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Llorente hatte, so weit möglich, Montes Data an Documenten des Officiums geprüft. Ihm stand die Zuverlässigkeit der Artes auch in Punkten, die er nicht kontrollieren konnte, fest.

Castro hat das Material seines Vorgängers aus Simancaspapieren, Manuskripten der Colombina in Sevilla und seltenen Druckwerken bereichert und berichtigt. Sein erstes Buch schildert Untergang und Renaissance der Wissenschaften in Spanien, Karl's V. und Philipp's II. Kämpfe mit Clemens VII. und Paul IV., das Leben der Valdes, Enzinas, Valeras, Gils, Diaz, das zweite ist den Protestanten in Valladolid, das dritte Carranza, das vierte den evangelischen Sevillanern gewidmet. Die beiden letzten beschäftigen sich mit Don Carlos und Philipp II. Gachard rügte die Vermischung interessanter Forschungsresultate mit gewagten Behauptungen und liberalen Parteiurteilen. Dahin gehört auch der durch die Ideen der Revolution seit 1812 in die spanische Historiographie eingedrungene, von Ranke geteilte Irrtum: nicht Karl V. habe die Monarchie zu der von Isabella vorbereiteten Blüte geführt, vielmehr bezeichne die Erhebung der Comuneros den Beginn des Verfalles. Nicht ohne irreführende Generalisierungen und unberechtigte Verwechselung der Personen und Institute wird Spaniens kirchlicher Zustand vorzugsweise nach Ruiz, Ayala, Padilla, Naharro, Osuna charakterisiert. Auch solche Kämpfer gegen Simonie, Nepotismus, Herrschsucht, Habgier, Unzucht, Faulheit und Dummheit der Pfaffen kommen zu Worte, die für ihre juvenalischen Satiren die Farben in Rom gefunden hatten. Bisweilen sind Llorente's Ungerechtigkeiten gerügt. Doch hat erst Hefele's Kritik jene statistischen Monstrositäten diskreditiert, mit denen in manchen leeren Reformationspredigten Furore gemacht worden war. Renaissance und Reformation, prinzipiell verschieden wie Kirche und Welt, hält Castro für Dioskuren. Luther ist ihm ein berauschter Erasmus. Dummerweise habe er eine dogmatische Reformation inauguriert statt der sittenpolizeilichen. Kardinal Ximenez heifst ein Türke im Franziskanerkleide. Den Koran in der einen, den Dolch in der anderen Hand, treibe er Mission, mit dem Dilemma, glaube oder stirb. Der Grün

der Alcalas und der Mäcen der Polyglotte soll ärger als Attila gegen die Wissenschaft gewütet haben. Carranza, der Semilutheraner wider Willen, der erbarmungslose Ketzerhammer, wird zum protestantischen Märtyrer gepresst. Der arme, böse Don Carlos mufs die Rolle eines, vom Vater gemordeten, Protektors der Reformation spielen. Ohne Ranke's Monographie über Schiller's Helden, ohne die Geschichte der Päpste, ohne Groen van Prinsterer's klassische Prolegomenen zu den Archiven des Hauses Oranien-Nassau zu kennen, hat Castro Philipp II. verurteilt. Der von Natur herbe, argwöhnische, durch Unglück verbitterte Monarch ist als Tiberius, Domitian, als Zerstörer der Macht, des Reichtums, der Wissenschaft, der Kunst Spaniens, als Abgott der Mönche, die wider Tugend und Vaterland predigten, gebrandmarkt. Von allen mildernden Zügen ist abgesehen, die deutsche und venetianische Gesandte hervorheben. Der Anti-Cabrera verkennt die Individualität der spanischen Monarchie. Die Macht der Krone hatte in dieser Mönchsdemokratie eine andere Basis, wie die der Tudors und Ludwig's XIV. Der König personifizierte den nationalen Katholicismus in höchster Potenz. Daher die geistliche Machtfülle, die modernen Pseudoisidorianern an dem Könige nach dem Herzen des heiligen Pius V. unbequem ist. Auf ihr ruhte Philipps europäischer Einflufs, den Macaulay für gröfser hält als den Napoleons. Ohne Herrschergaben, grundsätzlich gerecht, der durchschnittlichen Meinung des Volkes nur zu viel Rechnung tragend, behauptete der Rey prudente, trotz aller Mifserfolge, sein Ansehen, weil die Kirche es stärkte. Castro urteilt freilich fast wie der Vertraute Leo's XIII. Tosti in den Prolegomeni alla storia universale de la chiesa 1861. Der Mönch von Montecassino spricht vom Pesthauche spanischer Politik in kirchlicher Maske, welche die göttliche Idee des Katholicismus zur Leibeigenen der Staatsraison machen wollte. Philipp, Torquemada, Alba heifsen ein Entsetzen der abendländischen Christenheit, ein Ärgernis für die Kirche, eine Schande der Menschheit. Gott habe diese Trias geduldet, um die Gläubigen zu prüfen durch die offenen Verfolgungen der Häresie und die geheimen der Heuchelei, die aus Liebe

