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Vesta (Hestia) war eine Göttin, welche die Römer mit den Griechen gemein hatten. Doch war in Italien ihr Kult fast noch von grösserer Wichtigkeit als in Griechenland; bei den Latinern und Sabinern war er sehr allgemein. Vesta war die Göttin des Feuers, sowohl des häuslichen als des öffentlichen Herdes, und bildete als solche den Mittelpunkt der Familienreligion wie des Staatskultus. Diese Bedeutung als abgeleitet zu betrachten und dagegen aus der Stellung, welche Vesta am Anfang oder am Ende der Kultushandlungen einnahm, beweisen zu wollen, dass sie lediglich die Göttin des Opferfeuers war, scheint mir verfehlt'. Vesta hatte eine zentrale Stellung im römischen Kultus. Sie war die Hauptgöttin des Hauses, und das ganze Leben der Familie stand unter ihrer Obhut. Aber auch im Staat galt das öffentliche Wohl als wesentlich mit ihrem Dienst verknüpft. Eines der schlimmsten Zeichen für den Staat war es, wenn ihr Feuer erlosch. Trat dieses Unglück ein, so wurde die nachlässige Vestalin streng bestraft, und das Feuer musste man auf die altheilige Art durch Bohren im Holze eines Fruchtbaumes, vielleicht auch durch Entzündung an den Strahlen der Sonne, aufs neue gewinnen. Wie die Vesta des häuslichen Herdes, so hatte auch die des Staatsherdes ihre Penus und Penates neben sich, und der Penus Vestae war sogar das Allerheiligste ihres Tempels, das nur die Vestalinnen und der pontifex maximus betreten durften. Der Vorrat, der dort bewahrt wurde, bestand aus den Ingredienzen für Opfer und Sühnungen, z. B. das von den Vestalinnen aus Mehl durch Zusatz von Salz bereitete Opferschrot (mola salsa) und das Lustrationsmittel der Palilien, das ebenfalls von den Vestalinnen bereitet war, aus Bohnenstroh, dem Blut des Oktoberpferdes und der Asche der an den Fordicidien verbrannten Kälber. Auch wurde dort, - wie man erzählte, denn niemand ausser dem pontifex und den Vestalinnen hatte es gesehen, das Palladium Roms bewahrt, das angeblich aus Troja stammte. Die Vestalinnen beteten für das Wohl des römischen Volkes. Der Kultus, den sie versahen, stand wie ihre Personen unter der besonderen Aufsicht des pontifex maximus, des Hauptes des römischen Kultus. So gehörte Vesta zu den Hauptgottheiten der Römer; sie war wirklich Vesta mater, weil die vornehmsten Kultusgötter in Rom Väter und Mütter hiessen. Dabei war sie die jungfräuliche Göttin, und Reinheit ein Hauptmerkmal ihres Dienstes; wie denn auch bekanntlich Keuschheit die Hauptpflicht der Vestalinnen war und unkeusche Vestalinnen lebendig begraben wurden.

1 1 So A. PREUNER, Hestia-Vesta (1864); er stützt sich u. a. auf die Aussage des Servius in Aen. I 292: Vesta significat religionem, quia nullum sacrificium sine igne est, unde et ipsa et Janus in omnibus sacrificiis invocantur.

Ein höchst bedeutender Gott war in der ältesten Zeit auch Saturnus, der Gott der Aussaat, dessen ursprüngliches Wesen aber, indem er vollständig mit dem griechischen Kronos identifiziert wurde, in geschichtlicher Zeit kaum mehr erkennbar war. Ein sabiner Hauptgott war der auf dem Quirinalis verehrte Quirinus, der in manchem dem Mars glich. Auch von seinem Wesen und seiner Bedeutung hatte man in geschichtlicher Zeit keine klare Vorstellung mehr. Der eigentliche Hauptgott der Römer war aber Jupiter, wie der griechische Zeic ein aus der indogermanischen Vorzeit stammender Himmelsgott. Er wird Vater genannt, wie auch Zsós manchmal. Aeltere Namensformen sind Diovis, Dius, Jovis. Die vielen Funktionen, die ihm ursprünglich gehörten oder die ihm später zugeschrieben wurden, ohne aus einer begrifflichen Einheit sich erklären zu lassen, lernt man aus seinen vielen Beinamen kennen. Seine Beziehungen zum Himmel und Licht sind, ausser durch die vergleichende Mythologie, auch durch den Namen Lucetius, den er im Salierliede trägt, sichergestellt. Dass Jupiter Tonans und Fulgur mit dem Gewitter zu tun hatten, liegt auf der Hand. Ein uralter Kultus war der des Jupiter Feretrius auf dem Capitolinus, dessen Kultmal der heilige Feuerstein, silex, war, der als Donnerkeil galt. Vielleicht noch ursprünglicher im Kultus der italischen Stämme war seine Beziehung zur Weinlese, bei welcher man ihn als Liber verehrte. Bei den Römern galten ihm die drei Feste des Weinbaus Vinalia priora (23. April), Vinalia rustica (19. Aug.), Meditunalia (11. Okt.). Der Jupiter Latiaris war ein alter Bundesgott der Latiner. Auf Krieg und Sieg weisen die Namen Stator, Feretrius, Victor. Bündnisse, wie im allgemeinen Recht und Treue, standen unter seinem besonderen Schutz. Die Idus jedes Monats waren ihm geweiht. Von der Reinheit als einem Hauptzug seines Wesens zeugen die altertümlichen Bestimmungen, an welche sein Priester, der flamen dialis, gebunden war. So könnten wir fortfahren, das Ungleichartige nebeneinander zu stellen. Alle diese Bedeutungen wurden aber in dem Jupiterkult, den Tarquinius auf dem Kapitol stiftete, einerseits zusammengefasst, anderseits in den Hintergrund geschoben. Der kapitolinische Jupiter optimus maximus, war der höchste Beherrscher des menschlichen Lebens, ganz besonders der Repräsentant der römischen Macht und Herrschaft, welche er beschützte und ausbreitete. Als solchen verehrten ihn auch die unterworfenen Nationen und dienstpflichtigen Könige: Antiochus Epiphanes, der „Römeraffe“ (MOMMSEN), stiftete ihm in Antiochien einen Tempel, Hadrian errichtete dem kapitolinischen Jupiter ein Heiligtum auf den Trümmern des Tempels zu Jerusalem. So breitete sich sein Kultus mit der römischen Weltherrschaft

