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einzelnen Schriftstellern: Fabius Pictor, Cassius Hemina, Cato, Varro und den Griechen Kallias, Timaeus, Lykophro (in seiner Alexandra), Kastor (aus dem die Reihe der albanischen Könige auf Livius übergegangen ist) herrührt, kann man u. a. bei CAUER finden. Seinen Abschluss fand dieser Prozess bei Dionys und Virgil.

Wenn wir diesem Sagenkomplex ätiologischen Charakter zuerkennen, so befinden wir uns bei seiner Erklärung auf geschichtlichem Boden, freilich auf dem sehr unsicheren Boden einer uns nur äusserst mangelhaft bekannten Geschichte. Von einem trojanischen Ursprung Roms mit Bestimmtheit zu reden, gestatten die Quellen gewiss nicht; allein auch die Leugnung eines solchen Zusammenhangs ist nicht am Platz, wo die Sage Helden wie Aeneas, Antenor und den zum trojanischen Kreis gehörenden Diomedes an verschiedenen Orten Italiens erwähnt. Von grösserer Wichtigkeit ist die Frage nach dem Anknüpfungspunkt zwischen Aeneas und Latium. K. O. MÜLLER hat dafür auf die Sibylle hingewiesen. Später werden wir von dem grossen Einfluss handeln, den die asiatisch-griechisch-italische Sibylle (Erythrae, Gergis, Kyme, Cumae) auf die Entwicklung der römischen Religion gehabt hat; aus diesem Zusammenhang will man nun auch die Aeneassage erklären. Hiergegen ist geltend gemacht worden, dass dadurch nicht deutlich wird, warum Aeneas nicht direkt mit Rom, sondern mit Lavinium in Verbindung steht; und dass, wenn diese Auffassung richtig wäre, Aeneas Beziehungen zum Apollokultus haben müsste, was aber nicht der Fall ist. Dennoch lässt sich die Wahrscheinlichkeit nicht abweisen, dass auch die Sibylle die Entwicklung und Verbreitung der Aeneassage beeinflusst hat. Noch wichtiger aber scheint, was PRELLER hervorhebt in Betreff des Aphroditekultes, der auch in Sicilien (Eryx) und in Italien blühte und die Gestalt des Aeneas überall mit sich führte. Auch in Lavinium bot ein Heiligtum der Aphrodite (Frutis, Venus) einen solchen Anknüpfungspunkt dar. Am richtigsten ist wohl die Ansicht WÖRNERS, derzufolge mit dem Seehandel, der schon früh Latium mit griechischen Kolonien, mit Etrurien und mit Karthago verband, die Aeneassage von verschiedenen Seiten und in verschiedenen Modifikationen dort eingedrungen ist.

Die Sage führte nun zunächst die Stiftung Laviniums auf Aeneas zurück. An die Küste Latiums mit seinen Troern verschlagen, erkannte Aeneas, oder eigentlich sein Sohn Ascanius, hier das Land seiner Bestimmung, indem eine alte Weissagung sich erfüllte, und seine Gesellen die Tische (die mensae paniceae des Opfers) aufassen. Ein vierfüssiger Führer, ein trächtiges Mutterschwein, das eben geopfert werden sollte, aber entlaufen war, zeigte nun den Ort, wo die neue

