ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

den Provinzen aber war man mit dem Gedanken, der König sei Gott, seit Jahrhunderten vertraut; in Aegypten und dem Orient bildete er bekanntlich seit unvordenklichen Zeiten die Grundlage des Staatsregiments. Die römische Herrschaft konnte nicht umhin, auch wenn sie es gewollt hätte, in diesem Glauben ihre Stütze zu suchen. Nicht nur Cäsar sah dies ein, auch Antonius und Sextus Pompejus liessen sich als Gott verehren. So ist auch bereits August in den Provinzen, ja einigermassen auch in Italien, als Gott verehrt worden. Tempel und Kapellen wurden für ihn errichtet, Priester für ihn bestellt, Vereine zur Erhaltung seines Kults gegründet. Zuerst wurde der princeps manchmal mit einem anerkannten Gotte zugleich, verehrt; als feste Regel wurde dies aber bald aufgegeben. Wo immer bei der Begründung eines Prinzepskultus kaiserliche Genehmigung nötig war, wie z. B. wenn eine ganze Provinz einen solchen einsetzen wollte, wurde diese nicht verliehen ohne die Bedingung, dass zugleich mit dem Kaiser auch die Göttin Roma verehrt werden sollte.

Auch hat August ernstliche Versuche gemacht, durch Gesetzgebung und in anderer Weise der sittlichen Verderbnis zu steuern und die altväterlichen Sitten wiederum zu Ehren zu bringen, und gewissermassen zeugen seine Anordnungen und Einrichtungen von sehr tiefer Einsicht. Sie sind auch sehr erfolgreich gewesen. August hat dem Heidentum die Wege gewiesen, die es noch mehrere Jahrhunderte wandeln und auf welchen es eine grosse Widerstandskraft betätigen sollte. Mit Unrecht hat man gemeint, dass die Zeit des Augustus und seiner Nachfolger einfach als eine Periode des tiefen sittlichen Verfalls zu charakterisieren sei; dieses falsche Urteil wurde hauptsächlich durch die übertriebenen Schilderungen christlicher Schriftsteller und mancher Gegner der Monarchie verursacht. Die erste Kaiserzeit war eine Periode der Restauration, und fehlt es den Ueberzeugungen einer solchen Zeit auch an Tiefe und Festigkeit, so ist doch auch einem sittlichen Betragen nach konventionellen Grundsätzen nicht jeder moralische Wert abzusprechen. Der sittlichen Verwilderung der letzten Zeiten der Republik gegenüber bezeichnen die Zustände der ersten Kaiserzeit einen wesentlichen Fortschritt. Besonders irrig ist auch die Ansicht, als wäre die heidnische Welt zur Zeit des Augustus und seiner unmittelbaren Nachfolger in Unglauben und Skeptizismus versunken. Das Gegenteil ist wahr. Besonders in den unteren Schichten der Gesellschaft und in den Provinzen, zahlreiche monumentale Quellen (Inschriften auf Votivtafeln z. B.) beweisen dies, herrschte noch eine naive Religiosität, daneben mancher Aberglaube, und im allgemeinen waren gerade die religiösen Triebe in dieser Zeit überaus mächtig.

Die heidnische Welt suchte damals alle positiven Elemente des Glaubens zusammenzufassen und der bedeutendste Versuch in dieser Richtung war der, welcher von Kaiser Augustus selbst ausging.

Die Reform des Augustus beruhte auf der richtigen Erkenntnis, dass der politische Parteikampf, die sittliche Verkommenheit des grossstädtischen Lebens, die religiöse Indifferenz der Gebildeten noch bei weitem nicht alle gesunde Kraft der römischen Welt aufgezehrt, im Gegenteil nur bis zu einem gewissen Grad die Oberfläche angetastet hatten. Es war also noch ein gesunder Kern zu finden; die Schichten, wo dieser vorhanden war, mussten hervorgezogen werden. Dies tat Augustus; inwiefern ihn persönlich religiöse Motive antrieben, ist Nebensache. Es ist unzweifelhaft, dass der politische Gesichtspunkt für ihn massgebend gewesen ist. Dass die Pflege der Sittlichkeit und Häuslichkeit, sowie des nationalen Wesens für ihn Geschmackssache war oder wenigstens wurde, ist dabei nicht ausgeschlossen. Seine Devotion mag auch in manchen Punkten mehr als konventionell gewesen sein; er soll sogar manchen Aberglauben gehegt und, wie manche Herrscher, an seinen Stern geglaubt haben. Daneben werden ihm mehrere skeptische Aeusserungen zugeschrieben. Er gehörte eben dem Geschlechte an, das im Rom der letzten Jahre der Republik aufgewachsen war. Aus demselben Grunde ist es auch zu erklären, dass seine Zeitgenossen sich nicht so rasch zu einem aufrichtigen, energischen Glauben bekehren liessen. Für viele war die Religion unter Augustus mehr oder weniger eine gezwungene Modesache. Die Stimmung dieser Zeit lehrt uns die Literatur am besten kennen.

Die Regierung des Augustus ist die Blütezeit der römischen Literatur gewesen; es genügt zum Beweise die blosse Nennung der Namen: Ovidius, Horatius, Virgilius, Titus Livius, denen wir noch mehrere andere hinzufügen könnten, sowohl Dichter als Gelehrte. Bleiben wir aber bei diesen vier; sie sind alle bekannt genug, wir können uns daher damit begnügen, ihre Stellung zu der religiösen Bewegung ihrer Zeit kurz zu kennzeichnen. Am fernsten steht ihr Ovid. Er ist nicht bloss ganz Weltmann, sondern in seinen Amores und in der Ars amatoria geradezu der Repräsentant der Sittenverderbnis, gegen welche Augustus einzuschreiten unternommen hatte. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Ovid als Helfer in die Skandale der kaiserlichen Familie hineingezogen wurde, und dass dies die Schuld ist, die er mit hartem Exil im rauhen Tomi büssen musste. Aber nicht bloss gegen die Sitten verstiess seine Poesie; die frivole Behandlung der Göttergeschichten in den Metamorphosen war für den Glauben weit schlimmer als die leidenschaftlichen Angriffe eines Lukrez. Dass ein Mann

wie Ovid mit übertriebener Schmeichelei sich dem Herrscher zu nähern suchte und später im Unglück nur unwürdige Klagen fand, wundert uns nicht. Wohl aber nahm es ihn selbst wunder, dass seine Poesie. die altväterliche Religion in den Fasti verherrlichte. Die Bedeutung des Gedichts als Quelle für unsere Kenntnis römischer Kultgebräuche haben wir bereits gewürdigt; hier erwähnen wir die Fasti nur als Beweis der Gewalt, mit welcher der mächtige Strom der Reformbewegung des Augustus auch die Gegner mit sich fortriss.

Ein ganz anderer Mann als Ovid war Horaz. Auch er war von Haus aus nicht fromm, sondern parcus deorum cultor et infrequens; einer der hellenistisch gebildeten Römer aus der letzten Zeit der Republik. Dieser Mann wurde nun als Roms grösster Dichter für die Reform des Augustus gewonnen. Wir fühlen es ihm aber an, dass er nicht ohne einen gewissen inneren Zwang zum Lobredner der alten römischen Tugend, des stillen Landlebens, der bescheidenen Verhältnisse wurde. Wohl war sein Geist einer praktischen Lebensweisheit und einer sinnigen Betrachtung nicht abhold, und er sah die Vorteile der sittlichen Reformen des Kaisers bald ein. So wurde er nicht ohne Ueberzeugung der Dichter, der sowohl den Kaiser persönlich feierte, als auch dessen Ideen Ausdruck gab. Die ersten Oden des dritten Buchs sind ein förmlicher Traktat der Moral; die Satiren geisseln die gelockerten sittlichen Verhältnisse, in den Epistolae hat er sich ganz der Philosophie zugewandt; freilich hat er sich keiner besonderen Schule angeschlossen, sondern aus allen Systemen nahm er eklektisch ernste Betrachtungen und Vorschriften der Lebensweisheit herüber.

Eine Gemütsart aber, welche seinen Zwecken diente, fand Augustus am meisten beim Historiker Titus Livius und beim Dichter Virgilius. Beide kehrten sich mit warmer Bewunderung der Vergangenheit zu und schlossen sich aufrichtig dem Streben an, altrömische Gesinnung und Sitte zu erneuern. Es mag nicht ohne Einfluss gewesen sein, dass beide nicht aus Rom selbst stammten, sondern der erste aus Padua, der zweite aus Mantua, wo sie in Kreisen aufgewachsen waren, in welchen der Glaube weniger angefressen war als in der Hauptstadt, und dass wenigstens der zweite in bescheidenen, ländlichen Verhältnissen gross geworden war. Beide, sowohl der Historiker als der Dichter, haben eine feste Ueberzeugung von der welthistorischen Mission des römischen Volks gehabt. Livius, übrigens mehr Geschichtschreiber als Geschichtsforscher, ist gerade merkwürdig durch die antike Gesinnung, die er zur Schau trägt. Wesentlich dazu gehört das Lob, das er der Gottesfurcht spendet, und der Glaube, den er

den Prodigien entgegenbringt. Freilich verteidigt er wohl die Wunder im allgemeinen, allzu wunderliche Geschichten teilt er aber nur unter Vorbehalt mit.

Für die Religionsgeschichte kommt aber keine Gestalt des Zeitalters des Augustus dem Virgil an Bedeutung gleich. Virgil war der Bildung seiner Zeit nicht fremd geblieben: deutliche Spuren verraten, dass er sogar der epikureischen Philosophie eine Zeitlang huldigte, und seine Gedichte zeigen in der Behandlung des Materials selbst zu viel fleissige, gelehrte Arbeit. Dennoch zieht ihn sein Geschmack sowohl zum Landleben als zu den populären Sitten und Gebräuchen hin, die er in seinen Werken feiert.

