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Heidentum und Christentum angehören, was wohl am wahrscheinlichsten ist. Jedenfalls wird wohl kein Lied über die Vikingerzeit hinausgehen1.

Wenn man die Liederedda die ältere nennt, trifft dies insofern zu, als die prosaische Edda etliche der Lieder zitiert oder voraussetzt; dies gilt aber weder von allen Liedern noch von der Sammlung als solcher. Mit diesem Vorbehalt kann man die gewöhnlichen Bezeichnungen beibehalten.

Die poetische Edda enthält Götter- und Heldenlieder. Von den ersteren zählt man ungefähr 15. Sie sind sehr verschieden in Ton, Wert und Charakter, und an manche knüpfen sich schwierige Fragen. Mehrere enthalten hauptsächlich Kenningar, gelehrte Skaldenpoesie: wir meinen Alvismál, Grimnismál, Vafthrudnismál, wo wir mehr oder -weniger wichtigen mythologischen Stoff, vermischt mit Skaldennomenklatur finden. Unmittelbar mythologisch sind Skirnisför und Thrymskvida, die unter den Götterliedern sich auch durch ihren poetischen Wert auszeichnen: das erste erzählt den Mythus von Freyr und Gerda, das zweite den von Thor, der seinen Hammer aus Jotunheim zurückholt, beide schon etwas märchenhaft behandelt. Wieder anderer Art ist Voluspá, der Spruch der Vala (Seherin), in mancher Hinsicht das wichtigste, nach manchen auch das älteste der Eddalieder, was jedoch nicht wahrscheinlich ist. Es behandelt den Ursprung der Dinge, das Weltdrama und das Ende; sowohl der Inhalt als die Textkritik bieten auch nach MÜLLENHOFFS meisterhafter Behandlung noch manche Schwierigkeiten. Dass das Gedicht nicht rein germanische Götterlehre trifft, sondern mancherlei Fremdstoff beimischt, ist nach BUGGE doch wohl anzuerkennen, allein das Mass und die Herkunft sind noch immer unsicher. Nicht weniger schwierig ist das Lied, das Lokasenna heisst und den Wortstreit schildert, in welchem Loki beim Gastmahl Aegirs die andern Götter schmäht; man hat darin sowohl eine tragische Stimmung als frivolen Spott gesehen. Das Gedicht läuft aber auf den Sieg Thors über den Lästerer Loki hinaus. Auch durch Anspielungen auf manche, sonst unbekannte Mythen ist das Lied wichtig. Unter die allerinteressantesten Lieder gehört Hávamál; es besteht aus mehreren Stücken, ethischen und magischen Sprüchen mit mythischen Episoden: eine kleine Sammlung für sich, welche uns dem wirklichen Leben mit seinen sittlichen Anschauungen und seinem Runenzauber am nächsten bringt. Aus den genannten Beispielen geht der sehr ver

1 Als Uebersetzung gebrauche man nur die von H. GERING mit Einleitung und Erläuterungen (1892).

schiedene Charakter dieser Lieder deutlich genug hervor, auch ohne dass wir die noch übrigen anführen.

Ueber die ungefähr 20 Heldenlieder können wir uns noch kürzer fassen. Die meisten behandeln Stoffe, die zum Kreis der Nibelungensage gehören, hier aber nicht zu einem epischen Ganzen verarbeitet, sondern los aneinander gereiht sind. Diese Eddalieder, deren Stoff wahrscheinlich zwiefach nach dem Norden importiert ist, repräsentieren in manchen Zügen eine ältere Form der Sage als das Nibelungenlied doch untereinander sind sie noch vielfach verchieden und zeigen die Sagen in mannigfacher Fassung. Unter den Heldenliedern der Edda gehört auch Volundarkvida (die Sage von Wieland, dem Schmied), wahrscheinlich eines der ältesten Stücke der Sammlung, dem gemeinschaftlichen deutschen und nordischen Sagenkreis an. Der doch gewiss reiche Sagenvorrat des Nordens selbst ist hier nur durch die Lieder von Helge repräsentiert 1.

Der Name Edda (Poetik oder, nach einer andern Deutung: Buch von Oddi) gehört eigentlich den prosaischen Werken an. Das wichtigste darunter ist Gylfaginning; es behandelt die Kosmogonie und erzählt vorwiegend die Mythen von Thor und Loki, es hat für uns den Wert eines alten Mythographen. Die Form ist die eines Gesprächs, darin Gylfi über den Ursprung der Welt, die Elemente, Götter und Göttinnen und die Eschatologie unterrichtet wird. Als Quellen sind sechs der eddischen Götterlieder gebraucht, ferner die gelehrte Skaldenpoesie und kurze mythologische Erzählungen (frásagnir). Wie die Einleitung (formáli) deutlich zeigt, war der Verfasser ein Christ, für den die alte Religion wohl ein überwundener Standpunkt, aber doch ein nationaler Besitz war. Sein Zweck war, dem christlichen Bewusstsein diesen alten Glauben historisch näher zu bringen, hauptsächlich aber die Geschichten, deren Kenntnis zum Verständnis der Dichtersprache unumgänglich notwendig war, aufzubewahren. Der Traktat wird ziemlich allgemein dem Isländer Snorri zuerkannt. So auch ein anderes Stück mit dem Titel: Bragis Gespräche. Noch einstimmiger schreibt man Snorri einen Hauptanteil an der gegenwärtigen Gestaltung der Skalda zu. Die Skalda enthält die Erklärung der mythologischen poetischen Sprache, Heiti und Kenningar, und ein künstliches Gedicht (háttatal) in einer grossen Zahl von metra.

So sehen wir, dass das Studium meist in Island gepflegt wurde. Dieser Insel gehörten die Historiker an: Ari (1067—1148), der die

'Ueber die wichtigen Probleme dieser Helgelieder handelt S. BUGGE, Helgedigtene (1896).

zum Teil verloren gegangene Geschichte der norwegischen Könige und der Ansiedlung auf Island erzählte; Saemund Sigfusson (1056-1133), der die Schule zu Oddi stiftete, wo unter seinem Enkel der grosse. Snorri erzogen wurde. Dieser Snorri Sturlason (1178-1241), Dichter, Historiker (er ist der Verfasser des historischen Hauptwerks Heimskringla) und Staatsmann, war wiederholt Gesetzsprecher in Island, er besuchte Norwegen und fiel zuletzt der Rache des norwegischen Königs zum Opfer. Diesen drei Namen kann man nur noch den Sturlas (1214—1284) zur Seite stellen, der die Geschichte des Sturlungengeschlechts schrieb. Neben diesen Werken entstanden auf Island und später in Norwegen viele anonymen historischen Bilder: Sagas, meist mit Skaldenversen durchflochten. In den Sagas erfahren wir von der christlichen Predigt auf Island (Thorwaldssaga), von den Geschicken der Orkneyinseln wie der Faröer, von den Abenteuern der Seekönige (Vikinger), die im Wendenland die Jomsburg gestiftet hatten, von den Taten der dänischen wie der norwegischen Könige. Die ältesten und wichtigsten sind die örtlichen Sagas von Island, die von einzelnen Personen oder Familien erzählen. In dieser Beziehung kommt keine der schönen Nialsaga gleich, der Geschichte des weisen Nial, worin die Heiligkeit von Recht und Gesetz eingeschärft wird1. Auch die andern grösseren isländischen Sagas, wie die Eyrbyggia-, die Laxdaela-, die Egils- und die Grettirsaga, die meisten aus dem Ende des 13. Jahrh. stammend, sind für die Kenntnis alter Sitten und Anschauungen wichtig; so auch die kleineren Sagas, deren uns ebenfalls eine ziemliche Anzahl vorliegt. Wieder zu einer andern Gattung gehören die mythischen und heroischen Sagen, wie die Volsungasaga, die Wilkinasaga u. a. Endlich entstand in späterer Zeit, hauptsächlich im 14. Jahrh., die unechte Saga, die Lügensaga, Machwerke, die den Verfall der Literatur deutlich bekunden. Auch drangen aus der Fremde die romantischen Stoffe, die das Mittelalter bevorzugte, die Geschichten von Alexander, von Karl dem Grossen u. dgl. in die nordische Literatur ein. Bei dem Verschwinden der Sagas traten die Annalen in den Vordergrund, die, aus den alten Quellen schöpfend, die Geschichte weitläufig erzählten; darunter bleibt das langweilige Flateyarbok aus dem 14. Jahrh. wegen des Materials, das es enthält, für die Wissenschaft wertvoll. Obgleich diese ganze Literatur aus der christlichen Zeit stammt, ist sie doch für die Kenntnis des Heidentums, von dem sie zum Teil handelt und dessen Sitten bis weit ins Mittel

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1 Eine schöne englische Uebersetzung mit Einleitung und Exkursen ist die von G. W. DASENT (1861). Die Bearbeitungen der Sagas in der Saga-Library lassen zum Teil zu wünschen übrig.

Chantepie de la Saussaye, Religionsgeschichte. 3. Aufl. II.

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alter hineinreichen, wichtig. Dies gilt ebenso sehr von den Sammlungen alter Rechtsquellen, sowohl den isländischen Grágás (Graugans) als den norwegischen: womit, was man sonst noch von Rechtsverhältnissen in der alten germanischen Welt weiss, zu vergleichen ist.

§3. Geschichtliches.

Dass aus den dargelegten Quellen sich keine Entwicklungsgeschichte der germanischen Religion schreiben lässt, ist klar. Aber auch eine Reihe von Einzelbildern der Religion verschiedener Stämme und Zeiten ist aus zwiefachem Grunde noch unzulässig: einmal, weil die Quellen doch zu spärlich und fragmentarisch fliessen, und dann, weil die Sichtung des Germanischen und des Fremden noch bei weitem nicht vollzogen ist.

Die prähistorische Periode dehnt sich für die germanische Welt aus bis zur Zeit ihrer Berührungen mit Rom, für die Skandinavier noch mehrere Jahrhunderte später. Was die Ursprünge und Wanderungen in den früheren Jahrhunderten gewesen sind, können wir nur erraten. Wir besitzen die Funde namentlich in Dänemark, mit deren Deutung die Archäologen sich befassen. Wir wissen, dass in sehr früher Zeit mehrere Handelswege die Ostsee, woher der Barnstein, das bei den Griechen so geschätzte Elektron, kam, mit Südeuropa verbanden. Die geographischen Namen geben Aufschluss über Stammland und Verbreitung der Germanen, die ursprünglich ihre Sitze vielleicht nur zwischen Oder und Weichsel hatten, während die Kelten den ganzen Westen bewohnten. Die vergleichende Sprachforschung sucht, hart gedrängt von andern Studien, das gemeinsam Indogermanische in germanischen Göttern zu behaupten. Sicherer sind die Ergebnisse aus den Stammnamen und Sprachen über die Gliederung der germanischen Völkerschaften zu ziehen. Wir unterscheiden darin eine ostgermanische Gruppe, wozu nur Völker gehören, denen wir in der grossen Völkerwanderung schon als Christen oder im Uebergang begegnen (Goten, Vandalen, Burgunder), eine nordgermanische, wozu wir die skandinavischen Völker zählen, und eine westgermanische, welche alle Stämme umfasst, die Tacitus als Ingväonen, Herminonen, Istävonen gliedert, um bald wieder diese seine Einteilung bei der Einführung von allerlei andern Namen zu vergessen. Dass sowohl die religiösen Einrichtungen und Kulte, wie die historischen Ueberlieferungen und Rechtsinstitute ganz den einzelnen Stämmen zugehörig waren, deren manchmal eine Gruppe sich zu einer Kultgemeinschaft vereinigte, die aber durchaus nicht ein einheitliches Volk bildete, gelt aus Tacitus überall hervor.

Cäsar hat von den Germanen, namentlich von ihrer Religion, herzlich wenig erfahren: es fiel ihm auf, dass sie keinen Priesterstand hatten wie die gallischen Druiden, dass vor der Schlacht Weiber wahrsagten; als ihre Götter nennt er Sol, Vulcanus, Luna. Ungleich wichtiger ist, was Tacitus erzählt. Er schildert germanisches Leben, Recht und Sitte. Die Stämme, die er vorführt, waren keine Nomaden: ehe man das behauptet, hätte man sich fragen sollen, welche Herden die Ebene Norddeutschlands wohl ernähren könnte. Sie hatten feste Wohnsitze und geordnete politische Einrichtungen, wenn auch auf der Stufe der Barbarei. Ihre Lieder bewahrten die Erinnerung an Stammväter und Helden. Sie lebten vielfach in Krieg untereinander und boten auch den römischen Eingriffen keinen einheitlichen Widerstand: eine Schwäche, die von den ersten Berührungen mit dem römischen Weltreich an bis zu dessen Fall die Germanen charakterisiert. Weder der Krieg unter Armin noch der unter Marbod noch der unter Civilis war gemeingermanisch, und in der Völkerwanderungszeit dienten immer germanische Truppen im Sold der Römer gegen die Einfälle anderer Germanen.

So kennt Tacitus auch keine gemeingermanischen Götter. Jeder Stamm hatte seine eigene heilige Stätte, meist in Hainen, wo auch der Mittelpunkt des politischen Lebens war und die Kriegsbeute wurde gebracht, wie im Hain der Baduhenna 900 Römer fielen. So war bei den Naharvalen ein Wald, worin ein Priester in Weibertracht einem Brüderpaar „nomen Alcis" (die deutschen Dioskuren, sagt man) einen bildlosen Kultus darbrachte. Gefürchtet wurde der Wald der Semnonen, den man nur gefesselt betrat, und wo der „regnator omnium deus" Menschenopfer empfing. Anders das „,castum nemus in Oceano“, wo sieben Stämme in heiligem Frieden die Nerthus (terra mater) einholten und umführten. Auch bei den Salzquellen, worüber Chatten und Hermunduren stritten, befand sich ein Hain. In allen diesen Hainen verehrten die Stämme secretum illud quod sola reverentia vident". Ueberhaupt herrschte bei diesem Kultus ein „, arcanus terror": die Sklaven, die den Wagen der Nerthus im Teiche gebadet hatten, sollten sogleich ertränkt werden.

Einen abgeschlossenen Priesterstand gab es nicht; aber bei Volksversammlungen hatte der „sacerdos" doch wichtige Funktionen, namentlich mantische, wie Wahrsagung, auch durch weise Frauen, worunter einige fast vergöttert wurden, sehr in dem Vordergrund stand.

Die einzelnen Götter nennt Tacitus in römischer Interpretation: Mercurius, Hercules, Mars, daneben Isis, die Brüder „,nomen Alcis", Nerthus und die Tamfana bei den Marsen. Eine deutliche und er

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