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ihre Strafbarkeit, ihre ganze empörende Schänd lichkeit könnet ihr der Wahrheit gemás gar nicht empfinden, wenn ihr euch nicht vorstellen wol. let, bey welchen Einladungen zum Gegentheil, unter welchen Proben der Vaterhuld Gottes, unter welchen Versuchen seiner Gnade, euch zu gewinnen und auf beßre Gedanken zu bringen, ihr euch so versündigt habt; ohne das Anden. ken an die Wohlthaten Gottes kann die Reue über eure Vergehungen nie lebhaft genug seyn, es kann euch nie klar genug werden, wie groß eure Schuld ist. Und könnet ihr sie gestehen, diese Schuld, könnet ihr die Bekenntnisse, wel che dieser Tag von euch fordert, ablegen, ohne zugleich Gott die Ehre zu geben; ohne es laut zu sagen, ihn treffe kein Vorwurf, er ha be vielmehr alles gethan, euch zu rühren und zum Guten zu ermuntern; ohne die Wohlthas ten zu erwähnen, die er euch erzeigt hat und die von euch zwar genossen, aber nur allzuoft gemißbraucht worden find? Was endlich mehr ist, als dieß alles; soll es denn bey dem heus tigen Tage bloß auf Demüthigung und Reue, bloß auf schmerzliche Gefühle, bloß auf ångst liches Flehen um Verzeihung und Grade abs gesehen seyn? Ist die wahre Busse nicht uns endlich mehr, als bittre Reue und unthätiges Trauern? Ift sie nicht der aufrichtige Ent. schluß, andres Sinnes zu werden? Ist sie nicht das eifrige Bestreben, von nun an alles Böse zu lassen und sich gründlich zu bessern? € 4

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Ift sie nicht das unablässige Bemühen, den Willen Gottes zu thun und seines Wohlgefal lens mit jedem Tage würdiger zu werden? Kann euch, aber irgend etwas zu einer solchen Busse geneigter machen, euch kräftiger dazu er muntern, euch mächtiger dazu antreiben, als das Andenken an die Wohlthaten Gottes; als die Erwägung, wie viel er an euch gethan hat; müsset ihr, wenn ihr noch einiges Gefühl habt, nicht die Wahrheit des Zurufs anerkennen; Lasset uns ihn lieben, denn er hat uns erst geliebt?

So ist es denn der Hauptzweck dieset Feier, den wir nicht bloß befördern, den wir sogar beffer, als auf irgend eine andre Art er. reichen werden, M. Br., wenn wir diesen Tag in ein Dankfest verwandeln und die unaussprech. liche Huld Gottes zum Gegenstand unsrer Be. trachtungen machen. Welche Beschåmung wird fich mit dieser Betrachtung verknüpfen! Wie werden wir es bedauern müssen, ben allen Gna denbezeigungen Gottes leichtsinnig, undankbar, fühllos geblieben zu seyn! Wie werden uns die Worte des Apostels an das Herz dringen: verachtest du den Reichthum seiner Güte, Geduld und Langmuth? Weißt du nicht, daß dich Gottes Gute zur Buffe leitet? Wie ftark werden wir uns angetrieben fühlen, nicht aus Furcht, sondern aus Dankbarkeit, nicht aus Zwang, sondern aus freyer Bewegung an unsrer Besserung-zu

arbeiten und den kindlichen freudigen Sinn ge. gen Gott anzunehmen, der in wahren Christen. herrschen soll. Doch der Text, welchen ich jezt zu erklären habe, erlaubt uns ohnehin keine andre Betrachtung, M. Br.; er nöthigt uns gleichsam, diesen Tag durch ein lebendiges Ge. fühl der Wohlthaten Gottes zu feiern und uns so zu einer wahren Sinnesänderung zu ermuns tern. Lasset uns folgen, M. Br., lasset uns empfinden und sehen, wie freundlich der Herr ist und wozu seine Huld uns verpflichtet. Mö. ge er sie auch in dieser Stunde groß an uns werden lassen und unsre Erhebung zu ihm seg. nen. Wir flehen um diese Gnade in stiller Andacht.

