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vollzogen wurden; auch wird dies bei verschiedenen Individuen verschieden gewesen sein. Im allgemeinen aber entwickelte sich der griechische Geist gerade in entgegengesetzter Richtung als z. B. der der stammverwandten Inder, bei denen das Zauberwesen, immer mehr systematisch ausgebildet, für das religiöse Leben auf höherer Kulturstufe eine überwiegende Bedeutung bekam. Es waren denn auch die zahlreichen, ursprünglich auf Zauber zurückgehenden Kultgebräuche dem aufgeklärten Hellenentum so ziemlich unverständlich geworden. Sie hatten einen ganz konventionellen Charakter angenommen und Sinn und Bedeutung musste für sie erst gesucht werden. Auch für symbolische Deutung fehlte den Griechen der rechte Sinn, sie neigten, wie wir wissen, am meisten dazu, alles geschichtlich aufzufassen. Es sind nun die heiligen Handlungen, welche die Griechen popeva nannten, nichts anderes als ehemalige Zauberakte oder halbverständliche fetischistische Kultgebräuche, und wenn nun mit diesen in einem Zuge λéroua erwähnt werden, so könnten letztere wohl nur unverständlich gewordene Zaubersprüche gewesen sein. So war die schon erwähnte Umherführung einer Regen erweckenden Amphora ein δρώμενον. Ein δρώμενον war auch das Beilager der Basilinna mit Dionysos, was ursprünglich nur als ein Mittel, die phallische Kraft des Gottes zu erwecken, gedacht sein kann, ein opóμevov, um auch einen mehr deutlich fetischistischen Kultgebrauch zu nennen, freilich sind Fetischismus und Zauber nicht zu trennen, war jene Waschung des Athenabildes an den Plunterien. Das Rind, das bei den attischen Buphonien erst mit vielen Zeremonien getötet, darauf gleichsam wieder neu belebt wurde, indem man die Haut mit Heu ausstopfte und an einen Pflug anjochte, galt ursprünglich als die Verkörperung eines Vegetationsgeistes, und ursprünglich sollte dieses popevov Dürre und Hungersnot abwehren. Später, als man den wahren Sinn solcher Kultgebräuche nicht mehr verstand, ersann man eine ätiologische Legende, welche die Einsetzung dieser Gebräuche auf ein vorausgesetztes geschichtliches Ereignis zurückführte. So wurde z. B. in Delphi die sog. Charilapuppe erhängt. Dies war ursprünglich ein Mittel zur Beschwichtigung böser, die Ernte bedrohender Einflüsse. Später nun, als dieses opóμevov in seiner ursprünglichen Bedeutung nicht mehr verstanden wurde, erzählte man, dass die Charila ein Waisenkind gewesen sei, das in voralter Zeit, als Hungersnot im Lande herrschte, beim König an der Tür um Brot gebeten, aber statt dessen Schläge bekommen und sich darauf in Verzweiflung erhängt hätte. Nun aber wurde die Hungersnot noch ärger und ein Orakelspruch verlangte vom König, den Geist jenes Mädchens zu versöhnen;

dies geschah durch das opópevov, das man wunderbarerweise als Totenfeier deutete.

Zu dieser Klasse von Kultgebräuchen gehören, wenigstens stehen mit ihnen in engstem Zusammenhang, zwei Arten von Festfeiern, welche für die hellenische Kultur in hohem Grade charakteristisch geworden sind, das dionysische Drama und die Wettkämpfe. Sie verdienen eine besondere Besprechung.

§ 11. Das griechische Drama. Die Kampfspiele.

Aus dem am Ende des vorigen Kapitels gegebenen Beispiele lässt sich die Art der sog. popsvz genügend erkennen. Ein alter, weitverbreiteter Irrtum identifiziert dieselben mit dem eleusinischen opâμa pvotixóv. Damit wird dem Worte eine viel zu enge Bedeutung beigelegt. Wie wir aber bei der Besprechung des Dionysosdienstes gesehen haben, kam der Mensch, indem er durch eigene Tätigkeit die Gottheit zur Handlung anzutreiben suchte, leicht dazu, sich selbst gleichsam an deren Stelle zu setzen, was man von ihm erwartete, selbst zu verrichten, was die Gottheit erfuhr, selbst zu erfahren. Apáμata, mimische Nachahmung göttlicher Handlungen und Erlebnisse, gehörten zu den opóμeva, deren Begriff aber noch zahlreiche andere Handlungen umfasst.

