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konnten, versteht sich, und wir bemerkten schon, dass die chthonischen Heilgötter gewöhnlich als Heroen galten. Es wurde auch mit diesen der Versuch gemacht, sie in die heroische Sagenwelt einzuverleiben. Amphiaros, der böotische Heilgott, dessen Heiligtum + 420 von Thebe nach Oropos in Athen, an der Grenze Böotiens, verlegt wurde, wurde einer der berühmtesten Helden aus dem thebanischen Sagenkreis. Trophonios, der Höhlengott von Lebedaia in Böotien, wurde ein sagenhafter Erbauer von Schatzhäusern, Tempeln und andern Gebäuden, zusammen mit seinem Kultgenossen Agamedes. Asklepios, der ursprünglich in Thessalien zu Hause war, aber besonders in Epidauros berühmt wurde, hat man ganz wie einem Heros einen Gott, Apollo, als Vater und eine sterbliche Frau, meist Koronis genannt, als Mutter gegeben; seine Söhne Machaon und Podalirios erscheinen als Aerzte vor Troja. Andere Heilheroen waren der Heros Jatros in Attika und jener Amynos, dessen Priester auch Sophokles war, der am Westabhange der Akropolis sein Heiligtum hatte, das jetzt ausgegraben worden ist. Diese alle hatten aber einen so eigentümlichen Kultus, ein so ganz eigenes Wesen, dass sie niemals völlig im gewöhnlichen Heroentum aufgingen. Sie zeichneten sich besonders durch ihre mantische Gabe und ihre Heilkraft aus. In Amphiareion zu Oropos legte man sich sowohl in Erwartung göttlicher Offenbarungen, als einer Genesung von Krankheiten zum Schlafen nieder; das eine wie das andere geschah in Träumen. Gleichartiges, wenn auch nicht völlig gleiches, geschah in Lebedaia, wo man unter vielen geheimnisvollen Zeremonien, um das Orakel des Gottes einzuholen, in eine Schlucht hinabstieg. Das berühmte Asklepiosheiligtum zu Epidauros war ein sehr umfangreicher heiliger Wald, in dem Tempel und viele andere Gebäude standen; viele heilige Tiere streiften in ihm umher. Die Kranken legten sich im Abaton, einem ummauerten offenen Raum, nieder. Die Genesung erfolgte dadurch, dass der Gott ihnen im Traum erschien. Dieser Asklepios erreichte fast den Rang eines griechischen Hauptgottes. Nach der grossen Seuche im Anfang des peloponnesischen Krieges wurde der Gott nach Athen übergeführt (420 v. Ch.). Stücke einer diesbezüglichen Urkunde sind noch erhalten. Er bekam ein Heiligtum am Südabhang der Akropolis und als Tochter wurde ihm hier in Athen die Hygieia zugesellt. Wahrscheinlich waren es attische Künstler, welche zuerst den bekannten, dem Zeus sehr ähnlichen Asklepiostypus geschaffen haben. Ein berühmtes Heiligtum hatte der Gott in Kos, dem Vaterlande des Hippokrates.

Die Herosidee war, dies hat sich deutlich gezeigt, durchaus nicht auf das ritterliche Heroentum der epischen Lieder, das eines für

immer untergegangenen halbgöttlichen Vorgeschlechtes,beschränkt, und so konnte man sich auch noch sehr gut vorstellen, dass auch kürzlich Verstorbene, mit welchen man selbst noch zusammengelebt hatte, zu dem Heroenrang erhoben wurden. Dies aber war eine Nachwirkung jener uralten Vorstellung einer Totenaristokratie von gerechten Geistern. So sang man in einem bekannten Skolion 1 von den Tyrannenmördern Harmodios und Aristogeiton, welche nicht gestorben waren, sondern auf den Inseln der Glückseligen fortlebten. Heroisierung verstorbener Menschen war ziemlich allgemein; sie bekamen ein Tempelchen, Heroon, und Kulte. Beispiele sind, ausser den Tyrannenmördern, die bei Plataiai Gefallenen, der Spartaner Brasidas, der im peloponnesischen Kriege umkam, recht viele berühmte Athleten, der Dichter Sophokles, der als Heros Dexion hiess usw. Ja die Grenzen zwischen der Aristokratie und der gewöhnlichen Geistermenge verwischte sich sogar ziemlich leicht. Der Name Heros wurde manchmal für einen jeden Toten gebraucht.

