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Reich der Phantasie übertragen. Bakchantinen, Mainaden waren nach der gewöhnlichen griechischen Vorstellung keine wirklichen Frauen, sondern dämonische Wesen, und ebenso waren männliche Verehrer, besonders die Satyrn, deren Bocksgestalt von jener Sitte, sich dem Gotte gleichzumachen, herrührt, zu mythischen Dienern des Gottes geworden. Ausser solchen traten noch andere Wesen, mit denen die griechische Phantasie schon früher die Wälder bevölkert hatte, zur Dienerschaft des Gottes hinzu, so die ionischen Silenen, so wenigstens später auch der arkadische Pan. In majestätischem Aufzug durchzog der Gott mit seinem Gefolge, seinem Thiasos, die Berge und Wälder; die Luft erschallte von verschiedenartiger Musik, allerhand Tänze wurden ausgeführt, von den ernsthaftesten bis zu den lächerlichsten Bocksprüngen. Die ursprüngliche Tierform des Gottes wurde nicht ganz vergessen; sein gewöhnliches Idol war aber der Herme, den man wohl auf ihn übertragen hatte, und die dichterische Phantasie gab ihm die verschiedensten Gestalten, eines Kindes, Jünglings, bärtigen Mannes. Fast kein Gott hat die Einbildungskraft der Griechen in dem Grade angeregt wie er. Noch in späterer Zeit schuf sie in einem Zug des bakchantischen Thiasos dorthin ein göttliches Prototyp für den Feldzug des Alexander nach Indien. In wie vielerlei Beziehung der Gott auf den griechischen Geist eingewirkt haben mag, lässt sich nicht ganz ermessen. Am mächtigsten gewiss bei der Entwicklung des Dramas und im Orphismus. Darauf werden wir zurückzukommen haben.

Diese etwa waren die Hauptgötter des griechischen Polytheismus in geschichtlicher Zeit. Dieser Polytheismus lag tief im Wesen des griechischen Geistes und er entsprach auch sogar wirklich gefühlten religiösen Bedürfnissen. Der Grieche wollte sein ganzes Leben gleichsam legitimieren, indem er es auf göttliche Vorbilder zurückführte, und so bedurfte er einer Götterwelt, so reich und vielseitig, wie sein eigenes Leben es war. Auch konnte er unmöglich ohne Götter leben. Erst dadurch, dass er auf Schritt und Tritt den Göttern begegnete, ward ihm die so innig gewünschte Seelenruhe zu teil. Die Zahl der Heiligtümer, Götterbilder, Kultmale, Altäre ist in der griechischen Welt staunenswert gross; überall war die Gottheit gegenwärtig. Es hatte der Monotheismus keinen schärferen Gegensatz als der griechische Polytheismus. Doch traten im Monotheismus gewisse geistige Tendenzen in kräftiger, wohlbewusster Form hervor, die doch auch dem am stärksten polytheistisch denkenden Geist nicht völlig fremd bleiben konnten. Insbesondere lag dem griechischen Geist viel an der Vorstellung eines wohlgeordneten Weltalls, und doch war bei einem so zersplitterten Göttertum die ganze Welt gleichsam mit zersplittert.

Man half sich, indem man die Götter in der bekannten Weise zueinander in verwandtschaftliche Beziehung setzte; so kam sogar eine einzige Götterfamilie zur Weltherrschaft. Aber ebenso suchte man eine Vereinigung der Götter in Kulten. An grösseren Heiligtümern war gewöhnlich fast das ganze griechische Pantheon vertreten, in Delphi, wie in Olympia, wo nach fester Ordnung an allen Altären monatlich einmal geopfert wurde. Auch hatten mehrere Götter zusammen einen Altar; besonders die zwölf Hauptgötter; einer der bekanntesten Zwölfgötteraltäre ist der von den Pisistratiden gegründete, auf der attischen Agora. Sogar für alle Götter" zusammen gab es Altäre und Heiligtümer und man betete zu „allen Göttern und Göttinnen". Hier haben wir ein polytheistisches Gegenstück zum Monotheismus. Dass den edelsten Griechengeistern, wie einem Aischylos, die wirklich monotheistische Idee nicht völlig fremd war, wurde schon berührt, und auch, wo man nicht zu einer einigermassen bewussten monotheistischen Vorstellung kam, da konnte der Geist in einem Augenblick der Begeisterung doch so von der Macht und Herrlichkeit eines einzelnen Gottes, besonders des Zeus, erfüllt werden, dass dabei alle andern Götter aus seinem geistigen Horizont verschwanden. Wenn der Grieche eine göttliche Wirkung andeuten wollte, ohne sie auf ein göttliches Wesen zu beziehen, sprach er noch immer vom dzipov, auch wohl sóc. Ebenfalls an das namenlose Dämonentum erinnernd, aber deshalb auch von tieferer religiöser Empfindung zeugend, ist der an mehreren Orten verehrte, unbekannte Gott", avшotos Oεóç.

Für das griechische religiöse Leben, das ein so tiefes Bedürfnis nach einem von Göttern erfüllten Weltall empfand, waren auch die niedrigen Götter, vor allem Heroen und Dämonen, von grosser Bedeutung.