zu Gott schlachtete und verbrannte. Ein Katholik von schärferer Tonart als Tosti nannte Castro's Buch eine patriotische Symphonie über Inquisitionsmotive. Es hat Böhmer für seine wissenschaftliche Lebensaufgabe begeistert. Stirling, Mignet, de la Fuente, Lafuente, Ticknor, Prescott, Gachard, stehen nach Stoff oder Urteil unter seinem Einflusse.

Der Annalist der spanischen Künstler W. Stirling verwebte eine Skizze unseres Gegenstandes in The cloister life of the emperor Charles the fifth 1852 geschildert nach dem von Backhuizen van den Brinck entdeckten Manuskripte des Gonzalez. Die toten, vergessenen Dogmen der Reformation interessieren ihn nur, soweit sie Pfadfinder der Toleranz des Indifferentismus sind. Im 7. Kapitel seines Charles Quint 1854 giebt M. Mignet ein treues Miniaturbild des spanischen Protestantismus nach Montes, M'Crie und Castro. Ihn empörten die Autosdefé. Ces effroyables holocaustes et ces degradantes reconciliations s'accomplirent au milieu des temoignages d'assentiment et d'allegresse d'un clergé dominateur, d'une cour impitoyable, d'un peuple fanatique.

Vicente de la Fuente in Salamanca schont weder die Sünden des Klerus noch des Volkes, so oft die Historia eclesiastica de España, o adiciones a la historia general de la iglesia escrita por Alzog 1855-1859, 4 T., ihn zum Tadel auffordert. Im dritten Bande justifiziert er Cazalla, Fuente, Reina als Streber, Pedanten, Heuchler und Biblomanen. Der Protestantismus ist ihm mehr ein Produkt der Leidenschaft als der Ideen. Karls V. Vertrauen auf Kolloquien entspringe aus politischer Heuchelei und Glaubensschwäche. Vom Schwindelgeiste erfalst, habe die Inquisition auch Borja, Teresa, Granada, Avila gestreift, Leon mifshandelt. Doch in Folter und Todesstrafe sei nach geltendem Rechte gehandelt. Unerwünschtes, wie Philipps Konflikt mit Paul IV. bleibt unerwähnt.

Modesto Lafuente's Historia general de España desde los tiempos mas remotos hasta nustros dias 1850-1862, 26 T., soll teilweise Marianas historisch-patriotisches Kunstwerk ersetzen. Ranke sagt von dem Buche des Jesuiten, das treue, volle, christliche Gemüt, die gedrängte, mit Sentenzen

