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Der als Gewährsmann angeführte Heinrich Roth ist wohl identisch mit dem 1575 als Pastor zu Eisleben gestorbenen Henrich Roth. (Vergl. Jöcher.) Dieser veröffentlichte u. a. eine „Catechismi Predigt, gehalten zu Eisleben 1573". Darin ist jedoch unsere Erzählung nicht enthalten. Die von Florus angezogene Auslegung des Catechismi“ war mir nicht zugänglich.

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Eine weitere Aufzeichnung unserer Erzählung aus früherer Zeit findet sich neben einigen anderen Geschichten verwandten Inhalts in den Werken des heil. Bernardinus von Siena (gest. 1444), Venedig 1591, Band 4, Seite 56:

Similiter in villa rusticus unus labium1) faciebat, et puerulus suus ait: Pater, quid vis facere? Et rusticus ait: Volo in labio isto dare comederé avo tuo. Et puer a Deo inspiratus dixit: Pater, mi fac ipsum bene magnum, quia, cum eris senex, sicut est avus meus, ego similiter dabo tibi comedere intus. Tunc rusticus ille, considerans quod dixerat infantulus, abjecit labium et se correxit."

Liegen uns in den obigen Aufzeichnungen wohl die ältesten unter den bis jest nachgewiesenen Belegen unserer Erzählung vor? Leider kann ich diese Frage augenblicklich nicht entscheiden, da ich nicht in der Lage bin, sämtliche Bearbeitungen des Grundmotivs, die Österley a. a. D. S. 523 ohne Unterscheidung der zwei Hauptvarianten (Roßdecke-Tröglein) aufführt, vergleichen zu können.

2. Die Erzählung von dem muntren Seifensieder (Hagedorn). Über die Bearbeitungen des alten Stoffes vergleiche man Burchard Waldis, Esopus, Ausgabe von Tittman 4,51, Ausgabe von Kurz 4,82. Die Fabel steht auch in den Werken des heil. Bernardinus von Siena, Venedig 1591, Band 3, S. 176. Der Inhalt ist folgender: Neben einem reichen Manne wohnt ein armer Handwerker (Wollarbeiter), der täglich bis spät in die Nacht hinein unter fröhlichem Singen arbeitet und nach vollendetem Tagewerk sorglos bis zum Morgen schläft. Der Reiche, den sein voller Bauch und seine Geldsorgen nie recht schlafen lassen, hört jedesmal mit Neid den munteren Gesang seines Nachbars und sinnt auf ein Mittel, um ihm seine Heiterkeit zu rauben. Er öffnet während der Nacht leise die Hausthüre des Armen und hängt eine mit Geld gespickte Börse an einen hinter der Thüre be

Nr. 437,,Einer trug ein krot am antlig") entnommenen Erzählung „Der undankbare Sohn", Grimms Märchen Nr. 145. Florus hat die Erzählung nach seiner Angabe aus dem Discipulus de tempore Johann Herolts Sermones discipuli de tempore? geschöpft. Dies als Nachtrag zu der betreffenden An

merkung bei Österley (S. 524).

1) Offenbar fälschlich für labrum.

findlichen Nagel. Sobald der Arme das Geld entdeckt hat, ist es mit seiner Fröhlichkeit vorbei. Er verbirgt die Börse in seinem Strohsack, damit fie ihm nicht entwendet werde, und um die Sache vor seiner Frau und den Nachbarn geheim zu halten, legt er sich ins Bett und stellt sich krank. Wie nun der Reiche ein paar Tage lang ihn nicht mehr singen hört, begiebt er sich in die Wohnung seines Nachbars und erfährt von dessen Frau, daß er krank sei. Darauf erklärt der Reiche, er wolle ihn gleich gesund machen, tritt zu ihm ans Bett und sagt ihm leise ins Ohr, er werde ihn hängen lassen, wenn er ihm nicht augenblicklich sein Geld zurückgebe. Erschrocken händigt der arme Handwerksmann seinem reichen Nachbarn die Börse aus und gewinnt dadurch seine alte Fröhlichkeit wieder.1)

Nach dieser Aufzeichnung erzählt C. Casalicchio die Fabel im zweiten Teile (Nr. 80) seiner Sammlung L'Utile col dolce (Neapel 1671), die mir in der 1705-1706 in Augsburg erschienenen deutschen Übersehung vorliegt.

