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breit machen. Von den Ideen ist auszugehen, die der Epoche Einheit verleihen. Die Reform eines Ordens, das Erscheinen einer theologischen Schrift kann viel wichtiger sein als Antwerpens Belagerung oder die Einnahme von Amiens. Dreifach lasse sich der Gegenstand behandeln. Litterarisch-bibliographisch, mit Gleichgültigkeit gegen Wert oder Unwert der Doktrinen und mit haltlosem, scheinbar unparteiischem Urteile, auf protestantisch rationalistischem, auf orthodox katholischem Standpunkte. Gleichgültig könne man äufserliche Fakta, diplomatische Verhandlungen, nicht die Geschicke christlicher Lehren und Bücher darstellen. Entweder urteilt man als Protestant, oder beugt sich unter das leichte Joch der katholischen Wahrheit. Der Autor, weder Fatalist noch Hegelianer, könne, als Logiker und Mann von Ehre, irrige, verderbliche Sätze nur verurteilen. Die Schmähungen der Ungläubigen seien ihm Musik. Doch will er Geschichte mit Geschichte schreiben. Überzeugt ist er, der Irrtum sei nur durch die volle Wahrheit zu überwinden. Parteiisch in den Prinzipien, unparteiisch in den Thatsachen, will er sich ängstlich hüten, aus Liebe zum Heiligen ungerecht gegen Widersacher zu werden. Ehren möchte er, was edel ist. Für menschlich Grofses will er keine niederen Motive suchen. Die Personen muss man lieben, ohne Nachsicht für ihre Irrtümer. Nichts versteckend sei Tyriern und Trojanern die Wahrheit zu sagen. Es geschehe ungehindert durch Ansichten grofser Doktoren, die keine Dogmen seien. Kein Protestant solle ihn in der Skrupulosität bei Prüfung und Videmierung der Zeugnisse übertreffen, keiner in der Gerechtigkeit. Rügen werde man vielleicht übertriebene Liebe zu einigen Heterodoxen von lobenswerten, sittlichen und litterarischen Eigenschaften. Er sei wie Bossuet gegen Melanchthon verfahren. Die Theologen möchten solche profane, ethische und ästhetische Sympathieen verzeihen. Die Kirche stehe so hoch, dafs die Sünden ́unwürdiger Diener sie nicht herabsetzen könnten. Darüber sei volle Wahrheit Pflicht. Bedenken wären ihm gekommen, dafs er so viele Nachtwachen einem so armen Thema geopfert habe, wie es die Protestanten des 16. Jabr

Zeitschr. f. K.-G. XII, 1.

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hunderts seien. Aufser Valdes und Servet kaum eine sympathische Gestalt, nicht eine neue, grofse Idee. Armes Spanien, wäre diese Dissidentengruppe sein Palladium gewesen, nachsprechende Sektierer, von ihrem Volke verachtet, gehafst, ignoriert, ohne alle Originalität, als Autoren trocken, ohne Kraft und Leben, schön schreibend wie damals jeder! Mit Enthusiasmus und grofsem Interesse habe er diese Studien begonnen. In herbem Kleinmute habe er sie abgeschlossen. Auch im Schlimmen hätte er den Spaniern einigen Vorsprung vor den Zeitgenossen gewünscht. Doch müsse er gestehen, abgesehen von Servet's Kühnheiten und Molino's Mystik, erhebe sich kein spanischer Häretiker nur zwei Finger breit über die Mittelmässigkeit. Die zehn Kapitel des zweiten Bandes behandeln die Erasmusfehde, Alfonso de Valdes, die Erasmianer in Portugal, Juan de Valdes, die auswärtigen spanischen Lutheraner, Servet's Leben und Lehre, das Luthertum in Valladolid, den Prozess Carranza, das Luthertum in Sevilla, die spanischen Protestanten aufser Landes im 16. und 17. Jahrhundert. Das Versprechen hinsichtlich der Fakta ist gehalten. Kleine Versehen könnten nur solche Kritiker frohlockend auffangen, denen bei ihrem Handwerke die Echternacher Springprozession als Vorbild zu dienen scheint. Einer Dosis Lob lassen sie flugs zwei starke Dosen bitteren Tadels, zu heilsamer Demütigung der zitternden Autoren, folgen.. Bei Menendez Urteilen ist zu bedenken, ein Katholik de la vieille roche fällt sie mit vollem Sosiego für Katholiken strengster Observanz. Unübertrefflich ist die Meisterschaft der Darstellung, die Schönheit der Diktion. Ebenso wahr wie treu und scharf sind die Porträts. Ballast ist vermieden. Mit historischem Blicke für die Knotenpunkte der Entwickelung wird das Wesentliche zusammengefasst. Man mufs die Fülle der Gedanken, die Prägnanz des Ausdrucks, die Solidität der Forschung, die sinnigen Kombinationen, die vollständige Beherrschung und Durchdringung des Stoffes bewundernd anerkennen. Der Verfasser hat eine akademische Rede über die Kunst der Geschichtschreibung gehalten. Er charakterisiert darin die namhaftesten Historiker von Herodot bis Macaulay. Er

findet, kein bedeutendes Werk gebe es, das nicht einen Teil seines Reizes dem Pathos des Verfassers danke. Das Pathos des Zornes gegen die Demokratie Athens erfülle Thukydides, das der Gröfse Roms Livius, Tacitus das des patriotisch-stoischen Stolzes, das der Einheit Italiens Macchiavelli. Menendez' Pathos ist die glühende, patriotisch-kirchliche Liebe zur Katholicität seines Volkes. Spanien, der Missionar einer halben Welt, der Glaubenswächter Europas, das Licht Trients, das Schwert Roms, die Wiege des Ignatius, das ist unsere Gröfse und Einheit, wir haben keine andere! Döllinger hat gestanden, lange Zeit sei ihm die Reformation ein unverstandenes Rätsel gewesen, ein Gegenstand der Reue und des Schmerzes. Menendez sieht in ihr ein Produkt des nordisch-germanischen Geistes, den seine Tendenz zur Spaltung die romanisch-katholische Einheit immer bekämpfen lasse. Es müssen sich die Prospekte verschieben, wenn man die innersten, geistlichen Potenzen verkennend, kein erschöpfendes Verständnis hat für Gefühl, Erkenntnis, Leid der Sünde bis zum Entsetzen des ewigen Todes, für den Drang nach Christusnähe und Seligkeitsgewilsheit, nach Theokratie des heiligen Geistes in den Seelen, nach Christokratie in der Kirche, für die Sehnsucht nach der ganzen Sonne des Evangeliums, statt einzelner Strahlen, für die Ehrfurcht vor Gottes Majestät und Wort, für das Grauen vor kirchlich gefärbtem Heidentume in Theorie und Praxis. Und doch zeugen die Konfessionen, Postillen, Kirchenlieder, Liturgieen, Katechismen, Kirchenordnungen so einstimmig und energisch davon. Aber unser Autor, dem der Spruch seiner Kirche Gottes Stimme ist, kann jene innersten Motive hier nicht suchen. Er mufs Bossuet, Möhler, Balmes folgen. Über diese Kritiker dürfen wir mit Hiob klagen: ich bin das Saitenspiel und Märlein derer geworden, die Nesseln ausrauften, um die Büsche und Wachholderwurzeln waren ihre Speise. Wenn sie die herausrissen, jauchzten sie darüber wie ein Dieb, die zwischen den Büschen liefen, und unter den Disteln sammelten sie. Von den Genannten hat der letzte am tiefsten auf den geistvollen, konsequenten, energischen Menendez gewirkt.