erfüllte, gedankenreiche, freimütige Darstellung, die Natur, die Seele, würden es immer lesenswert machen. Lafuente dürfte kaum ein solches Testimonium erhalten. Er will die grofsen Zwecke der Vorsehung, die Beziehungen zwischen Gott und der Kreatur, die Verbindung des sozialen Lebens des einzelnen Volkes mit dem allgemeinen Leben der Menschheit, das Band zwischen Ideen und Thatsachen, Ethischem und Materiellem klar machen. Im Gegensatze zum Fatalismus huldigt er mit Vico und Bossuet dem Gesetze der Vorsehung. Freund der Glorias de España, wo heute noch die Bettler von Columbus, dem Emperador, Philipp II., Juan d'Austria, von Lepanto wie von Gegenwärtigem reden, verkündet er gern seines Volkes Gröfse und Tugenden. In dem Plaidoyer für die Errungenschaften der modernen Civilisation haben Talent, Wissen, Billigkeit, Sorgfalt nicht alle Vorurteile des Tages abwehren können. Tiefgehende nationalökonomische Forschungen, wie sie K. Häbler's Wirtschaftliche Blüte Spaniens im 16. Jahrhundert und ihr Verfall 1888, enthält, darf man nicht suchen. Die Inquisition, Menschen verbrennend nur weil sie Andersgläubige sind, ist dem Autor die heilloseste, finsterste, Vernunft und Menschenwürde am meisten unterdrückende, dem Genius des Christentums entgegengesetzteste Institution. Die Reformation ist Produkt des Ordensneides, Negation, antinational Über Castro's Material geht die ansprechende Darstellung ihrer Einwirkung auf Spanien im 13. Bande nicht viel hinaus.

Als Tieck die drei Bände History of Spanish literature gelesen, an die G. Ticknor zwanzig Studienjahre gewendet hatte, erkannte der Dichter mit Beschämung, wie unwissend er in seinem Lieblingsgebiete sei. Das Buch atmet Freude am nationalen Dreiklang, Glaube, Ehre, Treue. Saavedra Fajardo giebt es teilweise recht: hispani religionem et justitiam diligunt, patientes laborum sunt, profundi in consiliis, in executione tardi, animis tam excelsis, ut eos nec prospera attollat fortuna, nec adversa dejiciat. Der Gegenstand ist als Exponent der Kultur und Zivilisation behandelt, um gründliches Verständnis des Nationalcharakters zu fördern.

Die Abwehr des Protestantismus wird von den

ersten Bücherverboten 1521 an bis zur definitiven Vernichtung der Ketzer geschildert. Tiefer als irgendwo hätten zwei edle Prinzipien den Volkscharakter durchdrungen. Ihrer Fälschung sei die extreme Intoleranz mit ihrem gleichen Hasse gegen Juden, Mohammedaner und Lutheraner entsprungen. Traditionelle Ansicht ist, die Inquisition habe in der Wissenschaft gehaust gleich einer Herde Elephanten in indischen Reisfeldern. Ticknor hält auch in der dritten Ausgabe 1863 den Irrtum noch fest.

Der Historiker Ferdinand's und Isabella's hat Ranke's Skizze Philipp's II. als Magnet benutzt, um das edle Metall aus den Urkundenmassen zu ziehen, die ihm Simancas, Madrid, Brüssel, Paris, Leiden darboten. Unvollendet blieb die History of the reign of Philipp the Second king of Spain, 3 Vol., 1855-1858. Sie widerlegte die Meinung, Spanien, an die Verteidigung des Katholicismus seine europäische Stellung setzend und von den finanziellen Lasten der habsburgischen Weltpolitik erdrückt, hätte schon im 16. Jahrhundert dem heutigen Escorial geglichen, diesem gröfsten, schwermütigsten Granitbau der Welt. Prescott hat Hunderte königlicher Schreiben gelesen aus der, auch vor den Sekretären geheim gehaltenen Korrespondenz, die, einst in Simancas, jetzt im Hotel Soubise liegt. Neues über spanischen Protestantismus fand er so wenig wie es Alberi's Relazioni degli ambasciatori Veneti, Serie I, T. III, V, VI, 1853, 1861, 1862 enthalten; ein Beweis, welch ein bald vergessenes Intermezzo, nach diplomatischem Mafsstabe, diese evangelischen Regungen waren. Ursprung, Mittel, Führer, Anhänger der religiösen Revolution werden klar und konzis dargestellt. Man sieht den Grofsinquisitor die Mine legen zum allgemeinen, raschen Ruin der Feinde Gottes. Das Netz droht vor der Menge der Fische den höllischen Menschenfischern zu zerreißsen. Die Autosdefé verbänden den Pomp eines römischen Triumphes mit den Schrecken des jüngsten Gerichtes. Sie mahnten an die Gladiatorenkämpfe im Kolosseum. Es gebe keine bessere Schule, um das sittliche Gefühl eines Volkes zu vergiften und die menschlichen Empfindungen zu töten als diese gräfslichen Schauspiele.

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