Nun hat aber das papa, die mimische Darstellung im Kultus, im Laufe der Zeit im Dionysosdienst eine tiefeingreifende Umgestaltung erfahren. In der bakchischen Begeisterung, unter Tanz und Musik, vereinigte sich der Verehrer so eng mit der Gottheit, wie fast in keinem andern griechischen Kulte. Der Satyr war, wie bemerkt, ursprünglich der dem auch wohl als Bock gedachten phallischen Gott ähnliche bocksgestaltige Verehrer. Später wurden solche Satyrn mehr als die dämonischen Diener der Gottheit gedacht. Es wurde nun das Bakchoslied, der Dithyrambos, wenigstens im Peloponnesos, von Satyrchören gesungen; wohl nicht mit Unrecht hat man schon im Altertum den Namen paydia, Bocksgesang, davon abgeleitet. Dieses Lied muss, solange man darin das Leiden des zerstückelten Gottes mit erlitt, ein Trauerlied gewesen sein, war aber der Gott zum neuen Leben erwacht, so schlug die Stimmung ganz in die entgegengesetzte um und man gab sich der ausgelassensten Freude hin. Nun hat aber Sikyon im 7. Jahrh. das Beispiel gegeben, die Erlebnisse des Gottes durch die der Heroen zu ersetzen, wie man diese aus den Heldensagen kannte. Der Umschlag aber von Trauer zur Freude blieb, und hatte das Satyrkostüm der Choristen seinen Sinn verloren, so blieb dieses doch bei der travestierenden Darstellung einer Heroengeschichte, der „,scherzenden Tra

gödie", wie man im Altertum gesagt hat, die demnach den Namen Satyrdrama behielt, das Lustspiel, welches als der Rückschlag des Freudebedürfnisses des Menschengeistes der langdauernden Vorführung im vorangehenden Trauerspiel folgte. Merkwürdigerweise blieb nun der Name Tragödie doch dem Trauerspiel bewahrt. Auf attischem Boden wurde dann die eigentliche Handlung, das Abbild der darzustellenden Begebenheit, einem, später mehreren Schauspielern übertragen; dem Chore blieb hauptsächlich nur der Ausdruck der subjektiven Teilnahme und der Gemütsstimmung von Zuschauern, welche bei den Vorgängen als Mitlebende interessiert waren, oder gar als mehr unmittelbar Beteiligte denselben in irgend einer Weise nahe standen.

So ungefähr hat man sich die Entwicklungsgeschichte des griechischen Dramas zu denken. Freilich herrscht über diese Frage noch immer grosse Meinungsverschiedenheit. Doch hätte nicht bezweifelt werden sollen, dass sich das dionysische Drama ursprünglich auf die Leiden des Gottes bezog. Anderseits lässt sich auch nicht behaupten, dass von diesem das Drama des 5. Jahrh. in gradliniger Entwicklung herstamme. Der Sprung, der einst in Skyon gemacht wurde, ist sehr bezeichnend. Das Interesse an dem Leiden des Gottes wird sich im Laufe der Zeit fortwährend auf engere Kreise beschränkt haben, zuletzt wohl hauptsächlich auf die der Orphiker. Nun ist aber der mimetische Trieb, auch ausser jedem Zusammenhang mit der Religion, ein sehr mächtiger, tief in der menschlichen Natur begründeter, und in der hellenischen Zeit, als man so mit voller Seele in irdischen Verhältnissen lebte und webte und auch das Interesse tür alles Menschliche stark in den Vordergrund trat, lässt es sich denken, dass man auf einmal ein im Grunde weltlich gedachtes Drama für jenes religiöse, für das man kaum noch etwas fühlte, einfach substituierte. Doch blieb auch dieses neue Drama zur dionysischen Festfeier gehörig, es wurde, obgleich keinem religiösen Bedürfnisse entsprungen, ein Kultakt, und dies entspricht wiederum ganz der hellenischen Denkart, die, indem sie das Göttliche zum Menschlichen herabdrückte, doch auch das Menschliche in die Sphäre des Göttlichen erhob. Auch wird die Tiefe der Empfindung, mit der man sich nicht begnügte, äussere Vorgänge anzuschauen, sondern fremde Erlebnisse mitzuerleben wusste, in der Schule des bakchischen Orgiasmus gelernt worden sein.

Von grosser Bedeutung war, wie wir wissen, in den bakchischen Kulten auch der heilige Phallos, ein geeignetes Zaubermittel, um die Zeugungskraft der Natur immer aufs neue zu beleben. Wenn dieser

wieder einmal seine heilsamen Wirkungen ausüben sollte, war die Freude allgemein. In den lustigsten Trinkgelagen genoss man in reichlichem Mass die besondere Gabe der Gottheit. In mächtig aufwallender Lebenslust ergoss man sich in Possen und Scherzen, führte man Tänze auf, trat man einander vermummt entgegen, indem man verschiedenfarbige Gewänder umgeschlagen, Masken angelegt, oder doch dicke Blumenkränze über das Gesicht herabgezogen hatte. Dann aber wurde der Phallos nach aussen geführt. Ein grosser Menschenschwarm folgte. Voll Ehrfurcht ertönte das Phalloslied, paλλná. Mit hoher Begeisterung begrüsste man das heilige Objekt, dessen Wirkung man soviel Heil und Glück verdankte, und beim Umzug setzten Scherz und Posse sich fort; man tanzte und scherzte; zahllose Witze flogen umher; Spottlieder, welche bekannte Persönlichkeiten oder Umstände betroffen haben mögen, wurden gesungen, oder man wählte in ausgelassenstem Mutwillen eine beliebige Person, die gerade in den Weg trat, ohne jeden näheren Anlass als Zielscheibe seiner Spottsucht. Die priesterlichen Diener, welche bei solchen Feiern funktionierten, hiessen Phallosträger, φαλλοφόροι oder ιθύφαλλοι, und solche Aufzüge trugen genau den Charakter der zopo: des Alltagslebens, wobei lustige Zechbrüder, nachdem sie von ihrem Trinkgelage aufgebrochen, in ausgelassenster Ungebundenheit auf Strassen und Wegen umherschwärmten. So wurde auch der Name zopos und zwpqdío auf die bakchische Feier übertragen.

