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Und soll sie fruchtbar für uns werden; soll sie Einfluß auf unser Betragen und Leben erhals ten: so müssen wir bewahren, was durch sie in unsre Seele kommt; müssen es durch weitres Nachdenken in unser Eigenthum verwandeln; müssen es durch besondre Uebungen auf uns selbst anwenden und Gebrauch davon machen. Die öffentlichen und gemeinschaftlichen Andachtsübungen endlich, finden sie nicht viel zu selten statt, als daß man es dabey könnte bewenden lassen? Wie? wir sollten gewöhnlich nur ein einziges Mal in der Woche an Gott denken; nur ein einziges Mal zu Gott beten; nur ein einziges Mal über die Wahrheiten der Reli gion nachsinnen; nur ein einziges Mal un fers Zustandes uns bewußt werden und an der Verbesserung desselben arbeiten? Würde man uns für wahre Christen halten, würde man glauben können, es sey uns ein Ernst mit der Anbetung Gottes, wenn wir so verfahren woll, ten? Eine Verpflichtung, eine feyerliche Aufforderung zu frommen Uebungen aller Art ist also das Kirchenjahr, M. Br., wir machen uns zu solchen Uebungen anheischig, wenn wir an der Feyer desselben Theil nehmen.

Lernt man indessen den Sinn und das Vers halten unzähliger Chriften genauer kennen: so muß man sehr zweifelhaft werden, ob sie dieß wissen und wissen wollen; ob sie die Verpflich tung zu frommen Uebungen aller Art, welche mit der Feyer des Kirchenjahrs verknüpft ist, A 3

auch

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auch wirklich gelten lassen. Denn geftehen fie es zum Theil nicht ein, daß sie von frommen Uebungen nur wenig halten? Lassen sie nicht Tage, Wochen, Jahre vergehen, ohne daß in dieser Hinsicht etwas von ihnen geschieht? Bes weist es nicht ihr leichtsinniges Verhalten, ihre Zerstreuungssucht, ihr wildes Schwärmen, ihr ganzes rohes Wesen, daß sie gar nicht daran denken, sich mit der Religion zu beschäftigen und ihr einen Einfluß bey sich zu verftatten? Und möchten Andre, welche es nicht versäumen, fromme Uebungen anzustellen, es nur mit meh. rever Ueberlegung und auf eine zweckmässigere Art thun; möchten fie nur mit der Klugheit und dem Ernste dabey zu Werke gehen, welchen folche Uebungen fordern! Doch wir mögen seyn, wer wir wollen: über unsern Sinn ge gen fromme Uebungen, über die Art und Weise, wie wir über sie denken und uns gegen ke verhalten, einmal Rücksprache mit uns selbst zu nehmen, ist eben so vernünftig und noth, wendig, als nüßlich und heilsam. Und wann könnten wir diese Untersuchung schicklicher_anftels Ien, als am Anfange eines Kirchenjahres, als beym Eintritt in einen Zeitraum, deffen Bestim mung es ist, uns zu frommen Uebungen aller 'Art zu veranlassen und zu verpflichten? Wohls an also, mit ihr wollen wir dieses Kirchenjahr eröffnen; Rede und Antwort wollen wir uns jezt darüber geben, ob wir Alles wissen, Alles wollen, Alles zu thun bereit find, wozu uns

das

Das Kirchenjahr auffordert. Er aber, der im Geiste und in der Wahrheit von uns angebetet. feyn will, sen mit uns und mache uns immer fähiger zu seiner wahren Verehrung. Wir bit ten um diese Gnade in stiller Andacht.

Text: Pf. LXXXIV. 9. 11.