Stadt gegründet werden sollte, und warf daselbst 30 Ferkel, ein Symbol der 30 latinischen Bundesstädte. Zu diesen zwei Prodigien gesellte sich beim Bau Laviniums ein drittes, indem ein Feuer im Wald, vom Adler und Wolf genährt, vom Rotschwanz bekämpft, dennoch nicht gelöscht wurde: den Herd der neuen Ansiedlung unter der Obhut von Jupiter und Mars konnten die feindlichen Rutuler nicht vernichten. Den Streit und das Bündnis der eingewanderten Troer mit dem einheimischen König Latinus, dessen Tochter Lavinia Aeneas heiratete, geben die Berichte verschieden wieder. Feindlich stellten sich den verbündeten Troern und Eingeborenen Turnus und der Tyrann von Cäre, Mezentius, gegenüber, welche Gestalten ohne Zweifel die Erinnerung an die Kämpfe mit den Etruskern bewahrten. Je mehr die Sage sich entwickelte, desto mehr wurde der Uebergang von Lavinium auf Alba und von Alba auf Rom mit scheinbar historischer Treue hervorgehoben. Wir müssen hier vornehmlich auf die Bedeutung der ganzen Sage für die sacra hinweisen. Lavinium war die Larenund Penatenstadt Latiums, wo im Tempel der Vesta die römischen Magistrate alljährlich opferten. In diesen Kult trat nun Aeneas ein. Er soll die Penaten, identisch mit den grossen Göttern, den Kabiren Samothrakes, aus seiner Heimat herübergebracht haben. Bekanntlich ist diese Ueberbringung ein Hauptmoment in der Darstellung Virgils. Aber noch auf andere Weise hatte seine Gestalt religiöse Bedeutung, da man ihn selbst als pater indiges vergötterte und verehrte. Dieser Prozess, wobei der ausländische Heros den Charakter eines einheimischen Gottes erlangte, wird sehr verschieden beurteilt. FUSTEL DE COULANGES sieht in dieser göttlichen Verehrung des Stifters und Stammherrn, des Lar, ein einheimisches und ursprüngliches Element; HILD lässt es nur als Produkt späterer Anschauung gelten und behauptet, dass diese Heroisierung in Italien griechischer Herkunft sei.

Ihre grosse Bedeutung verdankte aber die Aeneassage vornehmlich verschiedenen politischen Verhältnissen. Der Krieg mit Pyrrhus wurde zu einem Rachezug der Griechen gegen die Nachkommen der Trojaner. Durch die punischen Kriege kam die wichtige Episode der Liebschaften des Aeneas mit Dido und Anna hinzu. Als die Römer als Grossmacht mit den hellenistischen Staaten in Berührung kamen, liebten sie es, ihre trojanische Herkunft mit einer gewissen Affektation geltend zu machen und sogar in diplomatischen Verhandlungen für ihre trojanischen Vettern in Kleinasien Privilegien zu bedingen. Gegen Ende der Republik war die Masse des Volkes und der homines novi gegen eine Herkunft gleichgültig, die nur einigen patrizischen Ge

schlechtern, welche Varro in seiner Schrift über die trojanischen Familien behandelte, zu gute kam. Unter diesen ist die gens Julia zur grössten Bedeutung gelangt, und durch das Imperium des Caesar und des Augustus hat die Aeneassage ihre letzte Gestalt empfangen; diesem Umstande verdanken wir den Besitz der Aeneis, eines Epos, welches trotz aller seiner Schönheiten doch die Spuren des Zwanges verrät, den sein Dichter sich antun musste, um so viele einheimische und ausländische Elemente zu einem künstlichen Ganzen zu vereinigen.