Besonders scheint sich diese Kultform im Peloponnesos ausgebildet zu haben. Dort trugen die Phallophoren oder Ithyphallen ein fleischfarbiges Trikot, worunter Bauch und Gesäss stark ausgepolstert waren, und ausserdem einen von aussen angebundenen grossen, ledernen Phallos. Dies erklärt wohl den Namen Ithyphallen. Ursprünglich waren diese auch wohl Verehrer, welche sich in der äusseren Erscheinung dem Gotte mehr oder weniger ähnlich gemacht hatten. Hier dachte man sich den Gott doch wohl besonders als phallisches Wesen. Genau wie bei den Satyrn wurden auch hier die dem Gotte ähnlichen Verehrer zu einer dämonischen Dienerschaft des Gottes gemacht und dann wurde umgekehrt diese wahrscheinlich sehr bald für das Vorbild ersterer, der Ithyphallen und Phallophoren, gehalten. Als nun aber der richtige Sinn, um Zauberwirkungen zu erkennen, bei den Griechen sich stark abzuschwächen anfing, wurde die Fastenabendfreude des zopos immer mehr das Wesentlichste jener Feier, wie auch der Gott selbst immer mehr Komosgott und seine Gefolgschaft, Thiasos, immer mehr jenen irdischen religiösen Komastenzügen gleich wurde. Dies war wohl ein Einfluss, - eine andere Deutung scheint unmöglich, —

welcher, von dem Kreise jener Komos feiernden ausgehend, sich fast über das ganze Gebiet der auf den Gott bezüglichen Vorstellungen erstreckte. Der zopos oder zopædix wurde nun auch eine regelmässige skenische Aufführung, neben der sich wohl immer noch Komastenzüge älteren Schlages erhielten. Die Komödie ging aus dem peloponnesischen Stammland nach den sicilischen Kolonien, drang ebenfalls nach Attika durch. Dort aber bekam in der Mitte des 5. Jahrh. das bakchische Komoslied eine ausschliessliche Beziehung auf das politische Leben; es wurde so der aufstrebenden Demokratie ein Organ für freie, gar in der Herabwürdigung jedes anerkannten Rufes sich fallende Kritik, welche ganz im Wesen derselben liegt. Aber auch die Komödie eines Kratinos und Aristophanes machte einen Teil der religiösen Feiern aus; die Schauspieler trugen immer noch das Kostüm der peloponnesischen Ithyphallen. So passte sich jene uralte Kultform sogar den Bedürfnissen einer damals so modernen und stark weltlichen Geistesrichtung, wie der der attischen Demokratie, an. Die spätere neue Komödie trug ganz den Charakter unseres Lustspiels.

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Da man Götter und Verstorbene bei den Opfern speiste, den Göttern Kleider brachte, Geschenke darbot, sie durch Waschungen pflegte, können uns auch Spiele unter den Kultmitteln nicht auffallen. Die Adeligen der heroischen Zeit waren, wie die mykenischen Funde und die epische Dichtung uns beweisen, grosse Sportliebhaber, und noch die spätere Ueberlieferung sprach von den Leichenspielen des Pelias, wie die Ilias und die Odyssee von denen des Patroklos und des Achilles. Schauspiele, welche im Leben so sehr das volle Interesse in Anspruch genommen hatten, ergötzten noch die Verstorbenen in der Unterwelt. Auch Götter fanden an solchen Dingen Vergnügen. Wettkämpfe zu ihren Ehren sind gewiss uralt. Aber Kultformen dieser Art, wo man sich Göttern und Verstorbenen gegenüber einfach so benahm, als wären sie auf der Erde lebende Menschen, lassen sich doch nicht immer scharf von denen, welche mit dem Zauber zusammenhingen, trennen. Als an den Panathenaien nackte Tänzer mit leichter Kopfbedeckung und Schilden den Waffentanz, Pyrrhiche, aufführten, wird dies als eine Augenergötzung für die Göttin gemeint gewesen sein. Sehr leicht aber wird sich, wenigstens in den ältesten Zeiten, etwas von dem Gedanken beigemischt haben, dass von der jugendlichen Kraft und Gewandtheit dieser Tänzer auch etwas auf die jugendliche und kriegerische Göttin selbst überginge.

Besonders aber in späterer Zeit wurden Wettspiele für die Götterverehrung von grosser Bedeutung. Fast noch mehr als die Religion des attischen Dramas ist die der olympischen Agonen eine Religion

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