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auf, er war bemüht, dem Christentum im Staate gleiche Rechte und Privilegien zu sichern wie dem Heidentum. Seine Stellung in religiösen Angelegenheiten war durchaus von politischen Gesichtspunkten bestimmt, er erkannte die Macht des Christentums und fand es für klug, mit der hierarchisch organisierten Kirche einen Bund zu schliessen. Dabei war er von dem Gedanken, das Christentum zur ausschliesslichen Staatsreligion zu erheben oder etwa gar auf seine eigenen kaiserlichen Hoheitsrechte in religiösen Angelegenheiten zu Gunsten der christlichen Hierarchie zu verzichten, weit entfernt. Er hat das Heidentum nicht bekämpft, es sogar ausdrücklich anerkannt. So behielt er den Titel pontifex maximus bei, liess seine Vorgänger als divi konsekrieren, weihte Konstantinopel zur Hauptstadt unter heidnischen Zeremonien ein, forderte christliche Bischöfe auf, die Heiden in ihrem Glauben. nicht zu belästigen, und bestätigte noch in seinen letzten Lebensjahren die Privilegien heidnischer Kollegien. Nur gegen geheime Kulte, welche die Sittlichkeit gefährdeten, traf er repressive Massregeln, auch zog er hier und dort reiche Tempelschätze ein. Aber eine Abschaffung des Heidentums lag seiner Absicht gänzlich fern. Vielmehr wollte er eine Neutralität des Staates den Bekenntnissen gegenüber zu stande bringen. Anfänglich war es wohl lediglich in diesem Sinne, dass er für die Rechte der christlichen Kirche eintrat. Eine Zeitlang scheint er in einer Art von farblosem Deismus die Ueberwindung der Glaubensunterschiede erstrebt zu haben. Aber im Laufe seiner Regierung näherte sich der Kaiser dem Christentum immer mehr. Die kirchlichen Streitigkeiten, zuerst der Donatismus, dann der Arianismus, beschäftigten ihn stark, und unter seiner Leitung wurde das erste Konzil zu Nicäa abgehalten. Freilich blieb er sich seiner Herrschermacht bewusst. „Hätten die Bischöfe diesen Fürsten behandelt, wie nachher Ambrosius Theodosius d. Gr., so hätte er ihnen den Kopf vor die Füsse legen lassen" (H. SCHILLER). Wohl aber erhielten die Christen an seinem Hofe, namentlich in den späteren Jahren, eine bevorzugte Stellung, und er stand unter ihrem Einfluss; er liess seine Kinder im christlichen Glauben erziehen und sich selbst noch in seinem letzten Lebensjahre taufen. So hat Constantin weder das Heidentum abgeschafft noch das Christentum zur Staatsreligion erhoben; er hat aber dem ersteren sein ausschliessliches Recht und dem letzteren seine Fesseln abgenommen. Durch diese neutrale Haltung hat er die Verhältnisse ihrer eigenen Entwicklung überlassen, deren Ausgang nicht mehr zweifelhaft sein konnte.

Die Söhne Constantins befolgten dem Heidentum gegenüber im wesentlichen die Politik ihres Vaters. Das Edikt vom Jahre 353, durch

welches Constantinus die Opfer verbot und die heidnischen Tempel schloss, ist nicht in dem Sinn zu verstehen, als wäre die Zugehörigkeit zum Heidentum strafbar geworden. Nach wie vor wurden sogar im öffentlichen Leben heidnische Riten beibehalten; nur gegen Ausschreitungen, Magie, geheime Künste übte man eine stärkere Repression aus.

