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fie nur konnten. Welche Wohlthätigkeit herrschte in der ersten christlichen Gemeine zu Jerusa lem. Alle, die glaubig worden waren, heißt es von dieser Gemeine, waren bey einander, und hielten alle Dinge ge mein; ihre Güter und Habe verkauf fen sie, und theilten sie unter alle, nachdem Jedermann noth war. Und wie lieffen sich die Apostel die Sorge für die Armen angelegen seyn! Es war ein Zweck ihrer Reisen, Almosen für dürftige Christen zu sammeln und überall Unterstüßungen aus, zumitteln. Ihr wisset die Gnade un sers Herrn, Jesu Christi, riefen fie den neugegründeten Gemeinen zu, daß, ob er wohl reich ist, ward er doch arm um euerntwillen, auf daß ihr durch seine Armuth reich würdet. Daraus leiteten fie ihre Ermahnungen zur Wohlthätigkeit ab; und es waren grosse Summen, die sie zusam. menbrachten, womit die Gemeinen einander aus. halfen und die Lasten der Zeit einander erleich, terten. Dieser Geist der Wohlthätigkeit vers schwand auch nicht etwan unter den Christen, als die Apostel zu wirken aufgehört hatten. Schon mehr als dreyhundert Jahre waren nach den Zeiten derselben verflossen, und noch immer mußte ein Kaiser *), der die Christen haßte, ihre Wohlthätigkeit rühmen, mußte sie seinen begun.

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*) Der Kaiser Julianus in feinem Brief an den Obers priester Arsaccus Epistol. XLIX. p. 429.

begünstigten Heyden zum Muster vorstellen, mußte diese zur Nachahmung eines Wohlwol lens ermuntern, das alles um sich her zu er quicken und zu segnen pflegte.

Sind wir uns einer Tugend bewußt, M. Br., welche gleichsam die erste milde Frucht des entstandnen Christenthums war; die sich mit demselben ausgebreitet und in alle Lånder der Erde verpflanzt hat; die seit den åltesten Zeiten ein unterscheidendes Merkmal wahrer Christen und ein unverkennbarer Vorzug der selben gewesen ist? Wie auch das Gewissen eines Jeden unter uns diese Frage beantwor ten mag: daß er nicht ganz aus unsrer Mitte verschwunden ist, der Geist einer edlen, christ. lichen Wohlthätigkeit, das glaube ich behaup. ten, das glaube ich laut rühmen zu können. Nein, an Menschen, die von der Moth ihrer Brüder gerührt werden und sie fühlen; `an Freygebigen, die nie vergessen, wohl zu thum und mitzutheilen; an Edelmüthigen, die, wenn sie Almosen geben, ihre linke Hand nicht wissen lassen, was die rechte thut, fehlt es uns noch nicht; fie zeigen fich zu oft unter uns die schönen Blüthen und Früchte einer wahren Wohlthätigkeit, als daß man an dem Vorhandenseyn dieser Tugend zweifeln könnte. Aber ist sie so allgemein und herrschend unter uns, als sie es seyn sollte? Trägt sie so viel bey, die Noth und den Jammer der Zeit zu mildern, als sie beytragen könnte? Sind wir

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von ihrer Wichtigkeit und Unentbehrlichkeit so überzeugt, wie wahre Christen es seyn müssen? Ift es uns insonderheit jemals klar geworden, welchen Segen sie dem gewährt, der sie übt, und wie wunderbar, wie sicher, wie unausfprechlich fie fich selbst belohnt?