aus. Dass man auch in den Tagen der Republik das öffentliche Wohl hauptsächlich von ihm erwartete, beweist u. a. die Frömmigkeit des grossen Scipio, der jeden Morgen seine Andacht vor seinem Bild auf dem Kapitol verrichtete und sich so sammelte und für das Tagewerk im Dienste des Staates stärkte.

Neben Jupiter stand Juno, in mancher Hinsicht sein weibliches Gegenbild; ihr Name (auch Jovino, Jovia) ist die weibliche Form des seinigen, wie Atóvŋ des Zebs. Auch bei ihr haben aber die Eigenschaften, die sie als Beschützerin des Lebens und des Staates charakterisieren, die wohl ursprüngliche Naturbedeutung als Lichtgöttin zurückgedrängt. Unter ihrem Schutz standen die Burgen der Städte bei den italischen Stämmen; in Rom war sie ursprünglich die Göttin der Kurien. Wie dem Jupiter die Idus, so waren ihr die Kalenden des Monats heilig. Besonders aber war sie die Beschützerin des Frauenlebens in allen seinen Betätigungen; sie überwachte die Entwicklung des Kindes im Mutterleibe, verlieh eine leichte Geburt; sie war die Göttin der Hochzeit und Ehe; sie schützte die eheliche Treue. Wie die Männer ihren Genius hatten, so hatte jede Frau ihre Juno, und wie die Männer bei jenen schwuren, so die Frauen bei diesen.

Die dritte kapitolinische Gottheit, Minerva, war fremden Ursprungs. Die Etrusker kannten sie als Menerva, Menrva, doch meint man, dass ihr Name italisch sei (vom indogermanischen Stamme man, μév-os); sie würde dann von den Italikern auf die Etrusker übergegangen sein. Jedenfalls scheint sie über Falerii nach Rom gekommen zu sein, vermutlich durch südetruskische Handwerker. Denn in Rom war sie ursprünglich fast ausschliesslich die Göttin des Handwerks im weitesten Sinne, so dass z. B. auch Aerzte und Schullehrer darunter begriffen waren. Ihr wichtigstes Heiligtum hatte sie auf dem Aventin, und indem die Stiftungsfeier desselben am 19. März mit dem alten Marsfeste der Quinquatrus zusammenfiel, wurde dieses im Laufe der Zeit in der volkstümlichen Religionsübung zu einem Minervenfeste umgestaltet, das von den verschiedenen Zünften der Handwerker unter vielen Lustbarkeiten begangen wurde. Minerva hat sich später sehr stark nach dem Vorbilde der athenischen Athena umgestaltet. Bereits im kapitolinischen Trias galt sie nach griechischer Vorstellung als eine Burggöttin.

Ebenfalls eine ursprünglich nicht römische Göttin war Diana. Sie war eine Beschützerin der menschlichen Fruchtbarkeit, besonders der menschlichen Geburt. Sie kam bei mehreren italischen Völkern vor; bei den Latinern war sie Bundesgöttin. Die Römer nahmen sich ihres Kults an und gründeten ihr ein Heiligtum auf dem Aventinus, zur Zeit

als sie sich an die Spitze des latinischen Bundes zu stellen versuchten. Später näherte sich die Diana immer mehr dem Wesen der griechischen Artemis.

