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rinnen, auch im Krieg, deshalb ihr Zusammenhang mit Valkyren. Einen mythischen Naturgrund haben sie nicht, ebenso wenig einen animistischen, wenn auch die fylgja als Genius und Schützerin des Lebens öfter als verwandt erscheint. Sie repräsentieren die unveränderlichen Geschicke, lichte und dunkle, der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft: daher erscheinen sie oft als eine Gruppe von drei. Als Einheit heisst die Norne nord. urdhr, angels. wyrd. Sie bringen Gaben den Neugeborenen, aber auch das dunkle Todeslos. Sie weben die Schicksale des Menschen und schneiden seinen Lebensfaden ab. In deutschen Märchen kommen sie oft vor. Die Edda deutet das Uralte, Unabänderliche auch den Göttern gegenüber in ihnen an, indem sie sie zu Riesentöchtern macht. Auch im Kultus fehlen sie nicht; noch im Mittelalter bereitete man ihnen die Tafel, und auf den Faröer empfangen sie bei der Geburt eines Kindes die Nornengrütze, wovon auch die Wöchnerin geniesst.

Elbe und Zwerge spielen im nordischen mythologischen System nur eine kleine, im Volksglauben eine erste Rolle. Der Ursprung dieser Geister ist gewiss nicht einheitlich. Die Plagegeister, Trugbilder, Druckgeister, Maren, die wir unter den Seelenglauben unterbrachten, werden meist den Elfen zugezählt. So sind auch wohl manche Hausgeister auf Ahnenseelen zurückzuführen. Hingegen aber gehören viele Elfengeschlechter dem Naturgebiete an, deren stille, im geheimen wirkende Kräfte sie verkörpern. Die Elfen werden mit vielen Namen bezeichnet: Alp (in Namen wie Albuna schon bei Tacitus), angels. ælf, nord. álfr, deutsch wicht, nord. vættr, huldre, liuflingar, engl. fairies, während auch die Zwerge zu ihnen gehören. Elfen sind meist fein und zart, oft von auffallender Schönheit, fröhlich bei Tanz und Spiel; Zwerge oft verwachsen, aber weise und verschmitzt. Bei Tagesaufgang verschwinden sie oder werden zu Stein. Ihre Verhältnisse zu den Menschen sind vielgestaltig: oft sind sie hilfreich, heilend, verborgene Weisheit lehrend, dann wieder gefährlich und bösartig. Durch Verbindung mit Menschen wollen Elfenweiber eine unsterbliche Seele erlangen, wenn nur der menschliche Gatte ihren Namen nicht nennt und sie nicht nackt sieht: die vielverbreiteten Märchenmotive von Undine und Melusine.

Die Edda gibt einen (freilich eingeschobenen Vol. 9-16) Zwergkatalog, und unterscheidet Licht- und Dunkelelfen, wobei GRIMM als dritte Art die Schwarzelfen (Zwerge) fügt. Besser unterscheiden wir diese Geister nach ihrem Sitz. Obgleich sie zum Teil lichte Wesen sind, so leben doch die Elfen nicht in der Luft, sondern gewöhnlich auf Erden. In Wald und Feld finden sie sich ein, die Scharen der wilden Leute, Fanggen, Moosfräulein, Waldmännlein, Nörgen, Schrat;

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im Ackerland die Kornmumme, Roggenhund, Haferbock, Getreidemann, Fenesleute; wo die Elfen tanzen, wächst das Gras üppiger. Es gibt viele Wasserelfen oder Nixen, neck, nicor (angels.), marbendill (isl.), meermin, meermaid, waterman oder -vrouw, mümmelchen, havfruer (dän. bezeichnet sowohl Riesinnen als Elfinnen), diese Wassergeister haben vor andern Weisheit und weissagen die Zukunft, vielfach sind sie gefährlich und ziehen die Menschen tückisch hinunter zu sich. Die Zwerge wohnen meist in Bergen oder unter der Erde, das Echo ist ihre Stimme: bergmannetjes, aardmannetjes: ein Mantel oder die Tarnkappe macht sie unsichtbar. Sie führen ein fröhliches Leben in Saus und Braus und sind Eigentümer grosser Schätze. Zwergnamen kennen wir viele: Alberich, Goldemar, Laurin, Gibich, Hans Heiling. Sie stehlen oft Kinder oder entführen Jungfrauen, dem Schneewitchen zeigten sie sich aber freundlich und gut. Sie sind oft sehr kunstreich; wie sie denn in der Edda die Kleinode für die Götter schmieden. Auch die Haus- und Schiffgeister werden den Zwergen zugezählt: Kobold, Kabouter, Heinzelmännchen, Wichtelmännchen, Poltergeist, Tatermann, Claus, Alraunen, Klabauterman usw. Die elfischen Geister empfangen fleissig Opfer und Gaben, sogar blutige, um Krankheit abzuwehren und Segnungen zu erwerben. Im Glauben und Kultus sind sie nicht weniger wichtig wie in Märchen. Gegen ihren Zorn oder ihre Tücke sind viele Zaubersprüche wirksam.

Die Riesen stehen den Menschen ferner und geniessen auch kaum einen Kult. Die Märchen aber kennen sie gut und in dem nordischen System überragt ihre Bedeutung die der Elfen sehr weit. Sie sind mehr individualisiert als die Zwerge und Elfen und treten weniger in Gruppen auf: die wüste Bergnatur, die einzelnen Felsen (Watzmann, Pilatus), Sturm und Meer sind ihre eigentlichen Elemente. Sie heissen deutsch Riese, Hüne, nord. jotunn (angels. eoten, schwed. jötte), thurs, auch wohl troll. Riesen sind weise und treu, in der Edda gehen die Götter zu ihnen, um Verborgenes zu erfahren, überhaupt haben sie da oft den Charakter der griechischen Titanen (ein älteres Göttergeschlecht), den Göttern feindlich und gefährlich und dennoch ihnen unentbehrlich. Dass dieser Charakter nicht der ursprüngliche, sondern der späterer Systematik ist, liegt auf der Hand. Der Volksglaube kennt sie als Geister der wilden Natur, daher dem Bauer, der pflügt, feind; auch als grosse Bauherrn, von denen die Riesenmauern und -steine der Urzeit herrühren. Es gibt in der ganzen germanischen Welt eine Menge Wasser- und Meerriesen: Grendel (aus Beowulf), Wate (aus Gudrun), Starkad (Norwegen), Aegir (oder Gymir), der weise Mimir, Hymir, das Ungeheuer Midhgardschlange. Sturmriesen sind Ecke und Vasolt

aus der deutschen Heldensage, Thrym und Thjassi aus der Edda. Bergriesen sind zahlreich: die Personifikation einzelner Felsen und Berge. Die Edda hat übrigens die Riesen auch in den Weltmythus, Kosmogonie und Eschatologie, eingefügt.

§ 6. Weltmythen.

Das Weltdrama, wie wir es im Voluspá und im Gylfaginning lesen, ist als Ganzes nordisches Machwerk, aus dem verschiedenartigsten Material zusammengesetzt, in einzelnen Zügen oder im ganzen Schema mehr oder weniger von christlichen Gedanken beeinflusst. Freilich fehlen darin auch altgermanische Züge nicht, die aber nicht als Zeugen für die Echtheit des Ganzen gelten können.

