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Achäertum. Der mächtige neue Trieb war der des Republikanismus. Man staunte noch immer die Taten der Vorfahren an, aber ritterliche Tugenden mussten jetzt das Gemeingut vieler werden. Die alte Männertugend, aber in höherer idealistischer Auffassung, war das, was von einem jeden, nicht nur von einigen wenigen Adeligen, ein Schaustück menschlicher Herrlichkeit machen musste. Man sollte vor den Augen von Göttern und Menschen voll rüstiger Kraft, körperlich schön und gewandt erscheinen; in den Bewegungen mussten sich Selbstbeherrschung, Mut und freie Gesinnung ausdrücken. Diesem Schönen musste man nur seiner selbst wegen nachstreben. Materieller Vorteil durfte niemals der Hauptzweck sein. Auch darüber dachte man nach, wie sich alle diese freiwirkenden Individuen doch zu einer Gesamtheit vereinigen könnten. Man fand die Möglichkeit auch hier in einem ästhetischen Prinzip: in der ευκοσμία „schöne Ordnung" oder ευνομία konnten alle freien Individuen harmonisch zusammenwirken. Doch entstand zugleich die Furcht, dass auch dieses Rittertum in gegenseitigen Kämpfen vergehen könnte. Die Gymnastik als wohlüberlegtes Mittel der Erziehung kam in Aufschwung. Olympia wurde ein Kampfplatz für Männertugend (apsty), die alle Hellenen dort in friedlichem Wettstreit erwerben konnten. Während der olympischen Feste herrschte ein Gottesfriede (Exɛyepia); ein schöner Friedensgedanke inmitten kriegerischer Zeiten, der aber wohl niemals zu grosser praktischer Bedeutung gelangte. Sparta wollte der Vorort republikanischer Freiheit sein; es schützte die freie Gemeinde gegen Tyrannen. Auch machte es in seinem peloponnesischen Bund den Versuch, ein umfangreicheres Hellenentum zu organisieren, wusste aber dabei nicht seinen eigenen Freiheitsgedanken zu wahren. Immer blieb die Ausführung weit hinter der Idee zurück.

Reicher und vielseitiger, nach gleichartigen Grundsätzen, aber doch in weit weniger strenger Auffassung gestaltete sich das äolische und ionische Leben. Hier fühlte man sich am meisten ganz Mensch. Hier genoss man des frohen Lebens, aber versank man auch in die tiefste Wehmut. In den Liedern ergossen sich die verschiedensten menschlichen Gefühle. Hier lag die Geburtsstätte der Demokratie.

In dieser Zeit, als das eigene Leben sich so schön und vielseitig gestaltete, wurde der Gegensatz zu fremden Völkern weit tiefer empfunden als in jener alten Ritterzeit. Man fühlte sich mit seinem hellenischen Wesen einem ganz anders gearteten Barbarentum gegenübergestellt. Der schärfste Gegensatz war der des monarchischen Orients und republikanischen Griechenlands. Es wurden jetzt auch manche alten Sagen vom Standpunkt des Kampfes zwischen hellenischer Sitte

und Barbarei betrachtet. Sogar die Götter kämpften im Gigantenkampf, den Hesiodos nicht erwähnt, gegen diese erdgeborenen Vertreter barbarischer Roheit. So wurden die Amazonenkämpfe, die Kämpfe von Lapithen und Kentauren, die Argonautenfahrt, auch die troischen Kriege betrachtet. Was muss es gewesen sein, als auch dieses hellenische Rittertum seinen Troierkampf erhielt! Durch die persischen Kriege erreichte die Entwicklung des Hellenentums seinen Höhepunkt.

Aber auch damals konnte sich die Idee des Panhellenismus nicht verwirklichen. Der delische Bund wurde eine attische Herrschaft. Der Kampf gegen das Barbarentum wurde im 4. Jahrh. grundsätzlich aufgegeben. Die Eroberung Asiens durch Alexander, wie bedeutsam auch in ihrer Folge, war nur das Zerrbild jener früheren Kämpfe. Man gab die Einheit auf, um die Freiheit zu wahren, aber auch diese wurde ein geistloses Phantom, das zu unterdrücken die römische Herrschaft sich kaum die Mühe nahm.

