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des hellenischen Lebens. Wir bemerkten oben, dass die Gymnastik nach hellenischer Anschauung das zweckmässigste Mittel zur körperlichen und geistigen Ausbildung war, und man kann wohl sagen, dass die Umgestaltung der altüberlieferten, den meisten Völkern der Erde wohlbekannten Kampfarten zu einem solchen, sich auf olympischem Boden vollzogen hat. Analistisch wurde in Olympia verzeichnet, wann wiederum eine Kampfart in den Kreis der olympischen, derjenigen, für die Wettstreite ausgeschrieben werden sollten, aufgenommen worden war. Dies ging wahrscheinlich immer mit einer festen Regulierung derselben zusammen. Es bildete sich ein zusammenhängendes System desselben aus, sorgfältig wurde abgewogen, wie sie sich einander gegenüber verhielten, damit sie in der richtigen Ordnung einander folgen sollten. Es entstand fast eine Wissenschaft der Gymnastik; die Nachteile und Vorteile einer jeden Kampfart wurden genau festgestellt. Eine olympische Erfindung ist wohl das Pentathlon, eine Verbindung von fünf Kampfarten, Sprung, Diskoswurf, Speerwurf, Lauf, Ringkampf, welche dem freien Mann die würdigste, vielseitigste Ausbildung zu gewähren schien. Die Griechen selbst betrachteten es als ein Ereignis von der höchsten Bedeutung, als zuerst in Olympia 720 v. Chr. die völlige Nacktheit der Athleten eingeführt wurde; ohne Verehrung des nackten menschlichen Körpers lässt sich eine hellenische Kultur und ein hellenisches Geistesleben fast nicht denken. Ferner wurde auch der Geist, in dem Wettkämpfe abgehalten wurden, ein anderer als im Alltagsleben, ein anderer sogar als bei den Leichenspielen und religiösen Festen früherer Zeiten. Freilich auch jetzt noch hatten die Götter ihre Freude an dem Schauspiel jugendlicher Kraft und Gewandtheit, das ihnen zu Ehren entfaltet wurde, aber dieser ganze Akt der Verehrung wurde besonders auf den Verehrer selbst bezogen. Indem gymnastische Ausbildung als eine Art menschlicher Vollkommenheit, ja sogar als die menschliche Vollkommenheit überhaupt erschien, musste man durch einen Sieg in diesen Wettstreiten, in welchen die. auserlesensten Kämpfer der ganzen hellenischen Welt einander gegenüber traten, als jemand erscheinen, der in dem, was den berechtigten Stolz des Menschen ausmachte, das Höchste erreicht hatte, was für einen Menschen erreichbar war. Und eine solche Ehre erwarb man angesichts des ganzen Hellenentums, angesichts der unsterblichen Götter. In diese Ehre teilte sich die ganze Familie des Siegers, auch die Stadt, aus der er kam. Begeisterung ergriff die versammelte Menge beim Anblick eines solchen Glückes. Die Ueberzeugung, dass man sich in Männertugend betätigt hatte, war in der Tat geeignet, den Geist über die Mühsale des Lebens zu erheben und sogar den Hades ver

gessen zu machen'. Es war dies für diese Menschen das Ewige, dem sie nachstrebten, und wirklich kann man sagen, dass die Gemüter hierbei religiös angeregt wurden, wie man denn auch am Abend des Siegestages in froher Stimmung, aber doch in tiefster Ehrfurcht den hohen Zeusaltar erstieg, um dem Gotte den innigsten Dank darzubringen, ihm, dem Erhabenen, von dessen Hand die Nike emporschwebt wie im benachbarten Tempel am Bilde des Phidias. So ist es ganz verständlich, dass, nachdem man ein so hohes ideelles Gut erhalten hatte, Wertpreise als eine Entheiligung erscheinen mussten. Man wurde nur mit einem Kranz von Oelzweigen belohnt. Zur Erinnerung an das erworbene Glück durfte man von einem Dichter ein Siegeslied verfertigen und im heiligen Bezirk selbst eine Siegerstatue errichten lassen. Hierin lag ein grosser Anlass zu menschlicher Selbstüberhebung vor, doch hat die heilige, man könnte fast sagen religiöse Stimmung in dieser Hinsicht mildernd eingewirkt; wenigstens tritt uns in den Epinikien Pindars ein Geist der Mässigung entgegen.