§ 8. Heroen und Dämonen.

Bei Homer wird der Heroenkult nicht erwähnt, wir berührten dies schon, und ziemlich allgemein wird angenommen, dass dieser Kult erst in nachhomerischer Zeit aufgekommen sei. Doch bemerkten wir schon, dass dies, wenigstens soweit der Heroenkult ein Ahnenkult ist, unmöglich richtig sein könne. Weder in der grauen Vorzeit, noch in der Ritterzeit kann der Kultus am Grab unmittelbar nach der Bestattung für immer eingestellt worden sein. Es ist auch vollkommen undenkbar, dass man in der Zeit der Adelsherrschaft die Gräber der Vorfahren, die man so hoch verehrte, jemals vernachlässigt haben sollte. Das homerische Lied ist selbst ein Akt der Heroenverehrung. Was beweist es, dass in den homerischen Gesängen niemals der Fall von einem Heros, der wiederum seinen Heros verehrte, erwähnt wird?

Wenn man aber von Heroenverehrung spricht, so denkt man gewöhnlich an eine Verehrung, freilich nach der Art des Totenkultus, von einem halbgöttlichen Vorgeschlecht, wie er von der epischen Dichtung besungen wurde, von einer Art Untergöttertum, zu dem man nicht im entferntesten in Familienbeziehung zu stehen brauchte, und eine solche Heroenverehrung solle erst in der späteren, nachheroischen Zeit aufgekommen sein. Es hat auch diese Meinung nur in sehr grosser Beschränkung ihre Berechtigung. Jedenfalls kann auch dieser Heroenkult nur als eine Fortsetzung des Ahnenkultus früherer Zeiten betrachtet werden. Schon in den adeligen Stammbäumen der Ritterzeit kamen, wie wir wissen, viele Vorfahren vor, welche niemals gelebt hatten, Götter, welche ihre Götterwürde verloren hatten. Dass diese schon dem Heroentum den Charakter eines untergeordneten Göttertums verleihen mussten, versteht sich, ebenso dass ihre Heiligtümer sich nur ziemlich gewaltsam als Gräber von Vorfahren deuten liessen. Auch war gewiss schon in jener Zeit die Ahnenverehrung nicht eine Angelegenheit, die ausschliesslich nur die adeligen Geschlechter anging. Dies konnte schon deshalb nicht der Fall sein, weil diese Geschlechter doch den Landstrich, den sie regierten, vertraten und die vorväterlichen Schutzherren der Geschlechter auch die des Landstriches und seiner zugehörigen Einwohner waren.

Nun aber sind in der republikanischen Zeit die adeligen Geschlechter ausgestorben, in der Menge aufgegangen, oder doch ihrer politischen Bedeutung beraubt worden. Fälle, wo die Heroenverehrung wirklich die der eigenen Ahnen war, werden wohl immer seltener geworden sein. Es blieb aber diejenige, welche die Gemeinde, die Landesangehörigen den halbgöttlichen Landesherren aus der Urzeit zutrugen. So gehörten die Heroen in geschichtlicher Zeit mehr einem Volke, einem Staate, besonders Unterteilen eines Staates, als einem besonderen Geschlechte an. Es kam so weit, dass man sogar keine politische Verbindung ohne Heros denken konnte. So hatte z. B. Klisthenes für die von ihm selbst erdachten, gänzlich neuen zehn Phylen doch die unentbehrlichen, mythischen Ahnherrn zusammen zu suchen (510v.Ch.), ja es wurden dieStatuen derselben auf dem athenischen Markte aufgestellt. Bei alledem ging die Erinnerung, dass der Heroenkult eigentlich ein Totenkult war, niemals verloren. Kimon (465 v. Ch.) gründete in Athen einen Kult des Theseus. Selbstverständlich dachte damals niemand sich diese als den fortgesetzten Ahnenkult eines adeligen Geschlechts. Doch wurden die angeblichen Gebeine des Theseus aus Skyros nach Athen übergebracht. Auch die Kultformen, die Opfer z. B., blieben nach wie vor die des Totenkultus. Wie die Geister der

Verstorbenen, dachte man sich manchmal auch die Heroen in Schlangengestalt.