§ 8. Die Perioden der römischen Religionsgeschichte. Die römische Religion war ein Staatskultus, welcher alle Verhältnisse des irdischen Lebens begleitete, nirgends aber eigene Formen des Lebens, der Anschauung oder der Kunst erzeugt hat. Aus dem Dunkel einer halbhistorischen Zeit trat dieser Kultus im wesentlichen schon fertig zum Vorschein, und mehr als ein Jahrtausend lang verwalteten dieselben priesterlichen Kollegien dieselben'sacra, bis gegen Ende des vierten christlichen Jahrhunderts das Edikt des Theodosius diesen heidnischen Instituten ein Ende machte. Von einer Entwicklung der römischen Religion kann also im eigentlichen Sinne keine Rede sein: sie selbst änderte sich nicht; nur von aussen her wurden ihr fremde Elemente zugefügt. Ausländische Kulte kamen zu den einheimischen hinzu, sie wurden entweder dem nationalen Leben einverleibt, oder als fremde geduldet und gepflegt. Was die eigene Religion weder berücksichtigte noch gab, übernahm der Römer von den eroberten Nationen: Normen für das Denken und Leben borgte er von den Griechen; die religiöse Erregung und den Glauben fand er bei den orientalischen Göttern. Nur kümmerlich fand sich dies alles mit der trotzdem unangefochten fortbestehenden Staatsreligion ab. Die Entwicklung der römischen Religion ist also lediglich nach dem Umfang und der Bedeutung dieser fremden Einflüsse zu bemessen. Nach diesem Gesichtspunkt unterscheiden wir vier Perioden: die erste läuft bis zu den Tarquiniern, die zweite bis zu den punischen Kriegen, die dritte bis zum Ende der Republik, während die vierte die Kaiserzeit umfasst. Da diese letzte eine besondere, ausführliche Behandlung erfordert, werden wir in diesem Paragraphen die Hauptmomente zusammenfassen, welche für die drei ersten in Betracht kommen.

Die Stiftung des Staatskultus fällt mit der des Staates selbst zusammen; den Römern galt Numa als der Stifter, obgleich man manche Bräuche schon auf Romulus zurückführte. Die mythologische und ethnographische Forschung unserer Zeit beschäftigt sich eingehend mit den Elementen, aus welchen die historischen Institute zusammengesetzt

sind. So versucht ROSCHER1 mehrere römische Gottheiten auf dem Wege der vergleichenden Mythologie zu erklären, und MANNHARDT, etliche Kultusbräuche durch ähnliche, namentlich bei Griechen und nordeuropäischen Völkern (Germanen) vorkommende, zu erläutern 2. Während man früher gern von den pelasgischen Ursprüngen auch der römischen Religion redete, kommt bei neueren Forschern jener Name kaum mehr vor, und hat sich der Gesichtskreis erweitert, indem die indogermanische Vorzeit und die allgemeinen ethnographischen Parallelen in Betracht gezogen werden. Allerdings sind die auf diesem Wege gewonnenen Ansichten von sehr ungleichem Wert; während nämlich die Deutung der Götternamen und der spärlichen Mythen mit den Mitteln der vergleichenden Mythologie nur sehr unsichere Resultate liefert, ist durch die Forschung MANNHARDTS die treffende Uebereinstimmung aufgedeckt worden zwischen den Volkssitten der Germanen und manchen Bräuchen, welche dem organisierten Kultus der Römer wie der Griechen einverleibt waren. So wissen wir nun, dass die Riten des Luperkalienfestes, welche der Papst Gelasius im Jahre 496 mit Mühe abschaffte, nicht bloss in der italischen Vorzeit wurzeln, wie denn die Sage ihren Schauplatz mit Romulus in Verbindung bringt, sondern dass sie mit allerlei Frühlingsbräuchen der Germanen zusammenhängen, und dass also der alte SEBASTIAN FRANCK, ohne es zu wissen, einen sehr wesentlichen ethnographischen Zusammenhang aufdeckte, als er den Fastnachtumlauf „nit seer ungleich den heydnischen Lupercalischen festen" schalt. Aehnlich verhält es sich mit den Palilien, mit dem Oktoberross, mit der Argeerprozession und mit noch manchen andern Bräuchen. Die Elemente des römischen Kultus waren sehr primitiv; man kann dies auch daraus entnehmen, dass ihre Beziehung zu den persönlichen Gottheiten, zu den Hauptgöttern, so wenig ursprünglich und wesentlich war. Es waren eben „Wald- und Feldkulte", die auf die Jahreszeiten, die Ernte, die Viehzucht sich bezogen.

