ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

der eigenen grauen Vorzeit. Und diese Bewegung zeigt sich fast am nachhaltigsten in den Kreisen des philosophischen Denkens. Wir brauchen nur daran zu erinnern, wie stark später Neuplatonismus und Neupythagoreismus sich z. B. der Magie zuwandten. Doch sind der neue Pythagoreismus und der neue Platonismus die echten Geisteskinder der alten.

So lebte die griechische Kultur sich aus. Völlig untergehen könnte sie jedoch niemals. Gerade in dieser Periode ihres Verfalls überwältigte sie die Welt vom Atlantischen Meere bis zum Ganges. Man hatte aber dasjenige, was dem irdischen Leben eine edle und würdige Ausstattung zu verleihen vermochte, zum Range einer Religion erheben wollen. Allmählich sank es in seine eigene Sphäre zurück. In dieser behielt es eine ewige Geltung.

404

Die Römer.

Revidiert und teilweise neu bearbeitet von Prof. A. E. J. HOLWERDA (Leiden).

Literatur. Mehrere allgemeine Werke über das klassische Altertum s. oben bei den Griechen. Ueber römische Geschichte ist das Hauptwerk TH. MOMMSEN, Römische Geschichte (seit 1854, aber es gibt mehrere neue Auflagen; erschienen sind Bd. I, II, III, V,) anzuführen; es bringt bei jeder Periode auch Uebersichten der religiösen Entwicklung. Neben MoмMSEN verdient noch der 2. Band von L. VON RANKES Weltgeschichte genannt zu werden. Wegen der sehr reichen und schönen Illustration ist besonders zu empfehlen V. DURUY, Histoire des Romains depuis les temps les plus reculés jusqu'à l'invasion des Barbares (7 vol., 1879-1885.)

Die römische Literatur ist von mehreren in verdienstvoller Weise behandelt worden, so von BERNHARDY und MUNK; alle andern Werke stehen aber zurück hinter W. S. TEUFFEL, Geschichte der römischen Literatur (wovon seit 1870 mehrfach erweiterte Ausgaben erschienen), wo man die lateinische Literatur vollständig (mit Einschluss der christlichen der ersten Jahrhunderte) verzeichnet findet.

Das Hauptwerk über römische Altertümer ist das Handbuch der römischen Altertümer, zuerst von BECKER und MARQUARDT, in den neueren Auflagen von MARQUARDT und MOMмSEN, 7 Bde; mit dem Sakralwesen (von MARQUARDT, 2. Aufl. 1885 durch WISSOWA besorgt) befasst sich Bd. VI. Auch A. BOUCHÉ-Leclercq, Manuel des institutions romaines (1896), hat die Religion ziemlich ausfürlich behandelt.

Ueber die Religion kann man noch mit Nutzen das ältere Werk von J. A. HARTUNG, Die Religion der Römer (2 Bde., 1836) und den Vortrag von C. G. ZUmpt, Die Religion der Römer (1845), zu Rate ziehen. Das reichhaltigste mythologische Material findet man in den betreffenden Artikeln von W. H. ROSCHERS Ausf. Lexikon der griech. und röm. Mythologie; ein gutes Handbuch ist L. PReller, Römische Mythologie (3. Aufl. durch W. JORDAN 1881-1883). Für tieferes Studium ganz unentbehrlich ist G. WISSOWA, Religion und Kultus der Römer (1902 in IWAN VON MÜLLER, Handbuch der klass. Altert.-Wissensch.), und Gesammelte Abhandlungen zur römischen Religions- und Stadtgeschichte desselben Autors (1904). Auch die folgende Darstellung in ihrer jetzigen neuen Bearbeitung verdankt den Untersuchungen WISSOWAS sehr viel. Für die Etrusker, deren Kultur die römische so stark beeinflusst hat, bleibt noch immer K. O. MÜLLERS Die Etrusker, neu bearbeitet von W. DEECKE (1877) unentbehrlich, auch G. DENNIS, The cities and cemetries of Etruria 3 ed. (1883); deutsch nach der ersten Aufl. (1851–1852.)

§ 1. Vorbemerkungen.

