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religiöse Kultur der Griechen hat sich unter dem Einfluss geistiger Bewegungen gestaltet, welche an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten aufgekommen sind. Das, was ihr wohl am meisten ihren Stempel verlieh, begegnet uns zuerst bei Homer, aber in einseitiger Entwicklung, mehr oder weniger als eine Sonderbildung, die nicht vollständig in das Spätere überging. Es fragt sich, in welcher Zeit, in welchen Kreisen der griechischen Welt, unter welchen Einflüssen die homerische Religion entstanden ist?

Auf diese Fragen werden wir bald zurückkommen. Bezeichnen wir nur noch den Standpunkt, von dem aus dieselben beurteilt werden müssen. Auch hier wiederum haben wir uns zu vergegenwärtigen, dass die homerischen Sänger die Taten eines halbgöttlichen Vorgeschlechtes verherrlichen, von dem sie sich durch Jahrhunderte getrennt wussten. Es klingt darin ein Ton tiefer Wehmut, wenn der Dichter bemerkt, dass ein Stein, den ein alter Heros mit der Hand fasst, nicht einmal von zwei Männern getragen werden kann, wie die Sterblichen jetzt sind" 1. Man könnte darüber zweifeln, wie weit der Dichter eine Welt ausmalt, die er wirklich kannte, und ob er nicht Anschauungen seiner eigenen Zeit in jene Heroenwelt hineingetragen hat, die für diese nicht im geringsten charakteristisch sind. Wir werden sehen, dass ein solcher Zweifel nicht berechtigt ist. Vorher aber noch einiges über Hesiodos, der im Altertum ebenfalls als ein Urvater der griechischen Religion betrachtet wurde.

§ 5. Hesiod.

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Literatur. Eine Reihe interessanter Abhandlungen enthält G. F. SchoEMANN, Opuscola Academica II, Mythologica et Hesiodica (1857).

Hesiodos aus Askra in Böotien war der älteste griechische Moralist und Theologe. Ausser seinen zwei Hauptwerken „Werke und Tage" (épya xai fuépa) und die „Theogonie" trägt noch ein Gedicht, der Schild des Herakles, Hesiods Namen; es ist aber für uns von geringer Bedeutung. Bedauernswert dagegen ist der Verlust der Eoeën, in denen die Mythen der Liebschaften der Götter mit sterblichen Frauen und die Söhne aus diesen Verbindungen als Stammherren berühmter Familien aufgezählt wurden.

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Die Werke und Tage" versetzen uns nicht in eine Götter- oder Heroenwelt, sondern mitten in die persönlichen Verhältnisse des Dichters. Dieser war in einem Rechtsstreit von seinem Bruder Perses, der die Richter, Könige", durch grosse Geschenke für sich gewonnen hatte, stark übervorteilt worden. Die kümmerlichen Verhältnisse, welche