Unter der Regierung Julians trat eine kurze Reaktion zu Gunsten des Heidentums ein (361-363). Eine eigentliche Christenverfolgung hat Julian nicht veranstaltet, vielmehr sollte auch unter ihm Toleranz vorwalten; auch befliss er sich einer philosophischen Ruhe und Unparteilichkeit, was freilich dem nervösen und phantasiereichen Manne schlecht gelang. Er beabsichtigte eine sittliche Regeneration des Heidentums auf neoplatonischer Grundlage; im einzelnen mag ihm selbst sein Ziel nicht ganz klar gewesen sein. Den Christen gegenüber trug er, namentlich im christlichen Antiochien, seine heidnische Frömmigkeit zur Schau; er hat Tempel gebaut und dotiert, Mysterien und Orakel neu zu beleben gesucht. Aber es war zu spät. Man erzählt, dass, als er das Orakel zu Delphi wieder reden machen wollte, sein Bote die Antwort erhielt: „Melde dem Kaiser, schon lange sei die kunstreiche Halle in den Staub gesunken; Phöbus hat keine Hütte mehr, keinen weissagenden Lorbeer, keine redende Quelle, denn verstummt ist das redende Wasser."

In der zweiten Hälfte des 4. Jahrh. hatte das Heidentum den Boden verloren, und der Versuch Julians offenbarte erst recht, wie wenig Lebensfähigkeit es mehr besass. An manchen Orten, wo Julian den heidnischen Kult restaurieren liess, fanden sich weder Priester noch Gemeinden. Das Heidentum hatte seinen letzten Zufluchtsort unter dem roheren Landvolke und wurde daher Paganismus genannt. Nur in Rom hatte es auch unter den höheren Kreisen und im Senat einen Halt. Interessant ist in dieser Hinsicht das Schicksal der Statue der Victoria, eines hochverehrten Bildes, dem man im Sitzungslokale des Senats selbst Opfer darbrachte. Constantius liess es im Jahre 357 entfernen. Die vornehmen Römer verschmerzten die Beseitigung des Bildes, das sie als eine Art von Palladium betrachteten, nicht leicht; es wurde in dem folgenden Jahrzehnt wiederholt zurückgeführt und wieder weggenommen; als 384 Gratian nochmals diese Verehrung aufhob, veranlasste sein Edikt einen letzten Aufschwung der antiken Beredsamkeit, indem Symmachus im Namen der Majorität des Senats den heidnischen Glauben verteidigte. Allein die heidnische Partei des römischen Senats war schon seit lange viel zu bedeutungslos geworden, um den Strom der Zeitbewegung aufhalten oder auch nur eindämmen. zu können.

Chantepie de la Saussaye, Religionsgeschichte. 3. Aufl. II.

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Nach dem misslungenen Versuch Julians schien die Zeit gekommen, dem sterbenden Heidentum das Todesurteil zu sprechen. Das Christentum hatte unter vielen römischen Kaisern Toleranz genossen, unter Constantin und seinen Söhnen Rechtsgleichheit erworben, und bereits erhoben seine Bischöfe Anspruch auf Macht im Staate, auf Anwendung der Staatsgewalt gegen Heiden und Ketzer. Allein die Staatsmacht war nicht sofort geneigt, auf diese Forderungen einzugehen. Valentinian, Julians Nachfolger, hob freilich mehrere Massregeln seines Vorgängers auf, war aber zu sehr Staatsmann, als dass er die Neutralität des Staates den Religionen gegenüber und damit seine Macht an die Kirche preisgegeben hätte. So blieb er im wesentlichen dem Heidentum gegenüber tolerant, nur unsittliche Kulte waren verpönt. Sein Regiment war das Ideal des heidnischen Historiographen dieser Periode, des Ammianus Marcellinus, der um 390 in Rom schrieb. Ammianus war ein toleranter, von Aberglauben aber durchaus nicht freier Mann, dessen Geschichte eine Quelle ersten Ranges für diese Zeit bildet, und der mit Symmachus die Stimmung der heidnischen Kreise gegen Ende des Jahrhunderts veranschaulicht.