Aus einem Pilgerliede frommer Ifraeliten, die sich auf der Reise nach Jerusalem befinden, um dort dem öffentlichen Gottesdienste beyzu wohnen, sind die Worte genommen, M. Z., die ich euch jezt vorgelesen habe. Unbeschreiblich ist das Verlangen und die Freude, mit wel cher sie dem Heiligthume Gottes entgegensehen und sich demselben nåhern. Wie lieblich find deine Wohnungen, Herr Zeba oth, so hebt sich ihr frommes Lied an; meine Seele verlanget und sehnet sich nach den Vorhöfen des Herrn; mein Leib und Seele freuen sich in dem leben. digen Gott. Glücklich preisen fie daher in. sonderheit die, welche dem Heiligthume Gottes immer nahe seyn und sich in demselben verwei len können, so oft sie wollen. Wohl denen, rufen sie, die in deinem Hause wohnen, die loben dich immerdar. Doch auch ihr eignes Glück wissen sie dankbar zu schäzen. Ist es ihnen gleich nicht vergönnt, in dem Hei ligthume Gettes gleichsam zu wohnen: so ist doch schon ein kurzer Aufenthalt ben demselben eine grosse Wohlthat. Denn ein Tag in 2004!

deinen

deinen Vorhofen, rufen sie, ist besser, denn sonst tausend. Ich will lieber der Thür hüten in meines Gottes Hause, denn lange wohnen in der Gottlosen Hütten..

Ich brauche es euch nicht erst bemerklich zu machen, M. 3., welch ein frommer Sinn, welch ein zartes Gefühl für religiöse Anstal ten, welch ein schmachtendes Verlangen nach dem öffentlichen Gottesdienst, welch eine bren nende Begierde, fic frommen Uebungen zu über. laffen, hier ausgedrückt ist; jedes Wort ist vom Geiste einer Frömmigkeit béseelt, die keine größ sere Wonne kennt, als sich mit Gott zu bes schäftigen. Würden wir wohl diese Worte zu den unsrigen machen, würden wir sie nachspre, chen können, ohne von unserm Gewissen, ohne vielleicht von denen, die uns nåher kennen, einer Unwahrheit beschuldigt zu werden? Ich will und kann nicht antworten, M. Br.; denn wie dürfte ich zu entscheiden wagen, was Jedem nur sein eignes Bewußtseyn sagen kann, was lediglich vor den Richterstuhl unsers Gewissens gehört? Aber damit es vor diesem zu einer Entscheidung komme: so wollen wir dießmal eine Rücksprache mit uns selbst über unsern Sinn gegen fromme Uebungen zu unserm Geschäfte machen. Es sind vier Fragen, welche wir uns bey dieser Rücksprache zu beantworten haben: Wie denken wir von diesen Uebungen? Welchen Theil neh.

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nehmen wir an denselben? Welche Erfahrungen haben wir von ihrem Einflusse? Was geschieht von uns, fie auch bey Andern zu befördern? Laffer mich eurer Beurtheilung jede dieser Fra gen besonders vorlegen.

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Daß ich, wenn ich von frommen Uebung gen spreche, nicht bloß dasjenige menne, was zu dem öffentlichen und gemein schaftlichen Gottesdienst gehört, ist qus dem bisher Gesagten schon offenbar. Jede auf die Verehrung Gottes, auf unsre Ermunterung und Besserung abzweckende Beschäftigung mit der Religion, fie bestehe, worin sie wolle, sie sey Lesen oder Nachdenken und Betrachtung, oder Gebet und Gesang, oder Unterredung mit Andern, oder Theilnehmung an gewissen Feyers lichkeiten und Gebräuchen, oder Aufmerksamkeit auf die Wunderwerke Gottes in der Natur und in dem Leben der Menschen, rechne ich hieher; von jeder zu unsrer Erbauung vorgenommenen Handlung ist jezt die Rede. Und da dringt sich uns denn vor allen Dingen die Frage auf: Wie denken wir von diesen Uebungen? Oder mit andern Worten: sind wir von ihrer Mothwendigkeit und von ihrem Werthe unterrichtet und überzeugt?

Nicht ohne Bedacht erwähne ich die Mothwendigkeit frommer Uebungen zuerst. Ist es nehmlich unläugbar, daß wir mit Gott, unserm Schöpfer, Erhalter und Wohl. thåter,

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