Am vollendetsten treten die Eigenschaften Virgils in den Georgica hervor, wo er das Landleben mit seinen Beschäftigungen, Ackerbau, Baumzucht, Viehzucht, Bienenzucht, beschreibt. Die Bucolica. sind zehn eclogae, Nachahmungen von Theokrit, mit häufigen Seitenblicken auf die Gegenwart. Die Gestalt, welche die Aeneassage in der Aeneis erlangt hat, kennen wir bereits. In allen diesen Werken Virgils steht die Gottesfurcht obenan. Angeblich preist er den althergebrachten Glauben; faktisch sind aber auch seiner Anschauung so viel verschiedenartige, mehr moderne, philosophische Gedanken eigen, dass es unmöglich wäre, eine einheitliche Ansicht von der Religion. bei ihm zu finden. Er hat eben sehr verschiedenartige Materialien oft nur rein äusserlich zusammengefügt: die populäre Tradition, die er soviel als möglich seiner Darstellung einflickt, eigene Glaubensansichten, mythologische Erzählungen, die er mit bewunderungswürdiger Keuschheit behandelt, deren Anstössigkeit er aber nicht überall ganz verdecken kann. Die Geistesrichtung Virgils hat, im Unterschiede von Homer, der oft sein Muster ist, die Aeneis zu einem durchaus religiösen Epos gemacht. Der Held ist pius Aeneas. Gegenstand des Gedichts ist eigentlich die Uebertragung der sacra von Troja nach Lavinium. Diese fortwährende Bezugnahme auf die Vorgeschichte Roms und die Beschäftigung mit den Heiligtümern beraubt die Gestalt des Helden zum Teil ihrer Lebendigkeit und ihres Interesses. Dass er mit seinem Epos nicht bloss die Vorzeit verherrlichen, sondern vornehmlich der Gegenwart predigen wollte, zeigt Virgil am deutlichsten im sechsten Buch, das von der Unterwelt handelt. Hier will er den Glauben an ein zukünftiges Leben und an die strafende und belohnende Gerechtigkeit mit besonderem Nachdruck einschärfen. Discite justitiam moniti et non contemnere divos. So wird er zum Vorläufer Dantes, und uns kann es nicht wundern, dass dieser ihn dichterisch als den Heiden beschreibt, der eine Fackel hinter sich trug,

bei deren Licht er allerdings selbst nicht sehen konnte, mit welcher er aber der Nachwelt vorleuchtete. Dies sechste Buch ist aber nicht die einzige Ursache, weshalb Christen den Virgil oft als den Propheten der Heiden geehrt haben. Die vierte ecloga schildert beim Anlass der Geburt eines Söhnchens des Konsuls Pollio den angeblichen Beginn des goldenen Zeitalters. Die Farben und Züge, deren sich der Dichter hier bedient, erinnern so lebhaft an prophetische Beschreibungen, dass man öfters die Aehnlichkeit als nicht bloss zufällig angesehen hat. Allein das Gedicht enthält nichts, was den heidnischen Erwartungen eines goldenen Zeitalters, welche die Regierung des Augustus besonders wieder belebt hat, nicht entsprechend wäre. Das Zusammentreffen dieser erneuerten Hoffnungen mit der Erscheinung Christi bleibt freilich überraschend. Wir sehen deshalb in Virgil einen Repräsentanten der heidnischen Frömmigkeit, die sich in der Richtung nach dem Christentum zu bewegte. Das christliche Gefühl, welches im Mittelalter ihn annektierte 1, ist also nicht auf unrichtiger Fährte gewesen.

§ 11. Die Religion der zwei ersten Jahrhunderte der Kaiserzeit.

Das Prinzipat galt von Rechts wegen als ein seinem Inhaber vom Senat aufgetragenes Amt. Doch machte der Einfluss der monarchischen Idee sich auch darin geltend, dass das Prinzip der Erbfolge von selbst eindrang. Unzweifelhaft hat bereits August darauf abgezielt. Auch machte die Verehrung, welche das julische Geschlecht genoss, eine andere Lösung fast unmöglich. Nach den Juliern kamen die Flavier, nach diesen die sog. Adoptivkaiser von Nerva bis zu den Antoninen. Es bezeichnen diese drei Dynastien die Periode, innerhalb welcher die politischen und sakralen Anordnungen des Augustus im grossen ganzen für die staatlichen und kultlichen Verhältnisse massgebend blieben.

Noch in einer andern Weise wurde ein gewisser Zusammenhang zwischen den einander nachfolgenden Herrschern hergestellt. Cäsar wurde nach seinem Tode als Gott verehrt; er erhielt einen Tempel. Dasselbe geschah mit Augustus; war zu seinen Lebzeiten nur sein

1 Wir erinnern an die Zeilen über Paulus auf dem Grabe Virgils:
Ad Maronis mausoleum

Ductus, fudit super eum

Piae rorem lacrimae.

,,Quem te, inquit, reddidissem,
Si te vivum invenissem,

Poetarum maxime!"

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »