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Auch haben manche sehr einleuchtende Kombinationen sich als irrig oder wenigstens unsicher erwiesen, wie z. B. sogar Varuna-Ouranos, und viele der heutigen Linguisten haben sehr viel gegen die vergleichende Mythologie einzuwenden. Auch die Völkerkunde hat ein Wort mit dareingeredet, und für dies und jenes, was man zu dem indogermanischen Grundstock rechnete, Analogien nicht bloss bei Semiten und Aegyptern, sondern sogar bei Rothäuten und andern Wilden nachgewiesen. Freilich bleibt einiges unangefochten. Für die indopersische Periode lassen sich der Yama-Yima, Soma-Haoma, der Vritratöter und manches andere als gemeinschaftlicher Besitz nicht wegleugnen. Auch ist für die ältere indogermanische Periode die Vorstellung von dem leuchtenden Himmelsgott, von dem Kampf von Göttern und finsteren Dämonen und noch einiges mehr zu behaupten; dass aber, wie in späterer Zeit noch u. a. von RYDBERG entwickelt wurde, diese Urzeit eine ausgeprägte Kosmogonie und Eschatologie gehabt habe, ist nicht anzunehmen.

Die allgemeine Charakteristik der indogermanischen Religion stützt sich aber nicht in erster Linie auf diese prähistorischen Daten, sondern muss den Platz bestimmen, den die Indogermanen im Lauf der Entwicklung in der Religionsgeschichte eingenommen haben. Gewöhnlich zieht man dabei eine Parallele mit den Semiten: hier die Religion, dort die Kultur; hier Gott in der Geschichte, dort Gott in der Natur (MAX MÜLLER). Den Wert solcher allgemeinen Betrachtungen kann nur der absprechend beurteilen, der überhaupt bloss für Detailforschung, nicht aber für das Allgemeine, die Philosophie der Geschichte, Sinn hat. Die Hauptreligionen der Indogermanen die indische, persische, griechische, römische, welche untereinander wieder sehr verschieden sind sind die klassischen Repräsentanten des entwickelten und vergeistigten Polytheismus. Während die Semiten ihren Sinn auf das Ueberirdische richteten, und ihre Religionen den Geist der Unterwerfung (Islam), der absoluten Abhängigkeit atmen, so sind die indogermanischen Völker bei dem innerweltlichen Lebensprozess stehen geblieben, ihre Religion hat nie eine scharfe Grenzlinie zwischen Göttlichem und Menschlichem gezogen. Dies wird die historische Behandlung der einzelnen indogermanischen Religionen dartun.

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Die Inder.

Von Dr. EDV. LEHMANN (Kopenhagen).

Literatur. Den Stand der heutigen Indologie gibt das von BÜHLER gegründete und von KIEHLHORN fortgesetzte Sammelwerk: Grundriss der indo-arischen Philologie, wo jeder Bereich der Indologie von vorzüglichen Kennern in monographischer Form erschöpfend behandelt wird. Ueber Indien im allgemeinen: LUDWIG, Geographie, Geschichte und Verfassung des alten Indiens (1875) W. W. HUNTER, The Indian Empire (1893, gut und authentisch). — CHR. LASSEN, Indische Altertumskunde (4 Bde, 1847-61, 2. Aufl. v. Bd. I und II 1867-74), war früher eine Hauptquelle der Indologie. Geschichte Indiens: EDUARD MEYER Gesch. des Altertums I, und LEFMAN in ONCKEN. Literaturgeschichte: A. WEBER, (Akademische Vorlesungen 1852, 2. Aufl. 1875), MAX MÜLLER, A history of ancient sanskrit Litterature (1859), L. v. SCHROEDER, Indiens Literatur und Kultur (1881), A. A. MACDONELL, Hist. of Sanser. Lit. 1900. Ueber indische Kultur A. WEber, Indische Streifen (3 Bde, 1868–79), Max MÜLLER, Chips from a German workshop (deutsch: Essays 4 vol.); MONIER WILLIAMS, Indian Wisdom (gibt u. a. ein Bild der indischen Wissenschaft), H. ZIMMER, Altindisches Leben. DUTT, Hist. of Civilization in Anc. India. I-III. (1890); E. W. HOPKINS, India old and new (1902).