1 II. V 33, XX 283, XII 383 444.

davon die Folge waren, quälen den Dichter nur sehr wenig. Er meint aber sowohl den Bruder als die Richter durch Ermahnungen auf den richtigen Weg bringen zu müssen und tut dies manchmal in parabolischer Form. Perses muss alle Versuche, sich durch Prozesse zu bereichern, aufgeben; durch schwere, unaufhörliche Arbeit hat er sich eine ziemlich gute Existenz zu erwerben. Denn das Leben haben die Götter für die Menschen, zur Strafe für den Feuerraub des Prometheus, nun einmal zu einem mühseligen gestaltet. Darauf erzählt der Dichter diese Geschichte, die auch in der Theogonie, freilich in etwas anderer Fassung, vorkommt. Prometheus hat der Menschheit das wohltätige Feuer geschenkt, das er ev xoiλų vάpex: entwendet hatte; als heilloses Gegengeschenk gab Zeus der Menschheit das Weib mit seinen verlockenden Reizen. Prometheus warnte noch vor dieser gefährlichen Gottesgabe, aber Epimetheus nahm die Pandora auf, welche sofort ein Fässchen öffnete, aus welchem aller Jammer sich über die Erde.ergoss; nur die Hoffnung blieb darin und wurde also der Menschheit bewahrt. Am traurigsten ist die Zeit, in welcher der Dichter selbst lebt; denn diese ist die letzte von fünf Weltaltern, die in ihrer Aufeinanderfolge eine stetige Abnahme des Lebensglückes bezeichnen. Wahre Glückseligkeit gab es nur im ersten goldenen Zeitalter. In diesem lebten die Menschen unter Kronos ohne Sorgen und Mühen, den Göttern gleich; nach einem glücklichen Leben war ihr Ende eher ein Einschlafen als ein Sterben; nach ihrem Tod wurden sie zu Dämonen, die als Wächter des Zeus der Menschen Handel und Wandel durchschauen, Reichtum austeilen, den Tugendhaften Segen bescheren. Die Dämonen werden hier zum ersten Male in der griechischen Literatur als eine besondere Klasse von Wesen genannt. Nach dem goldenen Geschlecht schufen die Olympier das silberne; die Menschen lebten wohl 100 Jahre lang als Kinder, glücklich, aber ohne Einsicht, dann kehrten sie sich in Uebermut (ößpic) gegeneinander und ehrten die Götter nicht, darum raffte sie Zeus hinweg. Auch sie sind selige Unterirdische geworden und empfangen Ehren, aber weniger als die Dämonen des früheren Geschlechts. Dann kam die kupferne Zeit: die Menschen waren furchtbar und kriegerisch, nährten sich von tierischer Nahrung und rieben sich in Kämpfen auf, um schliesslich ruhmlos zum Hades zu fahren. Das vierte Geschlecht war das der Heroen, der Göttersöhne, die bei Theben und Troja Ruhm erworben haben. Dort waren sie früh gefallen, aber Zeus hat sie in die seligen Inseln versetzt, ferne, wo der Okeanos strömt. Dort schenken ihnen Aecker und Bäume dreimal jährlich ihre Früchte, und sie führen ein herrliches Leben. Auch dieses Geschlecht lebt also nicht mehr auf Erden; der Dichter

steht im fünften Geschlecht; es ist die eiserne Zeit, in welcher Kummer und Sorge das allgemeine Los sind und die Götter den Menschen immer neues Elend zuschicken. Wohl sind auch in dieser schlimmen Zeit noch Gut und Böse gemischt, aber es droht eine immer düsterere Zukunft: der Tag wird kommen, wo alle Bande reissen und das Götterpaar Aldos und Népests die Erde für immer verlassen werden. Es ist deutlich, dass das vierte, nach keinem Metalle benannte Geschlecht der Heroen, der Göttersöhne, in diese Reihe von Geschlechtern, welche in moralischem Werte, wie in dem der Metalle, nach denen sie ihre Namen trugen, immer abnahmen, wie ein ganz fremder Bestandteil eingeschoben worden ist.

Der Dichter wäre glücklich, wenn er in einem Zeitalter wie dem fünften nicht zu leben hätte. Doch hat man sich das Leben so gut wie möglich zu gestalten. Und so rät er auch, sich vor Freveln zu hüten, die Götter zu ehren, dabei die zeremoniellen Bestimmungen nicht zu übertreten, auch keinerlei Versäumnisse sich schuldig zu machen: man opfere z. B. nicht mit ungewaschenen Händen und schneide sich beim Opfern die Nägel. Ferner hat man sich gute Freunde und Nachbarn anzulegen, sich nicht durch ein schwelgerisches Weib verführen zu lassen, für genügende, aber nicht zu zahlreiche Nachkommenschaft zu sorgen, seine ganze Habe nicht auf einen Kahn zu wagen usw. Auf diese Weise gelangt man zu genügendem Wohlstand, jedoch am meisten durch unaufhörliche Arbeit, zu der er nicht müde wird, den Perses zu ermuntern. Die Arbeit, die er sich denkt, ist die des Ackerbaues; dieser aber, wie das ganze Leben, bedarf einer genau abgemessenen Regulierung. Und nun folgt im zweiten Teile des Gedichtes dasjenige, von dem es seinen Namen hatte: es wird angegeben, was im Laufe des Jahres nacheinander zu verschiedenen Zeiten im Interesse einer richtigen Ackerbebauung verrichtet werden muss.