Die Einsicht in diesen Tatbestand macht zwei, früher weit verbreiteten, Irrtümern ein Ende. Erstens die von vielen vergleichenden Mythologen verfochtene Meinung, dass Kosmogonie und Eschatologie arischer Urzeit und Gemeingut aller Indogermanen seien. Dies wurde dann durch Vergleichung einzelner Züge aus der Edda, namentlich mit persischen Vorstellungen erhärtet. War es an sich schon herzlich unwahrscheinlich, dass die germanischen Stämme, sagen wir die des Tacitus, eine so komplizierte Mythologie im latenten Zustand besessen hätten, die dann etwa im 10. Jahrh. bei den Nordleuten aufgetaucht wäre; jetzt ist es auf Grund literarischer Forschung für immer mit dieser urarischen Kosmogonie und Eschatologie aus. Der zweite Irrtum betrifft den hohen geistigen Wert, die sittliche Vertiefung dieser Lehre: wir haben diese Meinung schon früher abgewiesen; von einer höheren religiösen Entwicklung ist weder bei dem Volk noch bei den Skalden und Mythographen, denen wir die Edda verdanken, die Rede.

Obgleich wir also die Kosmogonie der Edda der späteren, nordischen Periode zuweisen, so ist damit nicht gesagt, dass den übrigen Germanen kosmogonische Mythen und Vorstellungen abgingen, was in sich selbst unwahrscheinlich ist. Freilich sind die Spuren solcher Gedanken schwach: die früher meist dafür geltende Parallele zwischen einer Voluspástrophe und dem Eingang des Wessobrunner Gebets ist hinfällig geworden, seit dieses letztere als vorwiegend christlich betrachtet wird.

Sowohl die genannten Voluspástrophen (3 und 4; die folgenden 5 und 6, worin die Erscheinung der Mitternachtssonne ganz deutlich beschrieben ist, sind eingeschoben und gehören nicht zur Kosmogonie) als namentlich die ausführliche Kosmogonie Gylfaginning 3-9 enthalten sehr disparaten Stoff, worin (wenigstens in Gylfaginning) bibli

sche Züge, wie Schöpfung aus nichts, durch einen allmächtigen Gott, deutlich hervortreten. Dass die „gähnende Kluft", Ginnunga gap, im Anfang dem Bericht der Genesis entnommen sei, kommt mir doch zweifelhaft vor. Tritt das Wasser als Urelement in den Vordergrund, in Gylfaginning spielt auch das entgegengesetzte Element des Feuers eine Rolle, wie auch bei der Schöpfung gleich das Salz erwähnt wird. Im Bild der Voluspá ist das Entspriessen des Krauts durch die Sonnenwärme genannt. Der Urriese, aus dessen Leib die Erde gemacht wurde, heisst Ymir. Die Götter entstehen im Prozess des allgemeinen Werdens: die Kosmogonie ist auch hier zugleich Theogonie; anderseits aber sind diese Götter wieder die schaffenden, ordnenden Mächte.

Von dem Ursprung des Menschen erfahren wir wenig. Tacitus (Germ 2) nennt einen erdgeborenen Tuisto und seinen Sohn Mannus als Ahnen der Menschheit. In Vol. 17, 18 und Gylfag. c. 9 sind die ersten Menschen Askr und Embla aus Bäumen entstanden, von der Göttertrias Odhin, Hoenir, Lodhur empfingen sie Atem und Geist.

Die Kosmographie ist nur in der Eddaliteratur, und da als eine künstlich mythologische Dichtung, entwickelt. Urgermanisch ist allein die Vorstellung von dem Wohnsitze der Menschen: Midhgardh als Mittelpunkt der Welt. Im Norden, oder auch wohl unterirdisch, lag Niflheim, im Süden Muspellsheim. Asgardh ist der Sitz der Götter, Jotunheim das Riesenland. Auch andere Wesen haben ihr eigenes Heim, wie die einzelnen Götter ihre Säle und Paläste. Eine sehr künstliche Vorstellung, gewiss als Ganzes erdichtet, aber zum Teil aus echtem Material, ist die des Weltenbaums. Dieser trägt verschiedene Namen: mjotvidhr (der das Schicksal misst, wie denn eine seiner Wurzeln bei Urdhs Quelle liegt), Laeradh, Mimameidhr (bei Mimirs Wasser liegt eine andere Wurzel), der gewöhnlichste Name Yggdrasil ist eine Verkürzung für Askr Yggdrasils, denn Yggdrasil (der Yggr = Odhin trägt), kann kein Baum heissen, es ist ein Kenning für Odhins Pferd. Dieses in zahlreichen Zügen ausgearbeitete Bild wird oft erwähnt, eine einheitliche Anschauung gibt es nicht, und die Einzelheiten sind ohne Zweifel verschiedener Herkunft. Von Wurzeln, Stamm, Aesten, Gipfel, mit den Tieren, die dort weilen, ist die Rede; das Ganze soll ein Bild sein des Weltalls und zugleich, wie bei den Schutzbäumen des Volksglaubens, soll das Schicksal der Welt vom Weltenbaum abhängen. Deshalb halten die Götter Rat unter diesem Baum, wohnen hier die Nornen, und schüttelt der Baum beim Weltuntergang. Christliche Züge im Bilde des Weltenbaums lassen sich schwerlich nachweisen.