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Für indische Religionsgeschichte sind die älteren Werke von H. F. COLEBROOKE (Misc. Essays ed. by. Cowell) und H. H. WILSON (Works, ed. by. Rost, 5 vol., 1861-65) und vor allem J. MUIR, Original Sanskrit Texts (3. ed. 1890), besonders Bd. III-V, noch wertvolle Quellen; ebenso WEBER, Indische Studien (eine seit 1849 erscheinende Zeitschrift). Als Handbücher für die gesamte Religionsgesch. Indiens sind A. BARTH, Les religions de l'Inde (1870), zuerst in LICHTENBERGER, Enc. des sc. rel., dann erweitert in engl. Uebersetzung in Trübner Or. Serien 1882 (hier ist die ganze notwendige Literatur verzeichnet) und E. W. HOPKINS, The Religions of India (1895), heute unbedingt empfehlenswerte Bücher. E. HARDY, Indische Religionsgeschichte (1898) sehr kurz. MAX MÜLLER, Hibbert Lectures on the origin and growth of religion as illustrated by the religions of India (1878), bleibt immerhin ein sehr lesenswertes Buch, dem seine Gifford lectures (4 vol., auch deutsch) nichts prinzipiell Neues zugefügt haben. - MONIER WILLIAMS, Religious thought and life in India: Vedism., Brahmanism. and Hinduism., und P. WURM, Kurze Geschichte der indischen Religion, sind teilweise noch brauchbar. H. OLDENBERG, Aus Indien und Iran (1900). Umfassende Literaturangaben in BARTHS Bulletins in RHR.

§ 1. Volk und Kultur.

Die Inder werden gewöhnlich sehr einseitig charakterisiert. Die Abkehr von der Weltrealität, die unleugbar in einem grossen Teile ihrer Literatur der vorherrschende Zug ist, das Phantastische und Abstrakte in ihrem Denken und die Geringschätzung, mit der in gelehrten und religiösen Kreisen auf das praktische Leben herabgesehen wird, hat zu der Anschauung geführt, die Inder seien überhaupt ein Volk von Träumern und Phantasten, ein kraft- und tatloses Volk. Diese Schilderung trifft aber nur für einzelne Schichten dieses Volkes und einzelne Zeiten seiner Geschichte zu; wenn man die Gesamtheit der indischen Bevölkerung und den ganzen Gang ihrer Geschichte betrachtet, bekommt man einen wesentlich verschiedenen Eindruck. Die kühnen Ansiedler, die im frühesten Altertum von ihrer Heimat jenseits der Flüsse in Pendjab eindrangen und über Dekhan sich verbreiteten, haben gewiss nicht mit Träumereien und Weisheitsdünkel der wilden Urbevölkerung das reiche Land entrissen und eine dauernde Kultur gegründet. An Mut und Energie, an kriegerischem Eifer und praktischer Tüchtigkeit fehlte es diesen Indern keineswegs, auch nicht an Lebenslust und freudiger Hoffnung. Im tapferen Kampfe sterben galt für Heldenglück, aber lieber noch mochten sie leben hundert Herbste", und jenseits des Todes stand ihnen der Himmel bereit mit ewigem Leben für tapfere Männer.

Das Land, das die Inder erobert hatten, behaupteten sie jedoch nicht unbestraft. Das tropische Klima hat offenbar erschlaffend auf sie eingewirkt, wenn es sie schon nicht so gänzlich ausgemergelt hat, wie häufig gesagt wird. Noch im Mittelalter finden wir die Inder als ein Volk voll rüstiger Tatkraft. Das Mahâbhârata, die Iliade Indiens, ist wohl von (späteren) philosophischen Betrachtungen überwuchert, die den Helden der Iliade sehr fern gelegen haben würden; der Grundstock des Gedichtes ist aber eine Epopöe, die an Kriegeslust und Heldenruhm der Iliade gar nichts nachgibt.

Dass Priester, schon im frühen Altertum im engen Kastenkreise abgesondert, sich zu einem leeren Opferwerken und tatloser Spekulation gewidmeten Leben zurückgezogen haben, und dass die Gelehrten ausserhalb dieser Kaste den Pessimismus, der sich aus diesem öden Leben entwickelte, weiter ausbildeten, ist nicht die notwendige Folge des indischen Volkscharakters. Der Kern des Volkes blieb durchgängig von diesen krankhaften Erscheinungen unberührt; die mächtige Kriegerkaste lebte heiter und kräftig fort, ebenso die bürgerlichen Kasten. Im Handelsverkehr wetteiferten sie weit über das Altertum

hinaus mit den westlichen Völkern, in vielen Gewerben sind sie unerreicht geblieben, und die Reichtümer Indiens sind nicht bloss aus der Erde gewachsen. Dazu sind die Inder noch die Märchenerzähler der Welt gewesen, und es verrät sich gerade in diesen Volkserzählungen eine gewisse selbstbewusste Weltlichkeit. Feine Beobachtung der Dinge wie des menschlichen Lebens und kluges Moralisieren vereinigen sich hier mit beissendem Witz und lustiger Frivolität und vornehmlich mit einem durchgängigen Sarkasmus über den Stolz und die Habsucht der Priester und die Scheinheiligkeit der asketischen Frömmler.

So ist nicht alles in Indien Religion; dass aber die Frömmigkeit sowohl in ihrer praktischen Ausübung als durch das mächtige Denken und die reiche Literatur, zu der sie geführt hat, eine grosse Rolle im Volke gespielt hat, ist zweifellos; die Religion bleibt immerhin die grosse Leistung der Inder, und die indische Religion bildet wohl überhaupt das imponierendste Phänomen des Heidentums. Drei oder vier Jahrtausende lang hat dieselbe die Herrschaft über die Völker des gewaltigen Landes ausgeübt und bei allen durchgreifenden Umgestaltungen doch ihre ausgeprägte Individualität bewahrt. Die Abkehr von der realen Welt, die in ihren späteren Hauptformen das wesentliche Merkmal bildet, ist allerdings nicht vom ersten Anfang an erkennbar; allen Stufen der Entwicklung ist aber ein Hang zum Mysteriösen und Abstrusen gemeinsam, der sich sowohl in den ersten rohen Symbolen wie in den subtilen Unterscheidungen und den oft nur scheinbar tiefen Spekulationen offenbart; auch bewegt ihre Phantasie sich immer mit Vorliebe in dem Masslosen, dem Unbegrenzten. Die Inder haben aber früh gelernt, dieses Unendliche als eine Einheit und zwar als eine geistige Einheit zu fassen; ein spiritualistischer Monismus herrscht in ihrem religiösen Denken vor: in dem Geiste sehen sie das Wesen, in den Dingen einen betrügerischen Schein, und erstaunlich ist der Ernst, mit dem sie sich bemühen, den Schein zu opfern, um das Wesen zu greifen: das Entsagen, die heilige Leidenschaft der Inder, ist das grosse Zeugnis für dieses Streben. Das Wesen der Dinge, nach dem sie ringen, hat das indische Denken nur selten als ein Ueberweltliches gefasst: die Immanenz des Weltgeistes ist ihnen die selbstverständliche Grundidee ihrer Weltanschauung; dieser entschiedene Pantheismus entwickelt sich im Laufe des religiösen Lebens vielfach zum Atheismus, und die Frömmigkeit, die von dem Entsagen nicht ablassen will, erhält dadurch ein gewisses nihilistisches Gepräge.

So lebhaft die Inder sich für die Religion interessierten, so wenig sind sie für das politische Leben befähigt gewesen. Mögen sie im Kriege

tapfer, im bürgerlichen Leben tüchtig und für gerichtliche Ordnungen nicht unbeanlagt gewesen sein: zu einer Nation haben sie sich nie sammeln können, und von einem indischen Reiche ist niemals die Rede gewesen, was wohl an der Beschaffenheit des Landes gelegen haben kann. Daher ist es wohl zu verstehen, dass die Inder in der Weltgeschichte nie eine entscheidende Rolle gespielt haben: Inder und indische Kultur haben sich allerdings über das ganze südliche Asien, selbst über die grossen Sundainseln verbreitet, zu einer indischen Religion ist die halbe mongolische Welt bekehrt worden, aber zu einer Herrschaft ausserhalb der Grenzen Indiens, die diese Bewegungen hätte unterstützen können, haben die Inder es nie zu bringen vermocht; vielmehr haben sie im eigenen Land im Kampfe mit den vordringenden Weltmächten immer den Kürzeren gezogen: den Griechen wie den Persern, den Engländern wie den Moslims sind sie eine viel zu leichte Beute gewesen, und die Zukunft der indischen Kultur ist durch diesen Mangel an Nationalgefühl und politischem Sinn ernstlich bedroht.

Dass ein Volk, dem so wenig daran lag, eine Geschichte zu haben, auch sehr wenig für die literarische Aufbewahrung seiner Geschichte getan hat, versteht sich von selbst. Den Brahmanen kümmerte es nicht viel, was in dieser Welt des Scheins und der Pein vorging, und hätte nicht hier und da ein tüchtiger Herrscher Inschriften hinterlassen, die zu sammeln und zu deuten übrigens erst die modernste Indologie sich zur Aufgabe gemacht hat, so wären wir in Bezug auf die Chronologie der Inder in vollständiger Verlegenheit. Auch andere profane Quellen stehen uns jedoch zu Gebote, und man sieht heute, nach BÜHLER, nicht so pessimistisch auf die geschichtliche Forschung Indiens wie früher.

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In der Wissenschaft können die Inder sich jedoch anderer, ganz bedeutender Leistungen rühmen. Die Mathematik und die Astronomie haben sie mit grossem Talent behandelt, in der Heilkunst waren sie nicht unwissend, ihre Logik und Psychologie verdient Bewunderung, und in der grammatischen Wissenschaft sind sie nicht von den Arabern, wohl aber von der modernen europäischen Sprachwissenschaft aber erst von ihr überholt worden. Ueberhaupt haben die Inder für die Geistestätigkeiten Anlagen, zu denen Scharfsinn gehört. Die Empirie ist nie ihre Sache gewesen; daher die frühe Verknöcherung ihres Geisteslebens, besonders ihrer Wissenschaft. Für die Religion ist das Ueberwuchern des Scharfsinns in Indien immer ein Unheil gewesen; starre Theologie und öder Ritualismus haben sich schon in der vedischen Zeit vereinigt, um die ursprüngliche Frische aus dem Glaubensleben zu verdrängen. Schönheit ist in den alten heiligen Büchern

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