Wenden wir uns jetzt der griechischen Religion zu, wie sie sich in diesen geistig ziemlich eng zusammenhängenden mykenischen und hellenischen Perioden entwickelt hat.

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§ 7. Der Götterkreis.

Betrachten wir zuerst die einzelnen Göttergestalten, welche aus jenem furchtbaren Durcheinander der Vorzeit allmählich in den Vordergrund getreten sind und in den völlig geschichtlichen Zeiten das gewöhnliche griechische Pantheon bildeten. Kaum kann zu ihm Kronos gerechnet werden, doch genoss dieser, ungeachtet dass er nach der Erzählung von Zeus gestürzt worden war, noch immer ein gewisses Ansehen. Er wurde in alter Zeit, wie es scheint, öfters auf Hügeln verehrt und war ursprünglich ein Gott der Fruchtbarkeit und des Erntesegens, aber zugleich auch des Todes. Man dachte sich ihn wohl selbst verstorben und zeigte noch seine Gräber-, oder in Höhlen schlafend. In seinem Reiche im fernen Westen wohnten die Heroen alten Schlages auf den Inseln der Glückseligen. Ebenso war er der Herr der geringeren, in der Unterwelt eingeschlossenen, bisweilen aber zu Tage tretenden Seelchen, welche z. B., wie wir schon bemerkten, in Athen am Anthesterienfest bewirtet wurden. Mehrere Feierlichkeiten dieses Festes scheinen ursprünglich Kronos gegolten zu haben, an dessen Stelle erst später Dionysos eingesetzt worden ist. Als Erntegott feierte man ihn bei den Kronien auch in Athen mit ausgelassener Freude und zeitweiliger Emanzipation der Sklaven. Als Gemahlin wurde ihm eine Göttin Eileithuia zugesellt, ebenfalls Göttin der Fruchtbarkeit, beson

Chantepie de la Saussaye, Religionsgeschichte. 3. Aufl. II.

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ders der menschlichen Geburt. Der Zeuskult hat unzweifelhaft an manchen Orten den Kronosdienst zurückgedrängt, so z. B. in Olympia, wo ein Kronoshügel fast noch zum Zeusheiligtum gehörte, und dies mag veranlasst haben, dass man in den späteren künstlich zusammengesetzten Göttergeschichten von einer von Zeus gestürzten Herrschaft des Kronos und der Titanen, seiner Helfer, spricht, obgleich der Gedanke, dass die hesiodische Theogonie ein Stück wirklicher Religionsgeschichte darbiete, so dass erst Uranos, darauf Kronos, zuletzt Zeus der allgemein anerkannte Hauptgott wäre, mit Recht allgemein aufgegeben ist. In der Göttergenealogie hat man Kronos die Rhea als Gemahlin gegeben, wahrscheinlich eine kretische Lokalgöttin, die man mit der phrygischen Kybele vereinigte. Das bei Rhea vorkommende Motiv einer Göttermutter, die ihr Kind heimlich gebären und nach der Geburt verbergen muss, begegnet uns auch anderswo, so im Mythos von Leto, der Mutter von Apollo und Artemis.