Wer die römische Religion historisch zu skizzieren versucht, findet sich grossen Schwierigkeiten gegenübergestellt. Wohl scheint beim ersten Blick das römische Altertum im Lichte einer reichen historichen Ueberlieferung deutlich erkennbar zu sein, allein nirgends ist der Abstand zwischen der traditionellen Geschichte und dem durch die neuere kritische Forschung historisch Sichergestellten grösser als hier. Sodann behandelt die römische Geschichte vorwiegend die Staatsverfassung, während sie die Religion meist nur als eine Unterabteilung derselben betrachtet; auch kennen wir von der römischen Religion fast ausschliesslich den Kultus, der ja zum Staatsleben gehörte. Eine philosophische und religiöse Lehre haben die Römer erst spät und nie selbständig ausgebildet. Eine ausgiebige Literatur, welche uns die Kraft religiöser Gedanken und Motive im Gemütsleben sehen lässt, existiert erst für die späteren Jahrhunderte, überhaupt erst für die Zeit des Verfalls des echt römischen Lebens. So bleiben wir fast ganz auf die Behandlung des Staatskultus angewiesen. Hier bietet aber sowohl das Detail als die Entstehungsgeschichte bedeutende Schwierigkeiten, welche sowohl in dem mangelhaften Zustande der Quellen, als in der Entwicklungsgeschichte des römischen Volkes selbst liegen.

Bekanntlich gehören die Römer zu den sog. Italikern. Dass diese mit den Griechen ursprünglich zusammen eine besondere Abteilung der Indogermanen bildeten, ist durch neuere Forschungen unwahrscheinlich geworden. Zu der italischen Völkergruppe rechnet man nicht alle alten Einwohner Italiens, z. B. nicht die Japyger und Messapier Calabriens und Apuliens, welche man neuerdings mit den Illyriern in Verbindung bringt, sondern bloss die latinischen und die umbro-samnitischen Völkerschaften, welche in Mittelitalien an beiden Seiten der Apenninen ihre Sitze hatten. Die Sprachdenkmäler haben zwar die Unterscheidung dieser beiden Gruppen mit der Subdivision der letzteren in Umbrier und Samniter (umbrisch und oskisch) veranlasst, sie reichen aber bis jetzt nicht aus, einen vollständigen Stammbaum der italischen Völkerschaften zu entwerfen. Soviel ist wohl sicher, dass die Stadt Rom eine vorwiegend latinische Stadt gewesen ist, in welcher das sabinische Element zwar uralt war, aber nur in zweiter Linie stand. Der römische Staat kam nun schon früh in Italien selbst mit Etruskern und Griechen in Berührung. Ueber die Herkunft der Etrusker (Rasener) sind bis jetzt noch die besten Forscher im unsicheren; die Sprache der in einem griechischen Alphabeth abgefassten

Inschriften bleibt im grossen ganzen noch immer unverständlich; fest steht aber, dass Rom schon sehr frühe von dorther bedeutend beeinflusst worden ist.

Die griechische Kultur hat, wie die Funde zeigen, wenigstens schon seit dem Anfang des ersten vorchristlichen Jahrtausends auf die fast aller Völker Italiens eingewirkt. Die wichtigsten Vermittler sind seit etwa dem 9. Jahrh. die Chalkidier gewesen, welche auch Cumae gründeten. Später gab es rege Handelsbeziehungen mit Korinth und Athen. Ganz Süditalien war schon seit ziemlich alter Zeit von zahlreichen griechischen Kolonien übersät. Rom hat unzweifelhaft von der Zeit seiner Gründung an die griechische Kultur gekannt. Auch indirekt empfand es griechische Einflüsse, insoweit die Kultur der Etrusker, der es so viel verdankte, ausserordentlich viel Griechisches in sich aufgenommen hatte.