In einer Ideenwelt, wie diese, suche man keine scharfe Präzisierung und Trennung der Begriffe. Wie unterschieden sich Heroen und Dämonen? Wir wissen, dass sie ihrem Ursprung nach grundverschieden sind, doch sind sie allmählich einander ziemlich nahe getreten, wenn auch das Bewusstsein ihrer Verschiedenheit immer blieb; wenn man ans Systematisieren ging, war man geneigt, die Dämonen zwischen Heroen und Göttern einzuschalten. Nun wurde aber der Geist eines Verstorbenen auch wohl Daimon genannt, und konnte daher Daimon und Heros schon so als dasselbe erscheinen. Dies mag daran gelegen haben, dass, wie wir wissen, sich unter jenen ursprünglichen Schreckenswesen auch Geister von Verstorbenen befanden. Bereits wurde aber bemerkt, dass uns bei Hesiodos auf einmal ein. ganz anderes Dämonentum begegnet als das ursprüngliche: es sind die Dämonen eine Art Mittelwesen geworden, Helfer der Götter bei der Weltregierung. Dies muss das Resultat einer langen, vorangehenden Entwicklung gewesen sein. In der Zeit, als das persönlich ausgestaltete Hauptgöttertum und daneben das Heroentum aufkamen, die himmlischen Beschützer höheren und niedrigeren Ranges, bei denen die Seele ihre Ruhe finden konnte, da musste, wir berührten dies schon, die Furcht vor dem Dämonentum sich stark gemildert haben. Doch blieb dieses noch immer eine Macht, mit der man sich auseinanderzusetzen hatte, und dies geschah dadurch, dass man überwiegend nur an gute Dämonen zu denken anfing und diesen eine Mit

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1 BERGK, Poet. Lyr. III 1290.

telstellung in der Weltregierung gab. Es kann dies fast nur nach Analogie des zur selben Zeit, besonders als Untergöttertum sich gestaltenden Heroentums geschehen sein, wobei jedoch jene uralte Vorstellung der Heroen als Helfer der Götter aufs neue so stark hervortritt.

Doch behielt auch dieses Daimonentum noch viel von seinem ursprünglichen Charakter. Es waren auch diese Dämonen noch immer Götter der eigenen, individuellen Empfindung, und in diesem Sinne konnte Heraklit sagen: „, des Menschen Gemüt ist sein Daimon". Ganz im ursprünglichen Dämonenglauben begründet ist denn auch, wie wir wissen, — die Vorstellung von einem Dämon als geistigen Doppelgänger des Menschen, welcher bekanntlich durch Sokrates zur Berühmtheit gelangte. Ebenso blieben die Daimonen namenlos; möge man bisweilen auch z. B. von einem 'Aλástop „Frevel rächenden“ oder einem Ayatodaiuwv guten Daimon" gesprochen haben; sie blieben immer mehr übernatürlicher, unbestimmbarer Natur, man könnte fast sagen, mehr wirklich göttlich als die Götter, als deren Diener sie galten. So boten sie dem griechischen Geiste ein Element neben dem offiziellen Göttertum, in dem sich das spontane, innigere religiöse Gefühlsleben freier bewegen konnte. Seit Pythagoras hatten für das tiefere Geistesleben der edelsten Gemüter, die Dämonen man sprach auch von to dapóvtov die höchste Bedeutung. Wir nannten schon den Namen des Sokrates; in der platonischen Schule brachte besonders Xenokrates die Dämonenlehre zur Ausbildung. So erhielt das Dämonentum bei den Griechen immer eine tiefere Religiosität aufrecht, blieb es auch verhängnisvoll, dass diese nur an untergeordneten Wesen, nicht an den Göttern, die am meisten die Idee der göttlichen Allmacht vertraten, seinen Anschluss fand. Erstaunlich aber ist die Lebenskraft solcher uralter Gefühle. Als im späteren Heidentum die herrlichen Göttergestalten Griechenlands zu leeren Schattenbildern herabgesunken waren, da war es nicht zum wenigsten jenes Daimonion, das den nach dem Göttlichen dürstenden Seelen in dieser geistlichen Verödung Trost bot. Haben die lebensmüden Menschen jener Periode übersättigter Kultur wohl jemals bedacht, dass es im Grunde eine Konzeption ihrer barbarischen Vorfahren aus unvordenklichen Zeiten war, der sie diese Wohltat verdankten?

δαιμόνιον

Wir hätten das Wesen des griechischen Dämonenglaubens nicht erkennen können, wenn es sich nicht zugleich in seiner Urform, von umherspukenden bösen Gespenstern, erhalten hätte, und so ist es erklärlich, dass sogar in der späteren Zeit, als das Dämonentum die innigsten religiösen Bedürfnisse befriedigte, die detatcapovía gewiss

manchmal als dasselbe wie die soosßeta, nicht selten aber doch als ein unvernünftiger Aberglauben, als eine kindische Gespensterfurcht galt.

§ 9. Mantik und Orakel. Offenbarung und Glauben.

Die Götter waren Retter und Helfer der Menschen, sie waren auch ihre Ratgeber. Die Mantik des späteren Griechentums ist im grossen ganzen die des Homer, und so wie diese, in mancher Hinsicht, dieselbe wie die der frühesten Urzeit. Unzweifelhaft wird man schon in dieser auf zufällige Laute, das Niessen z. B., geachtet haben, ebenso auf Wörter, die absichtslos gesprochen, plötzlich, z. B. durch irgend ein zufälliges Zusammentreffen, eine bestimmte Beziehung zu bekommen schienen, auch auf Zeichen wie Donner, Blitz, Meteorsteine, Erdbeben u. dgl. Ebenso war der Glaube, dass die Götter sich in Träumen offenbarten, ein uralter; am wenigsten war, wie schon bemerkt, die Vogelschau eine Erfindung späterer Zeit. Die Götter gaben ihre Offenbarungen aus eigenem Antrieb; der Mensch aber konnte dieselben gewissermassen auch selbst herbeiführen. Man bat um Zeichen. Besonders aber schien das Opfer, wodurch man die Götter günstig zu stimmen hoffte, auch wohl die Gelegenheit zu bieten, über deren Gesinnung etwas zu erfahren. Sehr allgemein war die sog. Hieroskopie, das Wahrsagen aus den Eingeweiden des geopferten Tieres, das, wie schon gesagt, bei Homer wahrscheinlich nicht erwähnt wird. Auch konnte manches, was bei den Opfern vorfiel, z. B. ob das Tier willig zum Altar ging oder davonlief, für gute oder üble Vorbedeutung gehalten werden. In den Kriegen wurden Opfertiere eigens zum Zweck der Weissagung mitgeführt, opáva, um vor wichtigen Entscheidungen geopfert zu werden.

Genau wie bei Homer, waren auch in geschichtlicher Zeit das Beobachten, Herbeiführen und Deuten der Zeichen eines jeden Mannes Befugnisse, wobei man aber die Beihilfe Sachverständiger, Vogelschauer, Traumdeuter u. dgl. meistens nicht missen konnte. Auch die Stellung des sog. pávtę war dieselbe wie bei Homer, z. B. des Kalchas. Es gab auch Geschlechter derartiger, den Göttern nahestehender Männer, z. B. die Jamiden und Klytiaden in Olympia. Das Ansehen eines páva konnte sehr gross sein, wie das eines Kalchas und eines Teiresias der Sage, oder das eines Lampron in der aufgeklärten attischen Demokratie des 5. Jahrh. Wir sehen ihn im Auftrag des Volkes bei einer Organisation des eleusinischen Heiligtums, welche besonders das Darbringen der Erstlingsgaben betraf (440), tätig; er war der als erster genannte Bevollmächtige Athens beim Abschluss der Friedensverträge von 421; als Vertrauter des Perikles Chantepie de la Saussaye, Religionsgeschichte. 3. Aufl. II.

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hatte er einen besonderen Anteil an der Gründung der Kolonie Thurioi.

Von alters her gab es auch bestimmte Institute von Weissagung. Besonders die chthonischen Götter waren Orakelgötter; die Orakel des Amphiaraos und Trophonios wurden schon erwähnt, auch Delphi war eine chthonische Orakelstätte der Gaia, bevor Apollo dort seine Herrschaft gründete. Hochaltertümlich ist aber auch das Orakel des Himmelsgottes Zeus in Dodona in Epiros, das ebenfalls schon erwähnt wurde. Merkwürdig ist, dass auch ein ausländisches Orakel schon seit dem 7. oder 6. Jahrh. sich eines hohen Ansehens in Griechenland erfreute, das des ägyptischen Ammon in der libyschen Wüste; in Griechenland sprach man von Zeus-Ammon. Alle aber überragte weit an Ansehen und Bedeutung das des Lichtgottes Apollo in Delphi. In dem Adyton, in oder bei dem Tempel, stand über einem Schlunde ein grosser vergoldeter Dreifuss, auf dem ein Sitz für die Seherin, die Pythia, angebracht war. Durch Dünste, welche aus dem Schlunde aufstiegen, wurde die Pythia in einen Zustand der Ekstase versetzt, und die Laute, welche sie dabei ausstiess, waren die Zeichen, nach denen die Priester weissagten. Andere mehr oder weniger berühmte Orakelstätten gab es in Olympia, im Branchidenheiligtume bei Miletos usw. Der Grieche konnte sich kein Leben ohne Orakel denken. Sammlungen von Orakelsprüchen, angeblich entweder von bekannten Orakelstätten oder von berühmten Sehern, kamen häufig vor.

Was nun den allgemeinen Charakter der hellenischen Mantik betrifft, so erkennen wir diesen am besten aus den Fragen, welche den Göttern gestellt wurden. So fragt auf den Bleitäfelchen, die bei den Ausgrabungen zu Dodona gefunden worden sind, einer den Zeus, wer ihm sein Polster gestohlen habe, ein anderer, ob das Kind, mit dem seine Gattin schwanger sei, wirklich von ihm sei, ein dritter, ob Schafzucht ihm Gewinn bringen würde usw. Wir lernen hier wiederum den echten flachen griechischen Alltagsmenschen kennen, der uns schon bei Hesiodos begegnete. Selbstverständlich waren nicht alle Fragen so kleinlich. Chairephon fragte in Delphi, ob es einen Weiseren gebe als Sokrates. Man befragte die Orakel bei den wichtigsten Entscheidungen des Lebens; es taten dies sowohl Privatpersonen als Staaten; diese z. B. kamen mit Fragen über Krieg und Frieden, Kolonisation, Gesetzgebung und neue politische Organisation vor die Götter. Jedoch war die Mantik immer das Mittel, um etwas, was man nicht wusste, zu erfahren; auf die Zukunft bezog sie sich nicht ausschliesslich; man suchte bei ihr auch Befriedigung für die gewöhnlichste Neugier. Das Charakteristische der göttlichen Offenbarung bei den Grie

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