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bis er seine Lust an seinen Feinden sieht. Freilich kann es dem Wohlthätigen keis nen Kummer verursachen, wenn man ihn ver kennt und anfeindet; er fühlt sich ja unschul, dig, er weiß, daß er etwas Beßres verdient; er verläßt sich darauf, seine Rechtschaffenheit und Menschenliebe können nicht immer verborgen bleiben; sein Herz ist also getrost. Aber noch mehr. Werden ihm seine Feinde bey seiner Unschuld beŋkommen, werden sie etwas Haltbares wider ihn aufbringen, werden sie ihm mit eini gem Scheine des Rechts schaden können? Wird nicht das Gute für ihn sprechen, welches er stifter? Wird er nicht Freunde und Beschüßer an allen haben, die er sich durch Wohlthaten verpflichtet hat? Werden die Versuche, ihm zu schaden, nicht mißlingen? Hat der Dichter nicht recht, wenn er hinzuseßt: er fürchtet sich nicht? Doch auch daben hat es sein Be wenden noch nicht; noch weit schönre Siege find der Wohlthätigkeit beschieden! Auch ihren Gegnern erzeigt sie Gutes, so bald sie Gelegen. heit dazu findet; ihr ist es eigen, auch ihre Feinde zu lieben, zu segnen, die ihr fluchen, denen wohl zu thun, die sie haffen, für die zu bitten, die sie be leidigen und verfolgen. Und es sollte keine Zeit kommen, wo ihnen dieß fühlbar wird; wo fie sich genöthigt sehen, andres Sinnes zu werden; wo sie, beschämt durch unverdiente Güte, Verzeihung suchen; wo sie, besiegt durch EdelD. Reinh. Pr. 2ter Band 16te Samml. N muth

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muth und Wohlwollen, sich nähern und sich in dankbare Verehrer, in begeisterte Freunde um gestalten? Dieß ist die Luft, M. Br., die der Wohlthätige an seinen Feinden sieht, so sammelt er, wie der Apostel es ausdrückt, feurige Kohlen auf ihr Haupt; so rächt er sich für ihre Beleidigungen; er läßt sich nie das Böse überwinden, sondern überwindet das Bise mit Gutem. Welcher Triumph der Wohlthätigkeit, M. Br. Wie kann man auch in dieser Hinsicht rufen: Wohl dem, der barmherzig ist, und gerne leihet!

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Und so darf man sich denn nicht wundern, daß der Dichter unsern Text mit den Worten beschließt: er streuet aus, und giebt den Armen; seine Gerechtigkeit bleibet ewiglich, und sein Horn wird erhöhet mit Ehren; daß er behauptet, die Wohltha. tigkeit mache sogar fähig zu ewig dau ernden Belohnungen. Denn ist etwa verloren, was der Wohlthätige ausßtreuet und den Armen giebt? Ist es nicht vielmehr eine Saat, die Gott segnet, die hundertfältige Früchte bringt? Und das Horn des Wohlthätis gen, seine Wohlfahrt und sein Einfluß, müs sen sie in einer Welt, die eine Haushaltung Gottes ist, wo alles nach weisen und gerechten Geseken regiert wird, nicht nothwendig mit Ehren erhöht, nicht vermehrt und erweitert werden? Wem fann Gott fichrer mehr anver

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trauen,

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trauen, als dem, der schon über Weniges treu gewesen ist? Wen kann er mit größrem Rechte über Viel sezen, als den, der schon von dem Geringern einen guten Gebrauch gemacht hat? Wer ist fähiger und würdiger, im Reiche Got tes viel zu gelten und immer grössern Einfluß zu erhalten, als der, welcher nur Heil und Se gen zu verbreiten gewohnt ist ? Wahr, im streng. sten Sinne wahr ist es also, ihr Wohlthätigen, daß eure Gerechtigkeit ewiglich bleibt. Denn in die Ewigkeit reichen ihre Wirkungeri hinüber; nachfolgen werden euch einst eure Werke, wenn ihr euch zur Ruhe gelegt habt von eurer Arbeit; und was euch Gott dort anvertrauen, wozu er euch in bessern Welten bestimmen, wel cber Seligkeit und Ehre er euch theilhaftig mas chen wird: wer kann das ahnen, wer vermag es zu fassen, und welche Zunge spricht es aus? Ge nug, wer da fået im Segen, der wird auch årndten im Segen. Wohl Jedem, der barmherzig ist und gerne leihet!

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Uns läßt Gott in Zeiten leben, die mehr, als andre, zur Wohlthätigkeit veranlassen und ver pflichten; überall giebt es Leiden zu lindern und Thränen zu trocknen; und auf allen Strassen kommt uns der Herr in seinen dürftigen, in seis nen hungrigen, in seinen kranken, in seinen noth leidenden Brüdern entgegen. Laffset es uns füh, len, o lasset es uns ernstlich zu Herzen nehmen, was jezt von uns erwartet wird, auf welche Probe wir hiemit gestellt sind. Wehe Jedem, der es M 2

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in solchen Zeiten, der es unter den Thränen und Seufzern so vieler Unglücklichen vergißt, wohl zu chun und mitzutheilen der seinen leis denden Brüdern' sein Herz verschließt! Als einen Unwürdigen stellt er sich dar, der die Gaben Gottes nicht anzuwenden versteht, dem Gott nichts weiter anvertrauen kann; ihn wird der Ausspruch treffen: nehmet dém uns nüßen Knecht den Centner, und ihn selbst werfer in die äusserste Finster. niß hinaus, da wird seyn Heulen und Zahnklappen. Möge doch keinen unter uns dieses Urtheil erwarten! Möge der Herr einst in uns allen Menschen erkennen, die ihn in seis nen dürftigen Brüdern gespeiset und getränkt, gekleidet und erquickt haben! Möge er auch uns zurufen: kommet her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist vom Anbeginn der Welt; Amen.

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XXXI.

Am Michaelis feste

Text: Luc. XV. ». 10.

Wenn das Feft, welches wir heute feiern,

M. 3., auch keine andre Wirkung und Folge hätte, als daß es die Vorstellung von einem höhern und unsichtbaren Reiche Gote tes unter uns erhielte, und uns in der Ueber. zeugung von dem Daseyn dieses Reichs befe. ftigte: so würde es schon darum zu den Tagen gehören, die uns, ganz vorzüglich wichtig und heilig seyn sollen. Denn wahrlich ohne die Vor. stellung von unsichtbaren, vernünftigen und frey. wirkenden Wesen, welche durch die ganze Schß, pfung Gottes verbreitet sind, und um welcher willen alles da ist, was in die Sinne fållt, ist uns die Welt eine eitle zwecklose Zurüstung, und unser Wesen ein un begreifliches Räthsel. Wozu nehmlich alle die Sonnen und Himmelskörper, die den unermeßlichen Weltraum erfüllen; wozu alle die Einrichtungen und Anstalten, die mit den selben getroffen seyn müssen; wozu alle die GeM 3

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