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das Christentum, das zuerst im öffentlichen Leben durch die synkretistische Politik Anerkennung fand.

§ 14. Der Ausgang des Heidentums.

Die Entwicklung der römischen Monarchie näherte sich ihrem Abschluss. Aurelian (270-275), der nach den furchtbaren Wirren der Mitte des 2. Jahrh. die Reichseinheit wieder herstellte, nahm ausdrücklich den Titel dominus et deus an und umgab sich dieser orientalischen Vorstellung fürstlicher Würde gemäss mit orientalischer Pracht. Bald nach ihm hörte jede Teilnahme des Senates an der Einsetzung des princeps in sein Amt völlig auf. Diocletianus (285-305) führte ein vollständiges Hofzeremoniell ein, nach dem Muster desjenigen der sassanidischen Könige. Er und nach ihm Constantin bildeten ein vollendetes System einer hierarchisch organisierten Reichsregierung aus.

Doch entbehrte dieses stolze Gebäude immer noch den religiösen Boden, dessen es so sehr bedurfte. Niemals erhielt die Monarchie einen ständig allgemein anerkannten Schirmgott. Niemals kam man zu irgend einer klaren Vorstellung von dem Verhältnis zwischen dem irdischen und dem himmlischen Gotte. Der Reichsgott des Aurelian war der deus Sol invictus, und es ist noch streitig, welcher orientalische Gott hinter diesem steht. Wahrscheinlich war er nur der orientalische Sonnengott in ganz allgemeiner, nach altrömischer Art fast nur begrifflicher Auffassung. Diocletian schlug wieder andere Pfade ein: er nannte sich jovius, seinen Mitregenten Maximianus herculeus, womit zugleich das Verhältnis des letzteren, seines Mithelfers, zu ihm, dem obersten Herrscher, ausgedrückt war. Es waren wieder einmal römische Götter, Jupiter und Hercules, von denen diese Herrscher als deren Abkömmlinge ihre Macht herleiteten. Die schwankende Denkart des Synkretismus war nicht im stande, die festen Formen zu verleihen, deren staatliche Gebilde bedürfen. Später trat das Christentum dieser ganzen Entwicklung in den Weg. Der Christ konnte noch weniger ein Gott sein als der Römer. Doch ahnte damals niemand, dass erst das Christentum, freilich in viel späterer Zeit, in seiner Vorstellung von einer fürstlichen Macht von Gottes Gnaden dem stolzen Gedanken Cäsars, sei er auch wesentlich umgestaltet, eine lebenskräftige Daseinsform verleihen würde.

In den Perioden, die uns bis jetzt beschäftigt haben, war der Gegensatz zwischen Christentum und Heidentum noch nie scharf hervorgetreten. Die Verfolgungen unter Nero, Trajan, Marc Aurel und Septimius Severus waren lokal und vorübergehend gewesen. Am Ende

dieser Zeit schien selbst das Christentum, in die allgemeine Toleranz mit einbegriffen, unter kaiserlichem Schutz eine gesicherte Stellung in der Welt zu erhalten. Im zweiten Drittel des 3. Jahrh. änderten sich diese Verhältnisse. Von da an bis Constantin trugen die Verfolgungen, die allerdings mit Zeiten der Ruhe abwechselten, aber immer wieder von neuem aufgenommen wurden, mehr einen allgemeinen, systematischen Charakter. Maximinus Thrax, Decius, Valerianus, Aurelianus, zuletzt und am heftigsten Diocletianus und Galerius waren Verfolger der Christen. In diesen Verfolgungen gab sich besonders die Stimmung des Heeres kund. Die grossen Christenverfolger unter den Kaisern, wie Maximinus und Decius, waren die Feldherrn dieser Zeit, vom Soldatengeist belebt, zum Teil der Bildung nicht gewogen. Im Heere waren Glaube und Aberglaube am lebendigsten geblieben, man fühlte sich in den Kriegszügen auf den Schutz der Götter besonders angewiesen, und die Hauptkulte dieser Zeit, wie der Mithradienst, waren daher gerade unter den Soldaten verbreitet. Die Christen zeigten sich dem Kriegsdienst immer abgeneigt, was den Hass der Legionen gegen sie noch besonders anfachte. Aber nicht nur mit der Armee, mit der ganzen damaligen Welt lag das Christentum in unversöhnlichem Streit. Dem Pöbel verdammte es das einzige, was nach dessen Ansicht dem Leben noch einen Wert gab, die Gladiatorenspiele. Dem zwischen den verschiedensten Vorstellungen hin- und herschwankenden Synkretismus stellte er seine felsenfeste Ueberzeugung des sittlich Absoluten und des einzig wahren Gottes gegenüber. Das ganze römische Reich war für ihn eine Herrschaft des Bösen, die vorübergehen sollte. Solche Widersprüche schienen unlöslich, der Kampf zwischen beiden Mächten ungleich. Dennoch hat die scheinbar schwächere gesiegt.

