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anschaulicher konnte er uns nicht werden, als es durch die Menschwerdung seines Sohnes geschehen ift. In unsrer eignen Natur, durch die Schrans ken derselben für unsre Schwachheit zu einer bes quemen Ansicht gebracht; durch die Schatten ders selben für unser blödes Auge gemildert, erblicken wir da die Herrlichkeit Gottes; der Unsichtbare ift in Chrifto für uns sichtbar, der Unbegreifliche fáßlich geworden.

Und daher ist diese Mittheilung unter als len auch die zuverlässigste. Nicht um. sonst rühmt es der Apostel in unserm Terte, die Herrlichkeit des Eingebohrnen vom Vater sey an Christo sichtbar gewesen. Nur der ein gebohrne Sohn kannte nehmlich den Vater ganz und aus eigner Anschauung; nur Er ist mit den Gesinnungen des Vaters bekannt und der Vers traute seiner Rachschlüsse; nur Er kann also zeu. gen, was er gesehen hat, und über alles die beste Auskunft geben; Niemand hat Gott je gesehen, ruft der Apostel gleich nach unserm Terte; der eingebohrne Sohn, der in des Vaters Schoos war, der hat es uns verkündigt. Was wir aus dem Anblick der Schöpfung und aus den Tiefen unsers We sens von Gott erkennen, das sammelt unsre Vers nunft durch Schlüsse. Aber wie ungewiß ist hier alles; wie leicht kann sich unsre Vernunft irren, und wie oft hat sie sich wirklich geirrt! Was die Propheten von Gott lehrten, war nicht eigne Anschauung, nicht unmittelbare Bekanntjœaft

mit dem Wesen Gottes; es war ihnen gegeben; fie konnten also nicht mehr mittheilen, als sie empfan. gen hatten; auch ihr Unterricht war ́mangelhaft. Der Sohn allein konnte von sich sagen: wir res den, was wir wissen, und zeugen, was wir gesehen haben; er allein konnte rufen: alles, was der Vater hat, das ist mein; er allein konnte aus eigner Anschauung und Erfah rung sprechen und den ganzen Rath Gottes verkün digen. Können wir zu unsrer Ueberzeugung mehr verlangen, als das Zeugniß des Eingebohrnen? Sol len wirs nicht mit freudiger Rührung erkennen, daß Gott, nachdem er vor Zeiten manchmal und auf mancherley Weise gereder hatte zu den Våtern durch die Propheten, am lezten zu uns geredet hat durch den Sohn. Welche Offenbarung, M. Br., welche Gemeinschaft Gottes mit unserm Geschlechte! So ist er denn immer mehr hervorgetreten aus feiner stillen Verborgenheit; hat sich immer deut licher enthüllt; hat seinen Mittheilungen immer mehr Klarheit und Gewißheit gegeben; hat uns endlich durch den belehrt, der aus seinem Schoose herabkam, der der treue wahrhaftige Zeu ge und die Wahrheit selber ist.

Und nun kann es nicht befremdend mehr seyn, daß die Gemeinschaft Gottes mit unserm Geschlecht endlich auch eine Gemeinschaft des Eina flusses ist, daß der Apostel hinzusezt: voll Gnade und Wahrheit. Die Menschwers dung des Sohnes Gottes ift nehmlich der Beweis,

Daß

daß Gott nicht aufhört, zu unsrer Erwedung, zu unsrer Besserung und zu unsrer Be glückung wirksam zu seyn.

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Denn kann es nun, nachdem der Sohn Got tes Mensch geworden ist, nachdem er die Herrs lichkeit des Eingebohrnen vom Vater unter uns enthüllt hat, noch zweifelhaft seyn, ob der Unendliche auch auf Erden wirke, ob er namentlich unser Geschlecht seines Einflusses würdige? Daß unsre Natur fähig ist, diesen Einfluß anzuneh men, ist nun entschieden; ist sie doch mit dem Eingebohrnen des Vaters auf das innigste ver einigt, ist fie doch zum immerwährenden Werk zeuge desselben geheiligt. Daß der Unendliche geneigt ist, auch auf unser Geschlecht einen Einfluß zu äussern und sich desselben anzunehmen, ist nun eben so entschieden; denn würde er das Wunder veranstaltet haben, welches wir heute feiern, wenn er nicht entschlossen wäre, alles für uns zu thun und in der wirksamsten Gemeinschaft mit uns zu stehen? Kann aber seine Wirksamkeit zunächst einen andern Zweck haben, als unfre Erweckung? Erwachen, M. Br., aus thieris scher Trägheit und finnlichen Träumen erwachen sollen wir alle; darum hat er eben das grosse, ers ftaunenswürdige Wunder, an welches wir uns heute erinnern, so mächtig hingestellt vor unsre Augen; wir können es nicht gewahr werden, ohne Geist und Herz aufwärts zu richten; ohne es zu fühlen, wir sind mehr, als vergänglicher Staub; wir sind Wesen höherer Art, wir sind ihm selbst

verwandt und seines Geschlechts, wir sind berus fen und verpflichtet, der Würde unsers Wesens gemás zu handeln, und dem Vater der Geister. immer ähnlicher zu werden. Und dabey sollte ér uns nicht unterstützen? Er sollte unsrer Schwach. heit nicht willig zu Hülfe kommen? Er sollte nicht befördern, was er sich bey der Menschwer.. dung seines Sohnes zum Zweck gemacht hatte, und fein grosses Werk mächtig fortseßen? Ja, M. Br., bemerkt, geliebt, unterstüzt wird von ihm jedes menschliche Geschöpf, das geweckt durch seis nen Einfluß, sich zu fühlen anfängt, das sich den Fesseln der Sinnlichkeit entwindet und zu ihm emporzustreben sucht. Auf unsre Erweckung zweckt der Einfluß ab, welchen er auf uns aufsert.

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Und mithin auch auf unsre Besserung; denn Befreyung der Menschen von der Herrschaft der Sünde, Belebung derselben zu allem Guten, ihre Heiligung und Bildung, dieß war ja der grosse Endzweck, um welches willen der Sohn Gottes Fleisch wurde; nicht nur der größte Lehrer, nicht nur das erhabenste Muster der Tugend sollte er seyn; auch eine eigne Anstalt sollte er für dieselbe gründen; eine Anstalt fittlicher Besserung und Veredlung für alle Völker und Jahrhunderte. Und das hat er gethan; er hat es gestiftet, das Reich Gottes auf Erden, in welchem sich alles heiligen und für den Himmel bilden soll; es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen, und züchtiget uns, daß wir sollen verläugnen das ungöttliche

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Wesen und die weltlichen Lüfte, und züchtig, gerecht und gottselig leben in dieser Welt. Hier ist es also, M. Br., wo die Gemeinschaft Gottes mit unserm Geschlechte sich am wirksamsten zeigt. Durch unsre vernünf, tige und fittliche Natur stehen wir gleich am in der nächsten Berührung mit Gott, durch sie sind wir ihm verwandt. Ueberall sittliches Leben zu wecken, jeden Keim des Guten zu entwickeln und zu pflegen; jedes pflichtmässige Bestreben zu uns terstüßen und zu segnen, jeden Fortschritt, in der Vollkommenheit zu erleichtern und zu befördern, alles, was da ist und in der åussern, Welt geschicht, in ein Mittel der Besserung zu verwandeln und fittliche Kraft auf tausend verschiednen Wegen in die Seelen der Menschen zu bringen, das ist das _grosse Geschäft Gottes und seines Geistes auf Erden; und nur sammeln dürfet ihr euch, dürfet nur auf euch selbst merken, ihr werdet es bald gewahr werden, wie er euer Gewissen weckt, wie er euch durch dasselbe belehrt und erinnert, warnet und antreibt; wie er durch das Evangelium Jesu an eurem Herzen arbeitet und es umzuschaffen sucht; ́nicht einmal ausweichen, nicht einmal ent ziehen könnet ihr euch seinem alles durchdringen. den Einflusse, wenn ihr auch wolltet.

Und so hört er denn nicht auf, endlich auch zu unsrer Beglückung wirksam zu seyn. Voll-Gnade und Wahrheit, voll der größten und wichtigsten Segnungen fand der Apostel nach unserm Texte die Herrlichkeit des Eingebohr,

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