Den entscheidenden Streich führte nun Theodosius der Grosse. Sein Glaubenseifer wurde durch den weltklugen und herrschsüchtigen Mailänder Bischof Ambrosius angefeuert und benutzt. Ob Theodosius es von Anfang an auf Vernichtung des Heidentums abgesehen hatte, ist zweifelhaft. Er beschränkte zuerst nur die heidnischen Kulte sehr wesentlich, indem er den Uebertritt zum Heidentum als Apostasie mit schweren Strafen belegte. Das Edikt vom Jahre 392 hob aber den heidnischen Kultus überall und gänzlich auf. Die Tempel fielen der Plünderung anheim, die Ortsbehörden mussten überall gegen den heidnischen Kultus einschreiten, fanatische Christen durften frei gegen denselben wüten. So verschwand das Heidentum, ohne ernsthaft Widerstand leisten zu können. Es hatte alle seine lebensfähigen Elemente an das Christentum abgegeben, das, reichlich von griechisch-römischen Gedanken und Formen durchdrungen, nunmehr seine welthistorische Aufgabe erfüllen konnte.

Die Germanen.

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Literatur. Grundlegend für die Erforschung der germanischen Vorzeit war in Dänemark die Tätigkeit von P. E. MÜLLER (Sagabibliothek, 3 Bde, 1817-1820, und andere Schriften), in Deutschland die der Brüder J. und W. GRIMM, welche einander ergänzend die germanische Philologie im weitesten Umfang bearbeiteten. Von J. GRIMM erschien 1835 die Deutsche Mythologie (4. Aufl. in 3 Bdn von E. H. MEYER, 1875-1878), von W. GRIMM 1829 die Deutsche Heldensage (3. Aufl., 1889, von R. STEIG), ausserdem die beiden Sammlungen ihrer kleineren Schriften und die gemeinschaftlichen Ausgaben der Kinder- und Hausmärchen (1819) und der Deutschen Sagen (1816). Ueber die Bedeutung J. GRIMMS vgl. das schöne Buch von W. SCHERER, Jacob Grimm (2. Aufl. 1885). Der Zeitgenosse der Grimm, L. UHLAND, gibt in seinen Schriften Zur Geschichte der Dichtung und Sage (8 Bde) viel Wertvolles über Sagenkunde und Literaturgeschichte. Obgleich K. LACHMANN sich nie direkt mit der Mythologie beschäftigt hat, so hat doch seine streng philologische Methode und sein Studium der Heldensage (Nibelungen) den weitesten Einfluss auf die mythologische Forschung geübt. Durch die anthropologischen Studien, namentlich E. B. TYLORS, angeregt, hat W. MANNHARDT, Wald- und Feldkulte (2 Bde, 1875-1877), Mythologische Forschungen aus dem Nachlass (1884), auf ein einseitiges, aber sehr reichhaltiges Material die animistische Erklärungsweise erprobt. In seinen streng methodischen, aber schwerfälligen Arbeiten, worunter das grossartig angelegte Werk Deutsche Altertumskunde (I 1870, II 1887, III 1892, IV 1900, V1 1883, V 1891) hat K. MÜLLENHOFF besonders die Geographie, die Ethnographie und die Heldensage durchforscht. Auch von K. MÜLLENHOFF gab W. SCHERER ein gelungenes Lebensbild (1896). Ein gut geschriebenes Buch ist F. B. GUMMERES Germanic origins (1892). - Unter den überaus zahlreichen deutschen, nordischen, germanischen Mythologien steht GRIMMS Meisterwerk, obgleich in vielem veraltet, noch unerreicht da. Von andern Handbüchern oder Gesamtdarstellungen seien hier erwähnt von nordischen Gelehrten N. M. PETERSEN, N. F. S. GRUNDTVIG, FINN MAGNUSEN (Mythologiae Lexicon 1828); in Deutschland wurde das Buch von K. SIMROCK (1855) öfter neu verlegt, eine sehr verworrene Darstellung. Ein Wendepunkt in diesen Studien bezeichnet das vielfach, namentlich von MÜLLENHOFF (D. Atk. V) heftig angegriffene Werk des Norwegers S. BUGGE, Studier over de nordiske Gude- og Heltesagns oprindelse (1881-1889, deutsch von O. BRENNER). Unter dessen mehr oder weniger direktem Einfluss stehen die beiden letzten grösseren Werke: E. H. MEYER, Germanische Mythologie (1891) mit reichem Material, namentlich der vollständigsten Quellenübersicht, neuerdings gab E. H. MEYER für einen grösseren Leserkreis eine gut geschriebene Mythologie der Germanen (1903),