Text: Psalm CIII. v. 8-12,

Wunderbar gemischt sind in den Worten, die ich euch jezt vorgelesen habe, M. Z., De muth und Vertrauen, herzliche Reue und freu diger Dank, tiefes Gefühl eigner Unwürdigkeit und lebendige Hoffnung auf die grånzenlose Er. barmung Gottes. Ueberall leuchtet es durch, der Dichter ist sich seiner Schwachheit, seiner Feh. ler, seiner Strafbarkeit vor Gott lebhaft bewußt und tief gebeugt von diesem Bewußtseyn; aber dabey strahlt ihm die Huld und Erbarmung Got. tes so mächtig in die Augen, er sieht sich mit so grossen und mannichfaltigen Wohlthaten Gottes überhäuft, die Gnade Gottes erscheint ihm so unermeßlich, daß er sich unmöglich der Traurig.

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keit überlassen kann; daß die Gefühle der Dank barkeit und Freude endlich die Oberhand behal, ten, und sich in ein lautes Lob Gottes ergiessen.

Möchten sich Wehmuth und Freude, tiefer Schmerz über unsre Vergehungen und freudis ges Vertrauen zu Gott durch Chriftum heute eben so bey uns mischen, M. Br.! Möchte es auch in uns zulezt siegen, das freudige Ver. trauen zu Gott, und herrschender Sinn in uns werden! Wie gesegnet würde dann die Feier dieses Tages seyn, welche Früchte der Besserung würde sie bringen!

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Daß uns nichts mehr zu einer wah ren Sinnesänderung reisen soll, als die unaussprechliche Erbarmung Got tes, dieß ist die grosse Wahrheit, welche un ser Text enthält, welche er mit wichtigen Grüns den unterstüzt, welche er uns auf das nach. drücklichste an das Herz legt. Bey ihr wollen wir also jezt stehen bleiben. Wird sie uns einleuchtend, lernen wir ihre Wichtigkeit und Kraft empfinden: so kann es nicht fehlen, die redlichsten Entschliessungen werden wir heute fassen; ein Tag allgemeiner Erweckung wird dieser Tag für uns werden; wir werden hin fort, was noch hinterstelliger Zeit im Fleische ist, nicht mehr unsern Lüften, sondern dem Willen Gottes leben.

Nichts soll uns mehr zu einer wahren Sinnesänderung reißen, als die unaussprechliche Erbarmung Got.

tes.

tes. Die Beweise, welche diesen Sak bestå. tigen, sind eben so einleuchtend, als mannich, faltig. Die unaussprechliche Erbarmung Got tes ist nehmlich unverdient, und das soll uns rühren; sie ist mit Ernst verknüpft, und das soll uns warnen; sie ist nach, sichtsvoll, und das soll uns ermuntern; sie ist endlich grånzenlos, und das soll uns zur dankbarsten Liebe entflammen. Welche Gründe, M. Br.! Laffet sie uns ge. nauer kennen lernen und erwågen.

Bleiben wir ungerührt bey dem Verhält niß, in welchem wir mit Gott stehen; macht die Art, wie wir uns von Gott behandelt sehen, nicht den geringsten Eindruck auf uns: so ist es gar nicht möglich, daß wir an unsre Sinnesänderung denken und mit Rücksicht auf Gott an derselben arbeiten sollten; wir leben dann, wie die Thiere, in einer dumpfen Gedankenlosigkeit dahin. Haben wir aber nicht alles Gefühl verloren, was muß uns beym Andenken an Gott und beym Bewußtseyn unsrer Abhån. gigkeit von ihm, mehr anregen, mehr in Verwunderung setzen, mehr beschämen, uns aber auch eben deswegen kräftiger antreiben, dankbar zu werden und nach dem Wohlgefallen Gottes zu streben, als die unaussprechliche und doch vôl, lig unverdiente Erbarmung, die er gegen uns dassert. Denn erwäget es wohl, unver dient ist sie in einer zweifachen Hinsicht, diese Erbarmung; wir haben schon überhaupt

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