Ueber den Ursprung der Dinge nachzusinnen war sogar schon für Homer nichts ganz Ungewöhnliches. Er dachte sich die Welt aus den Wassern des Okeanos entstanden, der aber nach der gewöhnlichen Vorstellung ein mächtiger, die Erde umschlingender Strom war. Das Weltall aber war im wesentlichen das personifizierte Göttertum. Ursprung der Welt war Ursprung der Götter; die Kosmogonie war Theogonie. Den Okeanos nennt Homer „die Geburt der Götter“ 1. Ebenso wusste schon Homer davon zu erzählen, wie die Dynastie des Zeus, unter der man lebte, sich nach dem Sturz einer früheren, des Kronos und der Titanen, gegründet hatte. Die hesiodische Theogonie

1 II. XIV 210.

beschäftigt sich nun ausschliesslich mit diesen Fragen und eröffnet dabei eine viel weitere Perspektive in die Vergangenheit. Im Anfang war das Chaos, der gähnende, wohl den Urstoff der Dinge enthaltende Raum, darauf kam die Erde (Taiz), der Tartaros und die Liebe ("Epws). Aus dem Chaos entstanden Erebos und Nacht (Nó§), aus diesen wiederum Aether und Tag (Huépa). Gaia schuf den Himmel (Oupavóc). Erst dadurch waren die Grundelemente der Welt gegeben. Gaia und Uranos setzen nun das Zeugungswerk fort. Es entstehen die Titanen, deren jüngster, Kronos, die Kyklopen, die Hekatoncheiren, fünfzigköpfige und hundertarmige Wesen. Uranos nun verbirgt seine Kinder, die Titanen, innerhalb der Erde, ihrer Mutter. Die Mutter fordert die Kinder auf, sich zu befreien, und dem jüngsten, Kronos, gelingt es, den Vater mit einer Sichel zu entmannen. LANG1 hat unter Vergleichung mit einem Maorimythos dargetan, dass diese Erzählung nur verständlich ist als eine Umgestaltung einer auf niedriger Kulturstufe leicht entstehenden Vorstellung von einem uranfänglichen, befruchtenden Zusammensein des Himmels und der Erde, das unaufhörlich fortdauert, bis die zwischen den Eltern eingeschlossenen Erzeugnisse dieser Verbindung sich befreien, indem sie diese voneinander trennen. Dann aber erfolgen bei Hesiodos aus dem Bluttropfen des abgeschnittenen Gliedes wiederum neue Geburten; aus diesem selbst, nachdem er ins Meer hinabgefallen war, entstand Aphrodite. So gründete Kronos seine Herrschaft. Fortwährend werden neue Geburten berichtet. Aber auch der neue Herrscher ist grausam gegen seine Kinder, die er mit seiner Schwester und Gemahlin Rhea erzeugt hatte, denn es hatten ihm Gaia und Uranos die Weissagung erteilt, dass auch er durch eines seiner Kinder gestürzt werden würde. Daher verschlingt er sie nach der Geburt. Eines aber, Zeus, rettet die Rhea, indem sie dem Vater statt seiner einen Stein gibt. Nach einiger Zeit speit Kronos die verschlungenen Kinder und den Stein wieder aus; dieser wurde in Delphi aufgestellt. Darauf kommt Zeus zur Herrschaft. Er übersteht in der glücklichsten Weise den Versuch des Titanensohnes Prometheus, ihn zu betrügen, hat aber auch noch einen furchtbaren Kampf mit den alten Herrschern, Kronos und den Titanen (Titanomachie), zu überwinden. Zeus rief sogar die Hekatoncheiren aus der Unterwelt zu Hilfe. Schrecklich war der Zusammenstoss beider Mächte. Zeus schleudert seine Blitze. Es entsteht eine Art Weltbrand. Entsetzlich ist das Getöse. Schliesslich werden die Titanen unten im Tartaros eingeschlossen. Zeus hat noch mit einer Ausgeburt der Erde

1 Custom and Myth. S. 45 ff.

zu kämpfen, dem Typhoeus, einem Ungeheuer mit hundert Schlangenköpfen. Auch dieser wird besiegt und in den Tartaros geworfen. Es folgen wiederum viele Geburten, besonders vieler Kinder von Zeus mit mehreren Gemahlinnen. Es entsteht die olympische Götterwelt.

So ungefähr die hesiodische Theogonie. Das Hauptinteresse in ihr bildet der Sieg des Zeus über die Titanen, und dieser wird - was bei Homer kaum angedeutet ist als ein Sieg höherer Gesittung über rohe Naturgewalt betrachtet. War nun aber jene auch mit dem neuen Göttertum im Reiche des Zeus zur Herrschaft gekommen, so konnte das alte Titanengeschlecht doch noch nicht ganz beseitigt werden, denn es ist auch Träger der ewigen Satzungen, auf denen der Bestand der Welt und der Rhythmus des Zeitenlaufs beruht. Beachtung verdient, dass Hesiodos das Seitenstück der Titanomachie, die Gigantomachie, nicht kennt. Die plastische Kunst hat sie öfters dargestellt, so bereits im Giebel des Schatzhauses der Megareer in Olympia, aus dem Anfange des 6. Jahrh. und im Giebel des pisistratischen Athenatempels. Die berühmteste Darstellung ist die auf dem pergamenischen Zeusaltar aus dem 2. Jahrh.; diese Reliefs befinden sich in Berlin.

Die hesiodische Dichtung bezeichnet den Ausgang einer Kulturperiode in noch höherem Grade als die homerische. Man vermisste den geistigen Aufschwung, den neue Ideen, die intensive Lebenskraft und Lebenslust, die das Bewusstsein, höheren Zielen nachzustreben, zu schenken pflegen. Der homerische Grieche war aber noch fähig, mit der Seele in einer herrlichen Vergangenheit zu leben, für welche er noch fühlen konnte, als wäre sie ihm eine volle Realität. Für den hesiodischen dagegen verschwinden Freude und Glück immer weiter und weiter in eine unendlich lange, von der jetzigen völlig getrennte Vorzeit, und was für den homerischen das Höchste war, ein kriegerisches, heldenmütiges, schliesslich doch, wie jeder gewöhnliche Sterbliche, zum Hades fahrendes Menschengeschlecht, das setzte er nur in das dritte, kupferne Zeitalter. Man lebte vom traditionellen, geistigen Erbgut. Uebrig geblieben waren nur eine landläufige Alltagsmoral und konventionelle, innerlich tote Religiosität, die fast nur durch die Macht der Gewohnheit und eine kleinliche Eigennützigkeit, indem sie verschiedenen besonderen Zwecken zu dienen schienen, fortbestanden. Auch zahllose Vorstellungen über Götterwelt und Vorgeschlecht wurden aus früherer Zeit herübergenommen, grossenteils stark verblasst, nicht selten kaum mehr als ein Name. Man fühlte aber das tiefste Bedürfnis, dieses überlieferte geistige Besitztum gleichsam wissenschaftlich zu schichten und zu ordnen, was nach genealogischen Prinzipien geschah. Schon die homerische Götterwelt verdankt ihre Ein

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