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Ja, M. Br., läßt sich von irgend einer Tugend sagen, sie belohne sich selbst, fie sey mit grossen, -unausbleiblichen, jede Anstrens gung und jedes Opfer reichlich vergütenden Vortheilen verknüpft: so ist dieß der Fall bey der wahren Wohlthätigkeit. Dieß ins Licht zu segen und zu beweisen, ist die Absicht des Texa tes, welchen ich jezt erklären soll; er entwickelt die Segnungen, welche natürlich und von selbst aus der Wohlthätigkeit entspringen, mit einer Vollständigkeit und Klarheit, welche nichts zu wünschen übrig läßt. Mit Freuden ergreife ich diese Gelegenheit, von diesen Segnungen zu sprechen und eure Aufmerksamkeit auf fie zu lenten. Sehen, ihr Edlen unter uns, die ihr gewohnt send, Wohlthätigkeit zu üben' und reichlich auszustreuen, gleichsam mit Augen sehen follet ihr jezt, was euch zugedacht ́ift, welche Erndte für euch reift, daß euch mehr zu Theil werden soll, als ihr euch vorstellet. Ihr aber, die ihrnie "daran gedacht habt, wohl zu thun und mitzutheilen; die ihr wohl gar unempfindlich bey der Moth eurer Brüder fend und ihren Klagen euer Ohr verschliesset: lernen soller ihr jezt, welcher Vortheile ihr

euch

euch selbst beraubet, wie ihr euch entehret und herabwürdiget,_welches Gericht Jeden erwar tet, der nicht Barmherzigkeit gethan hat. So håret mich denn mit Aufmerksamkeit und Samm lung, M. Br., und lasset uns Gott bitten, daß er auch dieser Stunde einen Segen ver Teihe. Wir vereinigen uns zu dieser Bitte in stiller Andacht.

Text: Psalm CXII. . 5-9.

Ueber den Inhalt des vorgelesenen Tertes ist kein Streit möglich, M. 3. Die heilsamen Folgen, die segensreichen Wirkungen der Wohls thätigkeit beschreibt der Dichter in demselben; er kann nicht Worte genug finden, das Glück dessen auszudrücken, der barmherzig ist und gerne leihet. Hiemit ist uns aber der Gegenstand unsrer heutigen Betrachtung auf das bestimmteste angewiesen; wie sehr wahre Wohlthätigkeit sich selbst belohnt, darüber müssen wir weiter nachdenken, wenn wir unserm Texte folgen und den Sinn deffelben gehörig entwickeln wollen.

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Und da fångt denn der Dichter damit an, daß er sich über die Wohlthätigkeit selbst erklärt, daß er sagt, was er unter dieser Tugend verstehe. Wohl dem, ruft er, der barmherzig ist und gerne leihet.

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Aus zweyerley ist also die Wohlthätigkeit zu sammengesezt, aus Gesinnung und aus Handlung, oder, welches einerley ist, aus Em pfindung

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pfindung und aus That, Und wie e m pfindet der Wohlthätige, wie ist er gesinnt? Ist es Eigennuk oder Ehrgeiß, was ihn in Bewegung sezt; wird er von einem blinden Triebe geleitet, folgt er veränderlichen, zufäl. ligen Launen? Nichts weniger, als dieß. Barme herzigs nennt ihn der Dichter. So Fann aber nur der heissen, der mit vernünftiger Be urtheilung und vom Gefühle der Pflicht beseelt, an dem Zustande der Dürftigen Theil nimmt; der von ihrem Jammer gerührt wird, weil er feines Gleichen, weil er edle Geschöpfe Gottes, und, als Christ, Erlösete seines Herrn, in ihnen erblickt; der sich berufen fühlt, jedem Mangel abzuhelfen, dem er abhelfen kann, und alles um sich her zu bes glücken. Und wie handelt der Wohlthätige, wodurch aussert sich die Barmherzigkeit, die in seinem Innern herrscht? | Låßt er es bey blossen Worten, bey einem unthätigen Bedauern, bey leeren Vertröstungen bewenden? Liegt es doch schon in dem Namen, welchen er führt, daß er thatig ist, daß er sich wirksam ver wendet. Und worin es besteht, dieses Thätig, feyn, dieses Verwenden, sagt der Dichter kurz und treffend. Der Barmherzige leihet gern, spricht er; er theilt gern von seinem Eigen. thume mit; er ist bereit und willig, der Noth feiner Brüder durch alles abzuhelfen, was er entbehren kann. Sen dieß, wenig oder viel; er thut, was er kann; er läßt den Dürftigen nie ohne Unterstüßung; er richtet sich mit seis.

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