Eine grossartige Schilderung des Weltuntergangs, durch Schuld verursacht, bietet Voluspá. Schon durch den ersten Weltenkrieg

zwischen Asen und Vanen ist die Endkatastrophe vorbereitet. Mehr oder weniger werden in mehreren Liedern der Edda die Mythen von Balder, Loki, von Riesenkämpfen, auf dieses Ende zugespitzt. Eine ausführliche Schilderung davon enthalten nur Voluspá und Gylfaginning. Schon am Anfang hat das Gold die Asen verführt und das Ende wird angebahnt durch Mord, Unzucht, das Reissen aller sittlichen Bande in der Menschenwelt. Dieses Ende ist nun nicht bloss ein Weltenuntergang, sondern auch ein Götterende (Ragnarök), von den Menschen ist dabei am wenigsten die Rede. Dann wird die Sonne verschlungen, ein grosser Fimbulwinter verödet die Erde, Wasser und Feuer verzehren alles, die Ungeheuer (Fenriswolf, die Midhgardschlange, der gebundene Loki) werden los, in furchtbaren Kämpfen fallen auch die Hauptgötter. Doch aus dem Wasser, worin sie versunken war, steigt die Erde in frischem Grün erneuert empor, auch die Asen kommen wieder auf Idafeld, wie im Anfang der Zeiten, zusammen, Balder lebt wieder und ein neuer Oberherr herrscht über die neue Welt.

Es ist ausser Frage, dass wir hier einen Mythenkomplex vor uns haben, wovon die Züge sehr verschiedener Herkunft sind: es sind gewiss alte dabei, als Ganzes gehört es aber der spätesten Periode nordischer Kunstmythologie an. Es sind darin volkstümliche Vorstellungen, Naturmythen und rein dichterische Bildungen; Altgermanisches, speziell Nordisches, wohl auch manches Keltische, vielleicht sogar Persisches; gewiss Heidnisches und Christliches1.

§ 7. Kultus.

Von den Kultusverhältnissen wurde schon einiges in unserer geschichtlichen Uebersicht § 3 erwähnt. Eigentlich sind sie auch nur in diesem geschichtlichen Rahmen zu erfassen, da sie bei den verschiedenen Völkern und in den auseinander liegenden Zeiten durchaus verschieden waren. Allgemeine Merkmale für Opfer, Feste usw. sind also nicht zu finden. Wohl gilt die älteste Notiz des Cäsar, der den Germanen einen geschlossenen Priesterstand, wie die gallischen Druiden waren, abspricht, für das ganze germanische Heidentum. Denn wenn auch Kultordnungen und feste Einrichtungen nicht fehlen, eine vom Stamm- und Staatsleben abgesonderte Organisation hat die germanische Religion nirgends hervorgebracht. Im Gegenteil sind die religiösen Akte alle mit dem Leben der Familie, der Stämme und Völker in Recht und Krieg am engsten verwoben.

Was hier folgt, bezweckt also bloss, einige Data, die noch nicht

1 In der Sichtung dieses Materials tat AXEL OLRIK Om Ragnarok (1902, auch in Aarb. f. nord. oldk. og hist.) einen wichtigen Schritt.

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