Venus war eine italische Frühlingsgöttin, welche besonders in Latium verehrt wurde. Sie hat sich bald mit der griechischen Aphrodite vermischt, und dies mag schon geschehen sein, bevor sie in Rom eindrang. Zugleich mit der griechischen Aphrodite mag auch schon ausserhalb Roms die Aineassage bekannt geworden sein. Römische Geschlechter, wie die Julier und Memmier, nahmen nach griechischer Art den Aineas, den Sohn der Aphrodite, als ihren halbgöttlichen Stammvater an. Caesar und Augustus gaben viel auf diese göttliche Abstammung. Caesar gründete ihr als Venus genetrix, d. h. der Stammmutter der Aineaden, einen Tempel. Ueber die Aineassage wird später noch ausführlicher zu handeln sein. Die Römer brachten der Venus besonders mit der Aphrodite des Eryx auf Sizilien in Verbindung, die sie während des ersten punischen Krieges kennen lernten. Bald wurde für die Venus Erucina ein Tempel auf dem Kapitol gegründet (217 v. Chr.).

Viele griechische Kulte wurden direkt in Rom eingeführt, meistens auf Veranlassung der sibyllinischen Bücher. So von Apollo (496 v. Chr.) und Aesculapius (Asklepios) (293 v. Chr.) unter ihren griechischen Namen. Meistens aber wurden sie sofort mit älteren, ursprünglich römischen Göttern identifiziert. So wurde (496 v. Chr.) der Dienst von Demeter, Dionysos und Kore eingeführt, unter den Namen Ceres, Liber und Libera, der des Hermes als Handelsgott unter dem Namen Mercurius (495 v. Chr.), der des Poseidon unter dem des Neptunus, eines alten Quellen- und Feuchtigkeitsgottes (ebenfalls schon sehr frühe, wir wissen nicht genau wann); man erfand sogar für ihn eine römische Gattin in Salacia. Viel später (249 v. Chr.) wurde ein Kult für Pluto und Persephone unter den Namen Dispater und Proserpina eingesetzt. Eine nichtgriechische Göttin, deren Kult aber auf Grund sibyllinischer Orakelsprüche eingeführt wurde (205 v. Chr.), war die grosse Mutter aus Pessinus in Kleinasien, die bekannte phrygische Göttin. Ihr Kultmal, ein Stein, wurde nach Rom übergeführt. Sie wurde dort als Mater deum magna Idaea verehrt. Andere griechische Göttergestalten gelangten auf indirektem Wege nach Rom, so die griechischen Dioskuren, Castor und Pollux, aus Süditalien über Tusculum. Bei den Griechen in Unteritalien stand der Herakles in hohen Ehren. Sein Kult wurde auch von vielen italischen Stämmen aufgenommen, besonders drang er auch in Latium durch. Schon in sehr alter Zeit wurde er in Rom ein Gesamtkult zweier patrizischer

Geschlechter, der Potitii und Pinarii. Mittelpunkt dieses Kults war die ara maxima westlich vom Palatin. Später (312 v. Chr.) wurde derselbe gänzlich vom Staate übernommen. Neben diesem aus Latium, wahrscheinlich aus Tribur, stammenden Herakles, Hercules, stand auch ein rein griechischer, ganz auf griechische Weise verehrter. Dieser hatte einen auf einen Spruch der sibyllischen Bücher errichteten Tempel, wahrscheinlich im Circus Flaminius.

Wie wir schon oben andeuteten, waren auch diese Hauptgestalten der römischen Götterwelt nur dürftig personifiziert und gar nicht scharf von den Götter- und Geisterklassen unterschieden. Dies geht besonders deutlich daraus hervor, dass sie selbst sich vervielfältigten. Man kann von mehreren Jupitern reden, jede Gemeinde hatte ihren Mars, jedes Haus seine Vesta; auch bei diesen Hauptgöttern stand jede Funktion, jede Indigitation, selbständig für sich da, ohne dass eine scharf ausgeprägte Persönlichkeit sie untereinander verband.

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§ 4. Die Religion des Staates.

Den Römern war die Religion die notwendige Bedingung für das Wohlergehen des Staates1. Sie bildete keine Sphäre für sich, sondern begleitete das öffentliche wie das private Leben auf Schritt und Tritt; jedes Unternehmen erforderte Auspizien, jedes drohende Unheil piacula. So war die Religion zugleich ein Institut des Staates, dies ist sie auch bei Varro, und dessen Grundlage: ein Widerspruch, der den philosophisch ungebildeten Römer nicht stutzig machte. Jedenfalls waren Staat und Religion aufs innigste miteinander verwachsen, das Sakralwesen gehörte zur Staatsverfassung; wenn Cicero besondere leges de religione aufstellt, so denkt er dabei doch nur an die Riten des öffentlichen Kultus2. Schon was von der Gründung der Urbs, zunächst der Roma quadrata, der Altstadt auf dem Palatin, erzählt wird, bezeichnet diese als heiliges Gebiet. Oben war schon die Rede von dem Brauch, bei der Gründung einer Stadt einen sog. mundus anzulegen, eine Opfergrube für die unterirdischen Götter, die etwa als der Eingang zur Unterwelt betrachtet wurde und vom sog. lapis manalis verschlossen war. Ein solcher mundus befand sich noch in geschichtlicher Zeit auf dem Palatin. Ebenso wurde die Stadt als ein heiliges Gebiet durch ein sog. pomerium umgrenzt. Es war dies eine die Stadt umschliessende, dem profanen Gebrauch entzogene Zone, auf welcher nach der ursprünglichen, - freilich später nicht genau befolgten - Sitte die eben

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