Es braucht kaum gesagt zu werden, dass die Versuche, in den ältesten religiösen Vorstellungen und Kulten der Römer sowohl das. allgemein Italische, als das Lateinische und Sabinische scharf zu sondern, ziemlich aussichtslos sind. Etwas anders steht es mit den etruskisch-griechischen und unvermischt griechischen Einflüssen. Es gibt in der Weltgeschichte nur sehr wenige Beispiele einer Kultur, welche sich einer andern so vollends und so absichtlich anzupassen und sich ihr gleich zu machen versucht hat, wie seit sehr alter Zeit die römische der griechischen. Den Griechen galt Rom bereits im 4. Jahrh. als eine „griechische Stadt", war es auch nur eine wenig bekannte an der Peripherie der zivilisierten Welt. Wenigstens waren seit etwa dem ersten vorchristlichen Jahrhundert für den gebildeten Römer die griechische und die römische Religion im Grunde dieselbe. Die griechischen Sagen und Mythen galten fast auch als das geistige Besitztum der Römer, und die ursprüngliche eigentümlich römische Art der Götterverehrung war vor der griechischen so stark zurückgetreten, dass sie in mancher Hinsicht nicht einmal mehr genau gekannt wurde. Manche Priestertümer und alte Kultformen waren halb erloschen. Die Römer selbst haben dies deutlich erkannt, und in ihrer geschichtlichen Tradition, welche das Werk absichtlicher Rekonstruktion ist, wie nur wenige andere, wird die tarquinische Herrschaft als der Anfangspunkt dieser mächtigen, jahrhundertelang anhaltenden Bewegung bezeichnet. Indem nun aber die Art dieser Neuerung noch ziemlich deutlich erkannt werden kann, lässt sich auch noch einigermassen über die ursprünglicheren, diesen vorangehenden religiösen Zustände urteilen, derjenigen, welche den religiösen Ordnungen des Numa zugeschrieben wurden. Ueber diese aber hinauszugehen und auch sie in ihrer geschichtlichen

Entwicklung, wie sie sich aus verschiedenen Elementen zusammengesetzt hat, zu erklären, ist, wie bemerkt wurde, vorderhand unmöglich.

-

Jedenfalls aber ist der allgemeine Charakter der ursprünglichen römischen Religion unter allen griechischen Ueberwucherungen noch ziemlich deutlich erkennbar, ja sogar macht das, was sie in der griechischen so gewaltig anzog, uns sofort auf ihre eigenen Mängel und dadurch auf ihr eigentümliches Wesen aufmerksam. Die Religion der Römer ist, soweit sich eine solche Erscheinung des Geisteslebens mit kurzen Worten charakterisieren lässt, die eines ziemlich flachen verstandesmässigen Sinnes für Nützlichkeit und Ordnung. Man ist bei ihr die Furcht vor dem Uebermenschlichen los geworden, indem man dieses in der vollständigsten Weise erkannt zu haben glaubte. Die Lösung aller Weltprobleme geschah mit jener naiven Leichtigkeit, welche dem kindischen Rationalismus aller Zeiten eigen ist. Wo man einen Gott brauchte, da erkannte man einen, und mit der einfachen Namengebung war die Frage gelöst. Fortwährend aber ist den göttlichen Mächten gegenüber Vorsicht geboten. Man muss genau wissen, wie man zu opfern und zu beten hat, zu welchen Göttern, in welcher Reihenfolge. In der genauesten Weise hat man auf die Zeichen zu achten, damit man gegen den göttlichen Willen nicht verstosse. Dies alles hatte man zu einem System ausgebildet, welches alle möglichen Vorkommnisse umfasste. Ganz vollständig konnte dies nicht sein; wiederholt wurde man durch Ereignisse überrascht, für die ein Mittel der Vorsorge erst gefunden werden musste. Im allgemeinen aber besass der Römer eine sehr ausgedehnte und immer mit der grössten Leichtigkeit sich weiter ausbreitende Kenntnis der göttlichen Wesen, und seine peinlich genau umschriebenen zeremoniellen Satzungen boten ihm eine recht starke Gewähr für ein ruhiges Weiterleben, die Sicherheit, dass er in seinem Ackerbau und seiner Viehzucht, in seinem ständigen Kampfe mit seinen Feinden der göttlichen Hilfe wohl nicht entbehren würde. Die römische Frömmigkeit war einfach und praktisch mit nur sehr wenig mystischer Färbung, aber sie war sehr ernsthaft gemeint und wirkte in hohem Grade bestimmend auf das Leben ein. Die Vorstellungen von dem Göttlichen waren sehr einseitig begrifflich. Was der griechischen Kultur den Römern gegenüber ihre grosse Ueberlegenheit verlieh, das war eben der so mächtige poetische Geistesschwung, welcher es den Griechen möglich machte, wie das eigene Leben, so auch die Götterwelt so unendlich schön und reich zu gestalten. Der Römer fühlte, was ihm fehlte, und selbst ausser stande, sich dies zu verschaffen, wendete er sich zu den Griechen. Kein eigentliches religiöses Bedürfnis trieb ihn dazu, aber die allgemeine Ueberzeugung, dass das so über

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »