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Ingväonen, Istävonen, Herminonen, mit dem thüringischen Iring, mit einem Bayerngott Er und einem sächsischen Sahsnot sind alle recht unsicher. Aber gewiss ist, dass Tiu (Mars) bei vielen germanischen Stämmen als Kriegsgott sehr in dem Vordergrund stand (wir erinnern an den Altar von Housesteads, Marti Thingso, und die Sueven heissen Ziuwari = Ziudiener), und dass ein Wochentag ihm gewidmet war. Der sehr verbreitete Schwerttanz gehörte auch wohl zu seinem Kultus. In der Eddamythologie tritt Tyr ziemlich zurück; aber das Wort tyr bedeutet in Zusammensetzungen Gott schlechthin (wie es denn mit dem sanskr. deva Gott zusammenhängt), und wenn Tyr auch nicht in vielen Mythen eine Hauptrolle spielt, im Streit gegen den Fenriswolf, wobei er einen Arm verliert, ist er eine Hauptfigur; beim Kampf am Ende dieser Welt sind die Rollen freilich anders verteilt: Odhin steht gegen den Fenriswolf, Tyr gegen den Hund Garm, der wohl aber nur als Doppelgänger des Wolfes aufzufassen ist. Dass die Krieger den Tyr vielfach verehrten, wird auch bezeugt durch die Schwertrunen, bei deren Einritzen man seinen Namen nannte.

Die Vanen bilden eine Gruppe für sich in zwei Paaren: NjordhrNerthus, Freyr-Freyja, die man vielleicht als ursprünglich identisch betrachten kann, die aber in Literatur und Kultur doch besondere Gestalten bilden. Nerthus ist uns nur durch den Bericht von Tacitus' Germania bekannt. Njordhr könnte allenfalls als eine mythologische Fiktion betrachtet werden, aber er spielt nicht bloss in Mythen eine Rolle, sondern auch sein Kultus ist bezeugt. -Von Freyr (got. frauja, hochd. frô, angels. fréa) ist die appelative Bedeutung Herr noch ganz durchsichtig, wir dürfen ihn aber darum nicht mit einem andern Gott, etwa mit Tiu, identifizieren. - Freyja ist weder alt- noch gemeingermanisch; die nordischen Skalden haben sie gebildet: als Göttin der Fruchtbarkeit und Liebe ist sie aber in der nordischen Mythologie eine Hauptgestalt geworden.

Der Vanenkrieg1 hat gewiss die Bedeutung eines Kultuskrieges, der sich aber auch annähernd geschichtlich nicht datieren lässt. Wohl können wir die Vanen den ingväonischen Stämmen zuweisen und die Nerthusinsel auf Seeland suchen. Von da aus wird sich dann der Vanenkult nach Schweden verbreitet haben: Freyr ist der Svíagodh (Schwedengott). Die Umfahrt der Nerthus im Frühjahr mit festlichem Jubel und heiligem Frieden (Tacitus) gleicht sehr der Freysprozession in Upsala, in einer späteren Saga ausführlich geschildert: freilich

'Siehe hierüber die klassische Abhandlung von K. WEINHOLD, Ueber den Mythus vom Wanenkrieg (Sitz. Berl. Ak. 1890).

könnte man auch Frühlingsprozessionen anderswo mit Wagen oder Schiff (z. B. die der „Isis", wie Tacitus sie nennt) hinzuziehen. Im Vanenkrieg einen Naturmythus zu sehen, ist wenig zulässig: auch der Gegensatz der lichten Vanengötter mit dem chthonischen Wôdan willkürlich. Wohl ist der Charakter der Vanengötter der üppiger, sinnlicher, reicher, fröhlicher Gottheiten, die die Wiederbelebung der Erde und die Wiederaufnahme der Schiffahrt im Frühjahr beschützten; auch Freys Werben um Gerda (Skirnisför) ist ein Frühlingsmythus. Hiergegen ist aber zu erinnern, dass doch der Nerthuskult seine furchtbare Seite hatte im Ertränken der dienenden Sklaven. Der Vanenkrieg wird Vol. 21-24 in das Weltdrama versetzt: die Vanengöttin heisst hier Gullveigh. Der Kampf endete mit einem Vertrag und Kultgemeinschaft: Njordhr wurde Geisel bei den Asen (die ihm die finnische Skadhi vermählen), Hoenir und Mimir sind als Asengeisel zu den Vanen geschickt.

Balder steht im Mittelpunkt sowohl der nordischen Kunstmythologie als der neueren mythologischen Forschung, welche die meist abenteuerlichen Theorien über ihn aufstellt. Sein Name ist in Deutschland (Merseburger Spruch) und bei den Angelsachsen bezeugt, wird aber oft als appelativ gedeutet. Auch in nomina propria ist er nachgewiesen. Balders Kultus in Norwegen scheint vereinzelt und spät. Die Dichtung Snorris (Gylfag. 49) und die euemeristische Fassung Saxos schildern ausführlich Balders Tod im Kreise der Götter durch den Schuss des blinden Hodr mit dem Mistiltein, tückisch durch Loki dazu angeleitet. In Eddaliedern ist dieser Tod des geliebten Gottes als die erste Einbusse der Götterwelt Vorspiel des allgemeinen Untergangs. Dass der ganze Mythus klassischen und christlichen Vorbildern nachgedichtet ist, und Balder der „weise Christus" ist, wie BUGGE will, ist gewiss falsch, wenn auch in einzelnen Zügen der ausgeschmückten Dichtung unwillkürlich christliche Bilder eingewirkt haben mögen. Die neueste Theorie führt den Mythus auf einen allgemeinen germanischen Ritus des Königsopfers zurück1.

Loki ist das Rätsel der nordischen Mythologie, der er ausschliesslich angehört. Er hat weder Kultus noch kommt er anderswo vor. Dennoch ist er in zu vielen Mythen eine Hauptperson, um ihn bloss als mythologische Fiktion zu betrachten. Mit Odhin und Hoenir bildet er öfter eine Gruppe. Seine Doppelgänger sind Logi (appel. Feuer) und Lodhur. Er ist wohl Gott des Feuers oder der feurigen Luft. Er

1 FRIEDR. KAUFFMANN, Balder. Mythus und Sage. (Texte u. Unters. zur altgerm. Religionsgesch. I 1902.)

ist der gewandte verschmitzte Geselle, der auch am meisten in allerlei Gestalten sich verstecken kann; oft der Ratgeber, auch wohl der Possenreisser der Asen. Seiner Natur nach gehört er halb zu den Asen, halb zu den Riesen. In den Eddaliedern ist er meist völlig diabolisiert, überall der gefährlichste Feind der Asen, beim Weltuntergang der Hauptgegner. Die Mythen seiner Metamorphosen, seiner Streiche, seiner Schmähung aller Götter (Lokasenna), seiner Fesselung führen wir nicht einzeln auf.

Der nordischen Mythologie gehören noch mehrere Götter von mehr oder weniger Bedeutung an: Heimdallr, der Wächter der Götter, Hoenir, der zu den Vanen ging, Ullr, der in Schweden auch im Kultus lebte, Vidhar, Vali, Bragi ...; die Liste möge nicht vollständig sein, die Zahl göttlicher Gestalten ist hier doch eine beschränkte.

Die Göttinnen haben weit weniger ausgeprägte Persönlichkeit als die Götter. Dass aber im Kult der deutschen Stämme Göttinnen: die rätselhafte Isis, Tamfana, Baduhenna, Nehalennia, Nerthus u. a. sehr hervortreten, haben wir bereits gesehen. Allein mythisch sind diese Gestalten und die der nordischen Göttinnen ebenfalls wenig individualisiert. Sie alle auf den einen Typus der Erdgöttin zurückzuführen, ist willkürlich; wenn auch allerdings die eddischen Gestalten von Gerda, Menglod diesen Charakter haben. Inwiefern wir aber in diesen Mädchen, wie in denen des zweiten Merseburger Spruchs, wirklich Göttinnen vor uns haben, ist fraglich. Die in Deutschland viel vorkommenden Namen Perchta, Holda deuten gewiss keine persönlichen Gestalten an, sondern sind adjektivisch zu fassen. Die allgemeinen Funktionen der deutschen Göttinnen bringen sie mit dem häuslichen Leben, mit Kindersegen und Herd, Spinnen und Weben, auch mit Säen und Ernten in Beziehung. Im deutschen Folklore haben diese göttlichen Wesen allerlei Namen: Fru Freke, de oll Frie, Fru Wod, Gode, Fru Harke, die Werke, Fru Stempe, auch sogar Herodias, Diana, Abundia.

Die germanische Hauptgöttin, auch durch den Namen des Wochentags bezeugt, ist Frija (nord. Frigg). Dass sie ursprünglich Gattin des Himmelsgottes Tiu gewesen sei, später aber mit Odhin gepaart worden, ist eine freilich viel verbreitete und geistreich verteidigte Konstruktion der neueren Mythologie1.

Dass Freyja eine Skaldenschöpfung ist, haben wir bereits gesehen; sie tritt aber in Mythus und Kultus des Nordens stark in den Vorder

1 Vor allem siehe K. MÜLLENHOFF, Frija und der Halsbandmythus (Z. f. d. A. XXX).

grund. Von den andern weiblichen Wesen muss noch Idhun mit den Aepfeln der Verjüngung erwähnt werden; zu ihrer Befreiung aus der Gewalt des Riesen bietet Loki Hilfe. Auch Hel, die Unterwelts- und Totengöttin, sei wenigstens genannt, wenn auch ihre Personifikation schwach ist, eigentlich nur in der eddischen Mythologie, und das Wort öfters die Unterwelt selbst andeutet.

§ 5. Geister und Dämonen.

In keiner Religion fehlen die animistischen Vorstellungen und Bräuche, obgleich wir diese nirgendwo, auch nicht bei den Germanen, als die Hauptquelle der Religion betrachten. Dass schon in ältester Zeit der Glaube an Fortdauer der Seele lebendig war, bezeugen die archäologischen Funde, sowohl die Grabkammern der Steinzeit, als die Behälter der verbrannten Leichen aus der Bronzeperiode. Die zahlreichen Beigaben: Symbole, Speise, Trank, Rüstung, bekunden, dass man sowohl zur Abwehr als zur Pflege der Seele die nötigen Vorrichtungen traf.

Der Glaube, dass die Seele in Wind und Luft verweht, ist wohl ein Hauptbestandteil in den Vorstellungen der wilden Jagd und des wütenden Heeres, wie auch des Hadjingavíg, des Seelenkampfes in der Luft. Auch um Stätten wie Gräber, Kreuzwege, schwebt die Seele.

Das Seelenland liegt jenseits des Meeres (öfter daher Engeland), auch auf und in Bergen. Wie alt und allgemein der Glaube an die düstere Unterwelt der Hel ist, lässt sich nicht bestimmen. Wohl wissen wir, dass Valhall eine Skaldenkreation ist, etwa wie die Rosengärten der mittelalterlichen deutschen Poesie angehören. Der Glaube an Wiedergeburt (Seelenwanderung) ist für den Norden ausdrücklich durch die Helgelieder zu belegen. Dort ist von wirklicher Wiedergeburt die Rede; öfter aber werden die Toten nur im Traume sichtbar, oder benutzt die Seele den toten, aber nicht verzehrten Körper zum Zwecke des Spuks. Es ist gewiss, dass der Glaube an was man eine „SeelenFauna" genannt hat, die „Wer "tiere, worin Seelen ihre Behausung haben: Mäuse (der Pfeifer von Hameln), Wölfe (Werwölfe), Bären (Berserker) und andere, sehr verbreitet war.

Die nordische Literatur gibt über diese primitiven Vorstellungen von Seele und Leib etwas mehr zusammenhängende Vorstellungen als die Volksüberlieferungen. Des Menschen Doppelgänger heisst im Norden seine fylgja, die Seele, die ihn in Schlaf und Tod verlässt, die ihm auch wohl erscheinen kann, bisweilen als sein Genius aufgefasst ist. Verwandt, vielleicht doch nicht ganz identisch, ist die oft erwähnte hamingja.

Chantepie de la Saussaye, Religionsgeschichte. 3. Aufl. II.

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Vielseitig sind die Funktionen der gestorbenen Seelen. Sie erscheinen den Leuten als Truggestalten im Traum (nord. draugr, altd. gitroc). Sie plagen sie im Schlaf mit schrecklichem oder wollüstigem Druck: der Alpdruck, die Mare (cauchemar), Trude, Schrat usw. Diese Vorstellungen haben gewiss im Seelenglauben ihren Ursprung, wenn auch die incubi und succubi und Traumgestalten wohl als Geister von den Seelen gelöst erscheinen. Die Kirche hat bis weit ins Mittelalter hinein die vielen abergläubischen Bräuche des Seelen- und Totenkults zu entwurzeln gesucht, ohne dass man sie noch sogar heute als ganz verschwunden betrachten kann. Die vielverzweigten Vorstellungen von Einflüssen seelischer Wesen, Verwandlungen, Luftritt usw. finden wir auch im Hexenglauben in eigentümlichen Kombinationen.

Die Geistergruppen, die wir in der Ueberschrift als Dämonen bezeichneten, sind sehr verschiedenartig; wenn auch keine dieser Gruppen rein aus dem Seelenglauben abzuleiten ist, so stehen doch die meisten mit dem Seelenglauben in irgend einer Beziehung.

Die Valkyren sind nicht ausschliesslich Eigentum nordischer Mythologie. Die Idisen des Merseburger Spruchs, die Skildmeyjar dänischer Sagen, die Schwanenmädchen der Märchen sind freilich nicht ohne weiteres mit Valkyren zu identifizieren: alle sind sie doch mit ihnen verwandt. Die Allgemeinheit des Glaubens an Valkyren wird auch durch die weite Verbreitung der Valkyrennamen: Brynhild, Krimhild, Gudrun, Signy, Gertrud, Svava u. a. zweifellos. Dieser Glaube mag verschiedene Wurzeln haben. Zuerst sei erinnert an die hervorragende Rolle kriegerischer Weiber bei den alten Germanen, von den Tagen der Kimbren und Teutonen an, bis noch Paulus Diaconus das Märchen eines deutschen Amazonenreichs erwähnt. Dann ist ein Naturgrund der Valkyren, als Wolkengeister, nicht unmöglich. Weder euemeristisch noch naturmythisch ist aber der Kern, der besteht im Glauben an Schlachtenlenkerinnen, die sowohl den Sieg entscheiden als sich ihrer Lieblinge unter den Helden annehmen. Diese letztere Seite hat zu der spezifisch nordischen Entwicklung geführt, worin die Valkyren Odhins Schlachtenmädchen sind, welche die Helden in Valhall führen und dort unter die Einherjar einhergehen. So kennen sie die Totenlieder Eiriksmál und Hákonarmál. Ein Lied in der Njalsage c. 156 schildert ausführlich ihre Wirksamkeit, welche sich in der Lenkung der Geschicke mit der der Nornen berührte.

Die Nornen stehen zu den altgermanischen weisen Frauen in derselben Relation, wie die Valkyren zu den kriegerischen Weibern: d. h. sie sind keineswegs daraus entstanden, aber die Vorstellungen berühren sich mehrfach. Die Nornen sind die Schicksalspende

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