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Neben dem ritterlichen Ideal von Heroen, welche in übermenschlichem Kraftgefühl es sogar mit den Göttern aufnahmen, stand noch immer jene mehr ursprüngliche Vorstellung von den gerechten Ahnen als Helfern der Götter. Auch in der Sage lebte diese noch in deutlich erkennbarer Form fort. So bekämpfte Herakles den Hades, aber denselben Herakles sehen wir doch auch im Gigantenkampf, einem Seitenstück zu den indischen und parsischen Götterkämpfen mit bösen Mächten, an denen sich die gerechten Seelen als Helfer der Götter beteiligten, — als einen tüchtigen Bundesgenossen der Götter, und als Zeus mit den Typhon kämpfte, stellte sich Herakles der dem Vater zu Hilfe kommenden schlangenförmigen Tochter Echidna gegenüber. Auch die enge Verbindung, in der Athene zu Heroen wie Herakles und Perseus stand, weist auf eine Waffenbrüderschaft zwischen Göttern und Heroen zurück. So standen neben den Göttern der Städte deren Heroen und kämpften zum Schutze des Staates diese neben jenen. Götter und Heroen wurden in der Schlacht zusammen zu Hilfe gerufen. Nun hat es aber Götter niedrigeren Ranges gegeben, die sich, obgleich sie Heroen genannt wurden, im Kult sehr stark als Götter aufrecht erhielten und nicht, oder nur sehr locker, und wahrscheinlich mehr von der Volksdichtung als von der genealogisierenden Tätigkeit der adeligen Geschlechter selbst, in die adeligen Stammbäume eingereiht worden waren; es ergibt sich hier wieder, dass eben jenes Bilden von Stammbäumen nicht das ausschliessliche Interesse adeliger Geschlechter war. Das zu Heroen machen von Göttern geschah ebensogut in gesellschaftlichen Kreisen als ursprünglich die Festsetzung von Göttergestalten selbst. Manchmal wird zuerst die Volksdichtung einen Gott zum mythischen Ahnherrn von Geschlechtern gemacht haben. Auch haben adelige Geschlechter nicht selten Heroen, welche schon anderswo Heroen geworden waren, nachträglich auch als ihre Ahnherrn beansprucht. So konnte auch das zum Heros machen einer Gottheit in viel weiteren Kreisen geschehen als in denen einer Adelsherrschaft, sogar in dem Kreise eines so ideellen Verbandes wie der eines Stammes, ja fast in dem einer nur geographischen Zusammengehörigkeit, wie z. B. Pelops doch fast als der Heros der nach ihm benannten Halbinsel betrachtet wurde. Ein Heros konnte sogar fast eine gleiche allgemeine Anerkennung, wie einer der Hauptgötter finden, so besonders Herakles.

Es kann uns nicht wundern, dass es auch Heroen gab, bei denen das zum Heros machen nur sehr unvollkommen gelungen war, deren

ursprüngliche Götternatur manchmal deutlicher hervortritt als die heroische. Dies war mit dem auf seinen feurigen Rossen dahinstürmenden Brüderpaar der Dioskuren, den Göttern des gerade durchbrechenden Morgenlichtes, der Fall, von denen auch erzählt wurde, was völlig zu ihrer Lichtnatur stimmt, dass sie bald in der Unterwelt, bald unter den Lebenden weilten, im Grunde ebenso stark mythisch ausgestaltet und als Götter erkennbar, wie die Olympier selbst. Auch war ihre Verehrung beinahe so allgemein, wie die eines Hauptgottes; in Sparta hatten sie, wie wir wissen, ein altertümliches Idol. Diese wurden nun auch als echte Heroen in einen Stammbaum eingereiht; Tyndareos war ihr Vater, Helena ihre Schwester. Doch fielen sie immer ein wenig aus den Familienverhältnissen heraus. So fiel es bei Homer der Helena auf, dass sie ihre Brüder, die doch auch Schwäger des Menelaos waren, nicht unter den kämpfenden Griechen sah, und sie suchte dafür eine Erklärung1. Man begriff es hauptsächlich auch von Herakles schon im Altertum nicht, weshalb man ihn nicht zu den Göttern rechnen sollte. Seine feierliche Einführung in den Olympos wurde mehrmals abgebildet. Sein Kult war ganz allgemein. Doch hielt man merklich daran, ihm seinen Heroencharakter zu wahren: er sollte das Urbild des ganzen Heroentums sein. So gab es fast einen Wettstreit unter den fürstlichen Geschlechtern, ihn zu ihren Ahnen rechnen zu dürfen. Er war auch der Heros der Sage wie kein anderer; bekannt sind besonders die zwölf Arbeiten, die er im Auftrag des Eurystheus vollbracht haben sollte. Fast kein Gott hat die bildende Kunst in dem Grade inspiriert wie dieser Heros.

Kannte man also überall, wo die griechische Zunge klang, den Herakles, so haben die Dorier doch nicht ganz erfolglos versucht, ihn zu ihrem besonderen Eigentum zu machen. Ihre Fürsten galten als Herakliden. Als die Gymnastik, als wohlgeordnetes Mittel der Ausbildung, aufkam, wurde wiederum Herakles ihr Schutzherr. Für Olympia hatte er eine hohe Bedeutung; schon in uralter Zeit sollte er die olympischen Wettkämpfe eingesetzt haben. Sogar die Ionier, besonders die sich ursprünglich als Ionier betrachtenden Athener, haben die Notwendigkeit eingesehen, ihm ein ionisches Gegenstück gegenüberzustellen, den Theseus mit seinem Peirithoos, wie Herakles mit Jolaos; auch für Theseus wurde eine Zwölfzahl Arbeiten zusammengestellt, die alle mit der attischen Landesgeschichte zusammenhingen.

Dass die sog. chthonischen Götter, Götter, die nach der Art von Toten verehrt wurden, leicht selbst als Verstorbene aufgefasst werden

1 II. III 236 ff.

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