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und W. GOLTHER, Handbuch der germanischen Mythologie (1895). Noch wären die beiden Bände von PAUL HERMANN, Deutsche Mythologie (1898), und Nordische Mythologie (1903) zu erwähnen. P. D. CHANTepie de la Saussaye, Religion of the Teutons tranls. from the Dutch by B. J. Vos (Handbooks on the history of religions Boston 1902) ist eine Arbeit zweiter Hand, worin die ausführliche Geschichte der Disziplin und die strenge Scheidung der verschiedenen historischen Kreise hervorzuheben sind.

Endlich sei hier noch auf die Bearbeitung aller Einzeldisziplinen hingewiesen in H. PAUL, Grundriss der germanischen Philologie (1. Aufl. 1891-1893, 2. Aufl. 1900), worin die Mythologie und die nordische Literaturgeschichte von E. MOGK, die Heldensage von B. SYMONS zu den besten Arbeiten über ihre Disziplinen gehören. Die Ethnographie von O. BREMER bringt zwar viel Material, ist jedoch in ihren Resultaten zweifelhaft. Die Geschichte ist namentlich in den nordischen und dänischen Werken von P. A. MUNCH, Joh. Steenstrup, J. E. SARS, G. STORM u. a., für die Angelsachsen J. M. KEMBLE behandelt. Auch K. MAURER, Die Bekehrung des norwegischen Stammes zum Christentum (2 Bde, 1855/6), wenn auch in mancher Hinsicht veraltet, muss erwähnt werden.

§ 1. Vorbemerkungen.

Die germanische Vorzeit übt eine wohlbegründete Anziehungskraft aus. Wenn wir den jüdischen und den griechischen Quellen unserer Kultur nachforschen, vergessen wir doch nicht, dass das Germanentum die natürliche Basis der ganzen Entwicklung seit dem Untergang der alten Welt bildet und dass noch jetzt in unsern Sitten und Anschauungen manches aus dem germanischen Heidentum fortlebt. Auch die poetische Schönheit mancher Mythen und Sagen, die sittliche Strenge namentlich in Stamm- und Familienverhältnissen bei den alten Germanen berühren uns sympathisch. Die neue Literatur seit der Romantik liebt es der germanischen Vorzeit Stoffe zu entlehnen. Dabei wird freilich die religiöse Anschauung der heidnischen Periode nicht selten idealisiert, und die Vorzüge des germanischen Charakters, die sich im Laufe der Geschichte entwickelt haben, feines Ehrgefühl, sittlicher Ernst, Betonung der Persönlichkeit, schreibt man vielfach schon den heidnischen Vorfahren zu.

Nicht bloss die schöne Literatur, welche am Ende nur ihre Rechte handhabt, wenn sie die Wirklichkeit in ein verklärendes Licht stellt, auch die Wissenschaft hat oft die altgermanische Religion überschätzt. Manchmal zählt man die germanische Religion den höheren Religionsformen zu, und findet in ihr eine ethische Vertiefung des Glaubens, eine tief religiöse Tragik, welche sie über die meisten andern heidnischen Religionen erhebe und in besonderem Sinne zur Vorstufe des Christentums mache. Dem gegenüber ist nun zu erinnern, auf welcher Kulturstufe die germanischen Stämme sämtlich vor Annahme des Christentums standen. Sie waren wohl keine Wilden mehr; aber die

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