Die Verfolgungen der Christen durch die Kaiser waren unter solchen Umständen ganz erklärlich. Man kann sich fast darüber wundern, dass sie lange Zeit nicht noch viel strenger und nachhaltiger ausfielen. Denn sie hatten es nicht so sehr auf die Vertilgung der Christen abgesehen, wie christliche Schriftsteller oft zu sagen scheinen. Mehrere Berichte beweisen deutlich, dass die Todesstrafe nicht allgemein war und dass oft Nachsicht in der Ausführung die Edikte milderte. Auf die sittlich durchaus nicht ganz reinen christlichen Kreise wirkten die Verfolgungen läuternd, indem manche falschen oder halben Christen abfielen und die übrigen durch das Beispiel der Märtyrer erstarkten. Beim Uebergang in das 4. Jahrh. war das Christentum bereits eine grosse Macht geworden. Schon so weit war es damals gekommen, dass der Herrscher, der es bekämpfte, befürchten musste, den Erdkreis aufzuregen. Dies wagten Galerius und Diocletian, allein ihr heid

nischer Fanatismus konnte das Christentum nicht vertilgen, sondern nur den christlichen Fanatismus steigern, und der Herrscher, der aus den Wirren dieser Zeit als Sieger hervorging, schenkte dem neuen Glauben volle Freiheit.

Neue Kulte von irgend einer eingreifenden Bedeutung hat das Heidentum in dieser Periode nicht hervorgebracht. Man opferte auf dem Kapitol und in den Mithraheiligtümern, man verehrte die vergötterten Kaiser, die römischen, ägyptischen und andern Götter, die wir bereits kennen, vielfach die Sonne, wie aus vielen Münzen hervorgeht; im Orient blühte im 4. Jahrh. besonders der Kultus der Tyche. Sie war die Hauptgöttin Konstantinopels, und auch in andern Hauptstädten gab es grosse Tychetempel.

Der letzte grossartige Versuch, das Heidentum zu beleben, ging von der Philosophie aus. Es war die neoplatonische Bewegung, die in der Mitte des 3. Jahrh. ihren Hauptvertreter in Plotinus hatte. Die Verwandtschaft des Neoplatonismus mit dem Gnostizismus wird mit Recht immer betont, oft aber sehr überschätzt. Beide stimmten miteinander darin überein, dass sie auf spekulativem Wege zur Wahrheit gelangen und die Religion philosophisch begründen wollten; dabei begegneten sie einander in manchen Einzelheiten sowohl der Lehre wie der Praxis. Sie gingen aber in manchen Hauptlehren ganz verschiedene Wege, namentlich darin, dass der Gnostizismus viel mehr orientalische Elemente in sich aufnahm. Wohl hat man dasselbe oft von dem Neoplatonismus behauptet, aber wenigstens von Plotinus gilt es nicht; die philosophische Ueberlieferung, an die er sich anlehnte, war die des Plato und des Aristoteles, mit der er noch stoische Gedanken verband. Plotinus war ein bedeutender Denker, der nachhaltigen Einfluss auf die geistige Entwicklung der Menschheit ausgeübt hat. Er lehrte in Rom seit 244 und starb 270. Sein Schüler Porphyrius hat seine Lebensgeschichte geschrieben und seine Werke in sechs Enneaden herausgegeben'.

Das Problem, an welchem der Neoplatonismus gearbeitet hat, war die Erklärung der Vielheit aus der Einheit, die Wahrung des Prinzips der Transzendenz Gottes, doch so, dass die Entstehung und der Lauf der Welt vom Göttlichen durchdrungen erschienen. Die Beschreibung des wirklich imposanten Baues, den Plotin zu diesem Zwecke aus platonischen und stoischen Begriffen ausführte, gehört in die Geschichte

1 Ueber den Neoplatonismus vgl. man ZELLER und andere Darstellungen der Geschichte der Philosophie. Eine klare Uebersicht gibt: C. BIGG, Neoplatonism (1895). Ganz vorzüglich ist der Abschnitt über Plotin in R. EUCKEN, Lebensanschauungen der grossen Denker.