Die höheren Kreise Spaniens waren nur noch durch die Ehre, nicht durch das Gewissen mit der Kirche verbunden. Da ging als Stern in der Nacht der Zerrüttung Balmes auf. Mein Sohn, die Welt wird noch viel von dir reden, tröstete die sterbende Mutter ihren Jaime. Gedrückt von Krankheit, Büchermangel, Zurücksetzung darbte er beinahe in seinem Dachstübchen. Doch das Wort erfüllte sich. Der vielseitig gebildete Autodidakt war gegen die Prätensionen und Verheifsungen der Wissenschaft ohne Gott früh mifstrauisch geworden. Energisch verfolgte er die Zweifel bis zur letzten Konsequenz. Aus Erfahrung lernte er die drohenden Klippen, die öden Wüsten und ungastlichen Gestade kennen, die das Asyl der mit der Offenbarung Zerfallenen sind. In der Beschäftigung mit den transcendentalen Fragen, welche die Philosophie vergebens zu lösen ringt, sah er zu seiner Qual sich auf allen Seiten von den dichtesten Finsternissen umfangen. Momentan durchbrach sie ein Wetterleuchten. Doch nur um die Tiefe der Abgründe zu seinen Füssen zu zeigen. Wer mag, gebe sich der Wut der Wogen preis. Er will das gelobte Land nicht verlassen. In einer Zeit blödester Gedankenlosigkeit dachte er. In Schriften über Logik, Ethik, Ästhetik, Psychologie, Theodicee, Geschichte der Philosophie bestritt er die skeptischen, idealistischen, pantheistischen und materialistischen Doktrinen. Die Briefe an einen Zweifler dienen auch der evangelischen Apologetik. Sie lassen imponierende Einwände durch scharfe Prüfung wie Nebelbilder schwinden. Mit reinem Offenbarungsstoffe kann freilich ein Denker nicht operieren, dem man zutraute, er wisse die Summa angelica auswendig. Den Ruin seines Vaterlandes fürchtet er, falls der Protestantismus nicht mehr durch Kerker und Galeren fern gehalten werde. Non licet esse vos", ruft er. Als stürmten schon deutsch-evangelische, englisch-bischöfliche, schottisch-presbyteriale, amerikanisch-kongregationalistische, methodistische, baptistische, waldensische Missionare die Kathedrale von Toledo, zur Verwirklichung des Traumes thörichter Kolporteure: jetzt gehört Spanien uns. Zur Abwehr der Invasion schrieb er El protestantismo comparado con el ca

tolicismo en sus relaziones con la civilizacion europea. Die vier, in vielen Auflagen weit verbreiteten Bände normieren seit 1848 das Urteil des Klerus und der wissenschaftlich gebildeten Cristianos viejos. Diese heifsen freilich nicht alle Extravaganzen marianischen Aberglaubens gut. Aber mit Tanquini und Liberatore halten sie Toleranz für Sünde, Abfall für ein Kriminalverbrechen. Die bona fide Irrenden sehen sie als Wahnsinnige an. Protestantismus ist Balmes die Negation im Dogma, der Cäsarismus in der Politik, die Unsittlichkeit in den Sitten, der Fatalismus im Gewissen, der Rationalismus im Erkennen, als Proteus unverwundbar, weil ihm der Körper fehlt, ein Kreis ohne Mittelpunkt, ohne Prinzip, ohne Regulativ, unsicher im Glauben, schwankend in den Zielen, alle Formen versuchend, alle Wege erprobend und doch kein festes Dasein gewinnend. Man kann mit den Lutheranern die Freiheit leugnen, mit den Arminianern pelagianisieren, mit jenen die Realpräsenz im Altarsakramente glauben, mit den Reformierten sie verwerfen, mit den Socinianern Christi Gottheit leugnen, Episkopaler, Puritaner, Quäker sein, Protestant bleibt man dennoch, so lange man die Autorität der Kirche verwirft. Der Ursprung des Protestantismus liegt nicht im Unwesen bei den Indulgenzen, nicht in der Persönlichkeit der Reformatoren, nicht in der Fürsten Ehrgeiz, Habgier und Rivalität, nicht in der Versäumnis von Zucht und Sittenreform, nicht im Streben nach Geistesfreiheit. Das sind Nebenursachen, Anlässe, Vorwände. Seine Wurzel ist die aller Häresieen, der Hafs gegen die kirchliche Autorität. Man wird sagen, die Geschichte protestiere gegen diese Definition. Gewils, doch war solche Inkonsequenz das Glück der Reformation. Natürlich hat Balmes die Frage gar nicht aufgeworfen, ob der Kirche ein Gut mangelte, welches die Opposition und die Häresie vermifsten und suchten. Die Folgerungen seiner irrigen Prämissen zog er mit der logischen Meisterschaft der grofsen Scholastiker. Als ein Unheil ohnegleichen erschreckt ihn die Zerstörung der religiösen Einheit Spaniens durch den Protestantismus. Ist sie doch mit den Gewohnheiten, Bräuchen, Sitten, Gesetzen des Volkes verwachsen. Stand sie nicht an der

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