Noch in historischer Zeit gab es heilige Bäume (Eichen, Feigenbäume) und Haine (wie der der Arvalen, der Diana beim Nemisee). Die Heiligkeit des Wassers ist bezeugt in der Sage, welche die Inspiration des Numa auf die Quellnymphe Egeria zurückführt, die des Feuers dauerte im Vestadienst fort. Heilige Tiere, wie Wolf und Specht, wurden zuerst selbst verehrt und später mit einem Gotte (die

1 W. H. ROSCHER, Apollon und Mars (1873); Hera und Juno (1875), womit die betreffenden Artikel seines Lexikons zu vergleichen sind.

2 W. MANNHARDT, Antike Wald- und Feldkulte (1877), Mythologische Forschungen (aus dem Nachlasse, 1884).

zwei genannten mit Mars) kombiniert. Inwiefern hinter heiligen Gegenständen, wie dem Stein der Fetialen, dem lapis manalis, den man bei der Dürre umherführte, dem Speer des Quirinus, den Schilden der Salier, dem Palladium Roms usw., alte Fetische sich bergen, lassen wir dahingestellt. Im einzelnen bleiben viele Fragen unbeantwortet; wir wissen aber genug, um schliessen zu dürfen, dass in der alten italischen Religion dieselben Züge wiederkehren, denen wir überall begegnen. Alte Fetische, Baum- und Tierdienst, Naturkult und Geisterverehrung, Seelen- und Ahnenkultus: dies alles lässt sich in der römischen Religion um so deutlicher erkennen, als es hier nicht früh durch Mythologie oder Lehre überwuchert und verdeckt wurde.

Zweck des Kultus war, die Götter oder Geister günstig zu stimmen oder auch im allgemeinen Unheil abzuwenden. Die Divination namentlich aus dem Vogelflug trat bei den alten Italikern sehr in den Vordergrund. Unter den Opfern finden wir hier das altindogermanische Pferdeopfer; sonst waren das Schwein, Schaf und Rind die gewöhnlichsten Opfertiere. Spuren von alten Menschenopfern erkennt man in mehreren Sinnbildern und Bräuchen der späteren Zeit; so in der schon erwähnten Herabstürzung der Strohpuppen, Argei, in den Tiber; die oscilla, wollene Puppen, welche man zur Beschwichtigung von Unterweltsmächten an Kreuzwegen und Haustüren aufhängte, vertraten lebende Menschen; bei dem ver sacrum weihte man die Jugend eines Frühlings dem Mars, indem sie aus dem Lande zog, um sich eine neue Heimat zu gründen. Diesen Schlüssen widerspricht allerdings MOMMSEN, der die Menschenopfer bei den Römern auf die Tötung von Verbrechern und die freiwillige Hingabe Unschuldiger beschränkt.

Aus solchen Elementen war der römische Staatskultus zusammengesetzt. Dass man diese Einrichtungen grösstenteils dem Numa zuschreibt, gehört völlig dem Gebiet des ätiologischen Mythus an. Wir dürfen daraus nicht einmal folgern, dass die Sabiner die wesentlichen Elemente beigesteuert haben. Was davon im einzelnen den latinischen Bewohnern der palatinischen Altstadt, was den Sabinern des Quirinal gehörte, ist nicht mehr zu bestimmen. Bei ihrem Aufzug an den Lupercalia zogen die sog. Luperci nur um den Palatinus herum. Daraus scheint sich schliessen zu lassen, dass dieses Fest aus der Zeit stammt, wo die Stadt noch auf den Palatinus beschränkt war. Die mehrfach erwähnte Kultverbindung des Septimontium umfasst die Stadt etwa mit Ausschluss der sabinischen Hügel Quirinalis und Viminalis. Man hat wohl gemeint, dass das Septimontium etwa die Kultzustände des alten Roms vor seiner Vereinigung mit der sabinischen Stadt wiedergäbe. Doch ohne genügenden Grund. Auch wissen wir vom Septimontium zu wenig,

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