der Philosophie. Hier verzeichnen wir nur die religiösen Richtungen, welchen dieser Bau diente. Der streng durchgeführte Dualismus zwischen Gott und Welt musste in der Religion der mystischen, in der Sittlichkeit der asketischen Richtung förderlich sein. Gott ist über der Welt, für das Erkennen unzugänglich, ohne Eigenschaften, ja sogar „über dem Sein" (ènéxex tijs oùsias): so lautete der hier zuerst deutlich ausgesprochene Grundsatz der Mystik. Der Mensch erreicht das Höchste nur in ekstatischen Zuständen, welche Plotin selbst gekannt haben soll; die Sittlichkeit sucht die Sinnlichkeit zu töten durch asketische Uebungen und Reinigungen und strebt darnach, das Menschliche abzutun, um des Göttlichen teilhaftig zu werden. Notwendig schob diese Philosophie zwischen Gott und Welt eine Anzahl von Mittelwesen ein, in welchen man die Götter und Dämonen des Volksglaubens wiederfinden konnte. Denn obgleich der Neoplatonismus seine Lehren spekulativ begründete, verlor er doch das religiöse Interesse nicht aus den Augen. Wie sehr diese Richtung den bestehenden Bedürfnissen entsprach, ist leicht ersichtlich. Das mystische Dunkel, in welches die Gottheit gehüllt blieb, und die Nähe der göttlichen Kräfte und Mittelwesen, die religiösen Uebungen, Reinigungen, Aufregungen, welche in diesen Kreisen als Frömmigkeit galten: dies alles entsprach dem Geiste des 3. und 4. Jahrh. Dabei waren die Neoplatoniker beflissen, den populären Stand der Religion zu schonen, ihn mit der Wärme und Tiefe der neuen Spekulation zu durchdringen, nicht nur diese aufzulösen. Der Polytheismus wurde spekulativ begründet, die Mythen philosophisch erklärt, die Riten beibehalten, die religiösen Uebungen stark empfohlen. Vorzüglich schloss diese Richtung einen engen Bund mit der Magie und der Wahrsagerei, indem sie die Möglichkeit und Wirklichkeit geheimer Kräfte in der Natur wie in der menschlichen Seele annahm und Magie und Mantik aus dem Zusammenhang aller Dinge unter sich und aus sympathetischen Einwirkungen erklärte.

Plotins Schüler Porphyrius und dessen Schüler Jamblichus wandten sich noch mehr als ihr Meister der religiösen Praxis zu. Von Porphyr sind noch die vier Bücher De abstinentia, Περὶ ἀποχῆς ἐμψυχῶν, vorhanden, worin er seine vegetarianische Lebensweise ethisch begründet und durch ein grosses, für uns wertvolles Material aus allerlei Schriftstellern illustriert. Ausserdem schrieb er 15 Bücher gegen die Christen, worin mit mehr Achtung von der Person Christi geredet wird als in Celsus' Polemik; wir kennen nur einige Aufstellungen Porphyrs gegen die Christen aus gelegentlichen Erwähnungen, das Buch selbst ist verloren gegangen. Mit Jamblichus und seiner syrischen Schule

trat der Neoplatonismus ganz auf die Seite des volkstümlichen Aberglaubens und büsste seine philosophische Würde ein; das dem Jamblichus zugeschriebene Buch über die ägyptischen Mysterien scheint freilich unecht zu sein. Die höhere Bildung der Welt war aber bis ins 5. Jahrh. durchaus vom Neoplatonismus bestimmt. Sie hatte ihren Hauptsitz an der Hochschule von Athen, wo Lehrer und Schüler, wie Libanius, Julian, der spätere Kaiser, und manche, die nachher dem Christentum sich zuwandten und die wir unter die Kirchenväter zählen, sich zusammenfanden, und wo im 5. Jahrh. Proclus lehrte, den man mit Recht den Scholiasten der griechischen Philosophen genannt hat wegen seiner enzyklopädischen Kenntnis der philosophischen Ueberlieferung. Aber auch in andern Hauptstädten blühte der Neoplatonismus, so in Alexandrien, wo er am Anfang des 5. Jahrh. seine letzte grosse Repräsentantin hatte in Hypatia, die, von Mönchen zerrissen, als ein der christlichen Roheit erlegenes Opfer heidnischer Bildung starb.

Haben wir gesehen, auf welche Weise das Heidentum dem wachsenden Christentum gegenüber sich zu behaupten suchte und ihm feindlich entgegentrat, so müssen wir jetzt die Hauptzüge verzeichnen, welche in diesem Zeitraum die Christianisierung der Welt kennzeichneten. Die alte Welt war religiös tolerant, und vollends das römische Kaisertum war geneigt, allen Kulten eine Stätte einzuräumen. Wenn es dem Christentum gegenüber von dieser Regel abwich, so geschah es einerseits, weil bei öffentlichen Kalamitäten der Pöbel und das Heer die Sühnung durch die Verfolgung der Götterfeinde forderten, anderseits weil die Christen selbst sich ihren bürgerlichen Pflichten öfters zu entziehen suchten. Dennoch kehrte die Regierung immer wieder zu ihrer toleranten Haltung zurück. In der zweiten Hälfte des 3. Jahrh. kam als bestimmender Grund hinzu, dass man das Christentum immer mehr als eine Macht im Reiche anerkennen musste. Offiziell tat dies zuerst Gallienus, unmittelbar nach der Verfolgung durch Valerianus. Im Jahre 260 erkannte er den Christen das Versammlungsrecht zu und sicherte ihren Grundbesitz: allerdings war dies nicht mehr, als die Kirche schon früher faktisch besessen hatte, aber immerhin war nach den vorhergehenden Verfolgungen diese offizielle Zusicherung des Rechtsschutzes von grosser Bedeutung. Wohl haben spätere Kaiser, namentlich Galerius und Diocletian, der Kirche diesen Schutz wieder entzogen, der Weg war aber gebahnt, auf welchem Constantin weiter schritt. Tatsächlich gewährte das Edikt von Mailand (312) den Christen nicht mehr, als sie schon unter Gallienus erlangt hatten: den Rechtsschutz. Constantin hob die früheren Strafedikte gegen die Christen

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