Eine sehr alte Gottheit ist auch die oben bereits besprochene Herdfeuergöttin Hestia. In der Göttergenealogie galt sie als die älteste Schwester von Zeus und Hera. Sie ist das ewige Feuer, als eine Familien, Geschlechter, Städte und Staaten erhaltende Macht gedacht, bei dessen Erlöschen oder Befleckung man neues und reines zu entzünden hatte. Sie war, wie gesagt, auf dem Hausherde anwesend, sie war der Hausherd selbst. In historischer Zeit wird es in den vornehmeren Häusern wohl besondere Herdaltäre neben den gewöhnlichen Herden in der Küche gegeben haben. In mykenischer und homerischer Zeit befand sich der Herd im grossen Männersaale. Später gab es eine zovi Estía einer Stadt oder eines Staates, gewöhnlich in dem Prytaneion genannten Regierungslokal, das etwa als Haus des Staates galt. Ja es regte sich sogar insoweit das griechische Gemeinschaftsgefühl, als auch das gesamte Griechenland einen gemeinsamen Herd in Delphi bekam, κοινὴ Ἑστία τῆς Ελλαδος. So musste das durch die Perser befleckte Feuer in Plataiai nach Ausspruch des Orakels an der Hestia in Delphi neu entzündet werden. Ein ideeller Zusammenhang zwischen Kolonie und Mutterstadt wurde dadurch hergestellt, dass vom Herdaltar im Prytaneion des letzteren das Feuer für das neu zu gründende Prytaneion mitgenommen wurde. Im Kultus war diese Göttin, von der für das Wohlsein so viel abhing, hoch geehrt. Bei den Festmahlen erhielt sie die erste und letzte Spende, und ebenso wurde manchmal bei Gebeten, Spenden, Opfern und Eidschwüren mit der Hestia angefangen, ap' 'Eotias apyeola. Personifiziert wurde sie, wie schon bemerkt, sehr wenig, demgemäss trat sie auch im Mythos nur wenig hervor. Sie war eine jungfräuliche Göttin, wie das Herdfeuer selbst rein gedacht wurde. Ver

gebens freiten Poseidon und Apollo um sie. Zeus bewilligte ihr anstatt der Heirat grosse Vorrechte. Sie erhielt ihren Sitz inmitten des göttlichen Hauses auf dem Olympos, wie auch das Herdfeuer im alten Königspalaste in der Mitte des Männersaales stand; sie beanspruchte dort das Fett der Opfer, nahm in allen Tempeln der Götter an den Ehren teil, was auf jenes „mit der Hestia anfangen" anspielt; sie, die älteste Kronostochter, war den Sterblichen die älteste, ehrwürdigste Göttin. So in dem homerischen Hymnos an Aphrodite.

Ebenfalls Feuergott war Hephaistos, der hauptsächlich auf der vulkanischen Insel Lemnos verehrt wurde. Ebenso dachte man sich ihn auch beim Aetna. Er war vor allem Schmiedegott und der sizilische Vulkan und seine Umgebung galten als die Werkstätte von ihm und seinen Gesellen, den Kyklopen. Wie fast stets im Mythos, war er als Schmied eine listige, tückische Person. Er ist besonders der Gott des Kunsthandwerks, man könnte fast sagen der Kunst überhaupt. Die Wohnungen der Götter auf dem Olympos sind sein Werk. Auf die Bitte der Thetis verfertigte er die ausführlich von Homer beschriebene wunderschöne Waffenrüstung des Achilles. Auch seine Lahmheit ist ein bei andern Schmieden, hauptsächlich der indogermanischen Sage, wiederkehrender Zug. In Athen stand er mit der Stadtgöttin Athene in engster Beziehung und schützte mit dieser die Stadt; sein Tempel stand bei dem Markt. Die Sage hat sich sehr viel mit ihm befasst. Wir hörten schon, was Homer von seinem Verhältnis zu Aphrodite erzählt. Homer nennt aber auch Charis als seine Gemahlin. Nach andern, ebenfalls dem Homer bekannten Sagen, war er entweder von seinem Vater Zeus oder von seiner Mutter Hera von dem Olympos hinabgeworfen worden. Er stürzte in Lemnos nieder, wo er liebevoll aufgenommen wurde. Sehr bekannt war im Altertum auch die Erzählung, nach der er sich an seiner Mutter rächte, indem er ihr einen künstlichen goldenen Sessel zuschickte. Als sie sich darauf setzte, war sie gefesselt und niemand konnte sie lösen. So war man genötigt, ihn, den Ausgestossenen, nach dem Olympos zurückzuführen. Im Kult tritt Hephaistos nicht sehr stark hervor.

Ein edleres Gegenstück zu Hephaistos haben wir in Prometheus. Auch er ist ein Feuergott, auch er der Kunstfertige und Listige. Er war es, der dem Zeus zum Besten der Menschen das Feuer entwendet hatte, doch wurde ihnen seine Wohltat fast zum Unheil. Das ist die von Hesiodos erzählte Geschichte. In der späteren Dichtung wird Prometheus ein Repräsentant der menschlichen Selbständigkeit. So ist er bei Aeschylos der Gewaltige von edler Gesinnung, der sich in hochherzigem Stolz Zeus gegenüberzustellen wagt und sich eine Zeit

lang zu behaupten weiss. Doch hat sich der Dichter hier zu der mythologischen Vorlage ausserordentlich frei verhalten. Sowohl dem Prometheus als dem Hephaistos zu Ehren wurden, - was bei Feuergöttern nicht auffallen kann, Wettläufe mit Fackeln, λαμπαδοδρομίαι, abgehalten.

Neben der Hestia steht als ältere Schwester des Zeus die ebenfalls altehrwürdige Demeter. Sie ist eine Göttin der Vegetation und des Ackerbaus und hat als solche auch einen chthonischen Charakter. Als ihre Tochter galt das „Mädchen“, „Kore“, das auch als Todesgöttin Persephone aufgefasst wird. Als diese, so lautet der weitverbreitete Mythos, den wir aus dem berühmten Demeterhymnos kennen,

vom Unterweltsgott Hades geraubt ist, irrt die Mutter in tiefster Trauer durch alle Länder der Welt, um die Tochter wiederzufinden. Als darauf alle Fruchtbarkeit der Erde aufhört, wird Zeus gezwungen, sich der Sache anzunehmen. Es kommt ein Vertrag zwischen der Mutter und Hades, Pluto, zu stande, nach dem die Tochter die grösste Zeit des Jahres, wenn die Früchte reiften und die Erde sich mit herrlicher Vegetation schmückte, bei der Mutter bleiben, die übrige Zeit, d. h. die Wintermonate, neben ihrem Gemahl Pluto als Unterweltskönigin regieren sollte. Der Raub und die Rückkehr der Persephone wurden den versammelten Eingeweihten in Eleusis in dramatischer Aufführung vorgestellt. Dass dieser Mythos aber kein primitiver Demetermythos ist, darf man aus dem Umstand vermuten, dass Elemente dieser Erzählung in andern Demetermythen mit ganz anderer Motivierung, die einen ursprünglicheren Eindruck macht, auftreten. So wurde in Arkadien Demeter mit Poseidon in Verbindung gebracht: in der Nähe von Thelpusa, wo sie als Demeter-Erinnys verehrt wurde, in Phigaleia, wo sie padavý, „die Schwarze", hiess. Die Demeter-Erinnys nun wurde als Stute von Poseidon in Gestalt eines Hengstes überfallen und das Ross Areion wäre die Frucht dieser Vergewaltigung geworden. Die Trauer Demeters ist in diesem Legendenkreis ihr Unwillen über die Notzucht Poseidons. Die Demeter Melaine der Phigalier hat sich, aus demselben Grunde, beleidigt in einer Höhle auf dem Oelberge verborgen. Dort schenkt sie der Göttin Despoina das Leben und harrt unbeweglich in ihrem Verstecke, den Menschen alle Fruchtbarkeit vorenthaltend, so dass sie vor Hunger wohl gestorben wären, wenn nicht Pan zufällig die Höhle der Entflohenen entdeckt und den Göttern ihren Aufenthalt verraten hätte. In dieser Höhle befand sich noch zur Zeit des Pausanias ein hölzernes Bild von Demeter mit einem Pferdekopf, an dem ausser der Mähne auch Schlangen und andere Tiere angewachDen Namen Erinnys erklärte man mit Unrecht als die

sen waren.

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