3. Die Erzählung von der Lügenbrücke. Vergl. Steinhöwels Äsop, herausg. von Österley, S. 239, Burchard Waldis, Esopus, herausg. von Tittmann, 3,88, Gözinger, Deutsche Dichter, 2. Auflage, Leipzig 1840, 2, 144 flg. und Zeitschrift, 9, 494. - Fast ganz übereinstimmend mit Steinhöwel erzählt C. Casalicchio die Fabel a. a. D. Band 1, Nr. 39. Nur ist hier die Rolle des Lügners statt dem Knechte (bezw. Kutscher) dem Edelmann zugedacht; außerdem reist dieser nicht zu Pferd, sondern zu Wagen. Abraham a S. Clara erzählt den Schwank zweimal, und zwar in „Huh! und Pfuy!" (Würzburg 1710, S. 191) offenbar nach der Steinhöwelschen Fassung, dagegen im „Abrahamischen Gehab dich wohl" (Wien und Nürnberg 1737, S. 86) nach Casalicchio, den er hier selbst als seine Quelle bezeichnet. Eine französische volkstümliche Variante der Fabel teilt E. Henri Carnoy in seinem Buche,,Littérature orale de la Picardie, Paris 1883" G. 209 flg. unter dem Titel „Le lièvre de Saint Pierre" mit. Als Ort der Begebenheit wird die Gegend von Amiens bezeichnet. Die beiden auftretenden Personen sind der liebe Gott und der heilige Petrus, der hier als Aufschneider erscheint. Das Tier, welches ihm Veranlassung zur Lüge giebt, ist ein Hase. Carnoy weist a. a. D. darauf hin, daß sich die Geschichte in gleicher Fassung in dem Romane „Madame Heurteloup" von Theuriet findet. Eine weitere von Carnoy nachgewiesene

1) Inzwischen hat Clemens Bäumker in der Zeitschrift für vergleichende Litteraturgeschichte, N. F. 9,134 eine ganz ähnliche Fassung aus einer Predigthandschrift des 13. Jahrhunderts mitgeteilt.

Variante, die unter dem Titel Le chemin de Compostelle" im ,,Almanach du Pèlerin pour 1881" abgedruckt ist, stimmt, soweit sich aus der kurzen Inhaltsangabe schließen läßt, der Hauptsache nach mit der Steinhöwelschen Aufzeichnung überein.

München.

2.

,,Das Fähnlein ist verloren."

Anton Englert.

Was dieser Sag in Uhlands Gedicht die „Schlacht bei Reutlingen“ bedeute, fragt R. Sprenger in dieser Zeitschrift 8, S. 542. Um die Frage zu entscheiden, ob Uhland hier unter Fähnlein eine Reiterschar verstanden. habe, wie Sprenger zu erweisen sucht, oder das Banner des Grafen Ulrich, wie jeder unbefangene Leser zunächst annehmen wird, empfiehlt es sich, des Crusius Annales Suevici und zwar im Urtext nachzuschlagen. Die Schlacht bei Reutlingen wird von diesem III, 5, 11 etwas kürzer geschildert, als die Schlacht bei Döffingen, die Uhland in seinem gleichnamigen Gedicht in engem Anschluß an Crusius besungen hat. Aber die nachstehende Gegenüberstellung einiger Stellen, die sich leicht erheblich vermehren ließen, wird genügen, um auch für die Schlacht bei Reutlingen Crusius' Darstellung als Uhlands Hauptquelle zu erweisen.

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1) Dünzer überseht hier: Später, als Friede geschlossen war; Uhland faßte das postea gewiß richtiger,,am andern Morgen" und publica fide et pace,,mit sicherem Geleite"; denn bis zum Friedensschluß konnte man doch die Toten nicht liegen lassen! Das publica gehört natürlich auch zu pace und dieses heißt hier Erlaubnis, s. Wörterbücher.

Dort liegen mehr denn sechzig

Dann wird ein jeder Leichnam... ge= waschen und gekleidet in weißes Grabgewand.

Die von Crusius mit Namen aufgezählten nobiles find 62, wozu er nachher bemerkt, Vermißte seien es nach Angabe der Knappen 86 gewesen: plures tamen, quam supra scripti, asportati a civitate non fuerunt: also hat Uhland die Gefallenen sogar gezählt.

iique abluti et alba veste induti.

In der Aufzählung des Crufius, die genau die Rangordnung enthielt, gehen die drei Grafen (von Zollern, Tübingen und Schwarzenberg) dem Göz von Weißenheim voran, da er jedoch von diesem sagt: vexillifer tunc fuerat, so läßt der Dichter ihn den Leichenzug eröffnen.

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Auch das Zerschneiden des Tafeltuches stammt aus Crusius III, 5, 12. Diese Proben werden genügen, um die starke Benußung des Berichtes des Crusius durch Uhland erkennen zu lassen. Der Ausdruck ,,Das Fähnlein ist verloren" kommt nun zwar leider bei Crusius nicht vor; da er aber den Bannerträger vexillifer nennt, so mußte der Saz nach der gewöhnlichen Auffassung bei ihm heißen vexillum amissum est, nach der Sprengers etwa vexillum periit; denn auch vexillum fann, wie Fähnlein, eine Schar bedeuten. Unmittelbar hilft uns also des Crusius Bericht nichts. Mittelbar aber ergiebt sich doch, daß in dem zusammengesezten Wort vexillum die Fahne oder das Banner bedeutet; daß Uhland unter dem verlorenen Fähnlein das Banner Ulrichs verstand, ergiebt sich aus dem, was er über Göß Weißenheims Verhalten in der Schlacht sagt. Hätte Sprenger, der S. 543 die Unterscheidung von Fahne und Banner für seine Auffassung ins Feld führt, die folgende Zeile beachtet (er hat es nicht gelassen, bis er erschlagen war), so hätte er wohl auch, wie die meisten Leser, darin den Gedanken ausgesprochen gefunden, daß durch Weißenheims Fall eben das Banner verloren ging, daß also Uhland auch in dem in Frage stehenden Sah nur das Banner Ulrichs im Sinne hatte. Daß er in anderem Zusammhang (z. B. Ludwig d. B. 3, 1 V. 83) Fähnlein als Reiterschar gebraucht, kann hingegen nicht ins Gewicht fallen. Denn hätte Uhland in unserer Stelle sagen wollen, die Schar sei verloren gewesen, so wäre das im vollständigen Widerspruch zu der von ihm so genau befolgten Quelle: nach dieser zogen mit Ulrich aus 232 hastati und gefallen find 62 nobiles und 12 Knechte. Da kann man doch wahrhaftig nicht sagen, die ganze Schar sei verloren gewesen. Die Schlacht war verloren, und die Fahne war verloren, da der Bannerträger fiel, nicht aber die ganze Ritterschar war verloren. Sagt ja Uhland doch selber gleich in der folgenden

Zeile, daß nicht alle umkamen; die noch am Leben blieben, u. s. w. Hienach dürfte die von Sprenger angeregte Frage wohl für jeden Unbefangenen im Sinne derer entschieden sein, die seither eine Erklärung dieses Sazes nicht für nötig hielten.

Calw.

Paul Weizsäcker.

3.

Miscellen.

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1. bannig ist ein an der Küste der Nord- und Ostsee vielgebrauchtes Wort und dient zur Verstärkung eines Begriffes, sei es daß es als Attribut zu einem Substantivum tritt, oder sich als Adverbium zu einem Adjectivum gesellt, wie z. B. er ist bannig klug, das ist bannig schwer u.s.w. Oberdeutsch lautet es gewöhnlich bännig und bedeutet eigentlich im Banne befindlich, gebannt."1) Wie nun aber das Participium,,verflucht" häufig zur Steigerung verwandt wird, so auch das gleichbedeutende bannig, und die Redewendung: er ist bannig flug" will also nichts anderes sagen als: er ist verflucht gescheit, englisch he is damned clever. Im Nordischen wird in demselben Sinne neben fordomt (dänisch) und fördömt (schwedisch), die aus dem gotisch-german. domjan stammen, forbandet und förbannadt gebraucht; z. B. men det lob forbandet galt af for mig (Holberg) oder: Peter er så forbandet aengstelig (Ibsen), und es kann wohl sein, daß die nordische Verwendung des Wortes, die zu den allergangbarsten gehört, das deutsche Idiom beeinflußt hat. Denn nur in den dem nordischen Einfluß zugänglichen Gegenden Deutschlands hat sich, wenn ich recht unterrichtet bin, das Wort bannig gehalten.

2. Bekannt sind die Verse Uhlands:

Den Geistlichen wird man verehren,
In dem sich regt der freie Geist,
Der wird als Bürger sich bewähren,
Der seine Burg zu schirmen weißt.

Und eben so bekannt ist auch wohl die Annahme, daß die Form ,,weißt" eine dem Dichter durch Reimnot expreßte Licenz sei. Nun ist aber die Form weißt für die dritte Person litterarisch belegbar. Sie findet sich z. B. mehrmals in Manuels Weinspiel (1548) auch außerhalb des Reimes; B. doch frag min wyb, die weisst es wol (V. 330) oder: man weisst hie oben nüt darvon (352) oder: wer weisst, villycht ist etwas dran u.s.w. Aus diesen Stellen geht zur Genüge hervor, daß die in Rede stehende Form wenigstens in der schweizerischen Mundart

1) S. Gr. Wtb. I, 1118.

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