Die Griechen unterschieden denn auch die olympischen Wettspiele als die „heiligen“, ispol ayaves von den übrigen, gewöhnlicherer Art. Hier war es also mit voller Bewusstheit, dass dem schon seit Jahrhunderten als profan geltenden Sportbetrieb ein religiöser Charakter beigelegt wurde. Bezeichnend ist, dass auch hier, im Kreis des religiösen Lebens, echt hellenischen Anschauungen gemäss, die höchsten Bestrebungen des Menschen mit voller Bestimmtheit auf das diesseitige Dasein beschränkt gedacht wurden. Charakteristisch sind in dieser Hinsicht die Legenden von Athleten, welche, sobald sie in fortschreitendem Lebensalter eine Abnahme ihrer körperlichen Kräfte wahrnehmen zu können meinten, sich den Tod gaben. Als Diagoras, der Rhodier, selbst Olympionike, an einem Tage zwei seiner Söhne den olympischen Siegeskranz erwerben sah, da wurde ihm, so wird erzählt, zugerufen: „Stirb Diagoras, zum Olympos wirst du nicht aufsteigen."

Es war, wie wir bereits sagten, die apetý, die Männertugend, der elischen Kampfspiele in gewissem Sinne dieselbe wie die Kriegertugend der dorischen Spartiaten, und nach der Sage wurde der Iphitos, der die olympischen Kampfspiele zuerst nach den neuen Grundsätzen geordnet haben sollte (776 v. Chr.), dabei von Lykurgus unterstützt. Doch fiel die elische Bewegung schon von Anfang an nicht mit der spartanischen zusammen. Obgleich der nationale Einheitsgedanke gewiss aus älterer Zeit stammt, begegnet er uns auf olympischem Boden zuerst in der höheren Auffassung eines Panhellenismus, dessen Ein

1 Pindaros Ol. VIII 7 u. 72.

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heitsgefühl in der Anerkennung der hohen Bedeutung gemeinsamer Anschauungen und Lebensideale dem so anders gearteten Barbarentum gegenüber begründet war. In Olympia sollten sich in jedem vierten Jahre, auch aus den entlegensten Winkeln der hellenischen Welt, alle, welche die Ausbildung der eigenen Persönlichkeit, das grosse Ziel der olympischen Gymnastik, als das Eigentümlichste des hellenischen Wesens betrachteten, versammeln. Man ging in Elis sogar so weit, dass, während der spartanische Republikanismus, hier in höchstem Grade ein Vertreter hellenischer Grundsätze, sich überall die Bekämpfung der Tyrannen zur Pflicht stellte, die Eleer sogar ihr Heiligtum für die Tyrannen aus allen Orten Griechenlands anziehend zu machen suchten, indem sie verschiedene Arten hippischer Kampfspiele einführten, wobei besonders reiche Gestütsbesitzer durch ein grossartiges Gepränge schöner Pferde und Wagen und jugendlicher, kräftiger Lenker glänzen konnten. Es lässt sich nicht leugnen, dass bei solchen Kampfarten, wobei man mehr durch Reichtum als eigene Kraft und Gewandtheit siegte, die Lenker brauchten nicht einmal die Besitzer selbst zu sein, vom ursprünglichen Ziele abgewichen wurde. Gewissermassen waren die olympischen Ordnungen auf gleichem geistigem Boden erwachsen, wie jene uralten Amphiktionien. Doch war selbstverständlich der ganz ideelle olympische Panhellenismus weit universellerer Natur als die Einheitsgefühle der Amphiktionien, welche doch immer eine vertragsmässige Vereinigung einer bestimmten Zahl von Staaten waren. Auch staatliche Bildungen, wie die späteren Bunde der Spartaner und der Athener, entsprachen dem elischen Einheitsideal gar nicht. Olympia durfte jeder freie Hellene gewissermassen als sein Heiligtum betrachten und jeder konnte leicht berechnen, wann in der Zeit um die Sonnenwende in jedem vierten Jahre die Feier stattfand. Den Vorstellungen aber eines auf Gleichheit der Abstammung und Lebensrichtung beruhenden natürlichen Freundschaftsverhältnisses zwischen allen Stämmen griechischer Zunge entsprach auch jenes elische Ideal der Männertugend, und wir haben hier ausführlicher auf einiges schon oben Berührtes zurückzukommen. Kriegstugend, wie die der Spartaner, konnte sich fast nur in männermordendem Kampfe von Griechen mit Griechen betätigen, im olympischen Stadion dagegen wurde dem mächtigen Tatendrang jener jugendlich frischen Volkskraft ein Kampfplatz geboten, wo er volle Befriedigung fand, das Töten des Gegners aber streng verpönt war. Schon das alte Amphiktionenrecht bezweckte, wie wir wissen, Milderung der Schrecken des Krieges unter Mitgliedern des Verbandes. Es wurde nun, wie oben schon kurz berührt worden ist, nach den Bestimmungen jenes

angeblich schon von Iphitos eingesetzten Waffenstillstandes, exexeɩpía, im heiligen Monat, in dem die Festspiele stattfanden, durch umherziehende Spondophoren, srovdоpópot, ein allgemeiner Frieden verkündet. Dies war ein Institut wie der mittelalterliche Gottesfrieden, hier aber auf Grundlage ganz anderer religiöser Anschauungen.

Die geistige Bewegung, welche von Olympia ausging, war eine der mächtigsten, welche jemals die Griechenstämme ergriffen hat. Zuerst schlug sie sogar auf das alte Delphi über. Das Heiligtum lag im Gebiete der Stadt Krissa und empfand den Druck dieser Herrscher in mancher Hinsicht; sogar Zölle wurden von den nach Delphi Wandernden erhoben. Nach erbittertem Kriege wurde Krissa von den Amphiktionen und ihren Verbündeten zerstört (590 v. Chr.); die krissäische Ebene wurde dem Gotte geweiht. Delphi wurde ein selbständiger Staat, überwiegend unter dem Einfluss der Amphiktionen. Diese fügten sich ganz den neuen Verhältnissen. Nach olympischem Muster wurden die gewiss uralten pythischen Spiele umgestaltet. Anstatt in jedem neunten Jahre, wurde fortan, nach olympischer Weise, die Festfeier in jedem vierten Jahre vorgenommen. Die delphische Oktaeteris, nach der vorher gerechnet wurde, wird keine genügend allgemeine Verbreitung gehabt haben. Bald wurden auch die Spiele auf dem Isthmos bei Korinth und die bei Nemea in Argolis ebenfalls nach olympischen Grundsätzen umgestaltet. Es gab darauf in Griechenland vier ἱεροὶ ἀγῶνες, „kränzebringende" στεφανίται.

Es hat sich gezeigt, in welchem Grade sich das religiöse Leben unter dem Einfluss einer ausschliesslich den diesseitigen Interessen zugewandten Geistesrichtung umgestaltet hat, und höchst bezeichnend ist es, wie sich diesem Prozess der Verweltlichung gegenüber das religiöse Bewusstsein doch bisweilen ziemlich stark zu halten gewusst hat. Nun hat aber dieser Prozess durchaus nicht das ganze religiöse Leben ergriffen. Die Neigung des griechischen Geistes, sich ohne Weisungen von oben her aus sich selbst heraus zu bilden, hatte auch die natürliche Folge, dass fast nichts Menschliches ihm fremd blieb, und es bestanden neben demjenigen, was der griechischen Kultur ihr eigentümliches Gepräge gab, andere, ganz entgegengesetzte Strömungen, und merkwürdigerweise kam der Gegensatz des so verschieden Gedachten und Gefühlten meistens kaum zum Bewusstsein und hat nur selten gewaltsame Zusammenstösse veranlasst.

§ 12. Orphismus und Mysterien.

Literatur: Von der älteren, mehr speziellen Literatur sei hier allein wegen des Reichtums von Stoffgenannt CHR.A.LOBECK, Aglaophamus, sive de theologiae mysticae

Graecorum causis libri tres (2 Bde, 1829). Ferner sind zu erwähnen: P. SCHUSTER, De veteris Orphicae theogoniae indole atque origine (1869); O. KERN, De Orphei, Epimenidis, Pherecydis theogoniis quaestiones criticae (1888); O. GRUPPE, Die rhapsodische Theogonie (1890); A. DIETERICH, De hymnis Orphicis capitula quinque (1902); O. RUBENSOHN, Die Mysterienheiligtümer in Eleusis und Samothrake (1892); G. ANRICH, Das antike Mysterienwesen in seinem Einfluss auf das Christentum (1894); E. MAASS, Orpheus (1895); A. E. J. HOLWERDA het heiligdom en de mysteriën van Eleusis, in den Verslagen en Mededeel. der koninkl. Acad. van Wetenschappen (1895); D. PHILIOS, Eleusis, ses mystères, ses ruines, son musée (1896); P. FOUCART, Les grands Mystères d'Eleusis in den Mémoir. de l'Acad. des inscript. et bell. lettr. (1901); J. SVORONOS, Artikel über die eleusin. Bildwerke im Journ. internat. d'archeol. Numism. (1901) usw.

Wir haben oben, bei Behandlung des griechischen Dramas, gesehen, in welch hohem Grade der thrakische Orgiasmus hellenisiert werden. konnte. Nun hatte aber jene thrakische Religion doch auch eine Seite, durch die sie ebenfalls jahrhundertelang auf das griechische Leben eingewirkt hat, aber ohne dass das Thrakische völlig in dem Griechischen aufging, und mit einer Bestimmtheit des Gegensatzes, welche hier wirklich bisweilen zu gewaltigen Zusammenstössen geführt hat.

Der Charakter der thrakischen Religion, wie sie in ihrer Heimat gewesen sein muss, wurde oben bereits kurz beschrieben. Wir haben jetzt, insoweit es ihren mit ihrem Orgiasmus so eng zusammenhängenden Jenseitsglauben betrifft, darauf ausführlicher zurückzukommen.

Man fühlte sich, dies wurde schon berührt, in ekstatischen Zuständen des Orgiasmus eins mit der Gottheit. Im Taumel der Begeisterung bekam man sogar das Gefühl, als ginge das eigene Wesen gänzlich in dem des Gottes auf. Nun aber stellte man sich allem Erlebten auch in beschaulicher Betrachtung gegenüber. Mit Grauen wurde man beim Gedanken an den zerstückelten Gott erfüllt, aber, damit tröstete man sich, der Verstorbene war doch nicht eigentlich tot, er lebte auch im Tode. Auch dachte man sich den Untergang des Gottes wohl als ein nur zeitliches Verschwinden: er hatte sich in einen unterirdischen Aufenthaltsort zurückgezogen, um zur bestimmten Zeit zurückzukehren. Jedenfalls lebte und waltete im Jenseits doch immer der grosse Gott, und wie nun der Tod des Gottes, so bedeutete auch der des Menschen keinen wirklichen Untergang. Im Orgiasmus genoss man einen Vorgeschmack der jenseitigen Glückseligkeit, und diese dachte man sich nach Analogie der bakchischen Begeisterung, was die Griechen veranlasste, spottend von einer Himmelsfreude zu sprechen, welche in ewiger Trunkenheit bestand. Wie im ekstatischen Zustande auf der Erde, ging man im Jenseits im Gott gleichsam auf, natürlich in noch höherem Grade. Das Sterben bedeutete ein Fahren zu dem Gotte. Das irdische Dasein war so trübe und elend, ihm gegenüber

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