger des Menschen. Doch findet man hier den Keim einer grossartigen Auffassung von dem Unerbittlichen und völligen Bestimmtsein des Geschickes. Nicht nur der Tod, sondern alle Lebensschicksale werden bald als von der Moira vorher bestimmt gedacht. Immer mehr betrachtet man die Moiren als selbständige, von den einzelnen Menschen losgelöste Wesen; sie werden dem gesamten Menschtum gegenüberstehende Göttinnen, welche das Schicksal jedes einzelnen bestimmen. Allmählich werden auch sie auf eine bestimmte Zahl beschränkt, wiederum auf drei; später bekommen sie auch Eigennamen; man stellt sie sich als Spinnerinnen vor, für jeden Sterblichen bei seiner Geburt einen Faden spinnend, in den alles, was ihm während seines Lebens widerfahren sollte, hineingesponnen wurde. Man kommt aber auch zu einer weit mächtigeren Konzeption, der einer einzigen Schicksalsmacht, waltend über Götter und Menschen, jener Moira, deren Idee bekanntlich bei Homer so schlecht mit den Vorstellungen über die Weltregierung stark personifizierter Götter in Uebereinstimmung zu bringen ist, was darauf zu weisen scheint, dass erstere das Aeltere, das Göttertum nach homerischer Auffassung das später Aufgekommene sei. Doch war

diese Vorstellung der Moira die abstrakteste, die der griechische Volksglaube kannte. Besonders deutlich ist auch der ursprünglich dämonistische Charakter der "Atŋ. Sie ist eine versteckt umherschleichende, plötzlich überfallende Betörung, eine Verblendung, die einen auf einmal ins Unglück stürzt oder gar zum Frevler macht, bevor er es selbst bemerkt. Sie ist in hohem Grade eine Begriffsgöttin, aber bei Homer doch auch wiederum sehr persönlich ausgestaltet. Ihre durchsichtigen Namen würden Moira und Atê zu Sondergöttern machen; sie sind wiederum ein Beispiel für Begriffsgötter von grossartiger Auffassung. Für diese, in einer dämonistischen Weltanschauung wurzelnden Konzeptionen, die Homer schon in recht ausgebildeter Gestalt kannte, lässt sich ein höheres Alter voraussetzen. Wir haben nicht das geringste Recht, dem primitiven Menschen jeden grossartigen Gedanken abzusprechen. Ferner ist gewiss, dass die verklärten Göttergestalten des entwickelten Griechentums, wie etwas Fetischistisches, auch immer etwas Dämonistisches in sich hatten und ohne dieses fast keine Götter gewesen wären.

Man nimmt vielfach an, dass der Mensch auf der niedrigsten Stufe religiöser Entwicklung keine andern Götter als solche Dämonen gekannt habe. Es bleibe dahingestellt, ob dies richtig, ja sogar ob es psychologisch möglich ist. So viel ist wenigstens gewiss, dass bei noch höchst primitiven religiösen Zuständen klarere und bestimmtere Vorstellungen von den Göttern neben jenen verworreneren des Dämonenglaubens stehen können. Dem primitiven Menschen galt das Göttliche doch auch als eine hoch erhabene Macht und mit dieser Auffassungsweise standen jene grossartigeren Konzeptionen, sie mögen überwiegend Begriffe oder Personifikationen gewesen sein, am meisten in Einklang. Besonders wenn man in den weiten Weltraum hineinschaute, wird der Gedanke an das gewaltige, erhabene Göttliche rege geworden sein, und die Vorstellung eines obersten weltregierenden Himmelsgottes, zugleich als Donnergott ausgestaltet, Zeus, mag bei den Vorgriechen schon sehr alt gewesen sein. Dass damit aber noch nicht zu der Höhe des Monotheismus aufgestiegen wurde, braucht kaum gesagt zu werden. Gewiss aber hat man mit jener Meinung über die Art der ältesten religiösen Zustände insoweit recht, dass in älterer Zeit der Dämonenglaube sehr stark überwogen haben muss, und je dämonistischer der Götterglaube war, desto unbeholfener stand der Mensch der Götterwelt gegenüber. Wie sollte man die Götter versöhnen, wenn sie erzürnt, sie anflehen, ihnen Opfer und Geschenke darbringen, sie durch Zauber usw. zwingen, solange man nicht einmal wusste, wo und wie sie waren? So war man von einer Anzahl unsichtbarer Feinde um

geben, die aufs unerwartetste übermächtig eingriffen, gegen welche man aus eigener Kraft nichts vermochte. Höhere Gesittung war bei einem solchen lähmenden Gefühle der Unsicherheit fast unmöglich. Die höchste Aufgabe für den zu höheren Kulturzuständen sich aufschwingenden Menschen war damals, in immer grösserer Zahl Stätten aufzufinden, wo ein Gott weilte. Bald war dies ein Fetisch oder Idol, bald eine bestimmte Stelle auf der Erde, und man errichtete dort einen Altar oder grenzte sie ab als des Gottes heiligen Wohnort. Als derartige, von den Göttern erwählte Aufenthaltsorte galten besonders Höhlen und Wälder, auch Berggipfel; an letzteren wird man sich wohl den im Himmelsraum waltenden erhabenen Mächten am nächsten gefühlt haben. Aber auch das Wesen der Götter zu ergründen war eine ernste Pflicht. Stets wurden ihrer mehr erkannt; Namen wurden ihnen gegeben, die Vorstellungen über ihre Art und ihr Wesen immer weiter ausgearbeitet. Dies alles war nicht die Arbeit eines einzelnen. Bereits erhielten Namen und Vorstellungen erst Bestand, indem sie in bestimmten gesellschaftlichen Kreisen kursierten. Jedermann konnte einem Gotte opfern, dessen Anwesenheit er gerade bemerkt zu haben glaubte, aber ein ständiger Kult, durch den ein gutes Einvernehmen mit einem erkannten Göttertum erhalten blieb, war nur Sache einer Vereinigung von Menschen. Indem man immer mehr solcher Kulte gründete, fand man seine Seelenruhe und den Mut, in der Welt aufzutreten. Die erkannten Götter leisteten Gewähr gegen die noch nicht erkannten. Besonders wurden sie im stande geachtet, Staat und Gesellschaft zu schützen, die sich zugleich mit der zunehmenden Göttererkenntnis und Ausbildung des Kultus konsolidierten. Staat und Religion wuchsen in engster Verbindung auf.

Was nun die Formen dieser Gottesverehrung betrifft, sie sind im allgemeinen dieselben wie die fast aller Völker der Erde, und mit ihnen hat die griechische Religion der geschichtlichen Zeiten sich von dem ursprünglichen Typus am wenigsten entfernt. Einer vielfach geäusserten Meinung nach sollte der Kult in mykenischer Zeit auch keine Tempel gehabt haben. Sollte man aber damals den Göttern grundsätzlich niemals eine Wohnung zugestanden haben? Homer nennt Tempel. Es scheinen aus der mykenischen Zeit sogar Abbildungen kleinerer Tempel auf uns gekommen zu sein. Freilich ist der stattliche dorische Tempelbau in der Form, in welcher wir ihn in geschichtlicher Zeit kennen, für die mykenische nicht vorauszusetzen; aber sogar aus der geschichtlichen Zeit selbst kennen wir noch andere Tempelanlagen. Die Opfer der Vorzeit können schwerlich bedeutend verschieden von denen der geschichtlichen Zeiten gewesen sein. Wohl müssen Menschenopfer,

welche später ziemlich selten waren, damals weit allgemeiner gewesen sein. Sehr stark zurückgedrängt sind in der späteren Zeit sowohl der Zauber als die Kultgebräuche, welche nur direkt an einem Fetisch ausgeübt werden konnten. Doch bestanden sowohl diese wie jener damals hier oder da sogar noch in ihrer ursprünglichen Gestalt fort. So gab es in Krannon in Thessalien einen heiligen, auch auf Münzen der Stadt abgebildeten Wagen von Erz, auf dem eine Amphora und zwei Raben, Tiere, die im Altertum wie auch in der germanischen Mythologie als Regenbringer galten. In Trockenzeiten wurde die Amphora mit Wasser gefüllt und mit dem Wagen umhergefahren, eine bekannte, bei mehreren Völkern, auch bei den Germanen vorkommende Art des Regenzaubers. In ausgedehntem Masse muss die Vorzeit den Zauber gekannt haben, nicht zum mindesten auch den, wobei der Mensch sich selbst gleichsam an die Stelle der Gottheit stellte, die Wirkungen nachahmend, die man von ihr erzwingen wollte. Auch müssen die Vorgriechen die Anwendung unmittelbarer Zwangsmittel am Fetisch gekannt haben, die bekanntlich im Wesen des Fetischismus liegen. Wie noch heute barbarische Jägerstämme ihre Fetische, so peitschten noch in alexandrinischer Zeit nach unglücklicher Jagd arkadische Jünglinge das Panbild. Umgekehrt wurde das Idol auch in der sorgfältigsten Weise gepflegt. Alljährlich führte man in Athen bei den sog. Plunterien das alte Athenabild der Akropolis zum Waschen ins Meer nach Phaleron. Zugleich aber mag dies ursprünglich ein Regenzauber gewesen sein.

Fast noch mehr als der Kultus hat die griechische Weissagung ihren uralten Charakter bewahrt. Diese weicht im Grunde von der aller primitiven Völker der Erde fast gar nicht ab, besonders gilt dies von der Vogelschau.

Bei der Behandlung der Frage nach den Anfängen der griechischen Religion geht man manchmal, sei es auch halb bewusst, von der Voraussetzung aus, als hätten die Griechen sich zu irgend einer Zeit auf eigenem Boden eine Religion geschaffen. Ebenso scheint man manchmal für das mykenische Zeitalter fast eine ganz andere Religion vorauszusetzen als für die späteren Zeiten. Das eine wie das andere verkennt das Wesen einer jeden primitiven Religion, soweit wir dies aus der ethnologischen und historischen Forschung kennen. Diese kennt keine Zeiten, in der ein Volk keine Religion hatte, sondern erst eine erhielt. Mit der Frage nach einem Ursprung des religiösen Lebens tritt man immer von aussen her an die Erscheinungen desselben heran, nichts in diesen selbst veranlasst dazu. Wo die Religion uns begegnet, da ist sie eine natürliche Erscheinung des Geisteslebens, unzertrennlich

mit diesem verbunden; überall auf Erden ist sie in ihren typischen Hauptformen dieselbe. Im Grunde ihres Wesens war die griechische Religion der Blütezeit dieselbe wie die der grauen Vorzeit; keine andere kann die des dazwischen liegenden mykenischen Zeitalters gewesen sein. Wohl drücken sich die Wandlungen im Geistesleben der Nation in denen der Religion aus, ja haben die neuen geistigen Bestrebungen einer Zeit nicht selten gerade im religiösen Leben ihren Ausgangspunkt, und so gestaltet sich dieselbe Religion in verschiedenen Zeiten in verschiedener Weise, unter dem Einfluss geistiger Strömungen, welche nur selten in dem absichtlichen Streben eines Reformators, vielmehr in einer mehr oder weniger bewussten Veränderung der Auffassungen, sogar in einer unmerklichen Verschiebung der Standpunkte der Betrachtung sich kundgibt. So ist die Religion eines Volkes immer dieselbe und doch in verschiedenen Perioden ihrer geschichtlichen Entwicklung verschieden. Erst als das Christentum in die Welt trat, hatte sich die aus ihren ursprünglichen Wohnsitzen mitgebrachte Volksreligion der Griechen ausgelebt. Völlig untergegangen ist sie auch in den christlichen Zeiten nicht.

§ 4. Homer.

Literatur. Wir erwähnen nicht die Uebersetzungen, welche nur das Verständnis der griechischen Klassiker Schülern und Gebildeten vermitteln wollen, von Homer gibt es aber eine Uebersetzung, welche philologische Genauigkeit mit literarischen Verdiensten vereinigt, die von J. H. Voss, der wir die neuere holländische von C. VOSMAER, wenn nicht gleich, so doch zur Seite stellen. Es gibt eine fast unübersehbare Homerliteratur, und die meisten Werke über die höhere Kritik oder über Realien berühren auch die Religion, dazu kommt eine Masse von Abhandlungen, Gymnasialprogrammen usw. Hier nennen wir bloss: W. HELBIG, Das homerische Epos aus den Denkmälern erläutert (2. Aufl. 1887); C. F. VON NÄGELSBACH, Homerische Theologie (zuerst 1840, die späteren Auflagen durch G. AUTENRIETH bearbeitet); den betreffenden Band von E. BUCHHOLZ, Die homerischen Realien: III, 1, homerische Götterlehre (1884), III, 2, die homerische Psychologie und Ethik (1885); R. C. JEBB, Homer, an introduction to the Iliad and the Odyssey (1887, auch deutsch); H. M. VAN NES, De homerica quaestione, quatenus mythologicis illustretur (1891); U. VON WILAMOWITZ, Homerische Untersuchungen (1884).

Mit Homer und Hesiodos, den ältesten schriftstellerischen Zeugnissen aus der Griechenwelt, treten das griechische Göttertum und der Götterkultus uns plötzlich ungefähr so, wie wir sie in geschichtlicher Zeit kennen, als etwas Fertiges entgegen. Dies veranlasste Herodot, diese beiden Sänger als die Erfinder der Göttergeschlechter und Götternamen zu betrachten, und die neuere Forschung verharrt noch immer mehr oder weniger auf diesem Standpunkt. Doch bezeichnen sie mehr den Abschluss als den Anfang einer Entwicklungsperiode.

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